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Schlagwort: Denkmalschutz

Für die Erhaltung des Gohliser Angers als Namen

Der Gohliser Anger muss bleiben

Gegen geschichtsvergessene Benennung des historischen Kerns von Gohlis – Gohliser Anger erhalten!

Mit Unverständnis hat der Bürgerverein Gohlis e.V. zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Stadt Leipzig den Antrag der Fraktion der Freibeuter im Leipziger Stadtrat, den historischen Stadtplatz in der Menckestraße als „Gohliser Anger – Turmgutplatz“ zu benennen, unterstützt. Zugleich treibt die Stadt das Vorhaben auf die Spitze, indem im Verwaltungsstandpunkt die Doppelbenennung abgelehnt wird, dabei die Bezeichnung „Gohliser Anger“ gleich komplett aus dem Stadtteilbild getilgt werden soll und als Name „Turmgutplatz“ vorgeschlagen wird.

Gohliser Bürgerverein beantragt offizielle Benennung des Gohliser Angers

Der Bürgerverein Gohlis fordert die Stadtverwaltung und die Fraktion der Freibeuter auf, ihre beiden Vorschläge zurückzuziehen. Stattdessen sollte auf das Votum der lokalen Akteure und Gremien gehört werden. Aus diesem Grund wird sich der Bürgerverein für die offizielle Benennung Gohliser Anger einsetzen.

Geschichte des Gohliser Angers pflegen

Der Gohliser Anger als Herz des ehemaligen Dorfes beherbergte auf seiner Fläche einst wichtige öffentliche Gebäude wie die Schule, die Gemeinde- und die Gerichtsstube. Noch heute ist die Bezeichnung Gohliser Anger tief in der Anwohnerschaft von Gohlis verankert und die Fläche dient als Begegnungsstätte für Nachbarschaftsfeste und Naherholung. Zudem hat der Verein erreicht, dass dieser Platz neu gestaltet worden ist. Diesen Bezug jetzt mit einem Federstreich auszuradieren, zeugt von enormer Unkenntnis der lokalen Bezüge.

Zukunft des Gohliser Angers

„Nach der Umbenennung der Turmgutstraße Ende 2022, welche vom Bürgerverein Gohlis nicht unterstützt werden konnte, folgt nun – in Unkenntnis der lokalen Geschichte – der Versuch, den so wichtigen Namen Turmgut im öffentlichen Raum zu erhalten, dafür aber die Bezeichnung Gohliser Anger zu opfern. Eine Erläuterungstafel soll auch aufgestellt werden. Wir erinnern uns, dass erst im Frühjahr 2023 der sanierte Gohliser Anger der Öffentlichkeit übergeben wurde, versehen mit einer Infotafel mit kurzem Abriss zur Geschichte des Dorfes Gohlis und der Bedeutung des Gohliser Angers. Es erschließt sich uns nicht, was hier passiert und ob sich wirklich alle damit Befassten in der Verwaltung hinreichend mit dem Vorhaben beschäftigt haben.“, so der Vorsitzende des Bürgervereins Gohlis e.V., Tino Bucksch. Zumal der Bürgerverein mit seinen AGs Stadtteilgeschichte, Umwelt und Klima sowie Verkehr und Mobilität ein Positionspapier zur Weiterentwicklung des gesamten Bereiches der Menckestraße verfasst hat. Damit zeigt er, dass es nicht nur um ein Zurückschauen sondern auch um eine Zukunftsvision des Areals geht.

Gerne bietet der Bürgerverein der Stadtverwaltung und der Fraktion der Freibeuter einen Stadtteilrundgang mit einer ausführlichen Schilderung der Historie von Gohlis und der Bedeutung des Angers an. Die Arbeitsgemeinschaft Stadtteilgeschichte, die dazu seit drei Jahrzehnten forscht, kann den daran beteiligten Akteuren einige wichtige Informationen zum Thema anbieten.

Positionspapier zum Gohliser Anger – Chance für ein städtebauliches Vorzeigeprojekt

Dieses Positionspapier des Bürgervereins und seiner Arbeitsgemeinschaften Stadtteilgeschichte, Mobilität und Verkehr sowie Umwelt und Klima ist an den Bürgermeister Rosenthal und Dienberg, die Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Stadtrat und an die Fachabteilungen versandt worden.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dienberg,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Rosenthal,

mit Spatenstich am 5. September 2022 begann die von unserem Bürgerverein und vielen Anwohnerinnen und Anwohnern schon lang ersehnte Sanierung des Gohliser Angers. Darüber freuen wir uns sehr, wird doch nun aus dem wilden Parkplatz wieder eine ansehnliche Grünfläche im Herzen der Menckestraße. Auch die Idee, mit einem Trinkbrunnen Menschen vor der zunehmenden Hitze zu schützen, begrüßen wir. Allerdings wird aus unserer Sicht bislang mit dem Umbau des Angers eine große Chance vertan, über die Sanierung der Grünfläche hinaus ein Modellprojekt für einen modernen, klimagerechten und autoarmen Stadtumbau zu wagen. Das möchten wir ändern.

Im Frühjahr erhielt die Stadt den Zuschlag von der EU, als eine von 100 Modellkommunen „Klimaneutrale Stadt 2030“ zu werden. In der Ratsversammlung am 13. Oktober beschloss der Stadtrat das Energie- und Klimaschutzprogramm 2022. Beide Ereignisse begrüßen wir sehr. Doch: Wie will Leipzig diese sehr ambitionierten Ziele so kurzfristig erreichen?

Wir meinen: Am besten, indem sie konkrete Projekte in den Stadträumen dafür nutzt. Dabei muss die Stadt das Rad nicht neu erfinden, sondern sollte bei den Projekten, an denen sie bereits arbeitet, gleich Klimaschutz und Klimaanpassung mitdenken und vor Ort umsetzen.

Nach Auffassung des Bürgervereins Gohlis bietet sich die Maßnahme am Gohliser Anger bestens an, um über die reine Sanierung der Grünanlage hinaus zu denken und den gesamten Straßenraum neu zu gestalten.

