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Schlagwort: Kreativität

Was tut sich im Kunst- und Kreativzentrum in der Lindenthaler Straße?

von Kerstin Herrlich

In der letzen Ausgabe des Gohlis Forums war über das künftige Kunst- und Kreativzentrum in der Lindenthaler Straße berichtet worden und es kam die Kritik auf, dass dort noch immer nichts passieren würde.

Ja, so sieht es von außen wohl auch aus und die notwendigen Beschränkungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie haben ihr Übriges dazu getan.

Aber in Wirklichkeit und hinter der Glasfassade hat sich bereits sehr viel getan.

Nachdem das ehemalige Autohaus am 4. September 2019 durch die Kulturbürgermeisterin und weitere Vertreter der Stadt und der Kreativwirtschaft eröffnet wurde, nutzten bereits am 7. September viele Künstler die bis dahin eher an ein Krankenhaus erinnernden Räume für Ausstellungen im Rahmen der Nacht der Kunst. Die Besucherresonanz war überwältigend. Ganz viele nutzen die Gelegenheit, sich teils ungewöhnliche Ausstellungen anzusehen. Ergänzt wurde das bunte Treiben durch Konzerte, Mitmachaktionen, die Möglichkeit für Rikschafahrten und das Team vom Georgier sorgte für das leibliche Wohl der Künstler und Gäste.

Inzwischen ist es wieder ruhig geworden, aber langsam füllt sich das Haus mit Dauermietern – darunter zahlreiche Maler, Grafiker, Fotografen, eine Figurenbauerin, Musikern und vielen anderen „Kreativköpfen“. Im Eingangsbereich verweist ein geflügeltes Fahrrad auf seine Schöpferin – eine Architektin und die galerie k. – eine Galerie für zeitgenössische Kunst hat bereits die zweite Ausstellung eröffnet.

Ein erstes Treffen Ende Februar nutzten ca. 40 Mieter zum gegenseitigen Kennenlernen und der Ideenschmiede, wie man das Haus in der Öffentlichkeit bekannt machen kann. Dabei ging es auch um die Namensfindung, denn alle waren sich einig, dass der bisherige Name „Kunst- und Kreativzentrum“ zu sperrig erscheint und nicht das zum Ausdruck bringt, was hinter den Glasfassaden zukünftig passieren wird. Wenn sich ein passender Name gefunden hat – die Findung läuft im Übrigen sehr demokratisch ab – wird es auch eine entsprechende Markierung an der Außenfassade geben. Bei dem Treffen, an dem auch der Vertreter der Hausverwaltung teilnahm, ging es um Ideen, wie sich das Haus zukünftig in der Öffentlichkeit darstellen kann, welche Möglichkeiten es für Anwohner und Besucher gibt, die Arbeiten und Ateliers der Künstler, die Galerie und mögliche andere Ausstellungen zu besichtigen und welchen Beitrag die „Hausgemeinschaft“ zur Entwicklung der Kunst- und Kulturszene im Leipziger Norden leisten kann.

Als eine der ersten Maßnahmen war die Öffnung des Hauses im Rahmen der Tage des Europäischen Kunsthandwerks Anfang April geplant, was aber nun leider auf Grund der aktuellen Situation abgesagt werden musste.

Sobald es die aktuelle Lage ermöglicht, werden wir den ersten „Tag des offenen Hauses“ nachholen und dazu schon jetzt alle Anwohner herzlich einladen.

Daneben wird auch die galerie k. wieder für alle dienstags und samstags sowie zu den aller 6 Wochen stattfindenden Vernissagen die Türen öffnen. Die aktuelle Ausstellung mit Arbeiten des Leipziger Bildhauers und Grafikers Gunther Bachmann wird verlängert und daneben ist die Dauerausstellung mit Arbeiten von Marc-Antoine Petit, Natalia Simonenko und Franziska M. Köllner zu sehen.

Und spätestens zur 11. Nacht der Kunst, die nach jetziger Planung am 5. September 2020 stattfindet, wird im ehemaligen Autohaus wieder ein buntes Treiben mit Ausstellungen, Liveaktionen, Konzerten, vielen Überraschungen und natürlich leckerem Essen und Getränken die Gäste in ihren Bann ziehen.

Kerstin Herrlich ist Leiterin der galerie k. und Mitglied im Organisationsteam der „Nacht der Kunst“

DAS ist Leipzig

von Maria Köhler

Es trifft uns derzeit alle, dieser sich ausbreitende, krank machende und allerorts beschränkende Corona-Virus. Er beeinträchtigt uns nicht nur in unserer persönlichen Freiheit, er macht nicht nur unseren KIEZgeschäften zu schaffen, sondern er sorgt auch dafür, dass die Leipziger Kulturlandschaft zusammenbricht und zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, Kultur- und Kreativschaffende sowie Kulturstätten in Leipzig in wirtschaftliche Not geraten.

