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OL 6.1 Kunst und Kultur

Anton Kippenberg, Leipziger Verleger und Gohliser Bürger

In der Richterstraße 27 steht heute ein Neubau. Kein Schild kündet davon, dass hier die Kippenberg-Villa stand, das Zentrum der Goetheverehrung in Leipzig. Die spektakuläre Goethe-Sammlung des Insel-Verlegers Anton Kippenberg hat zwar die Bombardierung der Stadt Leipzig überlebt – sie war schon früh an sicheren Stelle versteckt worden – aber sie ist dennoch nicht mehr in Gohlis, sondern in Düsseldorf im Goethemuseum zu finden. Dorthin haben die beiden Töchter der Familie Kippenberg die Sammlung gegeben, nachdem ihre Eltern sie 1945 mit Hilfe amerikanischer Truppen aus dem Ostteil Deutschlands nach Marburg verbracht hatten.

Wer war nun dieser Anton Kippenberg, an den nur noch eine kleine Straße in Leipzig erinnert? 1874 in Bremen in eine Lehrerfamilie mit 8 Geschwistern hineingeboren, erlernte er von 1890 bis 1893 den Buchhandel, ging als Buchhandlungsgehilfe nach Lausanne, wo er mit dem Kauf einer Faustübersetzung ins Französische den Grundstein für seine berühmte Goethesammlung legte. (2) 1894 kam er nach Leipzig und nach kurzem Zwischenspiel beim obligatorischen Militärdienst blieb er in der Pleißestadt bis 1945. Im wissenschaftlichen Verlag der Fa. Wilhelm Engelmann brachte er es rasch zum Prokuristen.

Neben seiner geschäftlichen Tätigkeit pflegte er seine kulturellen Interessen: die Konzerte im Gewandhaus, den Thomanerchor, Bach, die Oper. Wer konnte damals schon daran denken, dass der kulturbeflissene junge Mann später im auch im Vorstand des Gewandhauses und Oper sitzen würde.

Seine Bekanntschaft mit der Verlegerwitwe Engelmann und der Komponistenwitwe Hedwig von Holstein, deren Vater eine große Autographensammlung besaß, hatten ihn mit den führenden kulturellen Kreisen in Leipzig zusammengebracht.

Sein Ehrgeiz ebnete ihn trotz fehlenden Abiturs den Weg an die Universität. Mit einer Ausnahmegenehmigung begann er ein Kameralistikstudium, doch Musik, Romanistik und deutsche Literatur wurden zu seinem wichtigsten Fächern. Er schloss schließlich mit einer Promotion bei Albert Köster über „Die Sage vom Herzog von Luxemburg“ sein Studium 1901 mit summa cum laude ab (3), eine Tag später erhielt er die Procura im Verlag. Im selben Jahr besuchte er die Mathildenhöhe in Darmstadt und schloss er sich der Goethegesellschaft in Weimar und der Gesellschaft der Bibliophilen(BibliophilenAbend) in Leipzig an. Neben literaturwissenschaftlichen Abhandlungen widmete er sich auch dem Ausbau seiner Goethesammlung.

Seine Bekanntschaft mit dem Meisterdrucker Carl Ernst Poeschel (1874-1944) aus der Druckerei Poeschel und Trepte, die auch für den Insel-Verlag arbeitete, brachte die entscheidende Wende im Berufsleben Kippenbergs. Als ersten bibliophilen Druck brachten die beiden im Insel-Verlag „Brief der Frau Rat Goethe“ heraus und übernahmen den krisengeschüttelten Verlag, trennten sich aber nach einem Streit um eine Schillerausgabe. Kippenberg verschaffte der „Insel“ ein solides finanzielles Fundament und führte sie gemeinsam mit seiner Frau bis zu seinem Tod 1950.

