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Schlagwort: Bürgerverein Gohlis e. V.

In eigener Sache – Gohlis Kalender 2022

von Peter Niemann 

Wir suchen weiterhin nach tollen Motiven von Spielplätzen in Gohlis für unseren Gohlis Kalender 2022. Bis zum 31. August können Sie uns noch Ihre Bilder schicken. Am einfachsten geht dies per Mail an geschichte@gohlis.info. Schafft es ihr Foto in den Kalender, findet dies natürlich Erwähnung im Kalender und Sie erhalten ein Exemplar gratis.

Neues aus der Arbeitsgemeinschaft Stadtteilgeschichte

Auch beim letzten Treffen der Arbeitsgemeinschaft Stadtteilgeschichte ging es um den Kalender. Wir haben schon viele AutorInnen gewinnen können, und sind davon überzeugt, wieder an die Erfolge des Vorjahres anknüpfen zu können.

Ein weiteres ganz wichtiges Thema für uns ist das sich zügig nähernde 30-jährige Jubiläum unseres Bürgervereins! Wir planen schon fleißig an einer Jubiläums-Publikation sowie einem speziellen Jubiläums-Kalender für das Jahr 2023. Es geht dann u.a. um die großen und kleinen Projekte des Bürgervereins, die noch heute im Stadtteil erfahrbar sind.

Darüber hinaus haben uns der Fairbund e.V. und der Montbertus Verlag um die Mitwirkung bei einem sehr spannenden Buchprojekt gebeten. Es geht dabei um ein sehr geschichtsträchtiges und vielfältig genutztes Gebäude im Leipziger Norden: Das Budde-Haus. Wir freuen uns auf jeden Fall!

Wenn Sie sich für die Geschichte unseres tollen Stadtteils interessieren, schauen Sie doch einmal bei unseren monatlichen Treffen im Budde-Haus vorbei! Jede und Jeder ist herzlich eingeladen. Alle Termine finden sich in der Terminübersicht auf der Rückseite des Heftes.

Ein Gohliser Jubiläum… und wer dazu gehört TEIL 3 – Irmgard Gruner

von Peter Niemann

Bereits in den vergangenen Ausgaben haben wir darauf hingewiesen, dass wir am 22. April 2022, ein sehr wichtiges Jubiläum begehen werden. Genau dann wird der Bürgerverein nämlich 30 Jahre alt! In der letzten Ausgabe des Heftes haben wir begonnen, Ihnen besondere Personen vorzustellen, die sich bereits seit sehr langer Zeit in unserem Verein engagieren und dabei Großes geleistet haben. Diesmal möchte ich Ihnen eine ganz besondere Frau vorstellen, die von Anfang an dabei ist und den Bürgerverein noch immer nach Kräften unterstützt. Ihr Name ist Irmgard Gruner und ich habe mich am 8. Juli auf eine Tasse Kaffee und ein kurzes Interview mit ihr verabreden können:

Hallo Irmgard. Ich freue mich sehr, dass es heute trotz des eher mäßigen Wetters mit einem Treffen im Garten geklappt hat. Vielleicht fangen wir einfach mit einer kurzen Vorstellung an.

Ich bin 81 Jahre alt, geboren in Leipzig, und wohne mit meinem Mann seit 1968 in der Hoepnerstr. 4a in Gohlis-Mitte. Wir haben 2 Kinder und 5 Enkel. Ich bin diplomierte Wirtschaftsmathematikerin und habe vor der Wende lange Jahre im VEB Rechenzentrum, später DVZ (Datenverarbeitungszentrum) Leipzig, danach kurz in der Universität als Programmiererin und Problemanalytikerin gearbeitet. Nach kurzer Arbeitslosigkeit ging ich ab 1992 zu der Beschäftigungsgesellschaft ABW. Dort wurden Arbeitslose von Orsta-Hydraulik aufgefangen und in ABM-Maßnahmen gebracht. Die letzten Arbeitsjahre habe ich im sog. Ostraumprojekt gearbeitet. Mein politisches Engagement begann mit dem Mauerfall. In der DDR habe ich mich auf dem Gebiet verweigert. Jetzt wollte ich mitmachen. Es war Zufall, dass ich beim Neuen Forum landete, wo ich gleich Gruppenleiterin für Gohlis bzw. Leipzig Nord wurde. Im Neuen Forum lernte ich Gert Klenk kennen, wir liefen gemeinsam mit vielen anderen um den Ring. Wir hatten konkrete Vorstellungen, wie ein neues Deutschland aussehen könnte. Das war eine super-tolle Zeit. Da war eine Aufbruchstimmung, sag‘ ich Dir. Wir haben da was geschafft, über die Parteigrenzen hinweg und zum Wohle der Stadt. Dort kam ich auch auf die Liste für das Stadtparlament. Und es gab ja so viel zu tun, das ist heute kaum vorstellbar: Trotz des hochtrabenden Progamms der Partei „Alle Dächer dicht“ waren so gut wie alle Dächer kaputt, der Putz bröckelte von den Wänden, es war feucht in vielen Wohnungen, du hast Dich in der eigenen Stadt nicht wohl gefühlt. Die Schönheit unserer Stadt wurde erst nach und nach erfahrbar. Der Bürgerverein Gohlis wurde nicht nur wegen des Budde-Hauses gegründet, wir wollten mit dazu beitragen, unseren Stadtteil wieder lebenswert zu machen Zum Glück wurde Gohlis bald förmlich festgelegtes einfaches Sanierungsgebiet, dann erweitertes Sanierungsgebiet, inklusive des Budde-Hauses.

Das klingt nach einer Menge Freizeit, die da ins Ehrenamt investiert wurde. Wie passte das mit der Familie bzw. deinem Mann zusammen? Hat das gut funktioniert?

Klar. Die Kinder waren ja schon raus. Mein Mann hat trotz vieler Arbeit als reprivatisierter Salzgroßhändler jede Gelegenheit genutzt , mich zu unterstützen. Er hat nie groß was gesagt, Sitzungen und langes Palaver sind nicht seine Welt. Er hat aber immer fotografiert, für den Bürgerverein, für den Seniorenbeirat, für die Grünen. Er hat nie was dafür verlangt. Er hat das gerne gemacht. Mein Mann kommt fast immer mit und ich finde das sehr, sehr schön.

