von Tilman Schenk
Am Verlauf der Straßenbahnlinie 12 in Gohlis häufen sich die Benachteiligungen für die umweltfreundlichen Verkehrsmittel – Fuß-, Rad- und öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) derart, dass sich die AG Mobilität & Verkehr des Bürgervereins Gohlis entschlossen hat, diese zum Thema eines Rundgangs mit Vertretern der Stadtverwaltung zu machen. Stattfinden wird dieser am Dienstag, 27. Juni ab 17 Uhr. Treffpunkt ist die Haltestelle Gottschallstraße.
Die Straßenquerschnitte entlang der Virchow- und Lützowstraße entsprechen noch weitestgehend der Gestaltung aus dem 19. Jahrhundert. Seitdem hat sich das Verkehrsgeschehen massiv verändert, vor allem Kraftfahrzeuge kamen in der damaligen Stadtplanung noch gar nicht vor. In der Folge wurde der Platz für alle immer enger, und hat heute eine Situation geschaffen, in der Zufußgehende, Radfahrende und ÖPNV-Fahrgäste entlang dieser Straßenzüge mit einer Reihe von Barrieren und Hindernissen zu kämpfen haben. Bei unserem Rundgang wollen wir an den folgenden Orten Station machen und über die Probleme sprechen:
1) Radweg Virchowstraße
Generell mangelt es in Gohlis-Nord und Gohlis-Mitte an leistungsfähigen und sicheren Nord-Süd-Verbindungen für den Radverkehr. Als Hauptverkehrsstraße ist die Virchowstraße mit 50 km/h befahrbar und wird täglich von 12.650 Kfz genutzt. Bei dieser Verkehrsstärke, so empfehlen die einschlägigen Richtlinien, kann Radverkehr nicht mehr im Mischverkehr mit den Autos geführt werden, sondern benötigt eine eigene Spur. Diese fehlt aber in der Virchowstraße auf ganzer Länge. Mit einem Pop-Up Radweg am 1.6. haben wir auf diesen Mangel hingewiesen.
2) fehlende Barrierefreiheit Haltestelle Gottschallstraße
Die Haltestelle Gottschallstraße ist eine von vielen der Linie 12 an der nach wie vor wie im 19. Jahrhundert auf die Fahrbahn ausgestiegen werden muss. Durch die Aufweitung des Straßenzuges ist der Haltestellenbereich für Autofahrer in stadtauswärtiger Richtung schwer einsehbar und hier kommt es besonders häufig zu gefährlichen Situationen, weil Autos an der haltenden Bahn vorbeizufahren versuchen: Viele Autofahrer scheinen zu denken, sie hätten nun „endlich freie Fahrt“. Der Haltestelleninsel in stadteinwärtiger Richtung fehlt ein ordentlicher Übergang vom Gehweg mit abgesenkten Bordsteinkanten.
3) fehlende Barrierefreiheit und Falschparker Haltestelle Virchow-/Coppistraße
Ein ähnliches Problem stellt sich an der Haltestelle Virchow-/Coppistraße. Zudem wird im Haltestellenbereich häufig regelwidrig geparkt. Ein- und aussteigende Fahrgäste müssen sich durch parkende oder haltende Fahrzeige hindurchschlängeln. Dabei handelt es sich bei dieser Haltestelle um eine recht wichtige – man kann hier zwischen Bus und Straßenbahn umsteigen und sie befindet sich mitten im kleinen Quartierszentrum rund um den Konsum.
4) Gestaltung der Einmündung Virchow-/Lützowstraße
Der Einmündungsbereich Lützow-/Virchowstraße gibt insgesamt ein tristes Bild ab: Er besteht fast ausschließlich aus versiegelten Fahrbahnen und einer nicht nutzbaren Verkehrsinsel. Für Zufußgehende, die von der Lützowstraße in die Virchowstraße einbiegen wollen, entstehen lange Umwege mit mehrfachen Fahrbahnüberquerungen. Ein Betreten der großen Sperrfläche birgt hohes Gefahrenpotenzial, da viele Autofahrende, die in nördlicher Fahrtrichtung in der Lützowstraße weiterfahren wollen, die Sperrfläche mit hoher Geschwindigkeit geradeaus überfahren. Dabei ist es mit in die Virchowstraße abbiegenden Radfahrenden schon mehrfach zu Unfällen mit schweren Verletzungen gekommen. Die Kreuzung ist auch Teil vieler Schulwege im Umfeld der 35. Oberschule.