In das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhundert fiel für Anton Kippenberg noch eine weitere Bekanntschaft, die für sein persönliches und berufliches Leben wohl die wichtigste wurde. Er lernte 1905 auf dem Weg nach Weimar die junge „Studentin“ (4) Catharina von Düring (5) aus Hamburg kennen. Im September erfolgte die Verlobung, im Dezember die Hochzeit in Hamburg. Das junge Paar ließ sich in Gohlis in der Fechnerstraße 6 (später 12) nieder, 1906 kam Tochter Jutta, 1910 Tochter Bettine zur Welt. Katharina, wie sie ihren Vornamen seit der Eheschließung schrieb, wurde zur wichtigsten Mitarbeiterin ihres Mannes, zur „Herrin der Insel“ (6)

Die Aufbruchszeit seit 1900 stand im Banne der Weimarer Klassik mit Goethe als Zentrum, auch moderne Autoren wurden, betreut von Katharine Kippenberg, in der „Insel“ verlegt. Ihrem Zeugnis zufolge arbeitete Anton Kippenberg wie ein Besessener, der sich um alles kümmerte (7). Das schön gestaltete Buch wurde zum Markenzeichen des Insel-Verlages, die Insel-Bücherei, nach dem Vorbild Reclams konzipiert, überragte diese durch ihre Gestaltung und wurde von Stefan Zweig, dem Hausautor der Insel, als „demokratisches Angebot“ (8) gefeiert.

Der Beginn des Ersten Weltkriegs wurde zum großen Einschnitt für Verlag und Verleger, Anton Kippenberg stellte sich als Reserve-Offizier zur Verfügung, nach erster Tätigkeit als Begleiter von Truppentransporten kam er als Rekrutenausbilder nach Halle, also in direkte Nachbarschaft zum Leipziger Verlag. Später gab er als Hauptmann die Kriegszeitung der IV Armee in Gent heraus, während seine Frau im Verlag bei deutlich reduzierter Belegschaft(24 von 29 Mitarbeitern waren ihr verblieben!) ihren Mann stehen musste. Der Verlag profitierte auch von der anfänglichen Kriegsbegeisterung 1915 mit dem „Kriegsalmanach“.

Nach Kriegsende war Anton Kippenberg schon am 11. November 1918 wieder in Leipzig und führte den Verlag gemeinsam mit seiner Frau Katharina weiter. In den zwanziger Jahren geriet der Verlag durch sein sehr konservative Verlagsprogramm in finanzielle Schwierigkeiten, dennoch lehnte Anton Kippenberg die Aufnahme moderner deutscher Autoren, die seine Frau protegierte, weitgehend ab. Die Inflation 1923 bedrohte ebenso wie das Erstarken der neuen Medien Kino und Rundfunk die „Insel“, jedoch konnte durch die Veröffentlichung moderner angelsächsischer Autoren, die Katharina für den Verlag gewann, diese Probleme gelöst werden.

Am 22. Mai 1924 wurde dann mit großem Pomp und vielen Gästen Kippenbergs 50. Geburtstag als kulturelles Ereignis gefeiert. Katharina Kippenberg hatte eine bibliophile Festschrift (9) in 500 Exemplaren und Beiträgen vieler Autoren des Verlages wie Rudolf Alexander Schröder, Harry Graf Kessler. Georg Witkowski, Stefan Zweig, um nur einige zu nennen. (10) Das Buch kann in der UB Leipzig nur zu wissenschaftlichen Zwecken eingesehen werden. Zum Geburtstag erschien auch das „Jubelschiff“, eine Sondernummer des Inselschiffes, ebenfalls von Katharina Kippenberg ediert.

Die schwierigste Zeit begann in den dreißiger Jahren und vor allem nach 1933. Die Werke jüdischer Autoren v.a. des jüdischen Hausautors Stefan Zweig wurden nicht mehr gedruckt, konservative Autoren der später so genannten Inneren Emigration wurden gepflegt, was Kurt Tucholsky (11) schon 1932(!) als „merkwürdig“ kritisierte. Anton Kippenberg war der neuen nationalsozialistischen Regierung gegenüber wohl skeptisch, wie Hans Carossa in seinen Briefen schon im Juni 1933 berichtete. Harry Graf Kessler geht hingegen kritischer mit dem Ehepaar Kippenberg um und bezeichnet sie als „geistige Hakenkreuzler“. Nach Meinung der Biographien Katharina Kippenbergs Sabine Knopf sollte man die Haltung des Verlegerehepaars differenzierter betrachten. Aus Anton Kippenberg einen Widerständler (12) zu machen, wie es das Gewandhausmagazin 96 nahelegt, ist doch mindestens ein wenig übertrieben.