Der Bürgerverein war also ein wichtiger Ausgangspunkt für Dein Bemühen um den Stadtteil. Wann ging das los? Wie muss man sich das vorstellen?

Ihr habt ja darüber berichtet, dass das Jubiläumsfest der Aufhänger für die Gründung des Vereins im Gemeindehaus am Kirchplatz war. Ich kannte die Leute teilweise vorher schon. Gerd Klenk und Pfarrer Passolt natürlich. Wir haben uns in der Anfangszeit oft getroffen, nicht nur, um das Jubiläumsfest vorzubereiten, sondern auch, um zu überlegen was dann wird. Das Fest, das hättest Du erleben müssen! Die ganze Menckestraße war voll von Menschen. Die Verwaltung war da, das Planungsamt, das ASW. Bürgerinnen und Bürger konnten an Tafeln ihre Wünsche für Gohlis äußern und die Stadt war ehrlich daran interessiert, dass hier was passiert.

Und dann ging es ja emsig weiter mit dem Verein. Es musste ja schließlich das Budde-Haus gerettet werden und im Stadtteil gab es viel zu tun. Wo hast Du in den ersten Jahren deinen Platz im Verein gefunden?

Ich war immer im Vorstand des Vereins, oft auch stellvertretende Vorsitzende. Man wollte mich oft überreden, den Vorsitz zu übernehmen, aber ich war damals schon Mitglied im Stadtparlament und ich hatte ja zur Wendezeit an der Uni neu angefangen. Dann noch die Arbeit bei den Grünen, das reichte. Ich war jedenfalls immer froh, dass ich nicht Vorsitzende war.

[lacht] Das kann ich gut nachvollziehen. Ich fühle mich ja auch ganz wohl als Stellvertreter. Was waren eigentlich so Deine persönlichen Lieblingsprojekte des Bürgervereins?

[Lacht] Grünes Zeug. Zum Beispiel die Umsetzung des leider kaum bekannten und wenig genutzten Rabenparks. Der heißt so, wegen der großen Rabenskulpturen. Schräg gegenüber von Käse Lehmanns führt da ein kleiner Weg rein. Da gab es damals sogar ein Fest zur Einweihung. Ein weiteres, großes Projekt, von dem Du bestimmt noch nie gehört hast, ist der Rosentalpark. Aus dem ist leider nie was geworden. Dabei ging es um den Zusammenschluss aller Kleingartenvereine vom Schillerhain ganz im Osten, über Westgohlis, Volksgesundung, Brandts Aue, Neuer Weg, KGV Elstertal, Marienweg, Froschburg und wie sie alle heißen. Letztendlich sollte ein durchgängiges Wegenetz geschaffen werden mit neugestalteten Eingangsbereichen am nördlichen Ende des Heuwegs und in der Kirschbergstraße. Das Projekt fand viel Zuspruch bei den Kleingartenvereinen, geriet aber dann ins Stocken, weil eine Erbengemeinschaft ein Grundstück hinter der Schwimmhalle Mitte nicht veräußern wollte. Du kannst ja mal den Herrn Zech vom Grünflächenamt anrufen und fragen, was eigentlich aus dem Projekt geworden ist. Vielleicht lohnt es sich, das mal weiter zu verfolgen.

Wie siehst Du den Bürgerverein heute, mit ein wenig mehr Abstand und als ‚normales‘ Mitglied? Kannst Du dich mit dem identifizieren was wir ‚jüngeren’ Vereinsmitglieder so verzapfen?

Ehrlich gesagt bin ich positiv überrascht. Ich hätte uns das nicht zugetraut, nachdem wir 2014 vor dem Ende standen und nun auch keine ABM-Kräfte mehr haben, wieder so viel im Stadtteil zu bewegen. Auch die Frauen meiner Sportgruppe (AG Seniorensport) sind echt begeistert vom Gohlis Forum, von den Kalendern und dem, was ihr so macht. Ich wünschte mir, dass der Zuspruch der Bevölkerung größer wäre und sich noch mehr Menschen für die Arbeit des Vereins interessierten und auch spenden würden, um die Projekte des Vereins voranzutreiben. Das Problem ist ja, die Menschen, wenn sie selber betroffen sind, dann engagieren sie sich und spenden, aber es geht leider viel zu Wenigen um das große Ganze hier im Stadtteil.

Was mich abschließend noch brennend interessieren würde, was der Bürgerverein denn in Zukunft besser machen kann? Schließlich wissen wir ja beide, dass es immer auch ein wenig Luft nach oben gibt…

Es ist schade, dass immer nur so wenige unserer Mitglieder zu den Versammlungen kommen. Wir haben ja schließlich viele Mitglieder. Aber das war immer so. Im Verein wollen immer viele Menschen über Projekte reden. Die Realisierung der Projekte schultern letztendlich Arbeitsgruppen und auch immer der Vorstand. Wenn ich daran denke, wie viele Stunden ich beim Bürgerverein in Sitzungen verbracht habe oder beim Organisieren von Festen. [lacht] Ich selber kann mich ja jetzt leider alters- und gesundheitsbedingt nicht mehr so viel engagieren. Versucht weiter, die Bevölkerung zu aktivieren und auch an den Verein zu binden.

Irmgard. Vielen Dank!

Foto: Andreas Reichelt

Gemeinsam mit der Erich Kästner-Schule: Ein erster Gohliser Spendenlauf | Eine historische Handschwengelpumpe

von Peter Niemann

Bereits seit 1992 setzt sich der Bürgerverein Gohlis e.V. ehrenamtlich dafür ein, unseren Stadtteil immer noch ein Stückchen lebenswerter zu gestalten. Dazu gehört auch die Erforschung der Stadtteilgeschichte. Seit einigen Jahre stehen dabei eben auch die historischen Handschwengelpumpen im Fokus. Ein gusseisernes Exemplar vom Typ Vogelkäfig befand sich bis vor kurzem noch in der Fritz-Seger-Straße. Zwar hatte diese das letzte Jahrhundert überdauert, zuletzt jedoch in recht kläglichem Zustand und inzwischen ohne Funktion.
Schade! Das fanden auch die Kinder der Erich Kästner-Schule. Die Idee zu einem gemeinsamen Spendenlauf mit der Schule und zu Gunsten der Instandsetzung besagter Pumpe war geboren!

