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Schlagwort: Bürgerverein

Demokratieecke

von Tino Bucksch

Die März-Sitzung des Stadtbezirksbeirates Nord brachte für die Mitglieder des Gremiums zwei Überraschungen – eine unerwartete und eine lang ersehnte.

Unter dem griffigen Titel „Vorhabenbezogener Bebauungsplan Nr. 460 „Wohn- und Geschäftshaus Delitzscher Straße/Krostitzer Weg“; Stadtbezirk: Nord, Ortsteil: Eutritzsch; Aufstellungsbeschluss“ berichteten Vertreter der Stadtverwaltung über das geplante Bauvorhaben direkt hinter dem Baumarkt Hornbach und gegenüber von St. Georg. An dieser Stelle soll ein durchgängiges Wohn- und Geschäftsgebäude entstehen, das neben einem Nahversorger auch Wohnraum und Pflegeeinrichtungen beinhalten soll. Obwohl die Einrichtung des dringend notwendigen Nahversorgers für dieses Gebiet begrüßt wurde, brach eine Debatte an der Frage los, ob sich das vierstöckige Gebäude in die Umgebungsstruktur einfügen wird, die westlich durch das St. Georg und östlich durch eine Einfamiliensiedlung geprägt ist. Genau diese Skepsis spiegelte sich dann in dem gemischten Abstimmungsverhältnis wider. So stimmten nur vier Mitglieder des Gremiums dafür, während zwei dagegen votierten bzw. sich eine Person enthielt.

Harmonischer und mit Erleichterung wurde dem Stadtbezirksbeirat die Vorlage für den neuen Betreiber des Gohliser Schlösschens ab 2021 präsentiert. An dieser Stelle hat der Bürgerverein schon mehrfach über diesen wichtigen und intensiven Prozess berichtet. Um nicht zu viel von dem im aktuellen Heft befindlichen Interview mit den beiden Betreibern vorwegzunehmen, sei nur darauf hingewiesen, dass der Stadtbezirksbeirat der Vorlage mehrheitlich zustimmte.

In eigener Sache – Fazit Pop-up-Radweg auf der Landsberger Straße

von Tino Bucksch

Am 10. März folgte der Bürgerverein mit seiner AG Mobilität und Verkehr dem Aufruf des Ökolöwen zur Thematisierung des sicheren Radverkehrs in Leipzig und ließ auf der Landsberger Straße stadteinwärts zwischen Hölderlinstraße und Hoepnerstaße eine Pop-up Radweg aufploppen. Die vielen Dankeschön-Rufe der Radfahrerinnen und Radfahrer, die im Berufsverkehr zwischen 7 Uhr und 9 Uhr den temporären Radweg nutzten, zeigten deutlich, dass auf diesem Teilstück der Landsberger Straße Handlungsbedarf besteht. Das Stück Straßenraum, der inklusive der Fußwege groß genug ist, bedarf dringend einer Sanierung und Neuordnung. Zum einen ist es nicht nachvollziehbar, warum hier auf diesem Stück der Landsberger Straße der abmarkierte Radweg unterbrochen ist – obwohl dieser ober- und unterhalb des Straßenabschnittes existiert und warum es keine alternative Anordnung und Gestaltung des Straßenraums gibt, die der aktuellen Gewerbestruktur und dem veränderten Nutzerverhalten der Anwohnerinnen und Anwohnern entspricht. Dabei ist noch nicht einmal die Rede davon, dass der löchrige Deckenbelag der Straße und der Zustand der Fußwege für alle Verkehrsteilnehmer eine Gefahr darstellt.

Ab 2022 plant die Stadt gemeinsam mit der LVB, die Landsberger Straße ab Coppiplatz bis zur Kreuzung Max-Liebermann-Straße zu sanieren und umzugestalten. So wird die Straßenraumaufteilung zwischen Viertelsweg und Landsberger Straße/Max-Liebermann-Straße die am deutlichsten sichtbare Veränderung nach der Baumaßnahme sein. Die Straßenbahn wird ihr separates Gleisbett beibehalten. Die parkenden Autos hingegen werden eine Reihe nach hinten verlagert. Das ermöglicht die Abmarkierung eines Radweges zwischen den beiden Fahrbahnen für den fließenden und den ruhenden Verkehr.

Die Gestaltung des Abschnittes der Landsberger Straße, auf dem der Pop-up Radweg stattfand, wollen wir die kommenden Monate in Erfahrung bringen und unsere Erwartungen einbringen. Dies beinhaltet natürlich auch eine ausreichende und umfassende Information der betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner der Landsberger Straße.

In eigener Sache – Aufruf Fotowettbewerb Gohlis-Kalender 2022 „Spielen in Gohlis – Großes für Kleine“

von Tino Bucksch

[Anmerkung] entgegen vorangegangener Versionen gehört der Spielplatz in der Hedwig-Burgheim-Straße nicht zu den öffentlich zugänglichen Spielplätzen in Gohlis

Auch 2022 gibt es wieder einen Gohlis-Kalender des Bürgervereins. Dieser steht unter dem Motto „Spielen im Stadtteil“. Wir werden in 12 Kalenderblättern und dem Titelblatt die Spielplätze in Gohlis vorstellen und hinsichtlich ihres Nutzungs- und Spaßfaktors beurteilen. Außerdem wird in deren Umfeld auf kind- und familiengerechte Nutzungsmöglichkeiten hingewiesen. Damit wir genügend Fotomaterial für die Auswahl der Monatsblätter haben, freuen wir uns über die Einsendung von jahreszeitlichen Abbildungen der Gohliser Spielplätze – einfach zu schicken an buergerverein.gohlis@gmail.com oder Abgabe per CD bzw. Stick im Briefkasten unseres Büros in der Lützowstraße 19.

Damit es einfacher ist, die jeweiligen Spielplätze zu finden, hier noch einmal eine Liste der Standorte:

  • „Spielplatz Stallbaumstraße“ – Schillerhain (Ecke Stallbaumstraße/Platnerstraße)
  • Spielplatz Marienweg im Rosenthal
  • Freiligrathplatz – Sasstraße/Daumierstraße/Dietzgenstraße
  • „Spielplatz an der Erbse“ – Landsberger Straße/Max-Liebermann-Straße
  • “Spielplatz Wehrmannstraße” – Sylter Straße/Wehrmannstraße
  • „Spielplatz Platz des 20. Juli 1944“ – Jägerstraße/Stauffenbergstraße
  • „Eisenbahn-Spielplatz“ – Ludwig-Beck-Straße/Breitenfelder Straße
  • „Spielplatz auf dem Platz-ohne-Namen“ – Corinthstraße/Heinrich-Budde-Straße
  • “Spielplatz Budde-Haus” – Lützowstraße 19
  • “Spielplatz Kletterburg” – Arthur-Bretschneider-Park
  • Spielplatz in der Gartenanlage „Schreber-Hauschild“

Seven4Kids

Das rosafarbene Gebäude der evangelisch-methodistischen Bethesdakirche in der Blumenstraße 74 in Gohlis-Süd wird vielen von Ihnen gut bekannt sein. Hinter der farbenfrohen Fassade spielt sich ein aktives Gemeindeleben quer durch alle Generationen ab. Etwas aber ist neu: Seit Januar 2021 besteht zwischen der Bethesdagemeinde und der Bethanien Diakonissen-Stiftung eine Kooperation. Gemeinsam soll im Untergeschoss der Kirche eine offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aufgebaut werden. Der Träger ist die Bethanien Diakonissen-Stiftung. Inzwischen hat die Einrichtung auch einen Namen: Seven4Kids.

Aufgrund der Pandemie konnten bisher keine Präsenzveranstaltungen bei Seven4Kids angeboten werden. Stattdessen wurden andere Formen gefunden, um mit den ersten Kindern / Jugendlichen und ihren Familien in Kontakt zu treten. Neben Online-Angeboten bei YouTube (von A wie Anleitung zum Herstellen von Vogelfutter bis Z wie zuckerfreies Bananenbrot-Rezept) erhielten die Kinder Kreativangebote im Schuhkarton. Ausgestattet mit Materialien und Anleitungen konnten die Kinder / Jugendlichen zuhause mit ihren Händen kreativ werden und sich so etwas die Lockdown-Langeweile vertreiben. Über die positiven Rückmeldungen der Kinder / Eltern haben wir uns sehr gefreut!

Nun wächst die Hoffnung, dass wir unsere Türen unter Berücksichtigung der geltenden Auflagen bald vor Ort öffnen können. Da sich die Einrichtung gerade erst im Aufbau befindet, entwickelt sich das Wochenprogramm noch. Wir möchten darauf eingehen, welche Kinder / Jugendlichen zu uns kommen und unsere Angebote an Ihre Interessen und Bedürfnisse anpassen. Soviel sei aber schon verraten: Seven4Kids möchte vielfältig sein! Neben einer Hausaufgabenhilfe soll es Raum zum Freunde treffen, zum Spielen und für kreative Freizeitangebote geben. Ein Kicker wartet darauf, bespielt zu werden. Der große Garten bietet Platz zum Toben und um sportlich aktiv zu sein. Und irgendwann dürfen wir hoffentlich auch wieder gemeinsam kochen, backen und essen. Neben haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern möchten wir perspektivisch gerne mit freien Mitarbeitern zusammenarbeiten, die unser Angebot z.B. mit musikpädagogischen, theaterpädagogischen oder sport- und medienpädagogischen Projekten bereichern.

Wir arbeiten eng mit dem Nordcafé, einem Begegnungsangebot für Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Nationalitäten, zusammen und freuen uns darauf, uns auch mit anderen sozialen und kulturellen Akteuren im Leipziger Norden zu vernetzen!

Seven4Kids soll ein Ort sein, an dem alle Kinder / Jugendlichen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrem kulturellen Hintergrund und ihrem Glauben willkommen sind. Wir wollen respektvoll, liebevoll und tolerant miteinander umgehen und gemeinsame eine tolle Zeit verbringen. Neugierig geworden? Dann kommt gerne vorbei!

Aktuelle Informationen zum Programm und zu den Öffnungszeiten von Seven4Kids erhaltet Ihr demnächst auf unserer Website und unserer Seven4Kids-Facebook-Seite.

