Skip to content Skip to left sidebar Skip to footer

Schlagwort: Stadtteilgeschichte

Ausstellung „30 Jahre in Gohlis, 30 Jahre Bürgerverein“

von Tino Bucksch

2022 feierte der Bürgerverein Gohlis sein 30-jähriges Jubiläum. Dabei schauten wir nicht nur auf die letzten drei Jahrzehnte ehrenamtlichen Engagements zurück. Auch wie sich der Stadtteil in dieser Zeit verändert hat und an welchen Stellen diese Veränderungen durch oder mit dem Bürgerverein vollzogen wurden, stand im Fokus.

Auf dem Jubiläumsempfang des Bürgervereins am 23. September 2022 im Gohliser Schlösschen wurde die Ausstellung „30 Jahre in Gohlis, 30 Jahre Bürgerverein“ – bestehend aus 11 Rollups – präsentiert.

Als Auftakt konnte die Ausstellung vom 04.05. bis zum 30.06. im Pflegedienst Ambulantis Sylvia Ohnsorge besichtigt werden. Danach wird die Ausstellung vom 05.07. bis 25.08. in der Stadtteilbibliothek „Erich Loest“ (Georg-Schumann-Straße 105) Station machen. Vom 10.09. bis zum 15.09. wird die Ausstellung im Rahmen des Tages des offenen Denkmals bzw. dem Tag der Industriekultur im Budde-Haus (Lützowstraße 19) zu sehen sein. Den Abschluss wird die Station im Stadtbüro vom 30.10. bis zum 10.11. (Burgplatz 1) bilden.

Alle interessierten Gohliserinnen und Gohliser sind natürlich herzlich eingeladen, an einem der Standorte vorbeizuschauen. Die Rollups informieren u.a. über das Schillerhaus, das Gohliser Schlösschen, das Budde-Haus, Denkmalschutz in Gohlis, den alten Ortskern, den Radbogen Nord, den Bürgerverein Gohlis, Handschwengelpumpen in Gohlis und Gohliser Plätze.

Stadtteilrundgang Krochsiedlung

Hoher Beteiligung beim Stadtrundgang im Rahmen von Jane´s Walk 2023 durch die Krochsiedlung in Gohlis Nord

Auch mit der dritten Teilnahme am Stadtteilrundgang im Rahmen von Jane´s Walk konnte der Bürgerverein Gohlis eine Begehung auf die Beine stellen, die enorm viele Interessenten anlockte. Mit über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war der Rundgang durch die Krochsiedlung am 07. Mai unter Leitung von ehemaligen Vorständen des Bürgerverein Krochsiedlung wie Herrn Dr. Seidel oder Herrn Krause ein Höhepunkt der Jane´s Walk-Woche.

Dabei erfuhren die Gäste nicht nur spannende Details zu den architektonischen und stadtentwicklungspolitischen Hintergründen der 1929-1930 erbauten Siedlung, sondern es gab mit einer Vielzahl von Anekdoten auch einen Einblick in den Lebensalltag der Bewohner der Siedlung seit deren Bestehen.

Natürlich wurde auch die wichtige Rolle, die der mittlerweile aufgelöste Bürgerverein Krochsiedlung spielte, deutlich gemacht. Das in Verhandlungsprozessen auch die zivilgesellschaftliche Perspektive wichtig ist, zeigt die erfolgreiche Arbeit des ehemaligen Bürgervereins der Krochsiedlung. Als Zeichen der Würdigung und Unterstützung der Arbeit des Bürgerverein Gohlis überreichte Dr. Seidel dem Vorsitzenden Tino Bucksch ein Beitrittsformular. Für alle Teilnehmenden war der Sonntag ein voller Erfolg.

 

Stand des Bürgervereins, Tag der offenen Tür im Schillerhaus

Rückblick Tag der offenen Tür im Schillerhaus

von Tino Bucksch

In der 2. Ausgabe unseres Gohlis Forums haben wir dem Schillerhaus 4 Sonderseiten gewidmet. Diese sollten dem inhaltlichen Auftakt für die Wiedereröffnung des so wichtigen kulturellen Kleinodes in Gohlis dienen. Seit September 2022 war das Schillerhaus für Besucherinnen und Besucher nicht zugänglich und es fanden auch keine weiteren Veranstaltungen statt. Umso mehr hat es den Bürgerverein gefreut, am 1. April zum Tag der offenen Tür und Wiedereröffnung des Schillerhauses mit einem Stand dabei gewesen zu sein. Mit unserem Gohliser Historischen Heft Nr. 6 „Straßennamen in Gohlis“ (mehr dazu auf Seite 5) sowie unserem Gohlis Kalender konnten wir den ca. 850 Gästen die Arbeit des Vereins präsentieren. Die besondere Beziehung zum Schillerhaus und die jahrelange gute Kooperation aber symbolisierte eines von 12 Roll-Ups unserer Ausstellung „30 Jahre in Gohlis, 30 Jahre Bürgerverein“, bei der extra eine Stellwand dem Schillerhaus gewidmet ist. Unzählige interessierte Gäste sind davor stehen geblieben und haben die eine oder andere neue Information mitgenommen.

Unsere Ausstellung geht auf Wanderschaft im Stadtteil: Auftakt wird am 03. Mai bis zum 30. Juni die Ambulantis Sylvia Ohnesorge (Foyer der Einrichtung in der Breitenfelder Straße sein) sein. Danach vom 05. Juli bis 25. August in der Stadtteilbibliothek „Erich Loest“ (Georg-Schumann-Straße 105) und im Budde-Haus (Lützowstraße 19) wird sie im Rahmen des Tages des offenen Denkmals bzw. dem Tag der Industriekultur 10. bis 15. September zu sehen sein.

Straßenschild Lützowstraße

Aus dem Stadtteil: Straßennamen in Gohlis

Ab dieser Ausgabe des Gohlis Forums finden Sie eine neue Rubrik im Heft: Straßennamen in Gohlis. In Anlehnung an die sehr begehrte Ausgabe 6 der Gohliser Historischen Hefte wollen wir über die historischen Hintergründe der Straßen in Gohlis berichten.

Den Anfang soll die Lützowstraße als Sitz unseres Bürgervereinsbüros (in der Nummer 19) machen. Die Lützwostraße führt vom Kirchplatz über die Georg-Schumann-Straße zur Coppistraße. Markante Orte entlang der Straße sind in der Nr. 3a das Gebäude des ehemaligen URANIA e.V.s, die Nr. 34 als Hauptzugang zu den ehemaligen Bleichertwerken, die Nr. 19 mit der ehemaligen Bleichertschen Villa Hilda, dem heutigen Stadtteilzentrum Budde-Haus sowie den Gohlis Arkaden an der Kreuzung Georg-Schumann-Straße.

Benannt ist die Straße nach dem preußischen Offizier der Befreiungskriege gegen Napolean Ludwig Adolf Freiherr von Lützow (1782-1834). Die Namensgebung erfolgte, weil die ursprüngliche Lützowstraße im Zentrum Süd 1950 in Niederkirchnerstraße umbenannt wurde. Bis zur Umbenennung trug die Lützowstraße in Gohlis den Namen Viktor-Adler-Straße, dem sozialdemokratischen Politiker und Mitbegründer der Österreichische Sozialdemokratische Partei (SPÖ).

Das Buch Straßennamen in Gohlis (Text Manfred Hötzel, Dieter Kürschner, Herausgeber Bürgerverein Gohlis e.V. 2011) kann für 9€ erworben werden. Einfach unter buergerverein@gohlis.info oder 0341-20018556 bestellen. In Gohlis liefern wir das Buch frei Haus aus.

Positionspapier zum Gohliser Anger – Chance für ein städtebauliches Vorzeigeprojekt

Dieses Positionspapier des Bürgervereins und seiner Arbeitsgemeinschaften Stadtteilgeschichte, Mobilität und Verkehr sowie Umwelt und Klima ist an den Bürgermeister Rosenthal und Dienberg, die Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Stadtrat und an die Fachabteilungen versandt worden.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dienberg,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Rosenthal,

mit Spatenstich am 5. September 2022 begann die von unserem Bürgerverein und vielen Anwohnerinnen und Anwohnern schon lang ersehnte Sanierung des Gohliser Angers. Darüber freuen wir uns sehr, wird doch nun aus dem wilden Parkplatz wieder eine ansehnliche Grünfläche im Herzen der Menckestraße. Auch die Idee, mit einem Trinkbrunnen Menschen vor der zunehmenden Hitze zu schützen, begrüßen wir. Allerdings wird aus unserer Sicht bislang mit dem Umbau des Angers eine große Chance vertan, über die Sanierung der Grünfläche hinaus ein Modellprojekt für einen modernen, klimagerechten und autoarmen Stadtumbau zu wagen. Das möchten wir ändern.

Im Frühjahr erhielt die Stadt den Zuschlag von der EU, als eine von 100 Modellkommunen „Klimaneutrale Stadt 2030“ zu werden. In der Ratsversammlung am 13. Oktober beschloss der Stadtrat das Energie- und Klimaschutzprogramm 2022. Beide Ereignisse begrüßen wir sehr. Doch: Wie will Leipzig diese sehr ambitionierten Ziele so kurzfristig erreichen?