Los ging es am 16. Oktober. Da konnte man trotz eines eher fragwürdigen Wetters reichlich Getummel auf der Sportplatzanlage an der Sasstraße beobachten. Punkt 8:30 Uhr startete dort nämlich der erste Gohliser Spendenlauf. Auf das diesig-feuchte 250-Meter-Rund des kleinen Sportplatzes ergoss sich über den Vormittag verteilt ein bunter Strom von rund 350 Schülerinnen und Schülern. Als erstes erhielten die Kinder der 4. Klasse für 40 Minuten die Gelegenheit, ihre Runden zu rennen. Es folgten die Jahrgänge eins und zwei im Verbund. Mit den erlaufenen Kilometern verbesserte sich sogar das Wetter. Sogar mit etwas Sonnenschein konnten abschließend die DrittklässlerInnen starten. Für alle gab es leckere Äpfel und Bananen als Belohnung.

Die Stimmung war wirklich gut und die Kinder hoch motiviert. So waren auch einige Eltern da, um beherzt anzufeuern. Und der Erlös des Spendenlaufs kommt ja schließlich nicht nur der Instandsetzung besagter Pumpe zu Gute. Es werden nämlich davon neue Außenspielgeräte für den Schulhof der Grundschule angeschafft.

Insgesamt konnten bereits rund 9.000 € für die Restaurierung der Pumpe gesammelt werden. Die Ausstellung, die noch den Sommer über in den Fenstern der Erich Kästner-Schule zu sehen sein wird, soll unser Projekt begleiten und dieses einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Dabei wird auf drei Tafeln der historische Hintergrund beleuchtet und allerlei Interessantes zu Wasserpumpen erklärt. Mit der Ausstellung wollen wir aber auch auf die laufende Spendensammlung aufmerksam machen. Es werden noch etwa 16.000 € benötigt, um die Restaurierung und Installation der Pumpe zu finanzieren.

Falls Sie das Projekt mit einer Spende unterstützen möchten, treten Sie gerne und jederzeit mit uns in Kontakt. Es zählt wirklich jeder gespendete Euro! Erreichbar ist der Bürgerverein unter spenden@gohlis.info oder 0152-36188510 (Peter Niemann, stellv. Vorsitzender und Projektkoordinator).

Spendenkonto:
Sparkasse Leipzig
IBAN: DE92 8605 5592 1111 5016 68
BIC: WELADE8LXXX

In eigener Sache – Bericht AG Mobilität und Verkehr

von Tino Bucksch

In ihrer Juni-Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Mobilität und Verkehr des Bürgervereins wurden drei zentrale Themen besprochen:

Rückblick Popup-Radweg-Aktion

Das Fazit des zweiten stadtweiten Popup-Radweg-Aktionstages, in diesem Jahr am 3. Juni, fiel umfänglich positiv aus. In der zwei Stunden dauernden Aktion stadteinwärts auf der Gohliser Straße konnten über 350 Radfahrerinnen und Radfahrer gezählt werden, die den temporär eingerichteten Radweg nutzten. Die Rückmeldungen waren durchgängig erfreut über die klare Trennung zwischen Fahrbahn für den Kfz- und den Radverkehr. Für die Zukunft wird sich die AG vornehmen, die Lücken im Radwegenetz in Gohlis weiter zu thematisieren und Möglichkeiten, diese zu schließen auch mit den politischen Entscheidungsträgern und -trägerinnen im Stadtrat zu diskutieren.

Sanierungsmaßnahme Landsberger Straße

Die Sanierungskomplexmaßnahme der Landsberger Straße zwischen Coppiplatz und Max-Liebermann-Straße wird eine der wichtigsten Maßnahmen im Stadtteil in den kommenden Jahren. Die Vorplanungen sind schon beendet und die Entwurfsplanungen in der finalen Phase, so dass der Bau- und Finanzierungsbeschluss im Herbst im Stadtbezirksbeirat Nord vorgestellt werden kann. Die AG wird versuchen, in dem anstehenden Planungsprozess noch weitere Ideen zur Verkehrssicherheit und zur Aufenthaltsqualität in dem Straßenabschnitt einzubringen.

Europäische Mobilitätswoche und Park(ing) Day am 17. September

Im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche und anlässlich des Park(ing)Day am Freitagnachmittag wird auf der Sperrfläche zwischen Virchowstraße und Lützowstraße ein Pavillon in wohnzimmerähnlicher Atmosphäre eingerichtet. Mit einem Bußgeldquiz soll der Parkdruck im Stadtteil unterhaltsam thematisiert werden sowie anhand einer Karte Vorschläge für den Ausbau des lückenhaften Radwegenetzes im Viertel aufgenommen und diskutiert werden. Darüber hinaus wird unser „Gehzeug“ für Aktionen rund um die Sperrung des Innenstadtrings für den Autoverkehr genutzt werden. Scheinbar hat die AG damit einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Geschichte in Geschichten (Teil 8) – Schüler fragen Zeitzeugen: Brigitte Eichelmann

von Felix Böhme, Johannes Kater, Vinzent Schneider

Brigitte Eichelmann, geboren 1941, hat von 1947 bis 1955 die „Turmschule“, die heutige Friedrich-Schiller-Schule, besucht. In den Jahren 1955 bis 1958 absolvierte sie ihre Lehre bei der Sparkasse und begann anschließend ihre Arbeit in einer Geschäftsstelle der Sparkasse im Süden von Leipzig, seit 1961 in der Filiale in Gohlis, von 1965 bis 1998 als Filialleiterin. Dort hat sie am 1. Juli 1990 im Rahmen der deutsch-deutschen Wirtschafts-Währungs- und Sozialunion den Geldumtausch von Ostmark in D-Mark miterlebt und selbst vollzogen.