Ihr möchtet unsere Online-Angebote per E-Mail erhalten, Euch ehrenamtlich in der Einrichtung engagieren oder habt ein anderes Anliegen? Dann wendet Euch gerne an:

Elisa Hamm
(Leiterin Seven4Kids)
E-Mail: juze_seven4kids@bethanien-stiftung.de
Mobil: 0152 27783325
Website: https://www.bethanien-stiftung.de/angebote/kinder-und-jugendhilfe/seven4kids-leipzig/

Nordcafé – Ort der Begegnung im Ruhemodus

von Ricarda Berger

Seit vier Monaten ruht nun der Betrieb des Nordcafés im Keller der Methodistischen Bethesdagemeinde.

Ein schönes und wichtiges Ritual, nämlich die wöchentlichen Zusammenkünfte von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Alter, ist plötzlich zum Stillstand gekommen. Wir hatten nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 eine gute Möglichkeit der Begegnung gefunden und uns stets im Freien mit dem gebotenen Abstand getroffen. Dank des stabilen Sommerhochs konnten wir in den Monaten Juli bis Oktober mit bis zu 30 Gästen im Garten oder Hof zusammen kommen. Die Umsetzung des Hygienekonzepts stellte kein Problem dar. Alle Besucherinnen und Besucher hielten sich vorbildlich daran.

Jetzt sind seit November 2020 die Türen wieder verschlossen.
Viele Helferinnen und Helfer sind aber weiterhin aktiv in ihrer Arbeit mit Geflüchteten und halten den Kontakt zu unseren Gästen.
Dank des Internets kann auch in dieser Zeit Hausaufgabenhilfe geleistet werden.

Besondere Unterstützung aber benötigen einige junge und sehr junge Menschen, die während der Schulschließung per Homeschooling unterrichtet werden sollten, bei denen es im Haushalt aber keinen Computer gibt. So wird von den Ehrenamtlichen gelegentlich auch telefonischer Kontakt zu den Lehrkräften aufgenommen, um Probleme zu besprechen.

Auch die Gespräche mit Erwachsenen wurden fortgeführt. Einige Geflüchtete leiden sehr unter den Einschränkungen und den fehlenden sozialen Kontakten. Dort konnten Telefonate oder Spaziergänge etwas Abwechslung vom Alltag und die Möglichkeit zum persönlichen Austausch bieten.
Wöchentliche Einträge auf unserer Facebook Seite soll die Verbindung zu den Gästen wach halten und auf weitere Hilfsangebote hinweisen.

Sachspenden wie Kleidung, Möbel und Nähmaschine konnten an Geflüchtete weitergegeben werden. Unterstützung gab es ebenfalls bei Fragen zum Aufenthalt und bei Angelegenheiten mit Jobcenter, Jugendamt und Familienkasse.

Es gibt in dieser Zeit auch Hilfsangebote und Kontaktpflege durch Geflüchtete. So erledigte ein junger syrischer Mann, der noch in einer Gemeinschaftsunterkunft lebt, die wöchentlichen Einkäufe für eine Mitarbeiterin des Nordcafés. Ein Ehepaar wird mit süßen Leckereien aus der türkischen Küche verwöhnt und regelmäßig kommen Nachfragen, wann es denn endlich wieder weitergeht mit unserem Cafébetrieb.

Wir alle – Gäste und Mitarbeitende – hoffen auf ein baldiges Wiedersehen im Nordcafé.
Viele Pläne liegen in der Schublade, oder vielmehr kreisen in den Köpfen der Beteiligten:
Unser Fest zum vierjährigen Bestehen, das neue Angebot für Kinder im „Seven4Kids-Club“, unser Sommerfest für die Aktiven, sogar über „Advent in den Höfen“ wurde bereits gesprochen, wobei wir natürlich nicht davon ausgehen, dass wir noch solange die Türen geschlossen halten müssen…

Ein schönes Eröffnungsfest ist in Planung und wird rechtzeitig bekanntgegeben!
Bis dahin bleiben Sie bitte gesund!

KUNSTTANKER in Gohlis-Mitte unterwegs zur Nacht der Kunst

von Kerstin Herrlich

Die Vorbereitungen für die „Nacht der Kunst“ am 4. September 2021 laufen auf Hochtouren. Das Festival, das sein Zentrum auf der Georg-Schumann-Straße hat, wird sich in diesem Jahr mit zwei bekannten Kulturstandorten weiter ausbreiten und somit zu einem Kunst- und Kulturfestival des Leipziger Nordens werden.

Wie im vergangenen Jahr wird es einen Prolog geben, viel Bekanntes aber auch einige neue Aktionen. Unter www.ndk-leipzig.de findet finden Sie jetzt eine Dokumentation der Nacht der Kunst 2020 und zu gegebener Zeit dann Informationen über Aktionen und Termine der diesjährigen „Nacht der Kunst“.

Das ehemalige Autohaus in der Lindenthaler Straße ist mittlerweile mit Künstlern und Kreativschaffenden voll belegt und hat einen neuen Namen. In demokratischer Abstimmung haben sich die neuen „Bewohner“ für KUNSTTANKER entschieden. Es gibt auch schon eine eigene Website. Auf www.kunsttanker.de wird sich nach und nach die ganze Crew vorstellen. Schauen Sie also vorbei und tanken Sie Kunst im KUNSTTANKER!

Kerstin Herrlich ist Galeristin im KUNSTTANKER und Mitorganisatorin der „Nacht der Kunst“

Geschichte in Geschichten (Teil 5) – Schüler fragen Zeitzeugen: Matthias und Uta Schreiber

von Gabriela Lewandowski, Lina Edel und Philipp Harazin

Matthias Schreiber (Jahrgang 1958) ist seit 1981 Cellist im Gewandhausorchester, sah auf Tourneen mehr von der Welt als die meisten DDR-Bürger. Im Herbst 1989 beteiligte er sich, abwechselnd mit seiner Frau, an den Leipziger Montagsdemos. Weil er als Schüler nicht in der Jugendorganisation FDJ war, bekam er keine Zulassung zum Abitur. Dennoch konnte er in Leipzig Musik studieren. Seine Ehefrau Uta Schreiber (Jahrgang 1963), war als Kind Mitglied der Jungen Pioniere und später auch der FDJ. Zugleich engagierte sie sich in der Jungen Gemeinde. Nach dem Abitur studierte sie in Weimar Musik und ist gegenwärtig als freiberufliche Musikerin tätig.

Sie sind mit dem Gewandhausorchester auch im Westen aufgetreten. Gab es ein Konzert, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Herr Schreiber:
In meiner ersten Spielzeit vom August 1981 bis zum Juli 1982 war ich mit der Leipziger Oper zum Gastspiel in Madrid. Üblicherweise durften die Musiker damals in ihrer ersten Saison noch nicht mit auf Westreisen. Aber es ergab sich, dass damals das Gewandhausorchester eine Konzertreise hatte und parallel dazu auch die Oper. Es fehlten also Musiker, und deshalb konnte ich mitfahren. Das war wunderbar: eine Woche mit der Oper in Madrid! Wir fühlten uns wie in einer anderen Welt. Es war dort alles irgendwie bunter, und die Menschen waren locker, wie die Südländer eben sind. Wir haben auch Spätvorstellungen gegeben, mit Opern, die sehr lange dauerten, wie Wagners „Meistersänger“. Danach konnten wir nachts bis um drei in die Gaststätten gehen und draußen auf der Straße sitzen. Das alles kannten wir von zu Hause nicht. Da war es grau und trist, die Luft war dreckig und an den Häusern blätterte der Putz ab.

Klar, waren ein oder zwei Offizielle von der Stadt mit dabei, und ein paar Stasileute unter den Kollegen auch, aber wir konnten uns dort uneingeschränkt frei bewegen, wann und wie wir wollten. Während der Bahn- und Busfahrten konnten wir den „Spiegel“ lesen, das hat niemanden interessiert, auch von den Begleitpersonen nicht. Das war im Rundfunkorchester ganz anders, wie ich von einem Musikerkollegen weiß, der dort mal mit auf Tournee war. Dem wurde klargemacht, dass Westzeitschriften nicht erlaubt sind. Der DDR-Rundfunk war als staatliche Institution eben viel mehr kontrolliert als wir im Gewandhausorchester.

Zurück zu Ihrer Schulzeit. Sie wurden nicht zum Abitur zugelassen, weil Sie nicht in der FDJ waren. Wie kam es eigentlich dazu?

Herr Schreiber:
Mein Vater war Pfarrer und ich bin in einem kirchlichen Haushalt großgeworden. Meine älteren Brüder waren auch nicht bei den Pionieren und nicht in der FDJ. Da war das für mich irgendwie folgerichtig. Aber man war auch so bissel stolz drauf, dass man da nicht drin war. Dass Nachteile damit verbunden sind, das hat man dann später bemerkt. Das betraf auch nicht alle gleichermaßen. Mein ältester Bruder durfte auf die Oberschule gehen und Abitur machen, obwohl er nicht in der FDJ war. Das war alles sehr willkürlich. Verletzend war eigentlich nur, dass da Leute zum Abitur zugelassen wurden, die deutlich schlechter in der Schule waren als ich, die sich aber für drei Jahre zur Armee verpflichtet haben und über diese Schiene zum Abitur gekommen sind. Das empfand ich als große Ungerechtigkeit. Wir waren eine kleine Gruppe von drei oder vier Schülern in der Klasse, die nicht in der FDJ waren.

Und alle anderen konnten dann das Abitur machen?

Herr Schreiber:
Nein. Das muss man vielleicht erklären. Es gab die Zehn-Klassen-Schule, das war die normale Schule. Und dann gab es die Erweiterte Oberschule, da konnte man Abitur machen. Da ist man dann in der neunten Klasse hingegangen. Dort gab es eine begrenzte Platzanzahl. Also nicht jeder, der etwa den entsprechenden Notendurchschnitt hatte, konnte Abitur machen. Dafür musste man sich bewerben. Da wurde ausgewählt, zum Teil nach der sozialen Herkunft der Eltern. Denn der Staat hatte es sich auf die Fahnen geschrieben, die Arbeiterklasse besonders zu fördern. Also wurden Arbeiterkinder bevorzugt. Das war auch der Grund der Ablehnung bei mir. Und das haben sie auch so geschrieben.

Frau Schreiber:
Es ging aber auch danach, was in der Wirtschaft gebraucht wurde. Nicht so wie heute, wo jeder die freie Berufswahl hat, damals ging es darum, was gebraucht wurde, das wurde ausgebildet. In der DDR waren es nur ungefähr 10 % eines Schülerjahrgangs, die Abitur gemacht haben.