Was aus unserer Sicht in diesem an sich sehr schönen Projekt fehlt, ist die Berücksichtigung von Fragen wie:

  • Wie kann der eigentlichen Förderzweck, „nachhaltig aus der Krise“ zu kommen, erreicht und die Grünfläche zu einem Raum für soziale Begegnungen und für Bewegung, vor allem für Kinder, werden?
  • Wie kann der Straßenraum zwischen den neuen Gehwegnasen und den Schienen so gestaltet werden, dass er für den Radverkehr sicher ist? Aktuell ist in dem Bereich durch die Pflastersteine kein gradliniger, risikoarmer Radverkehr möglich.
  • Wie kann die Maßnahme dafür genutzt werden, den Menschen Stadträume zurück zu geben und den Zielen des Leipziger Nachhaltigkeitsplans näher zu kommen, die Anzahl der PKW in Leipzig deutlich zu reduzieren?
  • Wie kann die Umgestaltung des Gohliser Angers dafür genutzt werden, nachhaltige Mobilität zu befördern und ein positives Exempel zu statuieren, wie PKW-Stellfläche reduziert, aber gleichzeitig Lebensqualität gewonnen werden kann?

Wir meinen: Das Areal der Menckestraße rund um den Gohliser Anger wäre eine wunderbare Gelegenheit, eine Maßnahme auf viele gesamtstädtische Ziele auszurichten. Wir sehen den Raum zwischen Schlösschenweg und Gohliser Straße als echte Chance, ein Exempel zu statuieren, bei dem vermeintlich so gegensätzliche Interessen wie Aufenthalt und Bewegung im Freien, generationenübergreifendes Quartier, familienfreundliches Wohnen und quartiersnahe Sport- und Freiraumangebote, nachhaltige Mobilität und vor allem klimabewusste Stadtgestaltung miteinander in Einklang gebracht werden können, zum Vorteil aller.

Tatsächlich wurden diese Punkte im Gespräch mit dem Grünflächenamt vor Ort geführt, bei der kurzfristig anberaumten Bürgerveranstaltung im Gohliser Schlösschen im August 2021. Bei der dortigen Vorstellung erster Überlegungen hatten wir bereits darum gebeten, das Projekt über die Grünfläche hinaus zu überdenken und soziale und klimaschützende Aspekte mit einzubeziehen. Dabei baten wir ganz konkret um Abstimmung mit dem VTA, dem Referat für Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz und dem Stadtplanungsamt. Wir hätten uns gewünscht, dass diese Hinweise aufgegriffen und ein Konzept über die Grünfläche hinaus entwickelt würde. Dies war leider nicht der Fall. Nun kommen wir auf diesem Weg darauf zurück.

Wir, der Gohliser Bürgerverein, haben im Nachgang zu der Bürgeranhörung in einem breiten Meinungsbildungsprozess zwischen AG Umwelt und Klimaschutz, AG Verkehr und Mobilität, AG Stadtteilgeschichte und Vorstand eine Vision entwickelt, wie das soziale Leben auf der Menckestraße zwischen Gohliser Straße und Schlösschenweg aussehen könnte. Wir wünschen uns einen Mencke-Kiez, weg von reiner (Auto-) Verkehrsplanung, wo die Begegnung von Menschen und die Aufenthaltsqualität im städtischen Raum im Vordergrund stehen, einen Kiez, bei dem nicht nur der Platz, sondern der gesamte Straßenraum mitgedacht wird. Einen Gohliser Anger, der – wie es seiner historischen Funktion entspricht – ein Platz im Herzen von Gohlis-Süd ist, wo Menschen allen Alters und mit und ohne körperliche Einschränkungen gefahrlos miteinander die Grünfläche nutzen können, sich gern aufhalten, begegnen und miteinander ins Gespräch kommen.

Dafür bitten wir Sie um Entwicklung eines konkreten Konzeptes. Hierfür haben wir bereits umfangreiche Anregungen und Ideen gesammelt.

Konkret stellen wir uns – beispielgebend – Folgendes vor:

  • Das Projekt Gohliser Anger wird nicht nur als Ausschüttung der in 2022 zur Verfügung stehenden Fördermittel gesehen, sondern mittelfristig als gesamtstädtisches Konzept gedacht, bei dem die nachfolgenden Ideen schrittweise umgesetzt werden.
  • Die Platzgestaltung denkt mittelfristig eine Nutzung auch für Kinder und Jugendliche mit. Bei der Verwendung der Fördermittel wird entweder eine solche Nutzung bereits umge-setzt, mindestens aber vorbereitet und auf jeden Fall nicht durch Umsetzung der bisher ge-planten Gestaltungsvariante verhindert. Aus historischer Sicht wird bei der Platzgestaltung die bauliche Gestaltung der Menckestraße mitgedacht. Der Platz wird so gestaltet, dass der Denkmalschutz einer Weiterentwicklung nicht entgegenwirkt, um perspektivisch weitere Nutzungsmöglichkeiten offen zu halten, wie zum Beispiel als Spielplatz und als generati-onsübergreifender Begegnungsraum.
  • Bereits in Planung ist ein übersichtlicher Zugang: Etwa in der Mitte des Platzes soll ein bar-rierefreier, gut einsehbarer und markierter Übergang vom Fußweg über die Straße zum Gohliser Anger führen. Ergänzend dazu wünschen wir uns, dass neben diesem Übergang die Fläche für ruhenden Verkehr so gestaltet ist, dass hierdurch eine freie Sicht von der Querung in den Straßenraum möglich ist. Unsere Idee ist: Von der Mitte (Querungsmög-lichkeit) nach außen werden auf der Straße, auf der Seite zum Fußweg, Stellflächen für Fahrräder, Lastenräder, Räder mit Kinderanhängern etc. geschaffen. Auf der inneren Stra-ßenseite hin zum Gohliser Anger soll Parken gänzlich untersagt sein. Dadurch soll die Que-rung für Jung und Alt gefahrlos möglich sein und zugleich klimafreundliche Mobilitätsfor-men unterstützt werden. Nach außen folgen dann Stellflächen für Car-Sharing, Parkplätze mit e-Ladestationen und Kurzzeit-Parkplätze für Anwohner-Lieferverkehr. Damit wird der Straßenraum auf der Länge des Angers für PKW-Dauerparker obsolet. Diese Parkflächen werden aber nicht „weggenommen“, sondern in Parkflächen klimafreundlicher Mobilitäts-formen umgewandelt.
  • Der Straßenraum wird insgesamt neu definiert, um die gewünschte Nutzung des Angers zu ermöglichen. Für die Menckestraße wird perspektivisch vom Beginn (ab Gohliser Straße) bis zur Kreuzung Schlösschenweg eine verkehrsrechtliche Lösung gefunden, damit eine Nutzung des Angers, insbesondere Familien, gefahrlos und attraktiv möglich ist. Idealer-weise wäre aus unserer Sicht eine Sachgasse von beiden Seiten her zu schaffen, so dass der Durchgangsverkehr außen vor bleibt. Natürlich muss die Durchfahrt für die Straßenbahn bestehen bleiben.
  • Wir begrüßen, dass auf den historischen Platz und die Menckestraße als historischen Orts-kern von Gohlis (Süd) bei der Umgestaltung in geeigneter Weise hingewiesen werden soll.
    Zur Begründung und zum besseren Verständnis möchten wir auf folgende Punkte hinweisen:
  • In den umliegenden Innenhöfen werden große Teile der Flächen als PKW-Stellflächen ge-nutzt. Daher bieten diese Höfe weder für Kinder noch für Jugendliche die Möglichkeit, sich dort altersgerecht aufzuhalten. Bewegungsfläche für Kleine und Treffpunkte für Große sind daher nicht vorhanden – aber für ein gesundes Heranwachsen unerlässlich.
  • Der Weg ins Rosental ist insbesondere für berufstätige Familien an Werktagen oft unrealis-tisch, eine Spielfläche vor dem Haus, bei dem man die Nachbarn trifft, wäre hingegen sehr alltagstauglich und ermöglicht auch eine spontane, wechselseitige Unterstützung bei der kurzzeitigen Kinderbetreuung. Bei einem sicheren Stadtraum könnten die Kinder sogar oh-ne Betreuung vor dem Haus spielen. Dies würde nicht nur die Familien entlasten, sondern die selbstbewusste Entwicklung der Kinder stärken.
  • Da die Höfe wegen der Parkflächen oftmals auch nicht als Treffpunkt für die Hausgemein-schaften geeignet sind, gibt es in diesen Häusern keinen Ort, der Nachbarschaft zu begeg-nen, außer zufällig im Treppenhaus. Ein gemeinsamer Platz schafft daher auch Räume, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken. An Ereignissen wie dem Parking Day, „Chill & Grill“, hat der Bürgerverein bereits sehr positive Erfahrungen damit gemacht, den Anger als Treffpunkt für die Anwohner*innen zu aktivieren. Diese Aktionen wurden gern ange-nommen und sehr gut besucht.
  • Ein Ort, der allen Generationen Zugang bietet, schafft nicht nur Begegnungen und Kennen-lernen, sondern auch Verständnis füreinander und die jeweiligen Bedürfnisse der anderen Generationen.
  • Die Klimakrise trifft uns bereits jetzt sehr stark mit Wassermangel und Hitze. Die deutliche Verringerung der Anzahl von KFZ ist ein vom Stadtrat beschlossenes Ziel der Nachhaltig-keitsstrategie. Wenn man die bisherigen Stellplätze so neugestaltet, dass man sie nicht ein-fach ersatzlos abschafft, sondern in klimafreundliche Mobilitätsformen umwandelt, kann man zweierlei erreichen: Zum einen können Passanten beim Queren die Straße deutlich besser einsehen (und gesehen werden). Zum anderen fördert man durch die o.g. Umgestal-tung die Flächengerechtigkeit im Verkehr und schafft damit ein positives Beispiel. Auch werden hierdurch die Gesundheit der Leipzigerinnen und Leipziger sowie klimafreundliche Mobilität unterstützt. Das Umsteigen wird für alle leichter und attraktiver. Mit reservierten Kurzzeitparkplätzen könnte man überdies den Anlieferverkehr, Pflegekräfte, Handwerker und das Ärztehaus berücksichtigen.
  • Die Menckestraße ist das ehemalige Dorf Gohlis, der Anger das Herzstück, wo Schule, Ge-betsraum, Gefängnis, Spritzenhaus der Feuerwehr u.v.m. standen. Eine solche soziale Be-deutung dem Ort zurückzugeben, wird ihm auch in historischer Hinsicht gerecht.

Weitere Schritte:

  • Wir bitten um einen konkreten Termin, an dem wir unser Anliegen noch einmal mündlich vortragen können. Gern findet der Termin zusammen mit den zuständigen Fachämtern statt. Angesichts der zu erwartenden Planungszeiträume würden wir es sehr begrüßen, wenn der Termin noch in diesem Jahr zustande käme.
  • Wir bitten um Einstellung von Finanzmitteln in den städtischen Haushalt für die Erstellung des Konzeptes.
  • Wir bitten um die Einstellung von Finanzmitteln für die konkreten Planungsprozesse und die Umsetzungsschritte. Die Sicherung der Finanzierung ist die Voraussetzung für die Umsetzung des Projektes.
  • Wir bitten bei der Planung der Projektrealisierung um ein Bürgerbeteiligungsverfahren, das dieser Bezeichnung auch gerecht wird.

Wir freuen uns sehr, wenn die Ideen, konkrete Projekte, die von engagierten Bürgern vorangetrieben werden, seitens der Stadtverwaltung dazu genutzt werden, den Stadtumbau hin zu einer ökologischen, klimaneutralen und krisenfesten Stadt mit den Menschen im Mittelpunkt schnell und zielgerichtet voranzutreiben. Der Livia-Platz war hierfür ein sehr gutes Beispiel. Wir begrüßen das sehr und bieten gern unsere Unterstützung bei der weiteren Ideenfindung, Bürgerbeteiligung und Umsetzung an.