Wie sind Sie zur Sparkasse gekommen?
Meine Klavierlehrerin sagte: Ja, was willst du denn mal werden? Ja, sage ich, ich möchte mal Apothekerin oder Ärztin werden. Wie wollt ihr das stemmen, deine Mutti, wenn ihr fünf Kinder seid? Würde es dir gefallen, bei der Sparkasse zu arbeiten? Das war was ganz Neues. Was soll ich bei der Sparkasse? Ihre Tochter, die Sekretärin des Direktors, wollte sich dann für mich einsetzen.

Ich bin nach Hause und hab zu meiner Mutti ich gesagt: “Also ich trag‘ was zum Lebensunterhalt bei, ich werde zur Sparkasse gehen.“ Zurück bin ich geflitzt und hab gesagt: „Ich mach das.“ Dann hab‘ ich die Ausbildung gemacht. Zu DDR-Zeiten wurden ja Frauen sehr gefördert. Da gab es viele Möglichkeiten, und so habe ich dann die Finanzschule Gotha nebenher gemacht – Frauensonderstudium.

Und ein schönes Leben war es bei der Sparkasse. 1961 habe ich als Kassiererin angefangen und schon 1965 die Geschäftsstelle als Leiterin übernommen. Dort habe ich von 1961 bis 1998 gearbeitet: Das war eine schöne, schöne Zeit. Ich habe diese Entscheidung nie bereut
Ich habe immer mit vielen netten Menschen zu tun gehabt. Die Gohliser Straße war vom Publikum ganz toll. Wir hatten die gesamte Belegschaft des Funkhauses in der Springerstraße als Kunden und viele Prominente aus Kultur sowie Medizin, Sport und Professoren.

Waren Sie die Einzige, die so jung in der Sparkasse angefangen hat?

Nein. Wir waren 34, die dort gelernt haben, und da waren vier, die entweder die zehnte Klasse hatten oder Abitur.

Wie waren für Sie die Abläufe in der Sparkasse, gerade weil Sie sehr jung angefangen haben?
Wir hatten 88 Geschäftsstellen in der Stadt und im Landkreis, eine in der Großmarkthalle. Dahin kamen Obst-und Gemüsehändler, kleine Einzelhändler, dort war ich im ersten Lehrjahr, im zweiten dann in der Geschäftsstelle am Schlachthof in einer Baracke, dahinter ein gemauerter Anbau mit dem Tresor.

Warum glauben Sie, dass niemand mit dem Gedanken gespielt hat, dort einzubrechen?
Aber wir hatten ja eine Binnenwährung, mit der konnte man nur in der DDR etwas anfangen. Und wenn ich plötzlich Geld gehabt hätte, ich weiß es nicht, das wäre aufgefallen.

Als Ihre Ausbildung zu Ende war, wie ging es dann für Sie weiter?
In der Geschäftsstelle am Schlachthof war ich bis 1961 und hab nach meiner Ausbildung die Kasse übernommen, dahin kam das meiste Bargeld. Montags brachten die Fleischer hohe Geldbeträge, die Tageseinnahmen, zur Gutschrift, abends musste alles stimmen. Ich hatte montags zwei Rentner als Geldzähler zur Hilfe: Geld zählen, Banderole darum, dann noch alles gebündelt. Dann wurde es von einem Auto abgeholt. Wenn wir kleine Beträge bis 50.000 Mark hatten, wurde alles in einen Koffer gepackt, mit der Straßenbahn bis zum Rossplatz in die Staatsbank gebracht. Also allein mit 50.000 Mark!

Wie funktionierte denn die Preisgestaltung in der DDR?
Die Preise waren Einheitspreise, ich konnte hier mein Brötchen für einen Fünfer holen, und egal in welcher anderen Stadt, das kostete fünf Pfennige. Und ein Stück Butter kostete eben überall zwei Mark fünfzig, das war viel Geld. Aber es war der Endverbraucherpreis, EVP nannte sich das, und der war einheitlich.

Wie war das in der Sparkasse, wenn Kunden Westgeld eingetauscht haben?
Das durften wir nicht machen, das musste generell bei der Staatsbank gemacht werden. Die Besucher aus dem Westen mussten bei Einreise Geld umtauschen und dann zur Polizei, um sich anzumelden. Die mussten sich ja auch noch in die Hausbücher eintragen.

Der Bau der Mauer 1961, wie hat der Ihr Arbeitsleben beeinflusst?
Die Menschen waren ja nichts anderes gewöhnt. Die wussten um den Vorteil von Westverwandten. Aber das Arbeitsklima, die Zusammenarbeit auch mit den Kunden war einfach vertrauensvoll und schön. Ich könnte nie sagen, dass da einer gedacht hat, ein anderer hat mehr und dem müsste man irgendwas wegnehmen oder antun oder kaputt machen. Das hat es nicht gegeben. Aber man hat natürlich gemerkt, dass die Kluft immer größer wurde zwischen Ost und West. Und so gab es diese Unzufriedenheit, es fehlte so vieles. Die Leute konnten ja auch ins sozialistische Ausland schauen, dass das Angebot viel besser war.

Ein Thema war die Stasi und man fragte sich auch: Wer wohnt in meinem Haus, wem kann ich vertrauen und wem nicht? Das hat die Menschen verunsichert, das schwelte und führte letztendlich natürlich auch dazu, dass Menschen 1989 im Herbst auf die Straßen gingen, friedlich zu den Montagsdemonstrationen. Es musste was geschehen.

Sind Sie bei den Montagsdemostationen dabei gewesen?
Ja, immer reihum mit meinen Mitarbeitern. Einmal bin ich selber gegangen und dann jede Woche ein anderer Mitarbeiter, so dass jeder das mal miterlebt hat und gefühlt hat, was dort los ist.