Wir meinen: Am besten, indem sie konkrete Projekte in den Stadträumen dafür nutzt. Dabei muss die Stadt das Rad nicht neu erfinden, sondern sollte bei den Projekten, an denen sie bereits arbeitet, gleich Klimaschutz und Klimaanpassung mitdenken und vor Ort umsetzen.

Nach Auffassung des Bürgervereins Gohlis bietet sich die Maßnahme am Gohliser Anger bestens an, um über die reine Sanierung der Grünanlage hinaus zu denken und den gesamten Straßenraum neu zu gestalten.

Was aus unserer Sicht in diesem an sich sehr schönen Projekt fehlt, ist die Berücksichtigung von Fragen wie:

  • Wie kann der eigentlichen Förderzweck, „nachhaltig aus der Krise“ zu kommen, erreicht und die Grünfläche zu einem Raum für soziale Begegnungen und für Bewegung, vor allem für Kinder, werden?
  • Wie kann der Straßenraum zwischen den neuen Gehwegnasen und den Schienen so gestaltet werden, dass er für den Radverkehr sicher ist? Aktuell ist in dem Bereich durch die Pflastersteine kein gradliniger, risikoarmer Radverkehr möglich.
  • Wie kann die Maßnahme dafür genutzt werden, den Menschen Stadträume zurück zu geben und den Zielen des Leipziger Nachhaltigkeitsplans näher zu kommen, die Anzahl der PKW in Leipzig deutlich zu reduzieren?
  • Wie kann die Umgestaltung des Gohliser Angers dafür genutzt werden, nachhaltige Mobilität zu befördern und ein positives Exempel zu statuieren, wie PKW-Stellfläche reduziert, aber gleichzeitig Lebensqualität gewonnen werden kann?

Wir meinen: Das Areal der Menckestraße rund um den Gohliser Anger wäre eine wunderbare Gelegenheit, eine Maßnahme auf viele gesamtstädtische Ziele auszurichten. Wir sehen den Raum zwischen Schlösschenweg und Gohliser Straße als echte Chance, ein Exempel zu statuieren, bei dem vermeintlich so gegensätzliche Interessen wie Aufenthalt und Bewegung im Freien, generationenübergreifendes Quartier, familienfreundliches Wohnen und quartiersnahe Sport- und Freiraumangebote, nachhaltige Mobilität und vor allem klimabewusste Stadtgestaltung miteinander in Einklang gebracht werden können, zum Vorteil aller.

Tatsächlich wurden diese Punkte im Gespräch mit dem Grünflächenamt vor Ort geführt, bei der kurzfristig anberaumten Bürgerveranstaltung im Gohliser Schlösschen im August 2021. Bei der dortigen Vorstellung erster Überlegungen hatten wir bereits darum gebeten, das Projekt über die Grünfläche hinaus zu überdenken und soziale und klimaschützende Aspekte mit einzubeziehen. Dabei baten wir ganz konkret um Abstimmung mit dem VTA, dem Referat für Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz und dem Stadtplanungsamt. Wir hätten uns gewünscht, dass diese Hinweise aufgegriffen und ein Konzept über die Grünfläche hinaus entwickelt würde. Dies war leider nicht der Fall. Nun kommen wir auf diesem Weg darauf zurück.

Wir, der Gohliser Bürgerverein, haben im Nachgang zu der Bürgeranhörung in einem breiten Meinungsbildungsprozess zwischen AG Umwelt und Klimaschutz, AG Verkehr und Mobilität, AG Stadtteilgeschichte und Vorstand eine Vision entwickelt, wie das soziale Leben auf der Menckestraße zwischen Gohliser Straße und Schlösschenweg aussehen könnte. Wir wünschen uns einen Mencke-Kiez, weg von reiner (Auto-) Verkehrsplanung, wo die Begegnung von Menschen und die Aufenthaltsqualität im städtischen Raum im Vordergrund stehen, einen Kiez, bei dem nicht nur der Platz, sondern der gesamte Straßenraum mitgedacht wird. Einen Gohliser Anger, der – wie es seiner historischen Funktion entspricht – ein Platz im Herzen von Gohlis-Süd ist, wo Menschen allen Alters und mit und ohne körperliche Einschränkungen gefahrlos miteinander die Grünfläche nutzen können, sich gern aufhalten, begegnen und miteinander ins Gespräch kommen.

Dafür bitten wir Sie um Entwicklung eines konkreten Konzeptes. Hierfür haben wir bereits umfangreiche Anregungen und Ideen gesammelt.

Konkret stellen wir uns – beispielgebend – Folgendes vor:

  • Das Projekt Gohliser Anger wird nicht nur als Ausschüttung der in 2022 zur Verfügung stehenden Fördermittel gesehen, sondern mittelfristig als gesamtstädtisches Konzept gedacht, bei dem die nachfolgenden Ideen schrittweise umgesetzt werden.
  • Die Platzgestaltung denkt mittelfristig eine Nutzung auch für Kinder und Jugendliche mit. Bei der Verwendung der Fördermittel wird entweder eine solche Nutzung bereits umge-setzt, mindestens aber vorbereitet und auf jeden Fall nicht durch Umsetzung der bisher ge-planten Gestaltungsvariante verhindert. Aus historischer Sicht wird bei der Platzgestaltung die bauliche Gestaltung der Menckestraße mitgedacht. Der Platz wird so gestaltet, dass der Denkmalschutz einer Weiterentwicklung nicht entgegenwirkt, um perspektivisch weitere Nutzungsmöglichkeiten offen zu halten, wie zum Beispiel als Spielplatz und als generati-onsübergreifender Begegnungsraum.
  • Bereits in Planung ist ein übersichtlicher Zugang: Etwa in der Mitte des Platzes soll ein bar-rierefreier, gut einsehbarer und markierter Übergang vom Fußweg über die Straße zum Gohliser Anger führen. Ergänzend dazu wünschen wir uns, dass neben diesem Übergang die Fläche für ruhenden Verkehr so gestaltet ist, dass hierdurch eine freie Sicht von der Querung in den Straßenraum möglich ist. Unsere Idee ist: Von der Mitte (Querungsmög-lichkeit) nach außen werden auf der Straße, auf der Seite zum Fußweg, Stellflächen für Fahrräder, Lastenräder, Räder mit Kinderanhängern etc. geschaffen. Auf der inneren Stra-ßenseite hin zum Gohliser Anger soll Parken gänzlich untersagt sein. Dadurch soll die Que-rung für Jung und Alt gefahrlos möglich sein und zugleich klimafreundliche Mobilitätsfor-men unterstützt werden. Nach außen folgen dann Stellflächen für Car-Sharing, Parkplätze mit e-Ladestationen und Kurzzeit-Parkplätze für Anwohner-Lieferverkehr. Damit wird der Straßenraum auf der Länge des Angers für PKW-Dauerparker obsolet. Diese Parkflächen werden aber nicht „weggenommen“, sondern in Parkflächen klimafreundlicher Mobilitäts-formen umgewandelt.
  • Der Straßenraum wird insgesamt neu definiert, um die gewünschte Nutzung des Angers zu ermöglichen. Für die Menckestraße wird perspektivisch vom Beginn (ab Gohliser Straße) bis zur Kreuzung Schlösschenweg eine verkehrsrechtliche Lösung gefunden, damit eine Nutzung des Angers, insbesondere Familien, gefahrlos und attraktiv möglich ist. Idealer-weise wäre aus unserer Sicht eine Sachgasse von beiden Seiten her zu schaffen, so dass der Durchgangsverkehr außen vor bleibt. Natürlich muss die Durchfahrt für die Straßenbahn bestehen bleiben.
  • Wir begrüßen, dass auf den historischen Platz und die Menckestraße als historischen Orts-kern von Gohlis (Süd) bei der Umgestaltung in geeigneter Weise hingewiesen werden soll.
    Zur Begründung und zum besseren Verständnis möchten wir auf folgende Punkte hinweisen:
  • In den umliegenden Innenhöfen werden große Teile der Flächen als PKW-Stellflächen ge-nutzt. Daher bieten diese Höfe weder für Kinder noch für Jugendliche die Möglichkeit, sich dort altersgerecht aufzuhalten. Bewegungsfläche für Kleine und Treffpunkte für Große sind daher nicht vorhanden – aber für ein gesundes Heranwachsen unerlässlich.
  • Der Weg ins Rosental ist insbesondere für berufstätige Familien an Werktagen oft unrealis-tisch, eine Spielfläche vor dem Haus, bei dem man die Nachbarn trifft, wäre hingegen sehr alltagstauglich und ermöglicht auch eine spontane, wechselseitige Unterstützung bei der kurzzeitigen Kinderbetreuung. Bei einem sicheren Stadtraum könnten die Kinder sogar oh-ne Betreuung vor dem Haus spielen. Dies würde nicht nur die Familien entlasten, sondern die selbstbewusste Entwicklung der Kinder stärken.
  • Da die Höfe wegen der Parkflächen oftmals auch nicht als Treffpunkt für die Hausgemein-schaften geeignet sind, gibt es in diesen Häusern keinen Ort, der Nachbarschaft zu begeg-nen, außer zufällig im Treppenhaus. Ein gemeinsamer Platz schafft daher auch Räume, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken. An Ereignissen wie dem Parking Day, „Chill & Grill“, hat der Bürgerverein bereits sehr positive Erfahrungen damit gemacht, den Anger als Treffpunkt für die Anwohner*innen zu aktivieren. Diese Aktionen wurden gern ange-nommen und sehr gut besucht.
  • Ein Ort, der allen Generationen Zugang bietet, schafft nicht nur Begegnungen und Kennen-lernen, sondern auch Verständnis füreinander und die jeweiligen Bedürfnisse der anderen Generationen.
  • Die Klimakrise trifft uns bereits jetzt sehr stark mit Wassermangel und Hitze. Die deutliche Verringerung der Anzahl von KFZ ist ein vom Stadtrat beschlossenes Ziel der Nachhaltig-keitsstrategie. Wenn man die bisherigen Stellplätze so neugestaltet, dass man sie nicht ein-fach ersatzlos abschafft, sondern in klimafreundliche Mobilitätsformen umwandelt, kann man zweierlei erreichen: Zum einen können Passanten beim Queren die Straße deutlich besser einsehen (und gesehen werden). Zum anderen fördert man durch die o.g. Umgestal-tung die Flächengerechtigkeit im Verkehr und schafft damit ein positives Beispiel. Auch werden hierdurch die Gesundheit der Leipzigerinnen und Leipziger sowie klimafreundliche Mobilität unterstützt. Das Umsteigen wird für alle leichter und attraktiver. Mit reservierten Kurzzeitparkplätzen könnte man überdies den Anlieferverkehr, Pflegekräfte, Handwerker und das Ärztehaus berücksichtigen.
  • Die Menckestraße ist das ehemalige Dorf Gohlis, der Anger das Herzstück, wo Schule, Ge-betsraum, Gefängnis, Spritzenhaus der Feuerwehr u.v.m. standen. Eine solche soziale Be-deutung dem Ort zurückzugeben, wird ihm auch in historischer Hinsicht gerecht.