Herzlichen Dank. Wir freuen uns auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit.

Umwelt und Klima sind auch wichtige Themen in Gohlis

Von Gerd Klenk

Dass Umwelt und Klima immer stärker Einfluss auf unser Leben nehmen, wird kaum noch jemand leugnen können. Im Februar 2022 wurde deshalb eine AG mit diesen Themen beim Bürgerverein gegründet. Warum aber für Gohlis? Die Motivation dafür ist, zu diesen großen Themen, die ja für unsere Zukunft immer wichtiger werden, auch etwas in unserem Stadtteil und in unserer Stadt zu tun. Das ist zwar nicht global, aber hier vor Ort auch sehr wichtig. Deshalb haben wir uns überlegt, was und mit wem wir dafür hier etwas tun können und welche Themen wir dafür bearbeiten wollen. Da ist als erstes das Thema „Information“, also die Aufklärung über die Auswirkungen der ökologischen Krisen auf uns hier in Gohlis. Als zweites haben wir „Aktion“ gewählt: wir möchten unsere Umwelt und unser Klima mit konkreten Projekten hier vor Ort schützen. Unser drittes Thema ist „Politik“: Wir möchten uns einmischen in Entscheidungen der Stadtverwaltung, die uns betreffen. Und last but noch least ist die „Vernetzung“ mit anderen Akteuren ein wichtiger Baustein unserer Arbeit.

Für die Vernetzung konnten wir als erstes die „Omas for Future“ für uns gewinnen. Mit deren Gründerin Cordula Weimann und ihrem Quiz-Team hatten wir unsere erste Veranstaltung bereits am 21. Mai 2022 im Budde-Haus. Dabei war es uns wichtig, dass bei deren „Zukunfts-Quiz“ auch Bezüge zum Stadtteil vorkamen, genauso wie konkrete Möglichkeiten, was wir persönlich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen tun können.

Natürlich sind die Omas nicht die einzigen Partner für uns geblieben. Das Schiller-Gymnasium ist ein wichtiger Akteur im Stadtteil. Inzwischen gibt es dort eine Klima AG und die Schule möchte sich als Klima-Schule bewerben. Weitere Partner sind die Klimabuchmesse, Wissenschaftler von Scientists for Future Leipzig, Gohliser Eltern aus dem Kreis der Parents for Futur Leipzig, Mitglieder von Kirchgemeinden, Kleingartenvereinen, der Leipziger NABU und andere Akteure.

Außerdem haben wir uns im vergangenen Jahr mit einer Clean-Up-Aktion am 9. April beim Gohliser Bahnbogen aktiv am Frühjahrsputz der Stadt Leipzig beteiligt und am 1. Mai bei der Pflanzaktion „Frühlingserwachen“ auf dem Richterplatz fleißig unterstützt. Auf verschiedenen Veranstaltungen haben wir den Bürgerverein nach außen mit vertreten und zusammen mit der AG Verkehr, der AG Stadtteilgeschichte und dem Vereinsvorstand eine gemeinsame Stellungnahme zur Gestaltung des Gohliser Angers und des Verkehrsraums Menckestraße verfasst, die in Kürze{an anderer Stelle hier im GF} veröffentlicht wird.

Für das Jahr 2023 haben wir auch schon einen schönen Plan aufgestellt. Hier eine Aufzählung:

16. März: Lesung mit der Klimabuchmesse im Schiller-Gymnasium
25. März: Frühjahrsputz/Clean-Up-Aktion
1. April: Stand mit dem Bürgerverein Gohlis zur Wiedereröffnung des Schillerhauses
22. April: Zukunftstag der Omas for Future auf dem Marktplatz
10. Juni: Stand mit dem Bürgerverein Gohlis auf dem Kinder- und Familienfest auf dem Budde-Platz
25. Juni: Lesung mit dem Bürgerverein Gohlis mit dem ZDF-SOKO-Kommissar Moritz Brenner alias Johannes Hendrik Langer im Schiller-Haus (in Kooperation mit der Klimabuchmesse)
15. September: Parking Day am Gohliser Anger

…und vielleicht noch eine gemeinsame Aktion mit dem Schiller-Gymnasium zum Jahresausklang..?

Haben Sie Lust, bei uns mitzumachen? Wir freuen uns über kreative Köpfe und helfende Hände. Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben die AG zu unterstützen, gern auch mit neuen Ideen, freuen wir uns sehr. Wir treffen uns jeden 2. Mittwoch im Monat um 19:00 Uhr online und dazwischen so oft wie möglich persönlich. Ansprechpartnerin für die AG ist Bettina van Suntum. Melden Sie sich bei uns unter umwelt@gohlis.info. Darüber erhalten Sie auch den Zugang zu unserem Online-Treffen. Wir freuen uns auf Sie!

Budde-Haus: Hinter die Fassaden schauen

von Jürgen Schrödl

Am Sonntag, dem 11. September findet bundesweit der Tag des Offenen Denkmals statt, initiiert von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Auch das soziokulturelle Zentrum Budde-Haus – seit vielen Jahren bereits unter Denkmalschutz stehend – beteiligt sich erneut daran. Das 1891 erbaute Wohnhaus der Fabrikantenfamilie Bleichert öffnet an diesem Tag von 14.00 bis 18.00 Uhr seine Türen für Führungen und zeigt die Dokumentation über die Bleichert-Werke „Seilbahnkönig & Tagebaugigant“. Das Programm wird unter www.budde-haus.de veröffentlicht.

30 Jahre Bürgerverein – 30 Jahre Denkmalschutz

von Annekatrin Merrem und Hansgeorg Herold

Der durch jahrzehntelange Mangelwirtschaft besorgniserregende Zustand der historischen Bausubstanz ganzer Stadtteile und damit auch die persönlichen Wohnverhältnisse waren im Jahr 1989 auch Gründe für viele Leipziger Bürger, ihren Unmut über das gesellschaftliche System der DDR zum Ausdruck zu bringen und die politische Wende zu fordern. Im Mittelpunkt der Aktivitäten und Öffentlichkeitsarbeit der Anfang der 1990er Jahre neu entstehenden Stadtteilbürgervereine in Leipzig standen dementsprechend Aktivitäten zur Erforschung der Stadtteil-, Architektur- und Nutzungsgeschichte. Diese und weitere Erwägungen führten dazu, dass am 10. Januar 1992 der Bürgerverein Gohlis unter großer Beteiligung der Bürgerschaft gegründet wurde.