Derm Verleger gelang es, seinen Verlag aus der Politik herauszuhalten, seine konservative Verlagstätigkeit war von Erfolg gekrönt, er wurde im konservativen Lager geschätzt. Im Mai 1944 feierte er seinen 70. Geburtstag in Weimar mit vielen Freunden, vielen Paketen und über 1000 Briefen und Telegrammen aus aller Welt. Für ihn öffnete trotz der Kriegsschließung das Hotel Erbprinz, er selbst plante die Schenkung seiner renommierten Goethesammlung „ an das deutsche Volk“. Sie sollte eigentlich in Leipzig bleiben. Die Thomaner kamen nach Weimar und sangen für ihn. Es gratulierten der ehemalige OB Carl Goerdeler, Richard Strauß, Max Brockhaus und viele mehr. Er erhielt die Ehrenbürgerschaft der Stadt Weimar, die Staatsplakette seiner Vaterstadt Bremen, der BibliophilenAbend gratulierte, ebenso die Presse, Reichspropagandaminister Joseph Goebbels ließ durch Dr. Erckmann, Oberregierungsrat im RMVP (13) eine Ehrengabe überbringen.

Die Kriegszeit verbrachten die Kippenbergs auf Schloss Mansfeld bei Katarinas Schwester Louise von der Reche und bei ihren Freunden Heinrich und Maria Berthes auf dem Rittergut Walbeck im Harz.
Die Villa Kippenberg fiel nach dem Verlagshaus im graphischen Viertel Leipzigs den alliierten Bombenangriffen zum Opfer, die Goethesammlung hatte Anton Kippenberg schon früh in acht sicheren Verstecken auf dem Land und in Leipzig untergebracht und so gerettet.

Am Kriegsende boten die Amerikaner den Kippenbergs einen neuen Verlagssitz in Wiesbaden an. Kippenberg sammelte die Bestände ein und sie wurden von amerikanischen Lastwagen in die amerikanische Bergungsstelle nach Marburg verbracht. Am 8 März endet die Epoche Kippenberg in Leipzig mit einem letzten Besuch des Ehepaars in den Trümmern ihres Hauses in der Richterstraße 27 in Gohlis. Am 14.12 1945 spricht Katharina von dem geplanten Wiederaufbau in Leipzig, wozu es nicht mehr kommen sollten.

Seit dem 23. Mai sind die Kippenbergs in Marburg, der Insel-Verlag nimmt seine Arbeit wieder auf. Anton Kippenberg pendelt zwischen Marburg, Leipzig, Wiesbaden und dem Krankenlager seiner Frau in Frankfurt am Main, wo sie am 7.Juni 1947 starb. Sie wurde in einem Ehrengrab auf dem Marburger Friedhof bestattet.

Anton Kippenberg widmet seine Frau und Mitarbeiterin im Herbst desselben Jahres die Rilke-Gedächtnis-Ausstellung, zu dem geplanten Gedächtnisbuch kam es aber nicht mehr. Anton Kippenberg arbeitete unermüdlich weiter, erhielt zu seinem 75. Geburtstag im Mai die Bremer Ehrenbürgerschaft und wurde Ehrensenator der Universität Marburg, auch der Thomanerchor kam aus Leipzig, um dem verehrten Verleger sein Ständchen zu bringen. Im August hielt er zu Goethes 200jährigem Geburtstag die Gedenkrede in der Weimarer Fürstengruft. Zu dieser Zeit war die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten noch offen, der Verleger konnte ungehindert reisen. Von Weimar ging es nach Leipzig, hier hielt er eine Gedenkrede vor 8.000 Menschen auf dem Gelände der Technischen Messe.