Weitere Schritte:

  • Wir bitten um einen konkreten Termin, an dem wir unser Anliegen noch einmal mündlich vortragen können. Gern findet der Termin zusammen mit den zuständigen Fachämtern statt. Angesichts der zu erwartenden Planungszeiträume würden wir es sehr begrüßen, wenn der Termin noch in diesem Jahr zustande käme.
  • Wir bitten um Einstellung von Finanzmitteln in den städtischen Haushalt für die Erstellung des Konzeptes.
  • Wir bitten um die Einstellung von Finanzmitteln für die konkreten Planungsprozesse und die Umsetzungsschritte. Die Sicherung der Finanzierung ist die Voraussetzung für die Umsetzung des Projektes.
  • Wir bitten bei der Planung der Projektrealisierung um ein Bürgerbeteiligungsverfahren, das dieser Bezeichnung auch gerecht wird.

Wir freuen uns sehr, wenn die Ideen, konkrete Projekte, die von engagierten Bürgern vorangetrieben werden, seitens der Stadtverwaltung dazu genutzt werden, den Stadtumbau hin zu einer ökologischen, klimaneutralen und krisenfesten Stadt mit den Menschen im Mittelpunkt schnell und zielgerichtet voranzutreiben. Der Livia-Platz war hierfür ein sehr gutes Beispiel. Wir begrüßen das sehr und bieten gern unsere Unterstützung bei der weiteren Ideenfindung, Bürgerbeteiligung und Umsetzung an.

Herzlichen Dank. Wir freuen uns auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit.

Dr Seidel Gründer des Bürgerverein Krochsiedlung e.V.

Die Krochsiedlung – Interview mit Dr. Seidel

von Petra Voigt

Als Einstieg auf den Stadtteilrundgang folgt ein Interview mit Herrn Dr. Seidel und ein Beispiel, was ein Verein alles so leisten kann.

Ein Vorwort:
1928 plante die 1922 von Hans Kroch gegründete AG für Haus – und Grundbesitz wegen der akuten Wohnungsnot in Leipzig die Errichtung einer großen Wohnanlage im Stil des „NEUEN BAUENS“ oder auch Bauhausstil am nördlichen Rand der Stadt.

Hans Kroch entstammte einer angesehenen jüdischen Familie in Leipzig und war ein geschickt agierender Geschäftsmann und Bankier. Mit ihm verbindet man auch das „Kroch-Hochhaus“ am Augustusplatz mit seinem Glockenspiel, Industriepalast und das Königshaus.

Nach einem Architekturwettbewerb planten die Berliner Architekten Mewes und Emmerich eine Wohnanlage mit 1018 2 – 4 Raumwohnungen, die heute noch im Bestand sind.

Herr Dr. Seidel lebt mit seiner Frau seit über 60 Jahren in der Siedlung. Er hat diese Zeit engagiert verfolgt und insbesondere nach der Wende machte sich der Bürgerverein Krochsiedlung e.V. zur Aufgabe, die Restitutionsansprüche der Krocherben, die Sanierung durch den neuen Eigentümer zu unterstützen und mit diesem gemeinsam eine kleine „Schlacht“ gegen die Denkmalschutzbehörde zu schlagen.

Das Interview führte Petra Voigt (2.Vorsitzende Bürgerverein Gohlis)

Herr Dr. Siedel, zunächst herzlichen Dank, dass Sie die Führung durch die Siedlung übernehmen. Ohne Ihren Berichten und Erzählungen vorgreifen zu wollen, geben Sie uns doch eine kleine Über-sicht zur Geschichte der Krochsiedlung:
Herr Dr. Seidel: Die Gebäude wurden im Zeilenbau mit quergestellten Kopfbauten errichtet. Variantenreiche Gestaltung der Grundrisse, farbliche Gestaltung der Fassaden, unterschiedliche Hauseingänge, Loggien und Balkone zeichnen diese Bauten aus. In jeder Zeile befand sich ein mit Hecken umfasster Spielplatz mit Bänken für die Eltern, Teppichklopfstangen u.s.w.. Bereits damals gab es Heizung und Warmwasser, gesichert durch 7 Heizkeller. Ebenso 14 Waschküche mit damals moderner Technik nebst Trockenräumen. Zugleich wurde in der Max -Liebermann – Str. eine Ladenzeile errichtet, die heute noch gewerblich genutzt wird. Sieben Gärtner pflegten die parkähnlichen Anlagen zwischen den Zeilen mit ausgewähltem Baum – und Straucharten. Am 30.10.1930 wurde das Areal offiziell unter „Wohnstadt Gohlis – Nord“ eingeweiht. Schon bald erhielt die Wohnanlage von der Bevölkerung den Namen „Krochsiedlung“. Wenn wir am 07.05.2023 das Areal besichtigen, kann ich Ihnen Geschichte und Geschichtchen näherbringen.

Herr Dr. Seidel, vielleicht doch noch ein paar Ausführungen:
Herr Dr. Seidel: „Nun, anhand der Siedlung ist die wechselvolle Geschichte vom Dritten Reich, über die DDD bis zur Wende 1989 nachzuvollziehen. 1938 verschleppten die Nazis Hans Kroch in ein KZ. Nachdem die Familie auf den gesamten Besitz verzichtet hatte, kam er frei und emigrierte. Seine Frau wurde im KZ Ravensbrück ermordet. Ein Stolperstein, den meine Frau und ich gestiftet haben, vor dem Haus in der Sebastian-Bach-Str. 53 erinnert daran. Die DDR hat die Krochsiedlung 1951 in Volkseigentum überführt und völlig überraschend 1980 auf die Denkmalschutzliste der Stadt Leipzig aufgenommen. Dies hatte in der DDR keine weitreichenden Folgen. Diese überlies die Siedlung sich selbst und sie bot 1989/90 einen doch recht erbärmlichen Anblick. Nach der Rückübertragung der Siedlung an die Krocherben 1996 verkauften diese 1997 an den mittelständischen Bauunternehmer, Gaedeke, aus Mölln, der das Areal weiter liebevoll sanierte. Am Rande: Zuvor hatte bereits die LWG mit der Sanierung begonnen, jedoch nach Fertigstellung von 20 % gestoppt. Es dauerte 5 Jahre, bis die Sanierung weiterbetrieben wurde. Plötzlich war das Thema „Denkmalschutz“ auf dem Plan. Baustopps wurden verhängt. So, wegen der geplanten Anbringung von Wärmedämmung. Die Denkmalschutzbehörde Leipzig lehnte dies ab. Die Firma Gaedeke suchte sich Unterstützung unseres 1992 gegründeten Vereins. Gemeinsam, ich würde sagen, kämpferisch, haben wir erreicht, dass sich eine bewohnbare Siedlung auf aktuelle Herausforderungen einstellen musste. Es wird auch deutlich, dass Bauen, Denkmalschutz und Umweltschutz durchaus realisierbar sind. Dafür hatte sich der Bürgerverein Krochsiedlung eingesetzt und es geschafft.