In Gohlis wurde unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen schon Anfang der 1990er Jahre durch das Landesamt für Denkmalpflege eine Schnellerfassung der Kulturdenkmale durchgeführt. Die bestehende Denkmalliste der Stadt Leipzig wurde um zahlreiche Einzeldenkmale, insbesondere Wohnhäuser der Entstehungszeit zwischen 1870 und 1910 erweitert.

Aufgrund wechselnder Eigentumsverhältnisse und wegen des hohen Investitionsdrucks war schnelles und gemeinschaftliches Handeln erforderlich. Von Beginn an fanden regelmäßig Treffen zwischen Mitgliedern des Gohliser Bürgervereins und der Leipziger Denkmalschutzbehörde statt. Der Bürgerverein übernahm es, durch Aushänge in den Häusern, Mieter und Eigentümer über die Denkmaleigenschaft der Gebäude zu informieren. Er unterstützte die Denkmalschutzbehörde ebenso durch Hinweise zu ungenehmigten Aktivitäten an Kulturdenkmalen.

Besonderes Augenmerk wurde auf die Bewahrung der Typik des alten Ortskerns um die Menckestraße gelegt. Der Bürgerverein unter den damaligen Vorsitzenden Gerhart Passolt und Dr. sc. Dieter Götze legte bereits im Jahr 1994 einen entsprechenden Entwurf für eine Satzung zur Erhaltung und Gestaltung des alten Ortskerns vor, mit der Bitte, bei allen größeren baulichen Veränderungen beteiligt zu werden. Darüber hinaus wurden auch frühzeitig Kontakte zum Landesamt für Archäologie bezüglich der Bodendenkmaleigenschaft der alten Ortslage geknüpft. Es wurde angeregt, den alten Ortskern in seiner Gesamtheit einschließlich der Bebauung zum Denkmalschutzgebiet zu erklären. Zum damaligen Zeitpunkt war der Bereich des historischen Angers noch in der Denkmalliste erfasst.

Einige für die Ortsgeschichte bedeutende Bauwerke, u.a. das Mühlenensemble, das „Schillerschlösschen“ mit Ballsaal, die Bebauung des ehemaligen Bauerngehöfts Menckestraße 4 und mehrere vorgründerzeitliche Gebäude im Schillerweg waren schon seit den 1990er Jahren durch fortschreitenden Verfall oder durch Investitionsvorhaben akut gefährdet. Verkehrsplanerische Überlegungen zur Streckenverlegung der alten Linie 6 (heute 4) wären mit dem Abbruch denkmalgeschützter Bausubstanz und erheblichen Störungen der ortsbildprägenden Bebauungsstrukturen verbunden. Eine sogenannte „Durchbruchvariante“ sah sogar den fast kurvenlosen Verlauf der Straßenbahntrasse von der Platner Straße zur Lindenthaler Straße vor.

Das Amt für Stadtsanierung und Wohnungsbauförderung erarbeitete 2000-2001 den Maßnahmeplan Gohlis Süd, der als erster Stadtteilplan den Stadtentwicklungsplan Wohnungsbau und Stadterneuerung Leipzigs konkretisierte. Hier wurden drei Handlungsschwerpunkte definiert. Neben der Georg-Schumann-Straße und dem Bereich Eisenacher-/Lindenthaler-Straße mit dem zukünftigen Stadtplatz Gohlis wurde als Handlungsfeld auch der Bereich im Umfeld des Schillerhauses mit Schillerweg und Menckestraße und dem Umfeld der Mühle einbezogen und zur Aufwertung vorgesehen. Bei einer in diesem Zusammenhang am 23. Januar 2001 stattfindenden Stadtteilwerkstatt unter Beteiligung von Vertretern von 10 städtischen Ämtern mahnte der damalige Vorsitzende des Bürgervereins Gohlis Gerd Klenk eine zeitigere Berücksichtigung von Vorschlägen der Gohliser Bürger bei städtischen Entscheidungsprozessen in der Zukunft an.

Um 2000 war die historische Bebauung des Schillerwegs durch private Investitionen weitgehend gerettet und Pläne der Abschirmung des Weges für „exklusives Wohnen“ aus den 1990er Jahren lange vom Tisch, aber die Mühle und das Schillerschlösschen waren weiterhin gefährdet und im Bereich des ehemaligen Angers passierte nichts. Im Juni 2003 wurde die Erhaltungssatzung für den Bereich Gohlis-Süd beschlossen. Im gleichen Jahr erfolgte die Streichung des Angers aus der Kulturdenkmalliste durch das Landesamt für Denkmalpflege. Das führte dazu, dass der Bürgerverein, allen voran der Historiker Dr. Manfred Hötzel, in seiner Öffentlichkeitsarbeit vertieft auf die besondere historische Bedeutung des Angers hinwies und auch in den Folgejahren immer wieder die Vertreter der Verwaltung über die bestehenden Missstände informierte.