Persönliche Schicksalsschläge lähmten jedoch seine wieder erwachte Verlegertätigkeit. Über den Tod von Schwiegersohn und Enkeltochter kam nicht hinweg, der Besuch in der Schweiz brachte keine Erholung, sondern den endgültigen Zusammenbruch. Am 21. September 1950 starb er in Luzern. Am 28. September wurde er an der Seite seiner Frau beigesetzt, im “ewigen Grab“ der Stadt Marburg.

Auf das Angebot der Stadt Leipzig, das Gohliser Schlösschen für die Sammlungen zur Verfügung zu stellen, hatte Kippenberg angesichts der unsicheren Zeitläufte nicht geantwortet, Frankfurt, das ihm nach 1945 nicht den Goethepreis zuerkannte, wollte er nicht auswählen. Schließlich übergab Bettina von Bornhard, die jüngste Tochter, die Anton- und Katharina-Kippenberg-Stiftung der Stadt Düsseldorf, 1953 erfolgte die Eröffnung des Museums im Hofgärtnerhaus. Das Deutsche Literaturarchiv in Marbach erhielt 1964 den persönlichen Nachlass, die Bibliothek und Katharinas private Rilke-Sammlung. 1965 wurden die neuen Bestände einem staunenden Publikum vorgestellt und in den Jahrbüchern der Schillergesellschaft gibt es zahlreiche Veröffentlichung. 1974 gesellte sich das Insel-Archiv zu den Kippenberg-Archivalien.

In Gohlis findet sich keine Erinnerung mehr an den Palazzo Chippi, der für fast ein halbes Jahrhundert der kulturellen Mittelpunkt der Goetheverehrung und der Literaturvermittlung in Leipzig war. Der Bürgerverein Gohlis versucht dieses Versäumnis durch mehrere Beiträge über Anton und Katharina Kippenberg und ihre Villa nachzuholen (14). Vielleicht sollte eine Gedenktafel am Neubau in der Richterstraße in der Zukunft der Erinnerung dieser wichtigen Verlegerfamilie wachhalten und nicht nur eine kleine Aster mit dem Namen Aster dumosus Professor Anton Kippenberg.

(1) Sabine Knopf, Katharina Kippenberg-„Herrin der Insel“, Leipzig 2010, Anton Kippenberg – Oxford Reference. www.oxfordreference.com/view/…/authority.201108031000385…Anton Kippenberg (1874–1950) German publisher and Goethe collector.As proprietor of Insel Verlag and president of the Goethe-Gesellschaft (1938–50), he assembled a vast Goethe collection, including many autographs. It became the foundation 
(2) Seine Goethe-Sammlung mit rund 12 900 Nummern wird die größte private Goethe-Sammlung überhaupt, 1945 umfasst sie mehr als 25 000 Objekte und wird seit 1956 als „Anton und Katharina Kippenberg Stiftung“ im Düsseldorfer Goethe-Museum aufbewahrt. Auszeichnungen
(3) Die Sage vom Herzog von Luxemburg und die geschichtliche Persönlichkeit ihres Trägers. Dissertation, Leipzig 1901
(4) 1905 gab es an der Leipziger Universität noch keine Studentinnen. Frauen durften nur Vorlesungen „hören“, nicht aber regulär studieren
(5) Die spätere Katharina Kippenberg .s. den Artikel Katharina Kippenberg im Online-lexikon und im700 Jahre Gohlis S.
(6) Diesen Bezeichnung übernahm Sabine Knopf in den Titel ihrer kenntnisreichen Kippenberg-Biographie
(7) Briefwechsel Rilke-Kippenberg S. 40
(8) S.o. S. 33
(9) Navigare necesse est, Festschr. f. A. K., hrsg. v. Katharina Kippenberg, 1924;
(10) Näheres bei S.Knopf a.a.O. S. 110f.
(11)Tucholsky, Ges. Werke Band 10 S. 68
(12) gewandhaus-magazin-nr-96-herbst-2017 Seite 45 Anton Kippenberg: Der Insel-Verleger, Insel-Bücherei-Erfinder und Goethe-Sammler gehörte ab 1926 der Gewandhaus-Konzertdirektion an. 1938 wurde er deren Vorsitzender. – Erinnerung an einen, der sich widersetzte. Aufsatz von Werner Marx
(13) Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda!
(14) 700 Jahre Gohlis S. 95, 307 und im Internet