Und Ihre Arbeitgeber? Haben Sie mit denen deswegen Probleme gehabt?
Die haben sich da sehr bedeckt gehalten. Ich muss überhaupt sagen: Ich habe bei der Sparkasse auch keinen Zwang erlebt, in die SED einzutreten. Wir wurden gefragt, ja, und auch ich war bei meinem Direktor. Und da habe ich ihm gesagt: Herr K[…] Sie wissen doch, ich singe im Kirchenchor. So, gut, Haken dahinter und dann konnte ich wieder gehen.
In der Sparkasse hat mich nie jemand zu irgendetwas verpflichten wollen. Auch das war immer das Angenehme an der Arbeit

In der DDR gab es ja auch, politisch gesehen durchaus Umschwünge. Zum Beispiel gab es in den 1960er Jahren eine neue Wirtschaftspolitik, 1971 unter Honecker wieder zurückgezogen. Hatte das Einfluss auf Ihren Berufsalltag, auf Ihr Arbeitsleben?
Ich weiß, 1971 hat man ganz viel Selbstständigkeit zunichte gemacht. Kleine Unternehmen aus unserem Kundenkreis wurden staatlich. Das weiß ich noch. Einzelheiten leider nicht, nur dass diese Kunden sehr schwer darüber hinwegkamen.

In der DDR gab es vier Banksäulen: Sparkasse, die Staatsbank, Industrie-und Handelsbank und Deutsche Außenhandelsbank. Hatte die Sparkasse eine besondere Rolle in diesem System?
Die Sparkasse war federführend für Privatpersonen und kleine Betriebe bis zehn Mitarbeiter.
Allerdings hatte damals nicht jeder ein Konto wie heute.

Hat sich nach der Wende irgendetwas beruflich und privat für Sie geändert?
Nee. Bis 1998 blieb ich Leiterin der Geschäftsstelle. Und weil möglichst aus der Geschäftsstelle ein Abteilungsleiter für Produktmanagement mit Kundenkontakt gesucht wurde, habe ich dort noch bis 2000 gearbeitet und bin dann mit 60 in Rente gegangen.

Mit der Wende kam am 1. Juli 1990 auch der Währungsumtausch. Wie hat sich das gestaltet und wie war das für Sie?
Es war ein Sonntag, als die D-Mark eingeführt wurde. Es bedurfte langer, langer Vorbereitungen. Im Juni mussten die Kunden ihr Geld auf ein Sparkonto einzahlen. Girokonten hatten damals die wenigsten. Und so haben wir von früh bis abends Sparkonten angelegt. Dann waren die Sparkonten alle, da haben wir nur noch Einlegeblätter als Sparkonto herausgegeben. Ohne Sparkonto wurde das im Personalausweis aktenkundig. Das funktionierte über Anträge, der Geschäftsstellenleiter entschied.

Der Umtausch war gestaffelt: Bis zum Alter von 14 Jahren 2 000 Mark im Verhältnis 1:1, von 14 bis zum Rentenalter konnten 4 000 Mark 1:1 umgetauscht werden. Bei den über 60-Jährigen waren es 6 000 Mark, Guthaben darüber 2:1. Viele hatten mehr Geld, da wurden dann Konten für Enkel oder Bekannte angelegt und ihnen so eine Art Provision gegeben. Das Geld wurde nach dem offiziellen Umtausch dann bis auf eine DM abgehoben, und wir hatten die 1-DM-Konten noch jahrelang im Bestand.

Die Sparkasse hat also eine sehr große Rolle in der DDR eingenommen. Hat sich das dann mit der Wiedervereinigung geändert?
Ja, viele Banken kamen aus dem Westen, die Bayerische Vereinsbank war schon am Umtauschtag dabei, man brauchte Räume, um das Geld auszuzahlen, in Schulen und Betrieben, alles unter Bewachung.

Hatte sich denn der Alltag nach der Wiedervereinigung in der Sparkasse geändert oder blieb er im Grunde gleich?
Also es hat sich viel verändert. Es musste die ganze Verrechnung neu gemacht werden. Wir hatten ja früher Scheckverkehr gehabt, das kennt ihr alles gar nicht mehr. Im Laufe der Jahre hatten sich die Zahlungssysteme in Ost und West deutlich verändert. Zum Beispiel durch die Einführung der EDV, Geldautomaten usw. Diese ganzen Unterschiede mussten überwunden werden. Das war nicht einfach. Da haben wir auch unsere Zahlungsverkehrsabteilung, also die Experten, angefordert, die das alles ermöglicht hatten. Aber davon haben wir im Geschäftsstellenbereich nicht viel mitgekriegt. Wir hatten immer nur die Reklamationen von Kunden, weil durch die unterschiedlichen Zahlungssysteme das Geld oft so lange unterwegs war, dass die Kunden gesagt haben: Da musste was beglichen werden, ich habe eine Mahnung gekriegt, aber ich habe bezahlt. Das waren dann so die Dinge, die sich relativ lange hingezogen haben.

Intershops und Forumschecks als besondere Instrumente der DDR, um Devisen zu beschaffen: Können Sie schildern, wie das im Einzelnen ablief?
Wir hatten zu DDR-Zeiten sogenannte Delikat-Geschäfte. Dort wurde Westware angeboten. Im Delikat gab es zum Beispiel eine Dose Ananas für 13 Mark. Und im Intershop kostete die eine Mark, und das haben natürlich die Leute auch gesehen. Die waren informiert, was es dort gab, die kannten die Preise. Dass das nicht zur Zufriedenheit führte, kann man sich vorstellen. Man sieht es, die Wünsche sind da, und ich kann es nicht kaufen. Aber es sind ja nun auch viele Verwandte aus Westdeutschland zu Besuch gekommen. Die mussten einen bestimmten Geldbetrag umtauschen, sie haben immer vom Zwangsumtausch gesprochen. Kinder waren frei, aber jeder Erwachsene musste am Tag erst 20 und später dann 25 D-Mark in Mark der DDR tauschen. Und man kriegte von seinen Verwandten auch mal ein Scheinchen in die Hand gedrückt, war ja herrlich, und damit konnten wir im Intershop einkaufen. Aber dann wurde 1979 festgelegt, dass das Westgeld bei der Staatsbank abgegeben werden musste. Und dafür kriegte man Forumschecks in gleichem Wert. So konnte der Staat schnell an die Devisen der DDR-Bürger kommen.

Sie wirken wirklich sehr glücklich, dass Sie bei der Sparkasse waren?
Ich könnte mir kein schöneres Arbeitsleben vorstellen.