Das 1926 von Willy Ebert verfasste Heft: „Gohlis, Aus der Geschichte eines Leipziger Vorortes“ und eine durch das Stadtplanungsamt beauftragte Broschüre „Alt-Gohlis – eine historische und städtebauliche Studie“ aus dem Jahr 1996 wurden in den folgenden Jahren durch zahlreiche weitere, durch den Gohliser Bürgerverein herausgegebenen Texte und Broschüren zur Ortsteil- und Architekturgeschichte ergänzt. Zu den in der Reihe „Gohliser Historische Hefte“ erschienen Publikationen gehören u.a. die Festschrift 675 Jahre Gohlis 1317-1992, die Festschrift 680 Jahre Gohlis 1317-1997, Von der Villa Hilda zum Klubhaus „Heinrich Budde“, Die Friedenskirche zu Leipzig Gohlis, Straßennamen in Leipzig-Gohlis und Die Villa Kippenberg in Leipzig-Gohlis. Besonderes Augenmerk wurde bei den Veröffentlichungen auf den größten Gohliser Arbeitgeber und Industriepionier Adolf Bleichert gelegt. Dazu zählen die Hefte: Adolf Bleichert und sein Werk, Max und Paul von Bleichert – Unternehmen und ihre Villen, Industriearchitektur in Leipzig Gohlis und Drahtseilbahnen der Firma Bleichert in Sachsen. Zu den bedeutendsten Publikationen gehört das 2017 erschienene Gohliser Geschichtsbuch 700 Jahre Gohlis 1317-2017. Mit diesen Veröffentlichungen wurden den Gohlisern in besonderem Maß auch Kulturdenkmalwerte und Verständnis für denkmalpflegerisches Handeln vermittelt.

Unter Beteiligung der Gohliser Bürgerschaft und des Bürgervereins wurde in den vergangenen Jahren durch das Amt für Stadtgrün und Gewässer ein Plan zur Qualifizierung des Angers, dem ursprünglichen Ortskern des Dorfes Gohlis, erarbeitet. In seiner Detaillierung und Bezugnahme auf die historische Bedeutung wurde der Platzgestaltung in angemessener Weise Rechnung getragen. Auch der Umgebungsschutz zu den angrenzenden Kulturdenkmalen wurde hinreichend berücksichtigt. Im 2. Halbjahr dieses Jahres soll mit der Umgestaltung des Angers begonnen werden.

Die Mühle, die Kulturdenkmale Menckestraße 4, die Wohnhäuser am Kirchplatz und die straßenbegleitenden Gebäude des „Schillerschlösschens“ konnten gerettet werden. Sie wurden mittlerweile durch Leipziger Bauträger denkmalgerecht saniert. Einige Neubauten entstanden auf Baulücken an der Kreuzung Schillerweg /Berggartenstraße. In nächster Zeit werden auch auf den letzten unbebauten Grundstücken im hinteren Bereich der Menckestraße Wohnhäuser entstehen. Auch die Sanierung des jahrelang ruinösen, notdürftig gesicherten Eckhauses Gohliser Straße 32 steht unmittelbar bevor… eine erfreuliche Bilanz, die auch dem kontinuierlichen Engagement des Gohliser Bürgervereins mit zu verdanken ist.

Der alte Ortskern von Gohlis

von Hansgeorg Herold

Das Dorf Gohlis, erstmals urkundlich 1317 erwähnt und mit Sicherheit älter, ist vermutlich aus einer slawischen Siedlung hervorgegangen. Bereits diese Siedlung passte sich der natürlichen geografischen Gegebenheit auf einer kleinen Anhöhe nördlich der Pleißeniederung an und ist im Verlauf der Menckestraße (früher Hauptstraße) noch heute erkennbar. Die Führung der Straße mit der leichten Krümmung in der Mitte des Straßenzuges folgt noch immer dem historischen Verlauf. Sie hat sich über Jahrhunderte hinweg nicht verändert und selbst der wechselnden Bebauung stand gehalten. Auch Veränderungen bei den Verkehrsmitteln, von der Pferdebahn zur „Elektrischen“, haben den Platz in seiner ursprünglichen Gestalt nicht beeinflusst. Auf der platzartigen Erweiterung kurz vor der Krümmung befand sich früher der Anger des Dorfes. Der Anger lag meist in der Mitte des Dorfes, war im Gemeinbesitz und diente im Regelfall als Viehweide oder Versammlungsplatz. Auch öffentliche Gebäude wurden am oder auf dem Anger errichtet.
Der Anger in der Menckestraße war seit 1685 mit einem flachen Gebäude bebaut, in dem sich die Dorfschule und eine kleine Wohnung für den Lehrer befanden. 1774 wurde das Gebäude aufgestockt und im ersten Stock wurde ein Beetsaal eingerichtet. Außerdem erhielt das Gebäude einen Anbau für den Spritzenwagen der Feuerwehr und eine Arrestzelle. An der Außenwand befand sich ein Pranger mit Hals- und Fußeisen für Straffällige zwecks Strafverbüßung. 1818 wurde das Schulgebäude umgebaut und die Lehrerwohnung vergrößert. Lehrer Johann Gottlieb Fleischer, über 30 Jahre der einzige Lehrer in Gohlis, legte 1826 auf der östlichen Spitze des Angers einen kleinen Garten an. Nach 1830 wurde der Anbau erneut vergrößert und erhielt im ersten Stock eine Gerichts- und Gemeindestube. Im Erdgeschoss des Anbaus verblieben Gefängnis, Sektionslokal sowie der Raum für Feuerspritze und Leichenwagen. Das Gefängnishäuschen wurde 1885 abgerissen. Da das Schulgebäude weder den Bedürfnissen des Unterrichtes noch denen einer angemessenen Lehrerwohnung genügte, wurde es 1861 für diese Zwecke aufgegeben. Dafür wurde ein neues Schulgebäude am Lindenplatz (heute Kirchplatz) errichtet. Der Beetsaal wurde gottesdienstlich weiter genutzt, bis zur Einweihung der heutigen Friedenskirche am 31. Oktober 1873. Bis zum endgültigen Abriss des Gebäudes im Jahre 1887 wurden die Schulräume als Kinderbewahranstalt (Theresienstift) genutzt. Der ehemalige Anger war danach ein freier Platz, der 1890 zur Grünanlage, einem sogenannten „Schmuckplatz“ umgestaltet wurde. 1902 wurde die Anlage gestalterisch überarbeitet und mit der noch heute vorhandenen Umfassung versehen. Von Schäden durch Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg blieb der Anger zum Glück verschont. Allerdings wurde der Platz nach dem Krieg vorübergehend zur Trümmerablagerung genutzt.
Im Zusammenhang mit der Erarbeitung des neuen Sächsischen Denkmalschutzgesetzes von 1993 wurden zahlreiche Wohnhäuser der Menckestraße sowie der Dorfanger Gohlis mit der Kurzcharakteristik „Alter Gohliser Dorfanger als Sachgesamtheit“ in der Denkmalliste verzeichnet. Leider hat dieser aber seinen Denkmalcharakter 2005 wieder verloren. Er wurde vom Landesamt für Denkmalpflege in Dresden ohne Begründung von der Denkmalliste gestrichen. Trotz zahlreicher Anfragen und Hinweise durch Anwohner und den Bürgerverein Gohlis e.V. hat sich die Situation für den Anger bis heute nicht verändert. In der Mitte der Anlage befindet sich eine kleine Freifläche, die missbräuchlich als Parkplatz genutzt wird, obwohl sie nicht als solche ausgewiesen ist.