Auf Schillers Spuren – Von Mannheim nach Gohlis

von Ursula Hein

Wär hätte das gedacht 2005 und 2009 bei der Eröffnung der Ausstellung zum 250. Geburts- und zum 200. Todestag Friedrich Schillers unter der Schirmherrschaft der Schulleitung und in Anwesenheit zahlreicher und nicht nur germanistischer Kollegen, dass wir 2014, also nur fünf Jahre später, nach Leipzig aufbrechen und in der Nachbarschaft des Schillerhäuschens unser neues (Rentner-)Domizil ansteuern würden.

Kehren wir wieder ins Jahr 2014 zurück. Die ganzen schönen Exponate werden in Kisten verstaut, und nach Leipzig gebracht in unser neues Domizil, in direkter Nachbarschaft zu Schiller. Bei der Besichtigung der Wohnung war uns entgangen, dass in direkter Nachbarschaft im Schillergässchen vor über 200 Jahren ein berühmter Dichter gelebt hatte
Erst bei einem Spaziergang sahen wir, dass es nicht nur das Schillergässchen zwischen Berggarten- und Menckestraße gibt, sondern dass sich zwischen gründerzeitlicher und moderner Bebauung ein kleines weißes Häuschen hinter einem klassizistischen Portal verbirgt und mit einer goldenen Tafel auf das Lied an die Freude erinnert, dass Schiller hier für die fröhliche Freundesrunde gedichtet hat.

Ab Mai 1785 verbrachte Schiller wenige Monate in seiner kleinen Dachstube, gemeinsam mit seinem späteren Verleger Georg Joachim Göschen. Überstürzt war der junge Dichter Ende April aus Mannheim abgereist. Drückende Sorgen hatten ihn zur überstürzten Abreise aus Mannheim gezwungen, wo er doch zuvor große Triumphe mit seinen „Räuber“ gefeiert hatte.
Seine Anstellung als Theaterdichter wurde 1794 nicht verlängert. Der äußerst freundliche Vorschlag Freiherrn von Dahlbergs, es doch lieber mit dem Brotberuf eines Arztes zu versuchen als mit der Berufung zum Theaterdichter, hatten ihn ebenso wie erotische Verwerfungen – Charlotte von Kalb zog ihn in ihren Bann – bewogen, die Einladung seiner fernen Leipziger Verehrer Körner, Huber und deren Verlobte Minna und Dora Stock. Das Mannheimer Theater war dem jungen Dichter nicht mehr freundlich gesonnen. Und wie hatte man ihn am 13. Januar 1782 noch frenetisch gefeiert, aber 1794 bekannte er Körner in einem Brief: „Menschen, Verhältniße, Erdreich und Himmel sind mir zuwider. Ich habe keine Seele hier, keine einzige, die die Leere meines Herzens füllte, keine Freundin, keinen Freund…“

Auch seine Gläubiger bedrängten ihn, sie wollten Geld sehen. Und hier half ihm Familie Hölzel, seine Wirtsleute, aus seiner Verlegenheit. Die Mannheimer haben Frau Anna Hölzel im Schlossgarten ein Denkmal gesetzt, auch Schiller hat sich seinen Gönnern aus dem einfachen Volke gegenüber als dankbar erwiesen.

Der Weg nach Leipzig wurde für Schiller recht mühsam. Auf schlechten Wegen brauchte der junge Dichter acht Tage, bis er „zerschlagen und zerstört“ im Leipziger „Gasthaus zum Blauen Engel“ anlangte. Unsere Fahrt dauerte 2014 auf bequemen Autobahnen nur wenige Stunden, während die Möbelwagen mit ihren vielen Bücher- und Bilderkisten langsamer unterwegs waren und die kostbaren Exponate beider Ausstellungen mit sich führten.