Ein Gohliser Jubiläum… und wer dazu gehört TEIL 1 – Gerd Klenk

von Peter Niemann 

Bereits in der vergangenen Ausgabe haben wir darauf hingewiesen, dass uns am 22. April 2022, also ziemlich genau in einem Jahr, ein sehr wichtiges Jubiläum ins Haus steht. Genau dann wird der Bürgerverein nämlich 30 Jahre alt! Weil so viel Geschichte aber schwer verdaulich ist und kaum in einem einzigen Heft Platz finden könnte, fangen wir einfach schon in diesem Jahr an, Sie mit Informationen aus der Historie des Vereins zu versorgen. Schwerpunktmäßig soll es dabei zunächst ein-mal um ein paar besondere Menschen gehen, die sich nicht nur bereits seit Jahren, wenn nicht so-gar Jahrzehnten im Verein tummeln, sondern in all dieser Zeit auch noch dazu beitragen konnten, dass unser Stadtteil so lebenswert ist… wie er eben ist.
In dieser Ausgabe des Gohlis Forums beginnen wir mit einem der ersten Vereinsmitglieder. Sein Name ist Gerd Klenk und ich habe mich Ende März zu einem kurzen Interview mir ihm treffen können.

Hey Gerd. Ich freue mich natürlich sehr, dass es so kurzfristig mit einem Interview geklappt hat. Die Umstände sind ja Dank Corona nicht ganz so günstig für die zwischenmenschliche Kommunikation. Vielleicht fangen wir mit einer kurzen Vorstellung an.

Ich bin der Gerd, 72 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Söhne. Ich wohne seit 1980 in Gohlis. Zu-erst in der Breitenfelder Straße, dann in der Lindenthaler und seit 1996 im Schillerweg in Gohlis Süd. Ich habe in verschiedenen Berufen gearbeitet. Zum einem war ich als Elektriker, als Ingenieur in der Projektierung und als Abteilungsleiter in einer Färberei tätig. Später dann Projektleiter bei Beschäftigungsprojekten und am Ende Migrations- und sozialer Schuldnerberater bei der Caritas. Jetzt bin ich aber im Ruhestand. (lacht)

Eine kleine Familie und reichlich Arbeit also. Trotzdem warst Du ja in Deiner Freizeit recht emsig und hast Dich engagiert. Wann ging das los? Warum?

Das ging eigentlich schon früh los vor der Friedlichen Revolution. War da aktives Mitglied des Friedenskreises Gohlis, weil ich das Geschehen in der DDR so nicht akzeptieren konnte. Dann [war ich] auch im Neuen Forum. Das mit dem Engagement wurde dann viel über die Jahre, wechselte aber auch immer mal. Die Tätigkeit im Bürgerverein war dabei sozusagen auch der Ausgangspunkt, sich für die Menschen im Stadtteil zu engagieren, Gohlis mitzugestalten und hier zunächst einmal Bürgerbeteiligung einzufordern und zu leben. Friedliches Zusammenleben aller Menschen, die hier le-ben ist mir schon immer sehr wichtig gewesen. Ich habe später dann den Flüchtlingsrat Leipzig und auch das Netzwerk Integration-Migranten in Leipzig mit gegründet, das man vielleicht durch die Leipziger Integrationsmessen kennt, welche auch durch die Stadt Leipzig (Referat für Migration und Integration) gefördert werden.

Der Bürgerverein war also ein wichtiger Ausgangspunkt für Dein Bemühen um den Stadtteil. Wann ging das los? Wie muss man sich das vorstellen?

Was die Gründung des Bürgervereins anbelangt war Initiatorin die Frau Dr. Heide Steer, seinerzeit zuständig für Stadtteilkultur im Kulturamt Leipzig. Frau Steer hatte mitbekommen, dass 1992 die Ersterwähnung von Gohlis sich zum 675 mal jährte und suchte nun nach Wegen, ein passendes Jubiläumsfest auf die Beine zu stellen. Die Idee war es unter anderem, dafür einen Verein als Träger zu gründen. Es gab dann ein Gründungstreffen im November 1991 im Gemeindehaus der Friedenskirche. Da bin ich mit Irmgard Gruner, die ja auch heute noch aktives Mitglied ist und die ich vom Neuen Forum her kannte, hin. Wir waren ja beide sehr interessiert an dem Potential von Bürgerbewegungen, von Möglichkeiten der Mitwirkung für uns Bürger in der schnelllebigen Nachwendezeit. Die Gründungsveranstaltung zum Verein fand dann im April 1992 in der Aula der Geschwister-Scholl-Grundschule statt. Die war gut besucht und so haben wir den Bürgerverein Gohlis mit immer-hin 39 Mitgliedern gegründet. Pfarrer Gerhard Passold war der erste Vorsitzende. Ich selber war 1992 – 1998 im Vorstand und dann von 1998 bis 2014 Vorsitzender.

Das war dann sicher ein tolles Jubiläumsfest?

Das auf jeden Fall. Es gab ja damals von der Stadt viel Geld. Manch einer kennt vielleicht das Video vom Jubiläumsfest. Vielleicht sollten wir das mal veröffentlichen. Wir haben die gesamte Menckestraße für das Straßenfest abgesperrt. Höhepunkt für mich war der Auftritt von Peter „Cäsar“ Gläser und seiner Band auf der MDR-Bühne vor dem Gohliser Schlösschen.

Und dann ging es ja offenbar weiter mit dem Verein?

Ja. Eigentlich kann man sagen, es ging bereits auf dem Jubiläumsfest weiter mit dem Verein. Da haben wir ja schon angefangen als Bürgerverein Unterschriften für den Erhalt des Budde-Hauses zu sammeln. Wir wollten verhindern, dass die Stadt das verkauft und dort stattdessen ein soziokulturel-les Zentrum etablieren.