Auf Grund einer Initiative der Fraktion Freibeuter wurde 2019 ein Stadtratsbeschluss zur Neugestaltung des Gohliser Angers herbeigeführt. Über die Bereitstellung der erforderlichen finanziellen Mittel sollte im Haushaltplan 2021/2022 entschieden werden.

Am 08.04.2021 erfolgte durch das Amt für Stadtgrün und Gewässer (Frau Christiansen und Herr Zech) sowie durch Frau Müller vom renommierten Landschaftsarchitekturbüro Seelemann eine öffentliche Bürgerinformation über die für 2022 vorgesehene Umgestaltung des Gohliser Angers. Drei Varianten der Umgestaltung standen zur Auswahl, wurden ausführlich erläutert und konnten durch ein Votum bewertet werden. Die Anwesenden hatten die Möglichkeit, Vorschläge zu unterbreiten und Wünsche zu äußern. Es soll ein Platz mit denkmalpflegerischem Anspruch und hoher Aufenthaltsqualität entstehen. Die Realisierung soll 2022 erfolgen, dafür wurden Investitionsmittel von 185.000 € geplant, von denen 90 % durch Förderung abgedeckt werden.

Nachdem sich der Bürgerverein Gohlis e.V. über nahezu 30 Jahre durch Initiativen und Aktionen für den Erhalt und die Gestaltung des Gohliser Angers engagiert hat, wird die
konkrete Planung und Realisierung des Vorhabens ausdrücklich begrüßt. Die vorgesehene Stele, die auf die Bedeutung des Dorfangers hinweisen wird, entspricht den Vorstellungen des Bürgervereins. Der ehemaligen Anger ist ein historischer Ort, der seit Jahrhunderten das Erscheinungsbild von Gohlis-Süd prägt. Ihm würde mit der Neugestaltung ein würdiges Aussehen verliehen.

Erste Namensideen für den Platz beim Sommerfest 2018

Erfolgreiche Benennung Fritz-Riemann-Platz in Gohlis

Bürgerverein Gohlis ruft zur Namensgebung weiterer unbenannter Plätze und Parks auf

In seiner Sitzung am 23. Juni hat der Stadtrat dem Antrag des Bürgervereins zugestimmt, den Platz zwischen der Virchowstraße, Wilhelm-Plesse-Straße und dem Viertelsweg zukünftig als Fritz-Riemann-Platz im Straßenverzeichnis zu führen. Parallel dazu hat der Bürgerverein einen Vorschlag zur Finanzierung einer Info-Tafel mit Hintergrundinformationen für die Auswahl des Namens für den Platz über das Stadtbezirksbudget beim Stadtbezirksbeirat Nord beantragt.

Diese Aktion reiht sich in die Bemühungen des Bürgervereins ein, unbenannte Plätze und Parks in Gohlis zu benennen. So konnte auch schon die Reaktivierung der Bezeichnung des Schillerhains im Straßenverzeichnis Leipzigs erreicht werden. Auch hier wird in der ersten Hälfte des kommenden Jahres im Zuge der Spielplatzsanierung eine Info-Tafel installiert. Gemeinsam mit seinen Netzwerkpartnern wird der Bürgerverein die inhaltliche Gestaltung dieser Tafel betreiben.

Gleichzeitig ruft der Verein Gohliserinnen und Gohliser auf, namenlose Plätze anzuzeigen und Namensvorschläge einzureichen. Diese können beim Bürgerverein Gohlis e. V., Lützowstraße 19 04157 Leipzig, per Telefon 0341 20018556 oder per E-Mail unter buergerverein@gohlis.info eingereicht werden.

Auszug aus der Begründung: Fritz-Riemann-Platz – warum dieser Name? Riemann entwarf die den Platz umgebenden Wohnhäuser aus den 30er-Jahren. Darüber hinaus wurden nach Riemanns Plänen in Gohlis, Connewitz, Eutritzsch und Leutzsch Wohnanlagen mit fast 2.000 Wohnungen gebaut. Als freier Architekt entwarf Riemann für verschiedene Bauherren über 500 weitere Wohnungen und zahlreiche Einfamilienhäuser, in Gohlis u. a. an der Ludwig-Beck-Straße sowie der Hoepnerstraße. Allein durch die Zahl der von ihm entworfenen Häuser und Wohnanlagen prägte Riemann also das Gesicht Leipzigs und des Stadtteils Gohlis.

Eindrucksvolles Gedenken trotz ausgefallener Feier

von Dietmar Schulze

„Freude schöner Götterfunken…“. So hätte man ausrufen können bei diesem herrlichen Wetter am Sonntag den 9. Mai, dem 216. Todestag von Friedrich Schiller. Doch leider wurde aus der gemeinsam mit dem Bürgerverein Gohlis geplanten Gedenkveranstaltung an der Schillerlinde im Schillerhain nichts. Wollte doch der Leipziger Schillerverein zu diesem Anlass des Gedenkens an den großen Dichter auch zugleich die Initiative des Gohliser Bürgervereins unterstützen, den Schillerhain als solchen wieder ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Gerade an der genau zum 100.Todestag Schillers gepflanzten Schillerlinde wäre das ein vortrefflicher Ort gewesen. Doch trotz der durch das bestehende Versammlungsverbot bedingten Absage fanden nicht wenige Schillerfreunde und Gohliser den Weg dorthin und viele Blumen dokumentierten doch eindeutig, dass wir mit der geplanten Veranstaltung auf große Resonanz gestoßen wären. So hoffen wir nun im nächsten Jahr auf eine Möglichkeit, das Gedenken an Friedrich Schiller an dieser Stelle durchführen zu können. Ganz im Sinne von Schillers wohl berühmtesten Liedes welches hier ganz in der Nähe entstand „Auch die Toten sollen leben! Brüder trinkt und stimmet ein, allen Sündern sei vergeben und die Hölle nicht mehr sein.“