Sie konnten, anders als Ihr Mann, das Abitur ablegen.
Frau Schreiber:
Mein Mann hatte als Schüler Rückhalt von seinen Eltern, und dann waren in seiner Klasse auch andere nicht in der FDJ, und er wurde relativ in Ruhe gelassen. In meiner Schule wäre das jeden Tag ein Spießrutenlauf gewesen. Das hätte ich nicht ausgehalten. Also war ich bei den Pionieren und in der FDJ. Alles hing sehr davon ab, an wen man geriet und mit wem man gerade zusammen war. Ich bin in Döbeln in die Schule gegangen, das ist liegt in Richtung Dresden, da gab es nie Westfernsehen. Und dort war der Kreisschulrat ein ganz scharfer Hund.

Herr Schreiber:
Die Lehrer, die ich hatte, waren sehr verschieden. Manche haben viel Wert darauf gelegt, dass alles ideologisch richtig ist. Aber wir hatten auch einen ganz tollen Deutschlehrer. Da gab es schon Freiräume. Es war nicht alles so schwarz-weiß, wie es heute manchmal erscheint. Da kam sehr viel auf die Persönlichkeit der Lehrer an.

Wussten Sie damals, als Sie nicht zum Abitur zugelassen wurden, schon, dass sie Musiker werden wollen? Oder ist das dann erst später gekommen?

Herr Schreiber:
Das kam erst später. Ich hatte zunächst eine andere Berufsvorstellung. Ich hatte auch eine Lehrstelle. Das war damals anders als heute. Es gab in dem Kreis, in dem man wohnte, eine bestimmte Zahl an Lehrberufen, und wenn da nichts dabei war, was einem gefiel, dann hatte man Pech und musste trotzdem irgendwas davon machen. Es war undenkbar, dass man sagte: Ich mache erstmal gar nichts. Oder ein Auslandsjahr, das sowieso nicht. Oder ich ziehe irgendwohin und nehme mir eine Wohnung, weil es dort eine Lehrstelle gibt, die mir vielleicht gefällt. Das war undenkbar, es gab ja auch keine Wohnung. Also, ich hatte eine Lehrstelle, das hat mich auch interessiert, so Elektronikkram, also, was damals so Elektronik war. Ich habe die Lehre aber dann nicht angetreten. Wir haben zu Hause viel Musik gemacht, und mein ältester Bruder hat auch Musik studiert. Und ich hab dann einfach ordentlich geübt und es war wohl ausreichend. Jedenfalls dafür, dass ich meine Aufnahmeprüfung geschafft habe.

Eigentlich brauchte man doch das Abitur, um zu studieren. Und Sie hatten keins.

Herr Schreiber:
Das Abitur ist grundsätzlich die Voraussetzung. Zu Kunststudiengängen, also Musik, Malerei, Grafik, Fotografie usw. kann man aber auch ohne Abitur zugelassen werden. Das ist auch heute noch so.

Frau Schreiber:
Es gibt eine Klausel, dass man auf Grund besonderer Begabung auch ohne Abitur studieren kann. Früher war das bei den Musikstudenten in der DDR gar nicht so selten. Viele waren zuvor auf einer Spezialschule. Das war so ein Aussieben der Talente schon in der Kindheit, ähnlich wie in den Sportschulen. Eine andere Variante war, dass man bis zur zehnten Klasse in die Schule ging und sich dann für ein Musikstudium bewarb. Wenn man gut genug war, bekam man ein Vorstudienjahr. Das heißt, man war schon an der Hochschule, wenn auch noch kein richtiger Student. Man hatte noch ein bisschen Schulunterricht in zwei oder drei Fächern. Der Rest waren schon vorbereitende Fächer fürs Studium. Danach kam man dann ins erste Studienjahr.

Eine Frage zum Herbst 1989. Sie haben sich damals an den Montagsdemos beteiligt. Woran erinnern Sie sich?

Herr Schreiber:
Meine Frau und ich, wir sind abwechselnd zu den Montagsdemonstrationen gegangen. Damit immer einer für die Kinder da ist. Man wusste ja am Anfang nicht, wie es ausgeht, ob man wieder heimkommt. Am 9. Oktober gab es viele Gerüchte. Dass unheimlich viel Bereitschaftspolizei und Panzer zusammengezogen wurden, dass man in den Krankenhäusern zusätzliche Blutkonserven bereitgestellt hätte, dass sich Ärzte auf Schussverletzungen vorbereiten sollten. Und alles solche Sachen. Das war schon beängstigend.

Können Sie sich erklären, warum die Sicherheitsorgane dann doch nicht zugeschlagen haben?

Frau Schreiber:
Ich denke, da kam vieles zusammen. Da gab es ja namhafte Leute, die sich mit ihrer Person gegen ein gewaltsames Vorgehen gestellt haben. Der Aufruf der Leipziger Sechs, der über den Stadtfunk verbreitet wurde. Ganz wichtig war, dass sich die Demonstranten nicht zu irgendwelchen Gewalttaten hinreißen ließen. Die waren ja vorher in den Kirchen gewesen, bei den Friedensgebeten wurden sie eingestimmt darauf. Gegen die Friedfertigkeit, die von den Demonstranten ausging, waren Polizei und Armee irgendwie machtlos. Das war eine Erfahrung, die mir immer noch eine Gänsehaut macht.

Welche Veränderungen haben Sie sich damals am meisten gewünscht?

Frau Schreiber:
Mir war ganz wichtig, frei zu entscheiden, wie ich leben möchte und wo ich leben möchte. Reisen zu können. Zu entscheiden, wen ich treffen und welche Bücher ich lesen möchte. Dass ich mich nicht mehr belügen lassen muss und dass ich mir die Zeitung aussuchen kann, die ich lesen will.

Herr Schreiber:
Ich habe gehofft, dass die Umweltsituation deutlich besser wird. Dort, wo ihr heute baden geht, waren ja damals Braunkohlentagebaue. Und die Kraftwerke hatten noch keine modernen Filteranlagen. Auch die Chemieindustrie in Bitterfeld und in Leuna war alles andere als sauber.

Frau Schreiber:
Zu Hause haben alle Leute mit Kohle geheizt. Ab Oktober zog dieser Kohlenrauchgeruch durch die Straßen. Von diesen ekelhaften schwefelhaltigen Kohlen. Smog, unentwegt Smog, den ganzen Winter durch…

Ist nach der Wende alles Wirklichkeit geworden, was Sie sich erhofft hatten?

Frau Schreiber:
Ich habe nicht erwartet, dass jetzt die immerwährende Glückseligkeit eintreten würde. Es gab verpasste Chancen, viele Menschen sind auf der Strecke geblieben, und um die hat sich niemand gekümmert. Viele im Osten mussten sich komplett umorientieren, verloren ihre Arbeit und hatten das Gefühl, das liegt daran, dass sie nichts taugen, dass sie nicht gut genug sind. Damals kamen ja viele Glücksritter in den Osten, die hier ihren Reibach gemacht haben. Die haben Immobilien aufgekauft. Und Firmen, die sie dann platt gemacht haben. Nachdem die Fördergelder einkassiert waren, flogen die Beschäftigten auf die Straße. Das hat nicht zur Überwindung der Spaltung zwischen Ost und West beigetragen.

Herr Schreiber:
Statistiken sagen, dass es bis heute zwischen West und Ost ein Lohngefälle gibt, ein Rentengefälle, ein Wohlstandsgefälle. Dabei muss ich sagen: Uns geht es wirklich gut. Das können nicht alle von sich sagen. Es liegt ja auch nicht immer an einem selbst. Wir haben einfach Glück gehabt, mit dem Beruf, auch mit dem großen Orchester, dass das weiterbesteht. Viele kleine Orchester wurden nach der Wende aufgelöst, da sieht es ganz anders aus.

Frau Schreiber:
Es gibt in jedem System Probleme. Aber im Grunde genommen bin ich froh und dankbar, dass wir in einem System leben, so wie es jetzt ist. Vor allen Dingen hat man das Gefühl, man kann was machen. Und es gibt Wege, irgendwie zum Besseren zu kommen. In der DDR hattest du da nicht sehr viele Möglichkeiten.

(gekürzt und redaktionell bearbeitet von Wolfgang Leyn)

Kita-Alltag gemeinsam leben – in und mit der Natur

Start des Bauprojektes für neue Komplex-Kita „Naturwerkstatt“

Ab 15. März startet ein neues Bauprojekt in Gohlis, Benedixstraße 9-11. Als naturnahe Kindertagesstätte soll hier Ende 2022/Anfang 2023 eine neue Komplex-Kita des SEB (Städtischer Eigenbetrieb Behindertenhilfe) eröffnen. Zusätzlich wird in einem Gebäudeteil barrierefreier Wohnraum entstehen sowie eine Außenstelle der Frühförder- und Frühberatungsstelle mit logopädischer Praxis des SEB eingerichtet.
Für den SEB ist dies bereits die vierte Komplex-Kita im Stadtgebiet Leipzig. In diesen erleben Kinder mit und ohne Behinderung, unabhängig von körperlichen, geistigen und sozialen Voraussetzungen, den Kita-Alltag gemeinsam. So werden in der „Naturwerkstatt“ in Gohlis zukünftig 45 Krippen- und 144 Kindergartenkinder viel Platz zum gemeinsamen Entdecken, Spielen und Lernen finden. 25 Integrationsplätze für Kinder mit leichterer Behinderung sowie 24 heilpädagogische Plätze für Kinder mit erhöhtem Förder- und Betreuungsbedarf in heilpädagogischen Gruppen sind vorgesehen. Neben der aktiven Unterstützung des Inklusionsgedankens verfolgen alle SEB-Kitas (www.seb-leipzig.de/Kita-Hort ) einen eigenen thematischen Schwerpunkt. „Mit unserem Konzept „Zurück zur Natur – naturnahe Kita“ wollen wir Inklusion leben, die auf Naturraumpädagogik und einer Pädagogik der Vielfalt basiert. Wir möchten den Kindern von Beginn an wichtige Elemente der Umwelterziehung, Nachhaltigkeit, Achtsamkeit, Bewegung und des Spiels im Freien vermitteln. Auch die Lehren von Kneipp werden eine wichtige Rolle bei uns spielen“ erklärt die zukünftige Kita-Leiterin Beatrix Zieglmeier.
Frau Zieglmeier ist bereits jetzt vor Ort aktiv, lernt den Stadtteil besser kennen, knüpft Kontakte und entwickelt mit Interessierten Ideen für zukünftige Nachbarschafts-Projekte. „Wir möchten uns aktiv in den Stadtteil einbringen, gemeinsame Projekte und Ideen umsetzen. Dazu stehen wir schon seit Planungsbeginn mit dem Bürgerverein Gohlis und dem Budde-Haus in engem Kontakt. Im Umfeld der Benedixstraße gibt es einige ansässige Einrichtungen, mit denen wir uns einen Kontakt sehr gut vorstellen können. So ist auch eine Zusammenarbeit mit dem Kleingartenverein Schreber-Hausschild e.V. und dem Alloheim Senioren-Residenz „Gohlis“ geplant“ erzählt Frau Zieglmeier.