Herr Dr. Seidel, vielen Dank für die kleine Vorschau. Wir sind gespannt auf den 07.05.2023.

Ein Nachwort: Der Bürgerverein Gohlis e.V. hatte 1999 eine Sonderausgabe „Krochsiedlung“ herausgegeben. Diese Ausgabe werden wir auf unserer Homepage bereitstellen und ggf. einige Exemplar am 07.05.2023 mitbringen.

Für Interessenten zum Thema Kroch in Leipzig verweisen wir auf das Buch: Kroch Der Name bleibt. Von den Autoren Hans-Otto Spithaler/Rolf H. Weber / Monika Zimmermann. Erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle (Saale)

Die Krochsiedlung in Gohlis als Thema für einen Stadtteilrundgang im Rahmen des Jane’s Walk 2023

von Tino Bucksch

Im Rahmen des weltweiten Projektes Jane´s Walk, an dem sich seit 2019 auch Leipzig beteiligt, veranstaltet der Bürgerverein Gohlis am Sonntag, dem 07.05.2023 einen Stadtteilspaziergang durch die Krochsiedlung. Ab 14 Uhr (Treffpunkt: Helgoländer Weg Ecke Norderneyer Weg) laufen wir gemeinsam entlang der markanten Punkte der Siedlung. Die Führung wird Dr. Seidel, Bewohner der Krochsiedlung und langjähriger Vorsitzender des Bürgerverein Krochsiedlung durchführen. Mit seinem Wissen aus 60 Jahren wird dieser einen Einblick in die komplexe Geschichte der Siedlung und deren Architektur und Grundstruktur geben.

Mal ohne Lorbeerkranz

Von Steffen Poser, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

»Wir stehen an einer Stätte, die ein großer und edler Mann betrat … Unser großer Schiller, … er steht uns in heiliger und unnahbarer Ferne; … Aber an dieser Stelle …, die alle an das gewöhnliche Leben erinnern, fühlen wir es lebhafter als je: daß auch Schiller Mensch war; wie wir; … hier ist er aus- und eingewandert, hier hat er sich erfreut …, in diesen freundlichen Räumen hat er dieselbe Luft geathmet, die uns erquickt, in unserm traulichen Rosenthale haben ihn dieselben Schattengänge gekühlt, die uns erfreuen.«

Treffender, als es Robert Blum anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel an Schillers kurzzeitigem Quartier in Gohlis im November 1841 tat, kann man kaum zusammenfassen, warum auch heute noch im mittlerweile Schillerhaus geheißenen alten Bauernhaus in der Menckestraße Gebäude und Ausstellung an den Sommeraufenthalt des Dichters im Jahre 1785 erinnern.

Dieses Jahr hatte für den späteren Dichterfürsten genauso bedrückend begonnen, wie das alte geendet hatte. Aus dem Job als Militärarzt, den er hasste, hatte er sich davongeschlichen, aus dem nächsten, den er wirklich mochte, war er rausgeflogen. Die Behörden waren ihm wegen Fahnenflucht auf den Fersen, der Geldbeutel war flach und zu allem Überfluss plagte er sich mit einer Malariaerkrankung. Kurzum, die Welt war schlecht und das Leben, kaum dass es richtig begonnen hatte, schien aschgrau.

Und dann, von jetzt auf gleich, änderte sich alles. Schiller nahm eine überraschende Einladung von zwei ihm bis dahin vollkommen unbekannten Pärchen an, die ihn, voll der Bewunderung für seine ersten schriftstellerischen Erfolge nach Leipzig baten. 1785 zog er für einige Wochen im Haus des Bauern Schneider als Sommergast ein. Dort erlebte er beglückende Nähe, bedingungslose Freundschaft und ehrliche Bewunderung, im nahen großstädtischen Leipzig eine verheißungsvolle Ahnung der weiten Welt. Hier sah er sein eigenes Stück im Theater, machte die Bekanntschaft zahlreicher Künstler, gewann neue Zuversicht und verlor seine Schulden. Plötzlich schien alles eitel Sonnenschein und im Hochgefühl des Glücks wuchsen in ihm Verse, die einmal seine bekanntesten sein sollten – das Lied »An die Freude«.
Rund 50 Jahre später ist es der Leipziger Theatersekretär und Homo Politicus Robert Blum, der Schillers einstige Sommerfrische zu wenig beachtet findet. Blum nimmt den „kräftigste(n) Kämpfer für … Wahrheit, Recht und Freiheit“ beim Wort und setzt ihn als subversive Waffe gegen politische Bevormundung, Despotie und Zensur ein. Man beschäftigt sich im Kreise Gleichgesinnter mit dem Werk eines der größten deutschen Dichter und ruft doch mit dessen Worten von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit laut in den abgestandenen Mief der deutschen Kleinstaaten nach dem Öffnen der Fenster.

Schiller und sein Werk trifft auch nach Jahrzehnten noch den Nerv der Zeit bei jenen, die am politischen Prozess teilhaben wollen. Man zitiert den Dichter und münzt ihn auf die Gegenwart. Wer je in der DDR den trotzigen Applaus nach Posas Gedankenfreiheits-Forderung bei einer Aufführung des Don Karlos erlebte, weiß, was gemeint ist. Man macht einen über siebzigjährigen Gohliser ausfindig, der des Dichters einstige Sommerwohnung identifiziert, die man 1841 mit einer für das schmalbrüstige Häuschen etwas überdimensionierten Ehrenpforte samt Eisengusstafel schmückt. Die erklärt, er habe hier nicht nur gewohnt, nein, sein populärstes Werk, das (bitte im Fettdruck) Lied sei hier entstanden. Später disputiert man darüber. Hat er es hier nur im Herzen getragen, allenfalls knapp skizziert, vielleicht zunächst im Freundeskreis im sommerlichen Schatten alter Linden nur einzelne Verse gesungen und das Ganze erst jenseits Gohlis‘ vollendet? Heute Nebensächlichkeit, damals an diesem Ort unverzichtbar für die Identifikation mit Mann und Werk.

Von nun an gibt es alljährlich Schillerfeste, Wettbewerbe für Schüler und Ausstellungen von »Schiller-Reliquien«. 20 Taler lässt sich der Schillerverein die Miete für die beiden windschiefen Stuben kosten, in denen der Verehrte einst logierte und als 1856 der Abbruch des ganzen Hauses droht, erwirbt er kurzerhand Haus und Grundstück und setzt es instand. Fast einhundert Jahre später wird der Schillerverein aufgelöst und die Stadt übernimmt das Gebäude. Unsachgemäßer Umgang mit der Bausubstanz und verwalteter Mangel in der DDR lassen Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts erneut um den Fortbestand des Hauses fürchten, den eine grundhafte Sanierung 1998 sichern kann. Nachvollziehbar, dass sich im Laufe von mehr als anderthalb Jahrhunderten Gedenkstättenexistenz auch mehrfach die Art und Weise wandelt, mit der Friedrich Schiller an diesem Ort dem Publikum begegnen soll. Vom Freiheitskämpfer, über den entrückten Dichterfürsten zum Revolutionär ist da Vieles dabei. Vielleicht ist es heute an der rechten Zeit am rechten Ort, in der neuen Ausstellung den Wortgewaltigen als Menschen kennenzulernen, ehe er vollständig zu Marmor erstarrt.

Schöne Aussichten: das Kulturprogramm im neu gestalteten Schillerhaus

Von Franziska Jenrich-Tran

Das Jahr 2023 steht im Schillerhaus ganz im Zeichen der Freude. Zunächst einmal freuen wir uns sehr, Sie nach einer längeren Umbauphase in unserer neuen Ausstellung „Götterfunken“ wieder begrüßen zu können. Dies soll am 1. April mit einem Tag der offenen Tür für Groß und Klein gebührend gefeiert werden. Entdecken Sie die Ausstellung unter sachkundiger Führung, genießen Sie musikalische Beiträge von jungen Musizierenden, gehen Sie auf einen digitalen Schillerrundgang oder nutzen Sie unser Kreativangebot.

Auch über den Publikumstag hinaus werden an jedem ersten Mittwoch im Monat sowie an besonderen Tagen öffentliche Führungen zu verschiedenen Themen angeboten. Bei Interesse vereinbaren wir auch gern individuelle Führungen an Ihrem Wunschtermin. Zudem wurde das Programm für Bildungseinrichtungen überarbeitet und erweitert. Es reicht nun von spielerischen Angeboten für Kindergartenkinder bis zu Workshops für die Oberstufe. Alle Informationen dazu finden Sie auf der Museumswebseite oder Sie sprechen uns direkt an.