Während Schiller Mitte Mai von der Innenstadt nach Gohlis ins kleine Bauernhäuschen zog, aus dessen Giebelfenster er bis zum Gohliser Rokokoschlösschen schauen konnte, das heute wieder im alten Glanz erstrahlt, brauchten wir dann doch einige Wochen, bis neben den anderen Büchern „der Schiller“ im Wandschrank geborgen war.

Nach seinen morgendlichen Wanderungen im Rosenthal arbeitete der junge Dichter unter der alten Linde oder in einer Holunderlaube, uns ist das tägliche Mittagessen in der “Wasserschenke“ nicht mehr vergönnt, hier steht neben Bauten der Gründerzeit und des Jugendstil noch das „Schillerschlösschen“, eine noch zur DDR-Zeiten angesagte „Destination“, wie das ja auf Neu-Deutsch heißt. Der direkte Blick ins Rosental, in dem der Dichter, angetan mit Schlafrock und begleitet von einem Gals und wassertragenden kleinen Jungen, seinen täglichen Morgenspaziergang unternahm, ist heute nicht mehr möglich

Die Geschichte des Schillerhäusschens nun zeigte in der Folge auch die Zeitläufte mit der unterschiedlichen Wertschätzung Schillers. Im zeitlichen Umkreis der Völkerschlacht war das Haus dem Gedächtnis der Bevölkerung völlig entschwunden. Erst 1841 machte sich der Schillerverehrer und spätere Revolutionär Robert Blum auf die Suche. Mehrere Bauern reklamierten ihr jeweiliges Gebäude als Schillers Aufenthaltsort. Erst die Bestellung eines Gerichtes mit dem Schwur auf die Bibel konnte den rechten Ort ermitteln. Inzwischen ist es das älteste Häuschen in Gohlis, mehrfach war es dem Verfall preisgegeben und vom Abriss bedroht. Bei der Generalsanierung 1998 fand man dann unter dem weißen Putz die „blauen Bänder“ und die Reste eines hellblauen Sockeln, von deren Existenz schon Zeitzeugen gesprochen hatten. Aber nun zurück zum Jahre 1841, Robert Blum gründet mit Gleichgesinnten den „Verein der Freunde des Schillerhäuschens“. Allerdings konnte er nicht mehr am ersten Schillerspaziergang von Leipzig nach Gohlis teilnehmen, der zur Hundertjahrfeier von Schillers Geburtstag 1859 stattfand.n1848 hatte man ihn, den Abgeordneten der Paulskirche und Barrikadenkämpfer in Wien, standrechtlich wider alles Völkerrecht auf der Brigittenau erschossen.

Dieser Schillerspaziergang ist nun Anno Domini 2016 wieder erstanden. Die Schaubühne Lindenfels rief zum „Ersten Leipziger Schiller-Spaziergang! Oder: Die Kunst des Demonstrierens“ im Geiste Robert Blums und des Leipziger Vormärz auf.

Anschließend traf man sich bei Wein und Brezeln im Schillergärtchen, wo die Walderdbeeren und die Rosen blühten, und auch die Schillerrebe schon prächtig gewachsen war. Hier spielt das Schiller-Gymnasium, hier tritt Herr Schiller höchstpersönlich auf (ein jetzt schon ehemaliger Chemiestudent[!] verkörpert seit Jahren den jungen Schiller)

Der kleine Bericht begann mit den Ausstellungen auf der Schönau und endet mit dem Schillerspaziergang. Was bleibt noch zu sagen? Die Gohliser wissen es ja selbst: Aber für allen Neugohliser und Gohliser Gäste: Ein Besuch im Schillerhaus, von dort über die Menckestraße, den alten Gohliser Ortskern vorbei an ehemaligen Dorfanger, der heute von unwissenden Autofahrerin als Parkplatz missbraucht wird, zum Gohliser Schlößchen, einem Kleinod bürgerlicher Rokoko Baukunst. Vorher sieht man aber rechter Hand im Schlösschenweg noch den Mediencampus Villa Ida. Und vom Schlösschen aus findet man am Ende der Turmgutstraße das russische Generalkonsulat, wohl abgeschirmt und gesichert. Über den Poetenweg geht es linker Hand zur Gosenschänke, dort kann man das viel gerühmte Gosenbier versuchen. Es ist für Freme, wie der Mannheimer sagt, sehr gewöhnungsbedürftig. Nun ist man wieder auf der Menckestraße, die zur Friedenskirche führt, der ersten Kirche, die sich das Dorf Gohlis 1873 erbaute. Hier lassen wir unseren ersten Rundgang enden, aber es gibt noch vieles zu sehen und wir kommen ja auch noch einmal wieder in diesen schönen Stadtteil von Leipzig