Ab 15. März beginnen die Abbrucharbeiten der alten Bestandsgebäude auf dem Grundstück. Diese Arbeiten sind für einen Zeitraum von ca. acht Wochen geplant. Der Baustart ist für September 2021 angesetzt. Sofern alles planmäßig verläuft, wird die Kita Ende 2022/Anfang 2023 in Betrieb gehen. Jeweils aktuelle Informationen zum Baugeschehen erhalten umliegende Anwohner rechtzeitig über Hausaushänge. Fragen zum Baugeschehen können an Bauprojektverantwortlichen Michael Reinhold (E-Mail: reinhold@seb-leipzig.de), Fragen zur Komplex-Kita an die zukünftige Leiterin Beatrix Zieglmeier (E-Mail: projekt-benedixstrasse@seb-leipzig.de) gerichtet werden.

Über den SEB Leipzig

Der Städtische Eigenbetrieb Behindertenhilfe (SEB) wurde 1999 durch die Stadtverwaltung gegründet und beschäftigt derzeit über 600 Mitarbeiter*innen in Leipzig. Der SEB betreut Kinder und Erwachsene mit und ohne Beeinträchtigungen im Rahmen von vielfältigen Angeboten. Das Leistungsspektrum umfasst eine Interdisziplinäre Frühförderstelle mit Logopädischer Praxis, die Beratungsstelle PRO Unterstützte Kommunikation, integrative und Komplexkindertagesstätten sowie heilpädagogische Horte, Wohnstätten im Bereich der Kinder und Jugendhilfe, aber auch für Menschen aller Altersgruppen mit Beeinträchtigungen und teilweise hohem medizinischen Pflegebedarf. Ein eigener ambulanter Pflegedienst übernimmt die medizinische Pflege der betreuten Personen. Ein psychosoziales Gemeindezentrum rundet das umfassende Angebot des SEB ab.
www.seb-leipzig.de

Gohliser Baugeschehen: Größte Gohliser Sanierung steht an

von Matthias Reichmuth

Zwischen Lützow-, Coppi- und Kleiststraße befindet sich derzeit das größte noch nicht sanierte Bauensemble in Gohlis, in dem nur noch ein kleiner Teil der 120 Drei- bis Fünfzimmerwohnungen aus den 1920er Jahren bewohnt ist. Damit die Fassade nicht auf die Straße bröckelt, hängen an zwei Seiten schon Netze vor der Fassade, die nur durch die wenigen Fenster unterbrochen werden, hinter denen noch gewohnt wird. Nun soll der Dornröschenschlaf ein Ende haben: Die Vereinigte Leipziger Wohnungsgenossenschaft (VLW) nimmt im kommenden Sommer die Sanierung in Angriff und beginnt damit vermutlich das größte Gohliser Bausanierungsprojekt unter dem Namen „Kleisthof“. Durch Veränderung der Grundrisse soll die Zahl der Wohnungen auf 132 steigen (kleinere Wohnungen werden zusätzlich angeboten), im Innenhof soll eine Tiefgarage mit rund 100 Stellplätzen entstehen, die von der Dinterstraße aus erreichbar sein wird. Nach dem Bauordnungsrecht wäre die Tiefgarage nicht vorgeschrieben, aber eine entsprechende Nachfrage ist realistischerweise zu erwarten. Statt der großen Bäume im Innenhof sind dann jedoch erst einmal nur kleine Ersatzpflanzungen zu erwarten.

Manche Baustellen sind kaum zu bemerken, weil sie keine Straßenfront haben: So wird hinter der Georg-Schumann-Straße 93 gerade ein Hinterhaus umgebaut. Voll sichtbar ist die Baustelle nur vom Pflegewohnstift Gohlis oder vom Schulhof der aktiven Schule (Eisenacher Straße) aus. Ein Kran ist auch nicht im Einsatz, aber Gerüste und Baumaterial sprechen für eine aktive Baustelle.

Es wird aber nicht nur saniert in Gohlis, auch hochpreisige Neubauten sind im Entstehen: In der Fritz-Seger-Straße 10 wurde in der Baugrube für das neue Mehrfamilienhaus, von der wir im letzten Heft berichteten, inzwischen eine Tiefgarage gebaut. Die Einfahrt ist links, auf der rechten Seite ist der geschützte kaukasische Flügelnussbaum erhalten geblieben.

Zum Schluss ein Blick zum Tiefbau: Beim Spaziergang von Gohlis ins Rosenthal fiel seit Januar sicher einigen eine langgestreckte Baustelle am Rande des Leibnizwegs auf, an manchen Tagen und Stellen war der asphaltierte Weg wegen Baufahrzeugen auch ganz geperrt. Aufgegraben wurde hier, um neue Kabel zu verlegen, dem Vernehmen nach handelt es sich dabei um eine zweite Stromtrasse zum Stadion (RB-Arena).

Neues aus der Bibliothek Gohlis „Erich Loest“

Liebe Leserinnen und Leser des Gohlis Forum,

die Bibliothek Gohlis „Erich Loest“ hat seit Anfang März wieder zu den regulären Öffnungszeiten für Sie geöffnet. Der Besuch in der Bibliothek dient aktuell nur der Ausleihe und Rückgabe von Medien. Hierbei ist der Aufenthalt zeitlich auf maximal 20 Minuten beschränkt. Ebenso ist die maximale Personenzahl, die sich zeitgleich in der Bibliothek aufhalten kann, begrenzt. Außerdem ist die Erfassung der Kontaktdaten notwendig. In der Bibliothek sind die bekannten Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, wie der Mindestabstand von 1,5 Metern, das Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes und das Waschen beziehungsweise Desinfizieren der Hände. Kinder bis 10 Jahre dürfen nur in Begleitung eines Erwachsenen die Bibliothek betreten.

Eine Beratungsleistung durch das Bibliothekspersonal sowie die Nutzung von Arbeits- und Leseplätzen ist nicht möglich. Auch für die Lern- und Spielangebote für Kinder vor Ort sowie für den Besuch von Veranstaltungen braucht es noch etwas Geduld. Die Servicetelefone stehen weiterhin zur Verfügung. Dort können Recherchefragen oder Fragen zur Ausleihe gestellt werden.

Weitere Schritte Richtung Normalbetrieb werden sicherlich folgen. Bei Fragen hierzu und weiteren Anliegen stehen wir Ihnen natürlich gerne zur Verfügung. Aktuelle Informationen erhalten Sie auch auf unserer Website (www.stadtbibliothek.leipzig.de).

Medici.tv

Viele kulturelle Einrichtungen bleiben leider weiterhin geschlossen. Ein Online-Angebot der Leipziger Städtischen Bibliotheken bietet für Freunde klassischer Musik eine Alternative bis zur hoffentlich baldigen Wiedereröffnung von Oper, Gewandhaus, Theater und Co.

Medici.tv ist der umfangreichste Streaming-Dienst zu Klassischer Musik, Opern- und Tanz-Videos mit über 3.500 musikalischen Aufführungen von den 1940er Jahren bis heute, mehr als 2.500 Filmen von Konzerten, Opern, Ballettaufführungen, Dokumentationen und Meisterklassen sowie über 150 live übertragenen Aufführungen aus berühmten Veranstaltungsorten.

Sie können Medici.tv einfach nutzen, indem Sie unterwegs oder von zu Hause aus auf unserer Website Medici.tv aufrufen und sich mit Ihrem Bibliotheksausweis einloggen. Die Website ist auf allen Endgeräten, Smartphones, Tablets und PCs, nutzbar.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Egal, ob virtuell oder wieder vor Ort!

Die Anmeldung für LeipzigPass-Inhaber ist ermäßigt.
Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 19. Lebensjahr können die Bibliothek kostenlos nutzen.

Bibliothek Gohlis „Erich Loest“
Stadtteilzentrum Gohlis
Georg-Schumann-Str. 105
04155 Leipzig

Tel.: 0341 / 123 5255
E-Mail: bibliothek.gohlis@leipzig.de

Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 10 – 19 Uhr ; Mi 15 – 19 Uhr

Logo Weltoffenes Gohlis; Reichelt Kommunikationsberatung

Wie entstehen rechtsextreme Einstellungen? – Diskussion zur Leipziger Autoritarismus-Studie

Referent: Dr. Alexander Yendell, Forschungszentrum Gesellschaftlicher Zusammenhalt

Dr. Yendell stellt Ergebnisse der Autoritarismus-Studie 2020 vor und möchte dabei das antidemokratische Potenzial in Deutschland beleuchten. Er geht unter anderem auf Entwicklungstendenzen rechtsextremer Einstellungen in der deutschen Bevölkerung, die reale Gefährdung unserer Demokratie und den politischen Handlungsbedarf ein. Ziel ist es, dass Menschen weniger anfällig für Autoritarismus und antidemokratische Einstellungen werden.

Datum: 17. März 2021, Zeit: 18:00 Uhr

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Es handelt sich dabei um einen Beitrag zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus in Leipzig 2021. Die Initiative Weltoffenes Gohlis führt diese gemeinsam mit dem Bürgerverein Gohlis e.V. durch. Da die Veranstaltung nicht wie geplant als Hybridveranstaltung durchgeführt werden kann, wird es stattdessen ein Zoom-Meeting geben. Die Zugangsdaten lauten

https://wwu.zoom.us/j/64895045927?pwd=NGF0cjArRHdqUkl3MFBUTjl3WE9Ndz09

Meeting-ID: 648 9504 5927
Kenncode: 021504
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Aktionstag für Pop-up Radwege

Weltweit schaffen Städte im Eiltempo mehr Platz für Radfahrerinnen und Radfahrer mit sogenannten Pop-up-Radwegen. Die Stadt Leipzig will das bisher nicht. Das wollen wir in der Öffentlichkeit thematisieren.
Verbände und Initiativen haben sich zusammengeschlossen und bieten den Leipzigerinnen und Leipziger jetzt eigenhändig sichere Pop-up Radwege an.
Mit einem Aktionstag am

Mittwoch, den 10. März 2021 von 7 Uhr bis 9 Uhr auf der Landsberger Straße stadteinwärts zwischen Hölderlinstraße und Hoepnerstaße 

soll der Stadtrat und Baubürgermeister Dienberg aufgefordert werden: Machen Sie mehr Tempo! Lassen Sie viele neue Radwege für alle Leipzigerinnen und Leipziger aufploppen!