Das hat ja auch geklappt, wenn auch mit ein paar Jahrzehnten Problemen

Hör bloß auf. Die Diskussion mit dem Verkauf gab es ja zwischendurch immer wieder. Wir haben anfänglich den Trägerverein ‚Förderverein Heinrich Budde-Haus e.V.‘‚ mit gegründet, um so den Er-halt des Hauses als soziokulturelles Zentrum zu sichern. Durch eine Kooperation mit dem Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung Leipzig konnte das Gebäude mit in das Gebiet der verstärkten Sanierung einbezogen werden. Das Nötigste konnte so gemacht werden und vor allem das Garten-haus wieder aufgebaut und der Garten dahinter gestaltet werden. Zwischendurch gab es auch Probleme mit dem Förderverein und den Mietern, die zum Ende der Trägerschaft führten. Ich bin froh, dass nun ein Verkauf schon seit ein paar Jahren ein Verkauf nicht mehr ansteht und sich mit dem FAIRbund nun ein verlässlicher Träger für das Budde-Haus gefunden hat. Auch die Sanierung wird ja weiter vorangetrieben und ist meines Wissens nach im nächsten Haushalt der Stadt Leipzig ein-geplant. An all diesen, ich sage mal jüngsten Entwicklungen hat der Bürgerverein ja auch seinen Anteil.

Was hat der Bürgerverein in den ersten Jahren noch so gemacht?

Eine der ersten Aktionen und wie ich finde auch wichtigsten Aktionen von uns war es auch, alle denkmalgeschützten Häuser in Gohlis zu erfassen und die Mieter/ Vermieter entsprechend zu informieren. Wir wollten ja, dass Gohlis so erhalten bleibt. Wir haben letztendlich auch dafür gesorgt, dass das Schlösschen und das Schillerhaus erhalten bleiben.
Ein großer Erfolg der ersten Jahre war ansonsten die Realisierung der Ampelanlage an der Stallbaumstraße. Besonders interessiert hat mich persönlich aber schon immer die – nicht nur scheinbare – Bürgerbeteiligung. Am Anfang fühlten wir uns nicht immer ernst genommen. Das Handeln der Verwaltung war nicht immer transparent genug. Es gab auch zeitweise den Sprecherrat der Bürgervereine, der die Lokale Demokratiebilanz förderte, dann aber feststellen musste, das es keine konkrete Umsetzung seitens der Stadt gab, zumindest in dieser Zeit nicht. Wir wurden entweder zu spät in den Planungsstand von wichtigen Bauprojekten eingebunden oder es gab dann keine Berücksichtigung der Einwände. Ich finde es auch schade, dass die Bürgerbeteiligung oft nur an konkrete Projekte gebunden war. Allerdings muss man auch sagen, dass sich da in den letzten Jahren was getan hat. Es gibt ja auch verbindliche Regelungen, die ab einem bestimmten Projektumfang Bürgerbeteiligung vorschreiben. Für Bürgervereine gibt es auch eine Förderrichtlinie, die diese finanziell unter-stützt.

Wie siehst Du den Bürgerverein heute, mit ein wenig mehr Abstand und als ‚normales‘ Mitglied? Kannst Du dich mit dem identifizieren was wir ‚jüngeren’ Vereinsmitglieder so verzapfen?

Meiner Meinung nach genießt der Bürgerverein noch immer ein hohes Ansehen. Und es engagieren sich ja noch immer so viele unterschiedliche Charaktere hier. Es findet sich in der Arbeit des Vereins weiterhin eine soziale Komponente, die Seniorenarbeit spielt immer noch eine Rolle. Es erfolgen Reaktionen auf wichtige Bauvorhaben etwa. Die Vernetzung mit den Akteuren im Stadtteil und dem Stadtbezirksbeirat ist nach wie vor sehr gut. Im Rahmen seiner Möglichkeiten ist der Verein sehr aktiv, heute macht ihr ja alles ehrenamtlich und habt keine ABM-Kräfte als Mitarbeiter mehr. Es ist in jedem Fall auch gut, dass es die Initiativen wie das Weltoffene Gohlis noch gibt und ihr das Nordcafé weiterhin unterstützt. Was ich besonders wichtig finde, ist, dass der Bürgerverein aufgeklärt ist und schon immer Stellung bezieht und sich zu wichtigen Themen im Stadtteil eine Meinung bildet. Wir sehen natürlich keine Probleme beim Bau der Moschee und haben auch eine klare ablehnende Position zu Corona-Leugnern und den sog. Querdenkern und sagen bzw. schreiben das auch.

Ja. So ist das! Allerdings interessiert mich nun noch was der Bürgerverein denn in Zukunft besser machen kann? Schließlich wissen wir ja beide, dass es immer auch ein wenig Luft nach oben gibt…

Mmh. Manchmal sollte sich der Bürgerverein vielleicht noch mehr öffnen. Das ist gerade schwierig wegen Corona, aber es braucht mehr Gelegenheiten für Bürgerinnen und Bürger, um Anliegen vorzutragen. Sprechstunden reichen da vielleicht nicht immer. Regelmäßige Bürgerforen und ein Bürgerstammtisch wären vielleicht keine schlechte Idee. So kann man bestimmt noch mehr Menschen bewegen, sich vor Ort einzubringen und Gohlis letztendlich mitzugestalten.

Gerd. Vielen Dank!

Die Podiumsdiskussion zum Thema: „Gute Nachrichten, schlechte Nachrichten: Wie könnte ein realistischeres Bild vom Islam und seinen unterschiedlichen Richtungen vermittelt werden?“; Oliver Hidalgo, Farid Hafez, Alexander Yendell, Daniel Bax (taz), Said Arif, Imam der Achmadyya Muslim Gemeinde (v.l.n.r.), Foto: Andreas Reichelt

Offene Diskussion über das Islambild in den Medien

Etwa 60 Bürgerinnen und Bürger haben sich am vergangenen Samstag (1. Oktober 2016) im Mediencampus Villa Ida eingefunden, um den Tag über gemeinsam mit Wissenschaftlern und Vertreter_Innen aus Politik, Medien und Religion über die ‚Darstellung des Islams in den Medien‘ zu reden.

Eröffnet wurde die Diskussionsveranstaltung von der sächsichen Ministerin für Integration und Gleichstellung Petra Köpping.

Aus unserer Sicht ist es wichtig, sich über aktuelle Themen auszutauschen, den bestehenden, konstruktiven Dialog zur Willkommenskultur in unserem Stadtteil zu pflegen und somit einen kleinen Beitrag zur Stärkung unserer Zivilgesellschaft zu leisten.