Der Schillerhain – ein vergessener Name in Gohlis

von Ursula Hein

Am 17. April 1905 und am 9.Mai 2005 war die kleine parkähnliche Fläche am nördlichen Rosental zwischen Platner-, Stallbaum- und Weinligstraße Schauplatz einer von vielen Gohliser Bewohnern und anderen Schillerfreunden durchgeführten Veranstaltung zu Ehren des großen deutschen Dichters, der nicht weit von hier in der Menkestraße im heute Schillerhaus genannten kleinen Bauernhaus das so bedeutende Gedicht „An die Freude“ verfasste das mit der Beethoven` schen Vertonung zur Hymne der EU wurde Einige Monate hatte er hierin dem kleinen Bauernhaus als Gast Körners und seiner Freunde verbracht Von hier wanderte früh des Morgens im Schlafrock gewandet und begleitet von einem kleinen Bauernjungen, der ihm Glas und Flasche nachtrug, während der junge Dichter über seine neusten Schöpfungen nachsann 1905 zum Todestag wurde der kleine Park in Schillerhain umgetauft und eine Schillerlinde gepflanzt und eine Texttafel errichtet. Große Pläne hatte man nach der Stilllegung der Gohliser Mühle mit der Gestaltung zwischen Rosental und Gohliser Schlösschen vor, der Krieg vereitelte das Vorhaben. Nur der Schiller mit zwei große Steinfiguren, die der Leipziger , Tragödie, Melpomene. Um 1860 für das Neue Theater geschaffen und 1910 in den Schillerhain umgesetzt, auf einem Foto von 1912 sind sie am Eingang des Schillerhains zu sehen, irgendwann verschwanden sie, keiner weiß, wann und wohin., die Schillerlinde isz immerhin bis 1950 auf den Stadtplänen zu finden, dann wurde ein Spielplatz errichtet mit der DDR-typischen Tischtennisplatte und einigen Bänken.

Aber 2005 erinnerte man sich in Leipzig wieder seines berühmten Besuchern und der Feiern zu seinem Todestag. A, 9. Mai wurde erneut eine Linde gepflanzt, der Schulchort sang, der OB sprach. Die kleine Namenstafel aus Kupfer ist inzwischen verschwunden, aber erneuert: mit der Inschrift“ eine baumstarke Stadt/zum 200 Todestag /von Friedrich Schiller/am 9.April/Stadt Leipzig. Friedrich Schiller-Gymnasium.
Der Name Schillerhain war bis 1990 auf den Stadtplänen vertreten, dann verschwindet er, er existiert aber weiterhin im Gedächtnis der Bewohner ebenso wie der Schillersteg über die Pleiße., doch den Namen findet man noch im Internet.

Im Herbst gäbe es eine schöne Gelegenheit, den Namen wieder durch ein Schild 2019 feiern wir Schillers 260. Geburtstag oder sollen wir bis 2105 warten, bis der Name wieder öffentlich wird.

Schillerspaziergang Anno 2016

von Ursula Hein

Nachdem Robert Blum 1841 das echte Schillerhäuschen entdeckt hatte, gründete er mit Gleichgesinnten den Leipziger Schillerverein und bei den großen Schillerfeiern, so auch 1859, wurden Spaziergänge von Leipzig nach Gohlis zelebriert. Robert Blum konnte aber an diesem Spaziergang nicht mehr teilnehmen, denn1848 hatte man ihn, den Abgeordneten der Paulskirche und Barrikadenkämpfer in Wien, wider alles Völkerrecht auf der Brigittenau bei Wien standrechtlich erschossen.