Mit der Aktion könne Alle an den Stationen testen, wie es sich anfühlt, auf einem sicheren Radweg unterwegs zu sein. Unterstützt werden können die beteiligten Verbände und Initiativen bei ihrem Engagement, damit das Verkehrsamt diese Radwege schnell und dauerhaft einrichtet u.a. mit folgender Petition.

Gohlis Forum – Ausgabe 1 für 2021 erschienen

Liebe Leserin, lieber Leser,

so viele Schneemänner, Schneefrauen, Schneewesen wie in diesem Winter hat es in Leipzig wohl lange nicht gegeben. Der lange heiße Sommer scheint vergessen angesichts dieser weißen Pracht, die uns den Januar über immer wieder erneut überraschte. Frau Holle leistet so auch einen wahrlich großen Beitrag zu unser aller Gesundheit: Durch reichlich Schnee im eigenen 15km-Radius wird niemand erst in Versuchung geführt, andernorts nach selbigem zu suchen. Dennoch: Nach einem wundervollen Frühling wird recht bald einen Sommer und mit ihm extreme Hitze folgen. Besonders in der Stadt machen die ausgeprägten Hitzeperioden den Menschen, Tieren und Pflanzen sehr zu schaffen. Die Bedeutung von Grünflächen und speziell Bäumen für das (Stadt)Klima ist in den letzten Jahren auch in Leipzig stärker in das öffentliche Bewusstsein gekommen und prägt bspw. städtebauliche Maßnahmen immer mit. Bei jüngsten Platzneugestaltungen in Gohlis, z.B. an der Erbse und am Platz des 20. Juli 1944 (wir berichteten) wurden so spezielle Be-/Entwässerungskonzepte und besonders klimaresistente Bepflanzungen mitgedacht. Es ist auch kein Geheimnis, dass durch Einbindung von Bäumen und Gehölzen in stadtplanerische Prozesse sich die Lebensqualität im urbanen Raum sowohl aus ökologischer als auch gestalterischer Sicht erheblich verbessern lässt. Umso erfreulicher ist es, dass wir hier immer häufiger beobachten können, wie Bürgerinnen und Bürger für ihren Stadtteil selbst aktiv werden um unser aller Gohlis lebenswerter zu gestalten. So werden emsig Baumpatenschaften geschlossen, die Baumscheiben, also die Flächen um die Bäume herum werden liebevoll gestaltet und gepflegt. Dies ist sogar schon mit relativ wenig Aufwand möglich, jedoch sind ein paar Dinge zu beachten. Die Regionalgruppe Leipzig des Bundes Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat in Abstimmung mit der Stadt vor einiger Zeit eine Broschüre mit entsprechenden Hinweisen und Tipps herausgegeben.

Ein weiteres interessantes Projekt wurde im Oktober 2020 auf dem Freiligrathplatz umgesetzt: der Naturschutzbund NABU hat gemeinsam mit der Stadtreinigung und AnwohnerInnen eine naturnahe Umgestaltung des Parks angeregt und umgesetzt. So wurden heimische Gehölze angepflanzt, Laubmulch eingesetzt und großflächig Wildblumen ausgesät um die Biodiversität des Parks zu erhöhen. Über die Maßnahmen informieren vor Ort verschiedene Hinweisschilder.

Mit Redaktionsschluss erreichte uns die Information, dass die Buchmesse auch in diesem Jahr abgesagt wird. Eine bittere Enttäuschung für viele, war dieses Leipziger Großereignis doch gewissermaßen der Silberstreif am Corona-Horizont. Aber es wäre leichtsinnig, den status quo voreilig wiederherzustellen. Aus diesem Grund gibt es in diesem Heft leider auch keinen Gohliser Kulturkalender. Dennoch haben wir interessante Beiträge zusammengestellt, damit Sie auf dem Laufenden bleiben: neben zwei weiteren umfangreichen Schülerinterviews mit Zeitzeugen der Friedlichen Revolution, gibt es u.a. wie gewohnt Berichte aus dem Stadtbezirksbeirat und vom Gohliser Baugeschehen.

 

In eigener Sache – Baumscheibenbepflanzung

von Tino Bucksch

Zwei Jahre hintereinander hat der Bürgerverein die Baumscheibe seines gestifteten Baumes in der Lützowstraße direkt vor dem Bürgerverein mit kleinen Blümchen bepflanzt. Es sollte somit erreicht werden, dass die oft sehr trostlosen grauen Baumscheiben – ob nun mit Bäumen bepflanzt oder nicht – kleine Aufwertungen des Stadtteils darstellen. Auch 2021 wird der Bürgerverein seine Baumscheibe wieder begrünen. Damit dies nicht der einzige bunte Flecken in dem oft grauen Asphalt der Straßenzüge im Stadtteil bleibt, möchte der Bürgerverein die Gohliserinnen und Gohliser mit einbinden. Was ist hierbei zu tun? Schlagen Sie uns unter buergerverein.gohlis@gmail.com oder zur telefonischen Sprechstunde montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr unter 0341-20018556 Standorte oder Straßenzüge vor, die für dieses Projekt in Frage kommen. Der Bürgerverein kümmert sich um die Materialbeschaffung, Öffentlichkeitsarbeit und die Einbindung des Näheren Wohnumfeldes. Wichtigster Part kommt am Ende den Gohliserinnen und Gohlisern zu, die sich als „Gießpaten“ darum kümmern, dass dieses tolle Projekt nicht nach den ersten heißen Sommertagen beendet wird – gemeinsam können wir durch viele kleine Farbtupfer unseren Stadtteil aufwerten.

In eigener Sache – Eine Bank für Gohlis

von Tino Bucksch

Wie schon von unserem Vorstandsmitglied Ursula Hein in der dritten Ausgabe des Gohlis Forums 2020 bemängelt, gibt es in Gohlis kaum Sitzmöglichkeiten für mobilitätseingeschränkte Menschen, Seniorinnen und Senioren oder auch junge Familien. Alle möchten sich auf ihren Wegen durch Gohlis gerne einmal ausruhen. Dies ist leider kaum möglich. Der Bürgerverein möchte nun mit dem Projekt „Eine Bank für Gohlis – viele Bänke für Gohlis“ den Ruhebedürftigen helfen. Wir wollen uns gegenüber der Stadtverwaltung stark machen, planungstechnisch und finanziell Mittel und Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um Sitzbänke im Stadtteil aufzustellen. Erster Schritt hierzu ist es, geeignete Standorte zu finden. Der Bürgerverein selbst hat Ideen und möchte in den wärmeren Monaten und frei von Coronaauflagen mit kleinen Testspaziergängen weitere Standorte ausfindig machen. Neben diesem Vorgehen ruft der Verein aber auch die Gohliserinnen und Gohliser auf, uns ihre Hinweise und Vorschläge zu schicken. Dazu kann der Verein per Mail unter buergerverein.gohlis@gmail.com oder zur telefonischen Sprechstunde montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr unter 0341-20018556 kontaktiert werden.

Demokratieecke – Ein Budget für den Stadtteil

von Tino Bucksch

Coronabedingt tagte der Stadtbezirksbeirat Nord auch in seinen zwei Januar-Sitzungen in digitaler Form. Beim ersten Termin Anfang Januar befassten sich die Beiräte mit zwei Themen, die eher langfristiger Natur sind. Zum einem wurde einstimmig einem Prüfauftrag zugestimmt, im Zuge der dynamischen Bevölkerungsentwicklung in Leipzig die Wahlkreiszuschnitte für die Stadtratswahl sowie dieZuschnitte der Stadtbezirke neu zu fassen. Ebenso wurde erneut die Überprüfung gefordert, ob eine stärkere Demokratisierung der Zusammenstellung der Stadtbezirksbeiräte nicht dem aktuellen Verfahren vorzuziehen wäre. Im Grunde nach geht es um die seit Jahren diskutiere Frage, ob auch die Mitglieder der Stadtbezirksbeiräte durch die Bürgerinnen und Bürger zu wählen sind. Aktuell werden die Beiräte entsprechend dem Wahlergebnis der Parteien zusammengesetzt.

Darüber hinaus beriet der Beirat sein gemeinsames Vorgehen im Bezug auf das neue Budget der Stadtbezirksbeiräte: in einer Höhe von 50.000,00 € soll dies den Beiräten ermöglichen, bestimmte Kleinprojekte und Anliegen im Stadtteil direkt zu fördern und zu finanzieren. Für diesen Prozess sollen sowohl aus dem Beirat als auch aus der Bevölkerung heraus Themenvorschläge gesammelt werden.

Ende Januar kam der Beirat erneut (digital) zusammen. Neben den einstimmigen Beschlüssen zur Integrierten Kinder- und Jugendhilfeplanung der Stadt Leipzig, dem Abschluss eines Mietvertrages für die Kindertageseinrichtung „Kita Seehausen“ und dem Planungsbeschluss zur Kindertageseinrichtung in der Mothesstraße 2 stellte das Sportamt die Pläne mit der Sportfreifläche in der Sasstraße vor. Neu wird die Installation einer Fitnessfreifläche für Jung und Alt neben dem Jugendclub „Ufo“ sein. Ebenso sollen noch im Frühjahr acht Mülleimer installiert werden. Gerade deren Einrichtung geht auf die Initiative des Bürgervereins zurück. Auch wenn wir gerne u.a. mit CleanUp Leipzig bürgerschaftliche Putzaktionen neben und auf der Sportfreifläche organisiert haben, so ist es in unseren Augen Aufgabe der Stadt Leipzig für ausreichende Gelegenheiten zu sorgen, Müll, der bei der Nutzung der öffentlichen Fläche entsteht, entsorgen zu können. Weiterhin ungeklärt ist leider der Nutzungskonflikt zwischen dem Basketballplatz und dem Volleyballfeld, dass für ersteren weichen musste. Hier wird der Bürgerverein weiterhin versuchen, vermittelnd zwischen dem Sportamt und der Volleyball-AG des Schillergymnasiums zu wirken.

