von Matthias Judt

Peter „Cäsar“ Gläser 1949 Leipzig – 2008 Leipzig

Der Musiker Gläser wurde am 7. Januar 1949 in Leipzig geboren. (1) Als Kind erhielt er Musikunterricht an verschiedenen Instrumenten. Ab 1965 erlernte er autodidaktisch das Gitarrenspiel. 1966 konnte er Klaus Jentzsch (1942 – 2006, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Klaus Renft) von seinen musikalischen Fähigkeiten überzeugen und trat mit diesem zusammen als Barmusiker auf. Im Jahr darauf nahm Renft Gläser als Gitaristen in seine „Klaus Renft Combo“ (später als „Renft“ bekannt) auf, in der – nach Ableisten seiner Wehrpflicht bei der NVA ab 1969 bis zum Verbot der Band im Jahre 1975 spielte. Sie wurde einer der führenden Rockbands der DDR, und Titel wie „Wer die Rose ehrt“ und „Zwischen Liebe und Zorn“, die Gläser komponierte, wurden Hits. (2)

Nach dem Verbot von „Renft“, wie die Combo kurz seit 1974 hieß, gründete Gläser gemeinsam mit dem Renft-Schlagzeuger Jochen Hohl (geb. 1944) die ebenso erfolgreiche Rockband „Karussell“, die mehrere erfolgreiche Produktionen aus der Feder Gläsers einspielte. „Die häufig wechselnde Bandbesetzung sowie der Zwang, sich ständig mit den DDR-Behörden arrangieren zu müssen und dennoch an den Traditionen von Renft festhalten zu wollen, machten Gläser, der das Profil der Band maßgeblich geprägt hatte, „müde“, so dass er 1983 schließlich frustriert die Band verließ.“ (3)

Im gleichen Jahr gründete Gläser „Cäsers Rockband“. Mit unterschiedlichen Bandzusammensetzungen versuchte Gläser, an frühere Erfolge mit Renft und Karussell anzuknüpfen. Mit seinen Liedtexten geriet er jedoch erneut in Konflikt mit DDR-Kulturfunktionären. Als Gläser 1985 nach einem Konzert bei der NVA in das Gästebuch des Regiments schrieb, dass man besser ohne Armee auskomme, kam es zum Eklat. Man warf ihm seine pazifistische Haltung vor und sagte deshalb eine geplante Plattenaufnahme und die Konzerte der Band ab. Daraufhin löste er seine Band auf, stellte einen Ausreiseantrag und zog sich zeitweilig aus dem Musikgeschäft zurück. Ab 1987 trat er jedoch wieder auf, unter anderem mit seinen beiden Söhnen. Nach erneuten Auseinandersetzungen mit den DDR-Behörden wurde Gläser schließlich Ostern 1989 nach Berlin-West ausgewiesen. Dort verdingte er sich zunächst als Taxifahrer. (4) Bis zu seiner Ausreise hatte er seit 1981 in der Lindenthaler Straße gewohnt. (5)

Nach dem politischen Umbruch in der DDR versuchte er ab 1991 mit verschiedenen Bands und mit unterschiedlichen Erfolg ein Comeback. 2007 offenbarte er in seiner Autobiografie (6) zum wiederholten Male, von 1967 bis 1989 als „inoffizieller Mitarbeiter“ des MfS tätig geworden zu sein. (7)
Im Juli 2007 musste Gläser ein Konzert abbrechen (seine Band spielte weiter). Wenige Monate später wurde im Dezember bei ihm Krebs diagnostiziert. Er erlag der Krankheit am 23. Oktober 2008 in einer Leipziger Klinik. (8)

(1) vgl. https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3b-1424.html?ID=1003, gedruckt: Rainer Bratfisch, „Gläser, Peter ‚Cäsar’“ (im Folgenden „Bratfisch 2010“), in: Helmut Müller-Enbergs et al. (Hg.), Wer war wer in der DDR? Ein Lexikon ostdeutscher Biografien (im Folgenden „Müller-Enbergs 2010“). 5., aktualisierte und erweiterte Neuausgabe, Berlin 2010, S. 395f, hier S. 395. (2) vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Gläser; https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Renft_Combo.
(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Gläser.
(4) vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Gläser.
(5) vgl. Annekathrin Merrem, „Gläser, Cäsar Peter. 1949 – 2008“, in Bürgerverein Gohlis 2017, S. 330.
(6) vgl. Peter Gläser, Gerhard Pötzsch: Wer die Rose ehrt. Die Autobiografie, Leipzig 2007.
(7) siehe Bild vom 11. März 2007.
(8) vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Gläser; Bratfisch 2010, S. 395.