Der malerische Bauerngarten wird im Sommer wieder Schauplatz zahlreicher Veranstaltungen sein. Freuen Sie sich auf ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern. Unter anderem werden die Papiertheaterkünstlerin Ulrike Richter, die Sängerin Cora Chilcott, die Schüler und Schülerinnen der Musikschule Johann-Sebastian Bach sowie das Kabarett „De fischelanden Gaffeedanden“ ihre neuen Programme zeigen. An den beiden letzten Augustwochenenden präsentiert das beliebte Theater-Ensemble Kulturbeutel sein alljährliches Sommertheaterstück. Ein weiteres Highlight wird die Aufführung des Stücks „Der Räuber-Komplex“ durch die Theater-AG des Gohliser Friedrich-Schiller-Gymnasiums.

Erstmalig wagen wir uns dieses Jahr mit den Ensembles „Action & Drama“ und „Uschis Erben“ in die Sphären des Improvisationstheaters. Das Publikum wirkt als Impulsgeber mit seinen Ideen, die dann spontan auf der Bühne in Geschichten umgewandelt werden.

Friedrich Schiller war ein großer Weinliebhaber, der dem Rebensaft auch literarisch ein Denkmal setzte. Was liegt also näher als eine öffentliche Weinprobe im Garten des Schillerhauses, zu der Museumsdirektor Dr. Anselm Hartinger in diesem Jahr wieder herzlich einlädt.

Schillers Gedicht „An die Freude“ steht im Fokus zweier Veranstaltungen. Ich werde in einem öffentlichen Vortrag auf die Entstehungsumstände und das musikalische Nachleben des berühmten Gedichts eingehen. Der Lyriker Ralph Grüneberger gestaltet eine musikalisch umrahmte Lesung mit modernen Lesarten der Ode an die Freude. Auch die Leipziger Theodor-Fontane-Gesellschaft und der Verein für Sächsische Landesgeschichte sind mit Lesungen im Schillerhaus vertreten.

Wer sich für weitere Schiller-Orte in Gohlis interessiert, kann sich künftig mit seinem Smartphone auf eine Spurensuche rund um das Schillerhaus begeben. Den digitalen Rundgang haben Schülerinnen und Schüler des Schiller-Gymnasiums in Kooperation mit dem Museum entwickelt.

Ganz besonders freuen wir uns über die Fortsetzung der guten Zusammenarbeit mit dem Gohliser Bürgerverein, der uns schon in der Vergangenheit tatkräftig unterstützt hat. Als gemeinsame Veranstaltungen sind dieses Jahr ein Stand beim Publikumstag, ein Frühjahrsputz im Schillergarten, eine Lesung mit dem Schauspieler Johannes Hendrik Langer sowie ein Liedersingen im Advent geplant.
Kommen Sie also vorbei und lassen Sie sich vom Charme des Schillerhauses verzaubern. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Veranstaltungshighlights 

1. April, ab 10 Uhr Tag der offenen Tür zur Wiedereröffnung des Schillerhauses
30. April, 17 Uhr „An die Freude“, Lesung mit Ralph Grüneberger
6. Mai, ab 18 Uhr Museumsnacht Halle – Leipzig
2. Juni, 18 Uhr Heinrich Heine: Atta Troll. Papiertheater mit Ulrike Richter
10.6., 19 Uhr „Der Räuber-Komplex“. Theater mit Schülerinnen und Schülern des Friedrich-Schiller-Gymnasiums
18.6./ 2.7., jeweils 15 Uhr Sommermusik mit der Musikschule Johann Sebastian Bach
23.6., 19 Uhr Improvisationstheater mit „Uschis Erben“
1.7., 14 Uhr Lesung mit dem Verein für Sächsische Landesgeschichte
8.7., 18 Uhr Schiller-Abend mit Cora Chilcott
9.7., 16 Uhr Weinprobe im Schillergarten mit Dr. Anselm Hartinger und Franziska Jenrich-Tran
5.8., 19 Uhr Improvisationstheater mit „Action & Drama“
18.-20.8. sowie 25.-27.8. Sommertheater mit dem Kulturbeutel
27.9., 16 Uhr Vortrag „Alles über Schillers Ode an die Freude“ von Franziska Jenrich-Tran
21.10., 19 Uhr/ 22.10, 17 Uhr: Kabarett „De fischelanden Gaffeedanden“
25.10, 16 Uhr Lesung zu E.T.A. Hoffmann mit dem Fontane-Kreis-Leipzig

 

 

Ausblick Ausstellung 30 Jahre Gohlis, 30 Jahre Bürgerverein

Ausstellung „30 Jahre Gohlis, 30 Jahre Bürgerverein“

von Tino Bucksch

2022 feierte der Bürgerverein Gohlis sein 30-Jähriges. Dabei schaute der Verein nicht nur auf die letzten drei Jahrzehnte des Vereins zurück, auch wie sich der Stadtteil in dieser Zeit verändert hat und an welchen Stellen diese Veränderungen durch oder mit dem Bürgerverein vollzogen wurden, stand im Fokus. Denn so, wie sich unsere Mitgliederzusammen- setzung gewandelt hat, wie sich die Strukturen und Arbeitsfelder veränderten und die Themen, mit denen sich der Verein beschäftigte, hat sich auch das Gesicht von Gohlis gewandelt. So hat sich die Bevölkerungszusammensetzung verändert, maßgeblich geprägt von einem positiven Trend der letzten zehn Jahre. Aber auch das Wohnumfeld des Stadtteils ist durch das Schließen von Baulücken oder das Sanieren der bestehenden Bausubstanz nicht mehr zu vergleichen mit dem von Anfang der 1990er Jahre. Veränderungen in den Ansprüchen der Gohliserinnen und Gohliser an Lebens- und Wohnqualität haben das Angebot der Verkehrs- und sozialen Infrastruktur maßgeblich geprägt.

Auf dem Jubiläumsempfang des Bürgervereins am 23. September 2022 im Gohliser Schlösschen wurde die Ausstellung „30 Jahre Gohlis, 30 Jahre Bürgerverein“ – bestehend aus 12 Rollups – präsentiert. Die Ausstellung soll den Wandel von Gohlis und den Beitrag des Bürgervereins dazu in den letzten drei Jahrzehnten dokumentieren. Die Ausstellung wird über das Jahr 2023 verteilt bei befreundeten Akteuren und Einrichtungen in Gohlis gezeigt werden:

Auftakt wird am 03. Mai bis zum 30. Juni die Ambulantis Sylvia Ohnesorge (Foyer der Einrichtung in der Breitenfelder Straße sein) sein.

Danach vom 05. Juli bis 25. August in der Stadtteilbibliothek „Erich Loest“ (Georg-Schumann-Straße 105).

Im Budde-Haus wird die Ausstellung im Rahmen des Tages des offenen Denkmals bzw. dem Tag der Industriekultur (10.-15.09.2023) zu sehen sein.

Alle interessierten Gohliserinnen und Gohliser sind natürlich herzlich eingeladen, an einem der Standorte vorbeizuschauen.

Ausstellung Handschwengelpumpen

Historische Handschwengelpumpen in Leipzig und Gohlis

von Tino Bucksch

Am 9. Dezember wurde die Wanderausstellung der historischen Handschwengelpumpen in Leipzig im Infozentrum Georg-Schumann-Straße eröffnet. Nachdem die Ausstellung zum Tag der Industriekultur 2022 im Stadtbüro ihre Einweihung erlebte, geht diese nun auf Wanderschaft in die Stadtteile. Die Ausstellung ist ein Teil der Arbeit der Initiative um „Leipzig gießt“, „Leipzig pumpt“, der Stadtverwaltung Leipzig sowie diverser Bürgervereine und dem Arbeitskreis Gohliser Geschichte des Leipziger Geschichtsvereins, deren Ziel eine Sanierung und Reaktivierung der unterschiedlichen Pumpenstandorte in Leipzig ist.

Schon 2001 begann der Bürgerverein Gohlis, sich mit dem Thema Handschwengelpumpen im Viertel zu beschäftigen. Dazu veröffentlichte der Verein im Gohlis Forum zwei Beiträge zu der allgemeinen Geschichte der Pumpen in Leipzig, um den interessierten Leserinnen und Lesern einen Einstieg in das bisher unbekannte Thema zu ermöglichen. Heute sind leider noch wenige der unterschiedlichen Gehäusetypen der Pumpen in Leipzig vorhanden. Davon viele in desolatem Zustand.

Daher veranstaltete der Bürgerverein am 16. Oktober 2020 gemeinsam mit der Erich Kästner-Schule einen Spendenlauf auf der Sportfreifläche in der Sasstraße. Ziel war es dabei, Spenden für die im März 2020 demontierte Pumpe an der Fritz-Seger-Straße zu sammeln. Die 350 Schülerinnen und Schüler erliefen 18.000€, wovon die eine Hälfte für ein Spielgerät der Kästner-Schule und die andere Hälfte für die Sanierung der Pumpe genutzt werden sollte.

Die Ausstellung im Infobüro Georg-Schumann-Straße, die durch jeweils eine Tafel der Bürgervereine Gohlis sowie Möckern-Wahren ergänzt wurde, ist ab dem 3. Januar bis zum 28. Januar täglich von 16-19 Uhr und am Wochende von 10-12 Uhr zu besichtigen.