Gohliser Baugeschehen: Von neuen Fassaden bis zum Rigolenlehrpfad

von Matthias Reichmuth

Das Jahr 2021 beginnt diesmal mit dem Blick auf neue Fassaden:
Mit der Gohliser Straße 38 wurde eines der letzten Häuser in diesem Bereich kernsaniert. Seit die Gerüste gefallen sind, sieht man der Fassade an, dass die oberen Stockwerke eher einen Neubau, die darunter eher eine Renovierung darstellen. Das Haus wurde jetzt auch um eine Etage höher als zuvor, womit es aber genau zur Nr. 40 passt. Auf der Hofseite wurden Balkone ergänzt und das zuvor verfallene Hinterhaus erneuert.
In neuen dezenten Farben leuchtet jetzt auch die Wustmannstraße. Hier hat die Vereinigte Leipziger Wohnungsgenossenschaft eine Zeile des Architekten Fritz Riemann mit 7 Häusern und 46 Wohnungen behutsam saniert. zwischen Januar und Mai werden die Wohnungen bezugsfertig, die Vermietung zwischen 9,30 und 10,- Euro Miete je Quadratmeter hat schon 2020 im Internet begonnen.

Eine Nummer teurer wird das Wohnen (10,50 bis 12,50 Euro je m²) in den Neubauten an der Bremer Straße 6 bis 8a gegenüber der Krochsiedlung, die jetzt unter dem Namen „Kroch-Quartier“ angeboten werden. Dafür gehören dort Tiefgaragen-Stellplätze zur Grundausstattung, während in der Wustmannstraße der größere Teil des Hofes als Lebensraum für Kinder und Vögel dienen soll, die 15 Pkw-Stellplätze mit E-Ladesäulen gibt es für etwa jede dritte Wohnung. Für die meisten Wohnungsmieter wird das Leben daher sorgenfreier, wenn sie kein Auto haben oder ihres abschaffen möchten.
Die Magdeburger Straße 50 hat nun auch endlich ihr endgültiges Aussehen erreicht, nachdem die Baustelle schon seit Sommer 2019 für eine halbseitige Straßensperrung gesorgt hatte. Die sieben Eigentumswohnungen erhielten im Dezember 2020 zum Abschluss der Arbeiten noch eine ansprechende Einfriedung. Bis Ende 2013 war diese Straßenecke durch eine große Trauerweide geprägt.

Erkennbare Baufortschritte gibt es auch in der Berggartenstraße 2 (Ecke Schorlemmerstraße). Zur Weihnachtszeit waren die ersten beiden von fünf Vollgeschossen errichtet, die 10 Wohnungen sollen zwischen 550.000 und 710.000 Euro kosten und im Frühjahr 2022 bezugsfertig sein.
Eine große Baugrube gibt es inzwischen in der Fritz-Seger-Straße 10. Dort wurden immerhin zwei große Bäume vorn im Grundstück erhalten, einer davon zählt als Naturdenkmal.

Ende November 2020 waren pünktlich auch die Umbaumaßnahmen an der Kasseler Straße zu Ende gegangen. Der zuletzt fertig gestellte Straßenabschnitt präsentiert sich jetzt mit neuer Oberfläche und 10 frisch gepflanzten Straßenbäumen. Drei der Baumscheiben weichen vom gewohnten Erscheinungsbild etwas ab – warum, das erklären drei Schautafeln des „Informationspfads Baumrigolen“: Mit wissenschaftlicher Begleitforschung des Umweltforschungszentrums wird hier geprüft, welche Bauweise am besten geeignet ist, Sickerwasser zu halten, für die Bäume so lange wie möglich nutzbar zu machen und zugleich die Kanalisation bei Starkregen zu entlasten. Es ist zu hoffen, dass die neuen Bäume so trotz des fortschreitenden Klimawandels noch ein langes Leben vor sich haben. Nach der Kasseler Straße werden durch Städtebaufördermittel in den nächsten Jahren voraussichtlich an der Mottelerstraße und an der Cöthner Straße noch Straßenumgestaltungen möglich.

Einige Bauprojekte werfen auch ihre Schatten voraus. So wurde an der Etkar-André-Straße 37 (Ecke Gottschallstraße) im abgelaufenen Jahr schrittweise ein von Büschen und Birken bewachsenes Grundstück gerodet. Seit Mitte Dezember werden für die nunmehr kahle Fläche Eigentumswohnungen mit zwei bis fünf Zimmern im geplanten Neubau zum Verkauf angeboten. Die Lage an einem der noch namenlosen Gohliser Plätze ist sicher attraktiv, die Preise sind entsprechend: Sie liegen bei ca. 4.500,- Euro je m² Wohnfläche.

Auch in planiertem Zustand warten auf den Baubeginn die Schlotterbeckstraße Nr. 2 (schon länger) und Nr. 6 (zuvor ein schöner Garten), das Eckgebäude Bremer Str. / Wangerooger Weg (ein ehemaliger Technikbau), und die Cöthner Straße 19 (und damit die letzte Baulücke in der Cöthner Straße). Die Blumenstraße 62/64, Magdeburger Straße 1-3 und die Fläche des abgerissenen Hauses Witzlebenstraße 23 ergänzen diese Reihe. Es wird also auch in Zukunft etwas zum Baugeschehen zu berichten geben.

Geschichte in Geschichten (Teil 4) – Schüler fragen Zeitzeugen: Dr. Karl Heinz Hagen

Von Valentina Michel, Alena Ackermann und Sophie Schmeiduch (Bearbeitet und gekürzt durch Ursula Hein und Wolfgang Leyn)

Dr. Karl Heinz Hagen, Jahrgang 1954, absolvierte 1973-77 bei Carl Zeiss Jena eine Berufsausbildung mit Abitur. Nach dem Pädagogik-Studium war er bis 1985 Lehrer für Geschichte und Deutsch an der 10-klassigen Polytechnischen Oberschule „Friedrich Schiller“ in Gohlis, der Turmschule. 1989 folgte die Promotion an der Uni Leipzig. 1990 wurde er vom Kollegium der Schillerschule zum Schulleiter gewählt. Gemeinsam mit Schülern und Eltern entwickelte er das Konzept eines allgemeinbildenden Gymnasiums mit beruflicher Orientierung. Doch Sachsen übernahm das gegliederte Schulsystem nach dem Vorbild Bayerns und Baden-Württembergs, das Thema war damit erledigt. 1992 wechselte er als Lehrer und Oberstufenberater ans Humboldtgymnasium, organisierte dort die ersten Schülerfirmen in Sachsen. 1995-2010 war er Referent am Sächsischen Institut für Lehrerfortbildung in Meißen-Siebeneichen, seit 2006 auch Lehrer am Beruflichen Gymnasium. Zur Zeit der Wende lebte er mit Frau und drei Kindern in Leipzig.

Gibt es etwas, das typisch für die Erziehung der Kinder in der DDR war oder für Ihr Leben als Kind oder Jugendlicher?

Typisch war, dass wir eigentlich in der gesamten Schulzeit in eine Organisation eingebunden waren. Erst die Jungpioniere und später der Jugendverband FDJ. Die waren straff organisiert, mit Uniformen und Fahnen. Das haben wir als normal betrachtet und nicht groß darüber nachgedacht. Natürlich sind wir damit in gewisser Weise beeinflusst, ja sogar vereinnahmt worden. Andererseits hatte ich eine sehr glückliche Kindheit.

Unter welchen Verhältnissen sind Sie aufgewachsen?

Ich bin auf dem Land aufgewachsen, wir hatten den Wald vor der Haustür. Ich hatte einen großen Freundeskreis. Kinder waren damals unbeschwerter unterwegs, die Eltern hatten auch nicht so eine Angst um sie. Wenn wir mal mit einem aufgeschlagenen Knie nach Hause kamen, rannte niemand zum Anwalt, damit derjenige, der das Loch in der Straße zu verantworten hat, dafür bezahlen muss. Da kriegte man paar hinter die Ohren: Pass beim nächsten Mal besser auf. Das Leben der Menschen war damals von mehr Zusammenhalt geprägt. Das war aber auch dem Mangel geschuldet. Jeder hatte irgendwas, das man nicht ohne weiteres kriegte. Der eine hatte Holz, der andere hat selbst geschlachtet, das war auf dem Land so. Da hat man dann getauscht, hat sich auch gegenseitig geholfen.

Sind Ihre Träume und Ziele von damals vergleichbar mit denen der jetzt 20- oder 30-Jährigen?

Ich denke, wir waren in der gleichen Weise verrückt wie die heute 20-Jährigen, wir hatten nur andere Bedingungen. Bei uns gab es noch kein Internet, keine Handys. Wir hatten Freundinnen, Freunde. Wir haben uns nach der Schule verabredet, waren zusammen beim Jugendtanz. Was wir damals nicht hatten, das waren diese Reisemöglichkeiten, wie sie heute zum Beispiel meine Enkeltöchter haben. Wo die überall schon waren mit ihren neun bzw. viereinhalb Jahren! Aber ich frage mich manchmal, was für sie noch ein erstrebenswertes Ziel sein wird, wenn sie 20 … 25 Jahre alt sind, als Studenten. Wenn ich hätte reisen können, hätte ich das vielleicht auch gewollt. Aber das war für uns kein Thema. Ich habe an der Grenze im Sperrgebiet gewohnt. Am Zaun war die Welt zu Ende. Basta!

Würden Sie sagen, dass die Mauer heute noch in den Köpfen existiert?