Es handelte sich um eine gemeinsame Veranstaltung des Bürgerverein Gohlis e.V. und der Initiative Weltoffenes Gohlis. Die Veranstaltung konnte auch Dank einer finanziellen Unterstützung durch das Landesprogramm ‚Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz‘ realisiert werden.

Mit dabei:

Farid Hafez (Politikwissenschaftler, Salzburg)
Oliver Hidalgo (Politikwissenschaftler, Regensburg)
Said Arif (Imam Ahmadiyyaa-Muslim-Gemeinde)
Daniel Bax (Redakteur für Migration und Integration, taz)
Alex Yendell (Moderation)
Peter Niemann (Vorsitzender Bürgerverein Gohlis e.V.)
Maximilian Breger (Soziologe, Siegen)
Gergely Rosta (Soziologe, Budapest)

Metulczki, Die Kunden, 2015, 140 x 150 cm, Acryl auf LW

Ausstellung „Metulczki – Spalier“ noch bis 21. Oktober im Bürgerverein

Metulczki, Die Kunden, 2015, 140 x 150 cm, Acryl auf LW

Metulczki widmet sich seit über zehn Jahren dem Thema Bier. In den fotorealistischen an holländische Stilleben erinnernden sogenannten Trinkgedächtnissen stehen an menschenleeren Tresen und Tischen ein bis zwei gut gefüllte Biergläser in harmonischer Komposition. Die starken Lichteinfälle lassen Reflexionen am und im Glas sichtbar werden, die dem profanen Gegenstand eine überirdische, ja mystische Ausstrahlung verleihen. Diese Bilder strahlen Lebendigkeit aus, begeistern durch ihre Präzision und berühren durch die innewohnende Rätselhaftigkeit und dezent gebrochene Romantik.

Recht gegensätzlich wirken hierzu die Arbeiten der Serie „Kühlschrankbilder“ in Metulczkis Oeuvre. Einzelne oder auch mehrere Personen werden schemenhaft dargestellt. Das nebulöse Umfeld der Figuren lenkt das Augenmerk noch mehr auf die Menschen und beraubt sie einer Verortung. Sie werden in einen undefinierten Kunstraum  erhoben. Damit ist der Kern getroffen, denn es handelt sich bei den Protagonisten um  Tippelbrüder und Trinker, die zum Teil ein Leben ohne festen Wohnsitz führen. Man findet sie in Parks und anderen öffentlichen Orten, offensichtlich und doch verborgen.

Einzigartig ist nicht nur die Thematik und Auseinandersetzung mit den Außenseitern und oftmals als Störfaktoren wahrgenommenen Menschen, sondern die annehmende Darstellung. Metulczki geht es um einen menschlich-empathischen und zugleich distanzierten, beinahe wissenschaftlichen Blick. Formal wird die innewohnende Ambivalenz durch das Wechselspiel von Transparenz, Klarheit und harten Kontrasten mit Unschärfen, verschwommenen Bereichen und Farbverläufen umgesetzt.
Metulczkis Bilder sind im Grunde genommen ein Aufruf zur Solidarisierung und zur Menschlichkeit. Der Künstler zeigt Menschen mit ihrer Geschichte in all ihrer Tragik und Würde. Er macht auf dezente und zugleich humorvolle Art und Weise durch seine Kunst auf die Vielfalt der Lebensentwürfe aufmerksam und ist dabei immer ein großer Humanist.

Besichtigungen zu den Sprecheiten des Bürgervereins:
Dienstag 17.00 – 19.00 Uhr
Mittwoch 15:00 – 19:00 Uhr
Donnerstag 9:00 – 13:00 Uhr
Freitag 10.00 – 12.00 Uhr

Bürgerverein Gohlis e.V,
Lindenthaler Straße 34, 04155 Leipzig

Bleichert-Kalender 2016; Bürgerverein Gohlis e. V.

Neuer Bleichert-Kalender für 2016 erschienen

Unter dem Titel Bilder zur Geschichte der Firma Bleichert und der Bleichert-Ausstellungen ist ein neuer Kalender für 2016 erschienen. Dieser Kalender ist der zehnte in der Reihe unserer Bleichert/VTA-Kalender. Es wird erneut ein kleiner Querschnitt durch die Geschichte der Firma Bleichert geboten. Schwerpunkt ist aber diesmal die Arbeit mit der Bleichert-Geschichte, die vom Bürgerverein Gohlis seit über 15 Jahren geleistet wurde. Für die Öffentlichkeit zeigte sich das in unseren gemeinsam mit der Gruppe Bergbahnen der Dresd­ner Verkehrsbetriebe AG durchgeführten Bleichert-Ausstellungen. Deshalb wurden vor allem Fotos und Plakate dieser Ausstellungen als Motive für Monatsblätter ausgewählt, u. a. von den Sonderausstellungen im Museum Rammelsberg mit Besucherbergwerk Goslar (UNESCO-Weltkulturerbe) und im Volkskundemuseum Neukirchen-Wyhra. Die Mehrzahl der Abbildungen ist bisher nicht veröffentlicht. Mit der 10. Ausgabe ist ein rundes Jubiläum beim Erscheinen des Kalenders erreicht. Ob es eine Fortsetzung geben wird, ist zur Zeit noch offen.
Die exakten Daten des Kalenders für 2016 sind: Titel „Bilder zur Geschichte der Firma Bleichert und der Bleichert-Ausstellungen“, 12 Monatsblätter mit Kalendarium, Titelseite, 2 Sonderblätter mit Hinweisen auf die Literatur zur Bleichert/VTA-Geschichte sowie alle Titelseiten der bisherigen Bleichert/VTA-Kalender, Format A 4, Ringbindung, Rückenpappe.
Herausgeber: Bürgerverein Gohlis e. V., Leipzig 2015; Redaktion und Text: Dr. Manfred Hötzel; Gestaltung: Dipl.-Ing. Reinhart Wohlfahrt; Preis: 9 €
Der Kalender ist zu erhalten im Büro des Bürgervereins Gohlis, Lindenthaler 35, 04155 Leipzig, geöffnet Dienstag 17.00-19.00 Uhr, Freitag 10.00-12.00 Uhr oder per E-Mail zu bestellen: buergerverein.gohlis@gmail.com