Jubiläum – 70 Jahre Schulentlassung

von Monika Jacob

Der riesige, viergeschossige Backsteinbau der heutigen 68. Oberschule wird im Volksmund noch immer gerne „Rote Schule“ genannt. Bis zum Jahr 1952 war es auch unsere Schule. Das Gebäude mit seinen doppelflügligen Eingangsportalen (eines für Mädchen und eines für Knaben), den ausgetretenen Holztreppen und gedrechselten Geländern ist uns allen gut im Gedächtnis geblieben. Dank Nachkriegszeit war der Unterricht dort mehr oder weniger planmäßig. Wir haben natürlich trotzdem viel gelernt und unsere Schulzeit war unvergesslich!

Im Mai 2014 haben wir das 1891 als Schule eröffnete Gebäude besucht und staunten sehr über die komplette Sanierung: Ein vergrößerter Schulhof, eine neue Schulbibliothek, eine moderne Mensa, Mehrzweckräume und Raum für Inklusion.

Lustige Erinnerungen rufen wir bei unseren Treffen immer wieder wach, z.B., dass wir als Schulanfänger etwas spöttisch „Erstenkrutzscher“ gerufen wurden. Ja und daheim kauften wir regelmäßig mit Lebensmittelkarten ein. So war es eben damals.

In der Nachkriegszeit erhielten wir hier in der Schule sogar eine Schulspeisung, z.T. mit 8g Fleischeinlage! Dieses Essen war schon manchmal fürchterlich, aber wir hatten ja Hunger. Eine Kohlrübensuppe war eigentlich mehr dazu angetan, sich das Essen ganz abzugewöhnen. Aber wir hatten ja Hunger, er war unser ständiger Begleiter. Manchmal gab es auch Milchnudeln. Das war ein Festtag, besonders für mich! Die erste Schokolade hieß übrigens „Vitalade“, eine nur nach Schokolade aussehende, aber nicht danach schmeckende Masse. Das Leben war eher bescheiden.
Wir erinnern uns, dass wir beispielsweise anfangs mit „Igelit-Schuhen“ kamen (im Winter waren sie sehr kalt und im Sommer bekam man feuchte Füße). Manche Schulstunden hatte jede von uns wohl auch mal stehend zugebracht. Zu der Zeit waren Stromsperren üblich, sodass die Kerzen daheim nicht nur der feierlichen Stimmung dienten. In der Freizeit sammelten wir gemeinsam Kartoffelkäfer und Buntmetall.

Auf dem Schulhof spielten wir viel, u.a. „Himmelhubbe“, „Völkerball“, „Bürger, Bauer, Bettelmann“, Verstecke usw. Besonderen Spaß hatten wir immer am „Tauchscher“ (die Wurzeln waren im Mittelalter), ein tolles Spektakel, an dem wir uns stets recht lustig verkleideten.

Ja und nun ist das alles schon 70 Jahre her, dass wir im Juli 1952 aus der damaligen 37. Grundschule in der Breitenfelder Straße 19 erfolgreich entlassen wurden. Im Mai 2001 trafen wir Ehemalige uns zum ersten Mal wieder und seitdem treffen wir uns regelmäßig jährlich mindestens zwei Mal. Viele kommen aus anderen Bundesländern und wohnen heute in Aachen, Duisburg, Dresden, Köln, Remscheid, Oberursel, Freising oder der Umgebung von Darmstadt bzw. Marburg. Bei diesem ersten, sehr lustigen Treffen im „Arabischen Coffee Baum“ stellten wir fest, dass auf alle Fälle aus allen etwas geworden ist!

Auch an unsere damaligen Lehrerinnen und Lehrer (Frau Manig, Frau Gasch, Frau Stoffregen und Herr Theil) erinnern wir uns oft und gern. Einige von ihnen waren sogar bei unseren ersten Treffen mit dabei. Wir sind unseren ehemaligen Lehrkräften von Herzen dankbar!

Bei unseren Treffen haben wir immer richtig viel Spaß. Manch eine bewahrt es sicher auch vor Einsamkeit. All unsere Schulerinnerungen von damals fügen wir ineinander wie in einem kleinen Puzzlespiel und da kommt echt viel zusammen. Kaum zu glauben nach so langer Zeit!

Selbst beim großen Jubiläumsfest „700 Jahre Gohlis“ am 12.08. 2017 waren wir dabei und wurden sogar vom Oberbürgermeister Burkhard Jung herzlich begrüßt.

Eines wünschen wir uns alle: Hoffentlich können wir uns noch sehr lange gemeinsam treffen und lachen.

Ausstellung „Historische Handschwengelpumpen in Leipzig“

von Wolfgang Leyn

Um die Geschichte der Leipziger Trinkwasserversorgung seit dem Mittelalter, vor allem aber um formschöne Pumpen aus Gusseisen geht es in der Ausstellung des Arbeitskreises Gohliser Geschichte, die ab 9. Dezember im Infozentrum Georg-Schumann-Straße 126 zu sehen ist. Eröffnet wird sie am 9. Dezember um 18 Uhr.

Erste Station der Wanderausstellung war im September das Stadtbüro am Burgplatz. Nun ist sie bis zum 28. Januar 2023 in Gohlis zu sehen, ergänzt um Tafeln der Bürgervereine von Gohlis und Möckern-Wahren sowie eine Schaufensterausstellung von LEIPZIG GIESST.

Nur wenige deutsche Städte ließen öffentliche Wasserpumpen künstlerisch gestalten. Einst standen in Leipzig mehr als 230 Pumpen, 14 davon in Gohlis und zwei in Möckern. Erhalten blieben im gesamten Stadtgebiet reichlich 50 Stück. 30 wurden bisher restauriert, nicht alle spenden jedoch Wasser. Zivilgesellschaftliche Initiativen wollen weitere reaktivieren, um mit ihrer Hilfe Stadtbäume gießen zu können.

Besichtigt werden kann die Ausstellung bis zum 17. Dezember täglich von 16 bis 19 Uhr, zusätzlich am 10., 11. und 17. Dezember vormittags von 10 bis 12 Uhr. Ab 18. Dezember ist die Ausstellung bis zum Jahresende geschlossen. Die Zeiten im Januar stehen wegen des Betreiberwechsels im Infozentrum noch nicht fest.

Zu erreichen ist das Infozentrum (bisher Magistralenmanagement) mit Straßenbahn 10 und 11 sowie Bus 90 (Haltestelle Wiederitzscher Straße). Der Zugang ist barrierefrei.

Gohliser Kalender 2023 erschienen

Mit „30 Jahre Gohlis, 30 Jahre Bürgerverein“ Rückblick auf bewegte drei Jahrzehnte im Stadtteil

Seit einigen Jahren gibt der Bürgerverein Gohlis e.V. einen Fotokalender heraus, der ausgewählte Themen im Stadtteil beleuchtet. In diesem Jahr hat sich der Bürgerverein im Zuge seines 30. Jubiläums dafür entschieden, auf die Entwicklung der letzten 30 Jahre im Stadtteil und den Beitrag, den der Verein an diesem Prozess hatte, zu blicken.

Jedes Kalenderblatt steht für ein Thema oder für einen prägenden Ort in Gohlis. So wird u.a. auf die Geschichte des Gohliser Schlösschens, des Schillerhains oder des Buddes Hauses seit 1992 zurückgeblickt. Auch übergreifende Themen wie Mobilität und Verkehr werden aufgegriffen. Die Kalenderblätter sind mit unzähligen Fotos aus dem Archiv des Bürgervereins bestückt. Ergänzt werden diese durch spannende Fakten oder Anekdoten zu den jeweiligen Kalenderblättern. Weiterführende Geschichten zu den unterschiedlichen Themen können auf der homepage nachgelesen werden. Dahin führt ein extra abgedruckter QR-Code.
Ab sofort gibt’s diesen Wandkalender im A4-Querformat für 9 EUR in ausgewählten Buchhandlungen wie dem „Bücherwurm“, Gohliser Straße 20, oder der Verlagsbuchhandlung Bachmann, Markt 1.

Direkt beim Bürgerverein kann man den Kalender via buergerverein@gohlis.info oder telefonisch unter 0341 | 20018556 montags bis freitags zwischen 10 bis 17 Uhr bestellen. Wir liefern bzw. versenden frei Haus! Eine Abholung ist während unserer Sprechstunde möglich (Fr 10-12 Uhr, Lützowstraße 19) möglich. Hier kann der Kalender auch im Büro des Budde-Hauses, während der Öffnungszeiten erworben werden (Mo-Fr, 10-16 Uhr).