Je nachdem. Die Leute haben ja ganz Verschiedenes erlebt. Manche haben überhaupt nicht verstanden, was da passiert ist. 1989 war ich 35 Jahre alt und hatte an der Uni promoviert, dann ist über Nacht alles umgekippt. Was bisher unten war, ist auf einmal oben, und du musst dich neu orientieren. Da gab’s Leute, denen ist das relativ leicht gefallen, die gingen damals über Österreich in den Westen. Manche haben sogar ihre Kinder zurückgelassen. Andere kamen mit der Entwicklung überhaupt nicht klar und sind in Depressionen verfallen. Wieder andere haben völlig euphorisch „Helmut, Helmut!“ gerufen, denen konnte es mit der Einheit gar nicht schnell genug gehen. Die Mauer in den Köpfen, die gibt es bis heute, nicht nur bei den Ostdeutschen. Wenn man in Bayern oder in Österreich mit Einheimischen zusammensitzt und ins Gespräch kommt, da staunt man, wie wenig die wissen von dem, was im Osten passiert ist. Für viele Wessis hatte man hier den Slogan: „Jung, dynamisch, erfolglos“. Eine anderer böser Spruch war: „Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm, beim Wessi ist das anders rum.“ Andererseits galten wir als „Jammer-Ossis“. Ich sehe die Chance, diese Vorurteile zu überwinden bei eurer Generation und der Generation meiner Kinder – ich habe selber drei erwachsene Kinder – und ich sehe, wie entspannt, wie ganz anders sie an manche Sachen herangehen. Aber ich sehe auch die Verantwortung, sich mit der Geschichte zu beschäftigen.

Zurück zu zwei Daten, dem 9. Oktober 1989 und dem 9. November. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Ich sage ganz ehrlich, ich habe nicht zu den mutigen Männern und Frauen gehört, die über den Ring marschiert sind, mit dem Ziel, diese DDR zu beseitigen. Ich war zu der Zeit verheiratet, hatte drei Kinder und hatte erlebt, wie die Staatssicherheit über den Lebensgefährten meiner Mutter zugegriffen hatte. Uns war nicht klar, wie der 9. Oktober ausgehen würde. Es war ein großes Glück, dass Kurt Masur und die anderen fünf, darunter der 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung, sich mit der Bitte an die Bevölkerung gewandt haben, die Situation nicht in Gewalt ausarten zu lassen. Das hätte auch ganz anders ausgehen können. Es ist bis heute ungeklärt, ob es einen Schießbefehl wirklich gegeben hat. Ich kam gegen 17 Uhr aus der Uni, da standen Autos von der Kampfgruppe und von der Armee. Die Straßenbahngleise am Augustusplatz, dem damaligen Karl-Marx-Platz, waren schon gesperrt, man musste also drüben bei der Hauptpost einsteigen. Ich hatte große Sorge, ich musste meinen Jüngsten aus der Kinderkrippe abholen. Da kamen dann Autos gefahren mit Leuten von der Staatssicherheit, die hatten Maschinenpistolen zwischen den Knien. Ich hab meinen Sohn abgeholt, wir sind nach Hause gefahren und haben gewartet, was passiert.

Der neunte November, damit hat man echt nicht gerechnet. Das war ein Versprecher von Schabowski, der einfach eine Meldung falsch interpretiert hat. Die Frage hieß: „Ab wann gilt diese Öffnung?“ und er sagte: „Ich meine, ab jetzt“. Damit war dann natürlich die Grenze offen. Kurz darauf setzte dieser Run auf das Begrüßungsgeld ein. Die Züge waren überfüllt. Meine Frau hat das einmal mitgemacht, das hat unser Jüngster fast nicht überlebt, die Leute im Zug hätten ihn beinahe zerquetscht. Zu diesem Zeitpunkt stand die Frage der deutschen Einheit noch nicht auf der Tagesordnung. Das passierte erst im Dezember 1989. Da hat dann Helmut Kohl in Dresden seine Rede gehalten, hat sein Zehn-Punkte-Programm aufgelegt und da kam dann konkret die Forderung, die beiden deutschen Staaten zu vereinigen.

Bei der großen Demonstration am 4. November 1989 in Berlin, wo auch viele Künstler gesprochen haben, ging es den meisten darum, so wie mir auch, im Sinne von Gorbatschows Perestroika diesen Staat DDR zu reformieren. Dann haben wir 1990 durch Gorbatschow diese Chance bekommen: die Einheit zum Nulltarif. Die Russen haben ihre Soldaten bis 1994 komplett abgezogen. Das war mit Kohl ausgehandelt, und Gorbatschow hat sich daran gehalten.

Welche Auswirkungen hatten Mauerfall und Einheit für Sie und Ihre Familie?

Mein Vater war damals 63. Als Meister im Zeiss-Werk war er für zehn, fünfzehn Leute verantwortlich. 1991 kam er eines Tages in die Spätschicht und man sagte ihm: „Das ist heute deine letzte Schicht, ab morgen brauchst du nicht mehr zu kommen.“ Nach 42 Arbeitsjahren. Der kam abends mit seinem Bündel nach Hause und hat ein halbes Jahr gebraucht, sich wieder zu sortieren. Meine Schwester war Zahntechnikerin in einem Krankenhaus. Das Labor wurde von einem Wessi gekauft, und als erstes wurden danach alle Frauen rausgeschmissen.

Meine Frau hat sich vor allem um die Familie gekümmert. Aber ich hatte den Ehrgeiz, mich als Schulleiter einzubringen, den Unterricht neu zu konzipieren, das Schulgebäude zu verändern. 1990 war das einzige Mal, dass in Thüringen und Sachsen ein Schulkollegium seinen Schulleiter wählen konnte, und ich bekam über 80% der Stimmen. Dann gab es 1992 eine Ausschreibung für die neuen Schulleiterstellen, weil in Sachsen die Schularten so wie in Bayern und Baden-Württemberg installiert worden sind. Damit war ich draußen und musste mich ganz neu bewerben. Nach dieser „Klatsche“ lag ich ein halbes Jahr am Boden. Da musst du dir überlegen, stehst du wieder auf und es geht weiter oder verfällst du in Selbstmitleid und ziehst dich zurück.

Würden Sie das heutige Schulsystem oder das von früher als erfolgversprechender bezeichnen?

Meine größte Erwartung war eigentlich, dass mit der Wende das Bildungssystem in ganz Deutschland verändert wird. Ich war sehr enttäuscht, dass aus dieser einmaligen Chance so wenig gemacht wurde. Beide Bildungssysteme hatten Vor- und Nachteile. Man hat leider nicht versucht, abzuwägen, was man hätte aus beiden Systemen machen können. Das DDR-System war ideologisch völlig überfrachtet und so wie es war, nicht erhaltenswert. Beim heutigen System sehe ich als entscheidenden Nachteil, dass die Entscheidung über die weiterführende Schulart nach der 4. Klasse zu früh ist. Ich glaube, mit 13 oder 14 Jahren weiß man das besser. Ihr habt natürlich am Gymnasium ab Klasse 5 ein anderes Anspruchsniveau. Andererseits habe ich auch erlebt, dass Kinder ins Gymnasium hineingeschoben wurden und dann nach der 7. Klasse abgegangen sind. An der Mittelschule galten sie dann als Loser, die das Gymnasium nicht geschafft haben. Es braucht schon für das Gymnasium eine große Leistungsvoraussetzung, Willensstärke und auch Unterstützung, damit sich ein Kind in dem Alter ordentlich etablieren kann. Ich fand die naturwissenschaftliche Ausbildung in der Breite früher besser. Heute ist in den Lehrplänen meines Erachtens zu viel Spezialwissen drin. Meine Hoffnung wäre gewesen, diese solide naturwissenschaftliche Ausbildung zu kombinieren mit Kurssystem und Wahlmöglichkeiten.

Wie haben Sie als Geschichtslehrer sich auf die neuen Anforderungen eingestellt?

Das war ganz einfach und zugleich schwierig. Einfach insofern, als es jetzt eine große Anzahl von Schulbuchverlagen gab, die uns regelrecht überschüttet haben mit ihrem Angebot an Unterrichtsmaterialien. Wenn man halbwegs interessiert war und sich gekümmert hat, dann hatte man jetzt Möglichkeiten, sich einzubringen. Damals habe ich nebenher nochmal angefangen zu studieren. Das, was wir früher gelernt hatten, war ja im Schwerpunkt DDR-Geschichte mit der Arbeiterbewegung, Marx, Lenin usw., aber zum Beispiel die Französische Revolution wurde nur gestreift. Allerdings hatten wir gelernt, ordentlich wissenschaftlich zu arbeiten. Dann habe ich mich also in die Deutsche Bücherei gehockt und neben meinem Unterricht gelesen, gelesen, gelesen. Ich habe nochmal ein gesamtes Studium für mich durchgezogen, und als ich dann am Humboldtgymnasium war und Leistungskurse hatte, da war man richtig gefordert. Ich habe von niemandem mehr verlangt als von mir selbst. Den Schülern muss man günstige Rahmenbedingungen schaffen, muss ihnen etwas zutrauen und sie laufen lassen. Genauso wie bei unseren Schülerfirmen: Wir hatten ein Schüler-Café, ein Reisebüro, einen Schreibwarenladen. Die Schüler haben gearbeitet, sie waren Sonnabend früh da, ohne dass sie gezwungen wurden. Mit dem Reisebüro haben sie sich ihre Kursfahrt verdient.

 

Geschichte in Geschichten (Teil 5) – Schüler fragen Zeitzeugen: Ludmila Adelheid Scholz

von Frederik van Suntum, Mathilda Uhlmann, Juliana Henke (Bearbeitet und gekürzt durch Ursula Hein und Wolfgang Leyn)

Im Heft 5 des letzten Jahres und auf unserer Homepage wurde das Projekt „Schüler fragen Zeitzeugen“ der AG Stadtteilgeschichte ausführlich vorgestellt. In Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Schiller-Gymnasium entstanden im Rahmen des Geschichtsunterrichtes der 10. Klassen spannende Gespräche mit verschiedenen Zeit-zeug*innen der Friedlichen Revolution in Leipzig. Lesen Sie nun auf den folgenden Seiten zwei weitere der insgesamt neun Interviews. Hier im Text redaktionell betreut und gekürzt, wird das gesamte Interview dann auf unserer Homepage zu lesen sein.

Vielleicht haben Sie uns auch – aus Ihrer Erinnerung – noch etwas zu erzählen über die aufregenden Zeiten 1989/90. Wir freuen uns auf Ihre Leserbriefe.

Adelheid Scholz wurde 1944 in Tetschen (heute Děčín/Tschechien) geboren. Als 7-Jährige kam sie mit ihrer Familie nach Leipzig. Seit 1970 lebt sie im Stadtteil Gohlis. Nach dem Studium der Theater- und Kulturwissenschaften an der Leipziger Universität begann sie 1967 ihre Tätigkeit als Hörfunkjournalistin beim Sender Leipzig in der Springerstraße. Ihre fachlichen Schwerpunkte waren Bauen und Umwelt, seit 1984 moderierte sie dazu auch Live-Sendungen. Ab Dezember 1989 berichtete vom Runden Tisch in Leipzig. Seit Gründung des Mitteldeutschen Rundfunks 1992 arbeitete sie als Redakteurin bei MDR Kultur.

Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie Journalistin im Hörfunk wurden?

Ich habe an der Karl-Marx-Universität in Leipzig Kultur- und Theaterwissenschaften studiert. Journalistik wäre mir nie in den Sinn gekommen. Aber dann kam eines Tages eine Kommission an die Uni, die suchte Nachwuchs für den DDR-Rundfunk und fragte unseren Institutsdirektor: „Haben Sie nicht jemanden mit guter Sprache, guter Stimme und nicht gerade auf den Kopf gefallen?“. Und er hat mich vorgeschlagen. Auf diese Weise bin ich zu diesem Beruf gekommen. Während der letzten zwei Jahre des Studiums machte ich Praktika beim Sender Weimar und bekam dort einen Vorvertrag als Kulturjournalistin. Aber meine Liebe lebte in Leipzig, deswegen wollte ich nicht nach Weimar. Der Kompromiss war dann eine Stelle in der Nachrichtenredaktion am Sender Leipzig. Das Nachrichtenschreiben war eine gute Schule, weil man lernte, einen Gegenstand kurz und knapp zu schildern. Am Sender habe ich mich sehr wohlgefühlt. Wir waren dort eine relativ kleine Gruppe von Journalisten. Dadurch, dass wir sehr viele Themen zu bearbeiten hatten, war die Tätigkeit sehr abwechslungsreich.

Haben Sie sich Umwelt und Bauen als fachliche Schwerpunkte selber gesucht? Oder waren die einfach noch frei?

Am Sender gab es damals schon fünf Kulturredakteure, eine Journalistin in der Abteilung Musik, und vier beim Wort. Da hab ich mir dann gesagt „Du machst das, wozu keiner Lust hat, was aber die Leute interessiert.“ Das waren Bauen und Umwelt. Umwelt war zu DDR-Zeiten ein sehr heißes Eisen. Das hätte sich sonst niemand getraut, muss ich ehrlich sagen. Ich war im letzten Studienjahr Kandidatin der SED geworden. Da hatte man mich immer wieder liebevoll agitiert. Ich fand es auch gar nicht schlecht, weil wir einen Parteisekretär hatten, der einen sehr begeistern konnte. Dann im Sender Leipzig wurde mir klar: Von einem Mann kann ich mich scheiden lassen, von der Partei nicht. Also sagte ich: „Nein, ich stelle keinen Aufnahmeantrag. Mein Freund will das nicht“, was damals auch stimmte. Daraufhin wurde ich ein ganzes Jahr lang jeden Monat vom Parteisekretär des Senders zu einem einstündigen Gespräch geladen, was meinerseits fast immer mit Tränen endete, doch ich habe mir gesagt „Du hältst durch“. Die hatten sich eingebildet, wegen meiner Kontakte in die Tschechoslowakei, ich konnte ja auch tschechisch, hätten mich die Ideen des Prager Frühlings angesteckt. Der hat mich natürlich interessiert, das musste ich denen aber nicht sagen. Schließlich hat mich die Direktorin, die ich sehr schätze, zu einem langen Gespräch eingeladen. Dabei sagte sie mir, sie habe von der Partei-Kontrollkommission im Bezirk den Auftrag, mir fristlos kündigen. Doch sie wolle für mich bürgen. Also wurde mir nicht gekündigt.

Konnten Sie durch Ihre Arbeit beim Thema Umweltverschmutzung Dinge aufdecken?

Ab 1984 ja. Damals lernte ich eine Stadtverordnete kennen, Frau Doktor Kasek. Sie hatte die erste Umweltgruppe in Leipzig gegründet. Meine Chefin hatte mich zu ihr aufgrund einer kleinen Zeitungsnotiz geschickt. Sie konnte gut argumentieren und hatte Zugang zu Daten – sie war Pharmazeutin – also zum Beispiel, wie viel Schwefel regnet auf Leipzig runter? Wie viel Staub? Das stand ja nirgends. Darüber wurde offiziell nicht berichtet. Oder die Verschmutzung der Flüsse. Und wir haben dazu regelmäßig Live-Sendungen gemacht. Die hießen zuerst „Ratgeber Umwelt“. Weil es aber beim Norddeutschen Rundfunk, also im Westen, Ratgeber-Sendungen gab, durfte sie nicht so heißen und wurde dann umbenannt in „Umwelt-Sprechstunde“. Meiner Direktorin musste ich vor der Sendung nur die Schwerpunktthemen und die grobe Fragerichtung vorlegen. Um mich gegen mögliche Angriffe verteidigen zu können, habe ich die Sendung mitschneiden lassen. Es gab zweimal Anrufe von der SED-Stadtleitung.

Man bekommt den Eindruck, dass Sie in ihrer Arbeit als Journalistin ziemlich eingeschränkt wurden.

Gemessen an heutigen Verhältnissen ja. Gemessen an den damaligen Verhältnissen hatte ich viel Freiraum. Und ich glaube, dass ich die Grenzen soweit ausgereizt habe, wie es ging. Wir waren ein UKW-Sender, der nur 100 Kilometer im Umkreis zu hören war, in der Hauptstadt Berlin schon nicht mehr. Und man konnte unser Wort – im Radio ist das ja ein flüchtiges Wort – nicht schwarz auf weiß nach Hause tragen. Also: Wir hatten einen gewissen Freiraum. Und unsere Direktorin hat mit uns sehr offen diskutiert. Das war anders als in den anderen Sendern von Radio DDR. Das Klima sehr liberal. Wir hatten mehr Freiräume zum Beispiel als die Leipziger Volkszeitung, die ja von der SED herausgegeben wurde, oder als Radio DDR I in Berlin. Aber natürlich ist es überhaupt nicht vergleichbar mit einer freien Presse.

Haben Sie an den Montagsdemonstrationen während der Friedlichen Revolution im Herbst 1989 teilgenommen?

Ja, das begann ja zur Herbstmesse Anfang September. Ich war im Pressezentrum der Messe und habe unterwegs vor allem junge Menschen gesehen, die vor den Kameras des Westfernsehens riefen „Wir wollen raus“. Das wollte ich nicht. Eine Woche später war dann Internationales Bachfest, dessen Pressebüro ich leitete. Am 18. September war ein Empfang im Neuen Rathaus. Ich ging fröhlich beschwingt mit meinem Reportergerät die Treppe hoch. Neben mir ein Mann, weißhaarig, mit Latzhose. Das war Pfarrer Führer, mit dem habe ich mich dann noch vor der Nikolaikirche lange unterhalten. Und von da an bin ich zu jeder Demonstration gegangen. Am Anfang erst einmal beobachtend, am 2. Oktober dann schon mitlaufend. Am 2. Oktober sagte unsere Chefin: „Ihr müsst da hingehen, wir können zwar keinen O-Ton von der Demo senden, aber eine Nachricht müssen wir machen. Die Leute reden von nichts anderem, und im Sender Leipzig hören sie nichts darüber. Das geht nicht.“

Von der Demo am 2. Oktober wusste ich, dass in allen Kirchen aufgerufen wurde: Jeder, der am 9. Oktober kommt, bringt noch einen mit. Da habe ich mir gesagt: Jetzt kommen die Kinder mit. Wir sind getrennt gegangen, die Töchter und ich. Die eine war 16, die andere wurde 18. Ich habe sie bloß gebeten: „Geht bitte nicht in der ersten Reihe. Und geht nicht am Rand“. Wir ahnten, was passieren könnte. Es gab ja in der Stadt das Gerücht, in den Krankenhäusern wären zusätzliche Blutkonserven bereitgestellt worden. In unserer Redaktion wurde ein Feldbett aufgestellt. Ich bin am 9. Oktober mit zitternden Knien zur Demo gegangen. Aber ich bin gegangen. Wir haben uns dann als Familie an der Thomaskirche wiedergefunden. Das hatten wir so verabredet.

Haben Sie geglaubt oder gehofft, dass diese Demonstrationen wirklich was ändern?

Ja! Davon war ich überzeugt. Eigentlich schon am 2. Oktober. Da waren die Studenten da und die haben die „Internationale“ gesungen. „Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht! Die Internationale erkämpft das Menschenrecht.“ Das passte genau. Und man konnte das ganz laut singen. Jeder verstand, wie es gemeint war. Das war wirklich toll. Und von da an war ich fest überzeugt, dass das nicht nachlässt. Und am 9. Oktober – ja, völlig klar.

Nachdem am 9. Oktober nicht geschossen wurde und zum ersten Mal der Ring voll war mit Demonstranten, was hatten Sie damals für Vorstellungen, wie es weitergehen könnte?

Eigentlich war unser Ziel eine deutlich reformierte DDR. Wir haben nicht nach westdeutschem Muster gedacht. Wir, das waren drei, vier, fünf Kollegen im Sender, mit denen wir uns über Perspektiven unterhalten haben. Die wichtigsten Anliegen der Demonstranten waren Reisefreiheit und Meinungsfreiheit.

Sie haben später vom Runden Tisch berichtet. Was war das für ein Gefühl?

Das waren Tage der wunderbaren Anarchie. Auf fast allen staatlichen Ebenen bis hin zur Regierung bildeten sich Anfang Dezember Runde Tische. Die alte Macht hatte ihre Legitimation verloren, eine neue war noch nicht da, aber Entscheidungen mussten ja getroffen werden. Am Tage wurde gearbeitet, und einmal wöchentlich ab 17.00 Uhr regiert. Das ging oft bis 24 Uhr. Dann ins Funkhaus, Sendung produzieren. Und danach ins Bett. Ich war die Einzige unter den Leipziger Journalisten, die bis Anfang Juni 1990 regelmäßig davon im Sender Leipzig berichtete, zwei Minuten, zweieinhalb, das ging so. Ich habe zu dieser Zeit versucht, ganz intensiv mitzuteilen, was ich sah und hörte. Ich erinnere mich, dass ich an einem Tag 36 Stunden hintereinander gearbeitet habe, früh angefangen und erst am nächsten Mittag aufgehört. Ich habe damals von einem Tag zum anderen gelebt, im Taumel des Glücksgefühls, alles sagen zu dürfen. Es war so wie ein Rausch. Nie vorher wurden in der DDR so viele Fernsehsendungen geschaut, nie so viele Zeitungen gekauft, nie so viel Radio gehört, wie in dieser Zeit.