5) Radverkehrsführung in der Bahnunterführung am S-Bahnhof Gohlis
Bereits länger bekannt ist die problematische Radverkehrsführung hinter dem Wartebereich an der Straßenbahnhaltestelle S-Bahnhof Gohlis und gemeinsam mit dem Fußverkehr. Radfahrende sind hier häufig zu schnell unterwegs, und auch wenn die Nutzung des Fußweges für die Radfahrenden nicht verpflichtend ist, ist ein Ausweichen auf die Fahrbahn zwischen die Schienen auch nicht attraktiv.
6) Verkehrsführung Gohlis-Arkaden
Vor den Gohlis-Arkaden befindet sich die nächste Straßenbahnhaltestelle, die nicht barrierefrei ist und die Fahrgäste vollständig den Gefahren des Autoverkehrs ausliefert. Häufig bildet sich vor der Ampel Kfz-Rückstau, die Fahrgäste schlängeln sich hindurch, nicht alle Autofahrer halten sich daran, hinter der haltenden Bahn zu warten, wenn sie befürchten, die Ampel würde nicht mehr lange grün sein.
Der Fahrgastwechsel sollte hier mindestens durch eine so genannte „Zeitinsel“, eine zusätzliche Ampel, die die Autos hinter der Bahn anhält, geschützt werden. Zur Herstellung der Barrierefreiheit wäre ein überfahrbares Kap wie an der Haltestelle Georg-Schumann-/Lindenthaler Straße der Linie 4 nötig.
7) Lieferverkehr Gohlis-Arkaden auf Fußwegen
Auf gleicher Höhe werden die an sich schon schmalen Gehwege häufig zusätzlich durch haltende Lieferfahrzeuge verstellt. Menschen mit Kinderwagen, Rollatoren oder Rollstühlen können hier nicht mehr passieren. Ein Ausweichen auf die Fahrbahn scheidet wegen der hohen Verkehrsdichte aus. Dabei verfügen die Gohlis-Arkaden eigentlich über Anlieferbereiche in ihrem Innern. Diese werden aus uns nicht bekannten Gründen aber nicht von allen Lieferfahrzeugen genutzt.
8) Elterntaxis auf Gehweg vor Glascontainer und fehlende Gehwegnasen an der Einmündung Lützow-/Eisenacher Straße
Der glücklicherweise recht großzügige Gehwegbereich in der Lützowstraße vor den Glascontainern und dem Durchgang zur Erfurter Straße als Zugang zur Erich-Kästner-Grundschule wird leider von „Elterntaxis“ zu oft als Halteoption genutzt. Der Einmündungsbereich zur Eisenacher Straße ist autofreundlich für zügiges Abbiegen aufgeweitet – das Überqueren der nicht besonders breiten Eisenacher Straße wird dadurch unnötig verlängert. Hier sind viele Kinder unterwegs, zur Erich-Kästner-Schule, zur freien Oberschule oder zu den Räumlichkeiten der Musikschule „Neue Musik“ im Haus der Urania.
9) Drängelgitter am Eingang der Freien Oberschule
Die „Drängelgitter“ vor den Eingängen der Freien Oberschule Gohlis verengen die sowieso schon sehr engen Gehwege zusätzlich. Hier passen nicht einmal zwei Zufußgehende aneinander vorbei.
10) Radverkehr zwischen den Schienen und Kontrolle Tempo 30 in der unteren Lützowstraße
Die Einführung von Tempo 30 in der unteren Lützowstraße hat sicher zur Verkehrssicherheit positiv beigetragen. Wir habe den Eindruck, dass dennoch viele Autos hier noch zu schnell unterwegs sind und sich Autofahrende zu riskanten Überholmanövern hinreißen lassen, wenn sich Radfahrende in den schmalen Streifen zwischen Straßenbahnschienen und Fahrbahnrand zwängen. Wir regen deshalb an, zum Radfahren zwischen den Schienen „auf dem Gleis“ anzuregen, durch Anbringen entsprechender Radpiktogramme.
11) Querung Kirchplatz / Einmündung Berggartenstraße für Fußgänger
Die Gestaltung des Krichplatzes ist auch schon lange Gegenstand der Arbeit des Bürgervereins. Insbesondere das Überqueren der Berggartenstraße war schon immer schwierig und ist durch die vor einigen Jahren markierten Sperrflächen nur etwas leichter geworden. Da die Poller recht weit auseinander stehen, werden die Sperrflächen auch gerne zum Parken von Autos missbraucht.
12) Radverkehr zwischen Kirchplatz und Ehrensteinstraße
Zwischen Kirchplatz und Ehrensteinstraße, wo der Radweg Richtung Zoo beginnt, fehlt auch noch eine angemessene Radverkehrsführung, obwohl der Platz im Querschnitt der Straße dafür ausreichend wäre. Hier hat die AG bereits im letzten Jahr mit einem Pop-up Radweg aufmerksam gemacht.