Themenblätter:
Januar: 30 Jahre Bürgerverein – 30 Jahre Denkmalschutz
Februar: Der alte Ortskern von Gohlis
März: Das Gohliser Schlösschen
April: Die Revitalisierung des Gohliser Mühlengrundstückes
Mai: Plätze und Plätzchen in Gohlis
Juni: Die alte Brauerei Gohlis
Juli: Das Budde-Haus
August: Das Schillerhaus
September: Der Bürgerverein Gohlis im interkulturellen Dialog
Oktober: Mobilität und Verkehr
November: Die Georg-Schumann-Straße
Dezember: Radverkehrsverbindung Bahnbogen Nord

Stadtteilgeschichte erhalten pflegen, Alternativen suchen – Name der Turmgutstraße beizubehalten

von Tino Bucksch

Aus stadtgeschichtlicher Sicht erkennt der Bürgerverein keinen Grund, die seit 108 Jahren bestehende Turmgutstraße in Boris-Romantschenko-Straße umzubenennen. Erst recht, weil kein regionaler Bezug in Gohlis besteht. Es gibt unzählige Bauvorhaben in Leipzig, bei denen neue Wohnareale entstehen und die Potenzial für Straßenbenennungen bieten. Dort sieht der Bürgerverein eher die Chance, entsprechend des Wirkens Romantschenkos ein Zeichen zu setzen. Das aktuelle Vorhaben, eine Straße mit eindeutigem Bezug zum Umfeld zu ersetzen, schafft nur Konfliktpotenzial, senkt die Akzeptanz des Vorhabens und trägt dem Ansinnen keine Rechnung.

Der Bürgerverein Gohlis hat in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit Benennung von öffentlichen Plätzen gemacht. So konnte der Schillerhain oder der Fritz-Riemann-Platz in wenigen Monaten ihren offiziellen Namen erhalten. Wie der Amtsleiter für Statistik und Wahlen, Dr. Schmidt auf der Sitzung des Stadtbezirksbeirates Nord treffend anmerkte, kann der Prozess der Umbenennung einer benannten Straße aufgrund der Widerspruchfristen bis zu mehreren Jahren dauern. Der Bürgerverein bietet sich daher mit seiner Erfahrung als Partner bei der Suche nach Alternativen im Stadtteil an. Der Verein glaubt, dass dadurch eine Boris-Romantschenko-Straße innerhalb einer viel kürzeren Zeit realisiert werden kann.

Premiere geglückt: AG Stadtteilgeschichte veranstaltete ersten Rundgang in Gohlis mit elektronischem Quiz per Smartphone

von Robert Seehawer

Am 9. Oktober wurde bei bestem Sonntagswetter der erste Smartphone-geführte Stadtteilrundgang in Gohlis gegangen. Start- und Endpunkt war an der Friedenskirche. Der Rundgang durch Gohlis-Süd führte auf die Menckestraße, vorbei am Gohliser Schlösschen und dem Schillerhaus und entlang des Schillerweges. Auf dieser Route erfuhr man in knapp einer Stunde Spannendes und Wissenswertes über die markanten Wegpunkte wie den Gohliser Anger, die ehemalige Schokoladenfabrik, den Schillerhain oder das Gohliser Schlösschen im Quizformat. Die Stationen und Fragen für das Quiz wurden in der AG Stadtteilgeschichte erarbeitet.

Mit dem neuen Fördermitglied, dem Kindersportzentrum des SC DHfK Leipzig, hatte der Bürgerverein diesen digitalen Stadtteilrundgang mit dessen eigens entwickelter App konzipiert. Benjamin Helbig und Jessica Gross vom SC DHfK meinten dazu: „Heutzutage kommen wir kaum noch ohne das Smartphone aus. Warum es also nicht auch nutzen, um sich an der frischen Luft zu bewegen und etwas Interessantes zu erleben?“ Genauso empfanden es auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Rundgangs an diesem Tag.

Alle, die die Runde durch Gohlis nachholen und sich den Fragen stellen möchten, können dies gerne jederzeit tun. Die App ist im AppStore für Google oder IPhone untere „Trovi SC DHfK Gohlis Stadtteilrundgang“ zu finden. Die Schreibweise im AppleStore ist „Trovi SCDHfK Active Game“ und sollte genau beachtet werden.

Smartphones raus: Bürgerverein lädt zum ersten Rundgang in Gohlis mit elektronischem Quiz zur Stadtteilgeschichte ein.

Verein startet Kooperationsprojekt mit dem SC DHfK Leipzig

Der Bürgerverein Gohlis lädt alle Interessierten am Sonntag, den 9. Oktober zum ersten Smartphon-geführten Stadtteilrundgang in Gohlis ein. Startpunkt ist 14 Uhr an der Friedenskirche. Gemeinsam mit dem SC DHfK hat der Verein diesen Rundgang durch Gohlis Süd an der Menckestraße, über das Gohliser Schlösschen, dem Schillerhaus bis zurück zur Friedenskirche entlang dem Schillerweg entworfen. Auf dieser Route erfährt man in knapp einer Stunde Spannendes und Wissenswertes über die markanten Wegpunkte wie den Gohliser Anger, die ehemalige Schokoladenfabrik, den Schillerhain oder das Gohliser Schlösschen.

Die App sollte unbedingt vor Teilnahme an dem Rundgang runtergeladen werden. Diese ist im AppStore für Google- (Link zur App) oder IPhone-Handy untere „Trovi SC DHfK Gohlis Stadtteilrundgang“ zu finden. Die Schreibweise im AppleStore ist „Trovi SCDHfK Active Game“ (Link zur App) und sollte genau beachtet werden. Natürlich sind alle Interessierten auch ohne ein Smartphone eingeladen.

Budde-Haus: Hinter die Fassaden schauen

von Jürgen Schrödl

Am Sonntag, dem 11. September findet bundesweit der Tag des Offenen Denkmals statt, initiiert von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Auch das soziokulturelle Zentrum Budde-Haus – seit vielen Jahren bereits unter Denkmalschutz stehend – beteiligt sich erneut daran. Das 1891 erbaute Wohnhaus der Fabrikantenfamilie Bleichert öffnet an diesem Tag von 14.00 bis 18.00 Uhr seine Türen für Führungen und zeigt die Dokumentation über die Bleichert-Werke „Seilbahnkönig & Tagebaugigant“. Das Programm wird unter www.budde-haus.de veröffentlicht.

Der alte Ortskern von Gohlis

von Hansgeorg Herold

Das Dorf Gohlis, erstmals urkundlich 1317 erwähnt und mit Sicherheit älter, ist vermutlich aus einer slawischen Siedlung hervorgegangen. Bereits diese Siedlung passte sich der natürlichen geografischen Gegebenheit auf einer kleinen Anhöhe nördlich der Pleißeniederung an und ist im Verlauf der Menckestraße (früher Hauptstraße) noch heute erkennbar. Die Führung der Straße mit der leichten Krümmung in der Mitte des Straßenzuges folgt noch immer dem historischen Verlauf. Sie hat sich über Jahrhunderte hinweg nicht verändert und selbst der wechselnden Bebauung stand gehalten. Auch Veränderungen bei den Verkehrsmitteln, von der Pferdebahn zur „Elektrischen“, haben den Platz in seiner ursprünglichen Gestalt nicht beeinflusst. Auf der platzartigen Erweiterung kurz vor der Krümmung befand sich früher der Anger des Dorfes. Der Anger lag meist in der Mitte des Dorfes, war im Gemeinbesitz und diente im Regelfall als Viehweide oder Versammlungsplatz. Auch öffentliche Gebäude wurden am oder auf dem Anger errichtet.
Der Anger in der Menckestraße war seit 1685 mit einem flachen Gebäude bebaut, indem sich die Dorfschule und eine kleine Wohnung für den Lehrer befanden. 1774 wurde das Gebäude aufgestockt und im ersten Stock wurde ein Beetsaal eingerichtet. Außerdem erhielt das Gebäude einen Anbau für den Spritzenwagen der Feuerwehr und eine Arrestzelle. An der Außenwand befand sich ein Pranger mit Hals- und Fußeisen für Straffällige zwecks Strafverbüßung. 1818 wurde das Schulgebäude umgebaut und die Lehrerwohnung vergrößert. Lehrer Johann Gottlieb Fleischer, über 30 Jahre der einzige Lehrer in Gohlis, legte 1826 auf der östlichen Spitze des Angers einen kleinen Garten an. Nach 1830 wurde der Anbau erneut vergrößert und erhielt im ersten Stock eine Gerichts- und Gemeindestube. Im Erdgeschoss des Anbaus verblieben Gefängnis, Sektionslokal sowie der Raum für Feuerspritze und Leichenwagen. Das Gefängnishäuschen wurde 1885 abgerissen. Da das Schulgebäude weder den Bedürfnissen des Unterrichtes noch denen einer angemessenen Lehrerwohnung genügte, wurde es 1861 für diese Zwecke aufgegeben. Dafür wurde ein neues Schulgebäude am Lindenplatz (heute Kirchplatz) errichtet. Der Beetsaal wurde gottesdienstlich weiter genutzt, bis zur Einweihung der heutigen Friedenskirche am 31. Oktober 1873. Bis zum endgültigen Abriss des Gebäudes im Jahre 1887 wurden die Schulräume als Kinderbewahranstalt (Theresienstift) genutzt. Der ehemalige Anger war danach ein freier Platz, der 1890 zur Grünanlage, einem sogenannten „Schmuckplatz“ umgestaltet wurde. 1902 wurde die Anlage gestalterisch überarbeitet und mit der noch heute vorhandenen Umfassung versehen. Von Schäden durch Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg blieb der Anger zum Glück verschont. Allerdings wurde der Platz nach dem Krieg vorübergehend zur Trümmerablagerung genutzt.
Im Zusammenhang mit der Erarbeitung des neuen Sächsischen Denkmalschutzgesetzes von 1993 wurden zahlreiche Wohnhäuser der Menckestraße sowie der Dorfanger Gohlis mit der Kurzcharakteristik „Alter Gohliser Dorfanger als Sachgesamtheit“ in der Denkmalliste verzeichnet. Leider hat dieser aber seinen Denkmalcharakter 2005 wieder verloren. Er wurde vom Landesamt für Denkmalpflege in Dresden ohne Begründung von der Denkmalliste gestrichen. Trotz zahlreicher Anfragen und Hinweise durch Anwohner und den Bürgerverein Gohlis e.V. hat sich die Situation für den Anger bis heute nicht verändert. In der Mitte der Anlage befindet sich eine kleine Freifläche, die missbräuchlich als Parkplatz genutzt wird, obwohl sie nicht als solche ausgewiesen ist.