Die aktuellen Einschränkungen betreffen alle, ich werde es nicht müde zu sagen, die Solidarität untereinander ist in dieser Zeit von enormer Wichtigkeit. So viele Menschen aus wenigen Berufsgruppen sind unaufhörlich im Einsatz, damit wir aktuell im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben Freiheit genießen dürfen. Danke dafür! Und trotzdem merken wir – gerade in diesen Tagen, wo wir zwar noch frische Luft schnappen und Sport treiben dürfen (egal ob auf dem Balkon oder im Hinterhof), wo wir in den Garten (falls vorhanden) flüchten können, neue Kochrezepte oder uns als Hilfslehrerin oder Hilfslehrer ausprobieren dürfen oder uns dem Wochenhighlight „Einkaufen“ stellen – der Geist flacht intellektuell ab, derweil er von der Informationsflut systematisch überfordert wird. Ich bringe es mal auf den Punkt: Es fehlt an kulturellem Input jenseits des Geige übenden Nachbarskindes!

Sicher, das kann auch im „normalen“ Alltag passieren, aber hier hat jeder normalerweise die Wahl. Die Wahl, ob, wo und was wir uns gönnen: Ein Konzert, ein Schauspiel, ein Kneipenquiz oder einfach einen gemeinsamen Abend mit Familie und Freunden.

In Gohlis – so will es das Klischee – geht nicht sooo viel kulturell und szenisch gesehen. Aber ganz ehrlich, dies stimmt so nicht! In den letzten Jahren haben sich wundervolle Angebote etabliert, kleine Formate entwickelt und längst klappen die Bürgersteige nicht mehr allerorts 22 Uhr hoch. Wenn ich beginne aufzuzählen, vergesse ich sicherlich die falschen, aber viel Live gibt es inzwischen auf jeden Fall im Budde-Haus, im Kulturhof Gohlis oder bei unseren an der Anzahl überschaubaren, aber großartigen Kulturgastronomen im #Gohliser KIEZ. Ja, und natürlich fahren wir aus dem KIEZ raus und tummeln uns in allen Teilen der Stadt um Kultur zu genießen, logisch. Aber egal ob hier bei uns in Gohlis, oder anderswo in der Stadt: Die kulturproduzierenden Häuser und die Kultur- und Kreativschaffenden sind noch da, auch wenn sie ihre Arbeit nicht tun können, wenn sie ihr Publikum nicht auf gewohntem Wege erreichen und damit ihre Einkünfte sichern können. Und wir, das Publikum, sind auch noch da. Aber wie finden wir in der aktuellen Lage zueinander?

#DASistLeipzig

Zum 27. März 2020 ging das Portal www.dasistleipzig.de online, initiiert von Verbänden der Kultur- und Kreativschaffenden hier in Leipzig. Die Initiative Leipzig plus Kultur, die IG Livekommbinat Leipzig e.V. und der Kreatives Leipzig e.V. bündeln und zeigen seit Ende März, welche Veranstaltungen es in Leipzig aktuell gibt, welche Kulturstätte, Musikspielstätte, Künstlerinnen und Künstler aktiv Unterstützung benötigt und welche Menschen aus und für Leipzig Hilfsangebote für die Kultur- und Kreativschaffenden organisieren und initiieren.

Nachdem der erste Schock des Veranstaltungsverbotes verdaut ist, finden nicht nur Soziokulturelle Zentren, Clubs und Kunst- und Kulturschaffende wieder zu einander (unter Einhaltung der Vorschriften!) und realisieren, dass wir Konzerte und kulturelle Beiträge online via Youtube, Facebook oder Instagram miterleben dürfen. Auch die etablierten Häuser, wie das Schauspiel Leipzig oder das Gewandhaus zu Leipzig, ermöglichen wieder Kulturgenuss. So stellen sie z.B. ausgewählte und temporär verfügbare Mitschnitte von Konzerten und Theateraufführungen online auf ihren Internetseiten zur Verfügung.

Mein Appell an uns alle: So wie wir unsere Nachbarinnen und Nachbarn unterstützen, bei unseren Lieblingsläden bestellen um sie lokal zu unterstützen, und so wie wir auf einander in dieser herausfordernden Zeit Acht geben, so schenken Sie den Leipziger Kulturschaffenden in der aktuellen Situation ihre Aufmerksamkeit.
Auf dem Portal www.dasistleipzig.de können wir gezielt Kulturstätten, Künstlerinnen und Künstler und ganz gezielt Kampagnen und Initiativen unterstützen. Und natürlich gibt es hier im Veranstaltungskalender einen Überblick, welche Kulturveranstaltungen wir derzeit online genießen können. Bleiben Sie gesund!

Maria Köhler ist Vorstandsmitglied von Kreatives Leipzig e.V., dem Branchenverband für Kultur- und Kreativschaffende in Leipzig und Region, Einzelunternehmerin, Initiatorin des Stadtteilblogs Gohliser KIEZgeflüster, Mutter einer schulpflichtigen Tochter und wahnsinnig gerne in Gohlis lebend.