Anger auf der Menckestraße – Denkmalschutz für den alten Dorfkern

Problem:
Der alte Dorfanger Gohlis besteht bis heute als Insel zwischen den Fahrspuren in der Menckestraße. Teilflächen werden entgegen der Straßenverkehrsordnung zum Autoparken genutzt, der Rand der Grünflächen wird durch Befahren zerstört. Der früher vorhandene Denkmalschutzstatus ging verloren.

Aktivität:
Die AG Mobilität und Verkehr hat 2018 und 2019 Bürger-Info- und Grillfeste organisiert. Gestaltungs- und Nutzungsvorschläge wurden gesammelt. Vorübergehende Ausweisung von Parkverbot während der Veranstaltungen.
Die AG nahm Kontakt zum Amt für Bauordnung und Denkmalpflege und zum Amt für Stadtgrün und Gewässer auf. Beide bekundeten Interesse am Erhalt des Angers und am Denkmalschutzstatus.

Ergebnis:
Die Gestaltungsvorschläge sollen in eine neue, bürgerfreundliche Nutzung des Angers einfließen. Die AG setzt sich für aktives Verhindern des illegalen Parkens ein, dies konnte aber noch nicht erreicht werden. Wir führen weitere Verhandlungen zum Erreichen des Denkmalschutzstatus.

Denkmalpflege – Zweites Leben für eine Gohliser Wasserpumpe?

von Wolfgang Leyn

Das erste Leben der Handschwengelpumpe in der Fritz-Seger-Straße währte knapp 108 Jahre – vom September 1912 bis zum März 2020. Um 1900 standen in Leipzig, verteilt über das ganze Stadtgebiet, mehr als 280 solcher Wasserpumpen. 25 Standorte gab es allein in Gohlis. Nur wenige deutsche Städte leisteten sich den Luxus, die gusseisernen Pumpenkörper künstlerisch zu gestalten. Die heute noch erhaltenen Exemplare in Leipzig stehen unter Denkmalschutz. Rund 30 wurden seit den 1980er-Jahren restauriert, viele sind aus dem Stadtbild verschwunden, die übrigen sind mehr oder weniger stark beschädigt.

So auch die Pumpe in der Fritz-Seger-Straße, die einzige in Gohlis vom Gehäusetyp „Vogelkäfig“. Am 18. März wurde sie demontiert, um zu untersuchen, was eine Restaurierung kosten würde. Die Schüler der nahegelegenen Erich Kästner-Schule möchten ihr gern ein zweites Leben schenken. Der gemeinsam mit dem Bürgerverein Gohlis geplante Spendenlauf kann zwar wegen des Corona-Virus nicht am 15. Mai stattfinden, er wird aber nicht abgesagt, sondern ins nächste Schuljahr verschoben.

Wann das zweite Leben dieser historischen Handschwengelpumpe anbrechen wird, muss leider offen bleiben. Fest steht aber heute schon: Die Restaurierung des technischen Denkmals wird nicht billig werden. Daher sind Sponsoren unter den Anwohnern wie unter den Lesern dieser Stadtteilzeitung hoch willkommen. Der Bürgerverein wird die Initiative der Schüler, ihrer Eltern und Lehrer zum einen organisatorisch unterstützen, zum anderen eine Ausstellung über die besondere Tradition der Leipziger Handschwengelpumpen und die jeweiligen Standorte in Gohlis ausrichten.

Ein Bildbericht über den fachgerechten Abbau der Pumpe in der Fritz-Seger-Straße am 18. März durch Mitarbeiter der städtischen Bau und Service Leipzig GmbH kann in der pdf-Version des Gohlis Forum 03/2020 eingesehen werden.

 

Was wird aus dem Anger in der Menckestraße?

Grillen und Chillen auf dem Gohliser Anger geht in die zweite Runde

Am 20.09.2019 war es wieder soweit: Im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche und anlässlich des Parking Days organisierte die AG Mobilität und Verkehr des Bürgerverein Gohlis wieder ein Nachbarschaftstreffen auf dem Gohliser Anger. Etwa 40 Anwohnerinnen und Anwohner steuerten Bierbänke und Sitzgarnituren bei oder brachten Grillgut, Getränken und Salate mit.

Gegen 18.00 Uhr kamen die meisten von Arbeit oder der parallel stattfindenden fridays-for-future-Demonstration und die aufgestellten Tische füllten sich zusehends. Neuzugezogene und Alteingesessenen ließen so die Woche ausklingen und nahmen schon ihr nächstes Treffen auf dem Anger in der Vorweihnachtszeit in den Blick.

Besonderes Thema, angestoßen von der AG, war diesmal die zukünftige Gestaltung des Angers. Anlass dazu bot ein Stadtratsbeschluss aus dem Frühjahr, der für den nächsten Doppelhaushalt Mittel zur Planung für diese Grünfläche bereitstellen will. Alle Besucher konnten auf einem Grundriss der Fläche ihrer Zukunftsvision für den Anger mit Buntstiften Ausdruck verleihen: Die Ideen reichten von Sitzbänken über Blumen- und Hochbeete, Schaukeln, Kletterwände, Springbrunnen und Sandkasten bis zu einem festen Grillplatz. Alle Ideenskizzen hatten eines gemeinsam: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollten einen Treffpunkt für die Bewohnerinnen und Bewohner der Menckestraße gestalten, mit hoher Aufenthaltsqualität und ohne parkende Autos, welche zunehmend die Wiesenränder herunterfahren und bisher den Mittelteil des Angers dominieren.