Auf Grund einer Initiative der Fraktion Freibeuter wurde 2019 ein Stadtratsbeschluss zur Neugestaltung des Gohliser Angers herbeigeführt. Über die Bereitstellung der erforderlichen finanziellen Mittel sollte im Haushaltplan 2021/2022 entschieden werden.

Am 08.04 2021 erfolgte durch das Amt für Stadtgrün und Gewässer (Frau Christiansen und Herr Zech) sowie durch Frau Müller vom renommierten Landschaftsarchitekturbüro Seelemann eine öffentliche Bürgerinformation über die für 2022 vorgesehene Umgestaltung des Gohliser Angers. Drei Varianten der Umgestaltung standen zur Auswahl, wurden ausführlich erläutert und konnten durch ein Votum bewertet werden. Die Anwesenden hatten die Möglichkeit, Vorschläge zu unterbreiten und Wünsche zu äußern. Es soll ein Platz mit denkmalpflegerischen Anspruch und hoher Aufenthaltsqualität entstehen. Die Realisierung soll 2022 erfolgen, dafür wurden Investitionsmittel von 185.000 € geplant, von denen 90 % durch Förderung abgedeckt werden.

Nachdem sich der Bürgerverein Gohlis e.V. über nahezu 30 Jahre durch Initiativen und Aktionen für den Erhalt und die Gestaltung des Gohliser Angers engagiert hat, wird die konkrete Planung und Realisierung des Vorhabens ausdrücklich begrüßt. Die vorgesehene Stele, die auf die Bedeutung des Dorfangers hinweisen wird, entspricht den Vorstellungen des Bürgervereins und sollte, der Eigenständigkeit der historischen Anlage angemessen, auch auf dem Anger ihren Platz finden. Der ehemaligen Anger ist ein historischer Ort, der seit Jahrhunderten das Erscheinungsbild von Gohlis-Süd prägt. Ihm würde mit der Neugestaltung ein würdiges Aussehen verliehen.

Die Revitalisierung des Gohliser Mühlengrundstückes

von Annekatrin Merrem

Die Existenz einer Wassermühle im südwestlichen Teil des ehemaligen Leipziger Vorortes Gohlis an der Flurgrenze zu Leipzig ist bereits seit dem Jahr 1384 urkundlich belegt. Der Mühlenbetrieb wurde über 500 Jahre lang aufrechterhalten. Seit 1852 war das Mühlengrundstück mit Unterbrechungen im Besitz der Stadt Leipzig. Der Gohliser Industrielle Adolf Bleichert war zwischen 1856 und 1870 einer der letzten Pächter des alten Mühlgebäudes. Als Ersatz für diesen Vorgängerbau entstand das heute noch bestehende Mühlengebäude im Jahr 1877. Das danebenliegende, Anfang des 19. Jahrhunderts errichtete ehemalige Wohngebäude beherbergte seit etwa 1870 bis in die 1960er Jahre den dem Mühlengut zugeordneten Gasthof. Der gastronomisch bewirtschaftete Mühlgarten war nach dem Abbruch der Wasserschenke und der Oberschenke am Gohliser Anger beliebtes Ausflugsziel für die Leipziger Bürger. Erst 1907 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt und der Mühlgraben verfüllt. Im Zuge der großstädtischen Entwicklung Leipzigs nach der Eingemeindung 1890 plante die Stadt Anfang des 20. Jahrhunderts eine städtebauliche Umgestaltung des Mühlengrundstückes und des dazugehörigen Mühlholzes und der Mühlwiese, der sämtliche Gebäude zum Opfer gefallen wären. Nachdem von diesem Plan Abstand genommen war, wurden die Gebäude bis in die 1990er Jahre als Schlosserei, Lager und Wohngebäude genutzt.

Bis zum weitgehenden Einsturz des Hauses im Jahr 2006 in Folge von Brandstiftung waren am Giebel der ehemaligen Gastwirtschaft die Buchstaben „Zur Mühe“ befestigt (das „L“ war bereits vorher abgefallen). Sie erinnerten fragmentarisch an die ursprüngliche Nutzung und wurden zum Motto eines langen Weges der Planung zur Revitalisierung des Ensembles seit Beginn der 1990er Jahre. Bereits bei der Neuerfassung der Kulturdenkmale der Stadt nach der Wende waren die Gebäude und der verfüllte ehemalige Mühlgraben als Kulturdenkmale vermerkt. Denkmalschützer und Stadtplaner plädierten daher für die Erhaltung der Gebäude in ihrer überkommenen Gestalt. Auch die Mitglieder des Gohliser Bürgervereins wiesen im Laufe der Jahre immer wieder auf den besorgniserregenden Zustand der Gebäude hin. Auch dem Engagement des langjährigen Mitglieds des Bürgervereins Dr. Manfred Hötzel, der regelmäßig, u.a. im „Gohlis Forum“ über die Bedeutung der Gohliser Mühle informierte, ist es zu verdanken, dass der bau- und ortsgeschichtliche Wert des Ensembles unter den Gohlisern nicht in Vergessenheit geriet.

Mehrere Investoren bekundeten seit den 1990er Jahren Interesse an der Revitalisierung des Mühlengrundstückes, z.B. als Standort für kleinteiliges Gewerbe, Wohnanlage oder Hotel. Aufgrund des erheblichen Sanierungsstaus war der Gebäudekomplex aber akut gefährdet. Trotz des besorgniserregenden Zustandes setzte sich der damalige Leiter des Amtes für Bauordnung und Denkmalpflege Hans Gerd Schirmer noch im Jahr 2006 nach Beurteilung durch einen erfahrenen Statiker gemeinsam mit Denkmalpflegern und Gohliser Bürgern für die Sicherung des ruinösen Gasthofs ein. Kurz darauf wurde das Gebäude durch gezielte Brandstiftung nahezu zerstört.

Es vergingen Monate, bis im September 2009 durch die Stadtverwaltung endlich der Beschluss gefasst werden konnte, die Gebäude an eine Investorengemeinschaft, die ATRIUM Baubetreuungsgesellschaft mbH, zu verkaufen. Die „über den Wert der einzelnen Gebäude hinausgehende Bedeutung als Ensemble mit identitätsstiftender Charakteristik für den Stadtteil“ wurde mit einem Ideenwettbewerb für einen Kindergarten mit Wiederaufbau des ehemaligen Gasthofgebäudes mit modernem Anbau gewürdigt. Als Sieger des Wettbewerbs ging unter drei Teilnehmern das Architekturbüro „Mehner Architekten“ hervor, dessen Konzept der „gelungenen Verbindung von Alt und Neu“ schließlich zur Realisierung kam. Es gelang, den alten Gasthof in seinem äußeren Erscheinungsbild detailgetreu nach dem historischen Vorbild neu zu errichten. Als Ergänzungsanbau wurde ein abgewinkelter, zweigeschossiger moderner Gebäuderiegel mit Flachdach angefügt.

Heute befinden sich im ehemaligen Wohntrakt der Mühle Wohn- und Büroräume. Im Hauptgebäude sind Arztpraxen und ein Weinhandel untergebracht. Im kleinen Anbau, in dem sich vorher jahrzehntelang eine Schlosserei befand, ist heute eine Gaststätte. Die im Hof angrenzenden Freiflächen werden wieder als Biergarten bewirtschaftet, der im Sommer ein beliebter Treffpunkt der Leipziger ist.
An die ehemalige Nutzung erinnern heute die während der Sanierung im Bereich des Mühlgrabens gefundenen, jetzt im Hof aufgestellten Mühlsteine. Zur Eröffnung des Kindergartens trugen die gerade eingezogenen Kindergruppen ein Programm mit Liedern und Spielen zum Thema „Mühle“ vor. Das war auch für die am Bau Beteiligten die Bestätigung, dass sich alle Mühe zur Wiederherstellung des Ensembles gelohnt hat.

Annekatrin Merrem