An diese Tradition des Schillerspaziergangs wollte man nun 2016 wieder angeknüpfen. Die Schaubühne Lindenfels rief im Geiste Robert Blums und des Leipziger Vormärz auf zum „Ersten Leipziger Schiller-Spaziergang! Oder: Die Kunst des Demonstrierens“.

Am 21. Mai 2016 im Anschluss an das Schillerkolloquium fanden sich ca. 100 Leute zusammen, jung bis alt, und folgten der Fahrradrikscha, auf der der wieder auferstandene Robert Blum thronte.
Zunächst hatte dieser vom Balkon des Alten Rathauses am Leipziger Markt die Blum-Rede von 1841 vor einem staunenden Publikum von 2016 gehalten. Danach bestieg er die erwähnte Rikscha. Eskortiert von Polizei, die einmal froh war, einen freundlich-friedlichen Zug von Schillerfreunden begleiten zu können statt das Abendland verteidigende Pegida-Anhängern gegen schwarz Vermummte verteidigen zu müssen. Die Schiller-Spaziergänger, bewaffnet mit bunten Schirmen, folgten dem Polizeiwagen.

Unser Zug ging vom Marktplatz aus am Konsumtempel des Goerdeler Rings am Richard-Wagner-Platz vorbei und bog in die Pfaffendorfer Straße ein. Am Zoo entlang liefen wir zur Kirche am Nordplatz, wo der Posaunenchor der Gemeinde den Zug mit der „Hymne an die Freude“ empfing. Eine Gruppe junger Spaziergänger posierte mit ihren bunten Schirmen auf dem Rasen vor der Kirche.

Dann folgten wir den Straßenbahnschienen entlang der Gohliser Straße, vorbei an der Friedenskirche, wo gerade die Übergabe dieser Kirche an die Jugend gefeiert wurde. Von dort winkte man uns freundlich zu. Unterwegs wurde unser Zug aus den vorbeiratternden Straßenbahnen angestaunt. Unserem fröhlichen Winken gab man ebenso fröhlich Antwort. Aus Geschäften kamen Verkäuferinnen und Kunden, um den Zug zu bestaunen.

Vor der Friedenskirche bogen wir an der Alten Apotheke links ab in die Menckestraße, also in das alte Gohliser Dorfzentrume. Vorbei lief der Zug an prächtigen Jugendstil- und Historismus-Bürgerhäusern zum kleinen bescheidenen Schillerhäuschen aus dem 18. Jahrhundert.

Hier hielt unser Robert Blum den zweiten Teil seiner Rede von 1841, im Anschluss erklang das „Lied an die Freude“, unterstützt durch einen Trompeter des Leipziger Theaters. Die erste Strophe war den meisten noch geläufig, weiterer Gesang wurde einen Blick auf den Text der vorsorglich verteilten Blätter ermöglicht, so dass das Lied an die Freude doch recht überzeugend klang. Anschließend traf man sich bei Wein und Brezeln im Schillergärtchen, wo Walderdbeeren und Rosen blühten, und auch die Gohliser Schillertraube schon prächtig gewachsen war. Hier spielt häufig das Schiller-Gymnasium, hier tritt Herr Schiller höchstpersönlich auf (Ein ehemaliger Chemiestudent, inzwischen wohlbestallter Chemiker, verkörpert seit Jahren bei Veranstaltungen des Schillerhäuschens den jungen Schiller). Und hier endete unser Spaziergang, dem hoffentlich noch viele andere folgen werden in Erneuerung einer alten Schillertradition in Gohlis.

Leider folgten diesem ersten Spaziergang keine weiteren, vor allem die Corona-Einschränkungen 2020 verhinderte ein Wiederaufnehmen dieser Tradition und auch für den kommenden Mai sehen wir schwarz, aber noch ist nicht aller Tage Abend und das Jahr 2022 kann doch nur noch besser werden.
Also bis zum nächsten Schiller-Spaziergang im Jahre 2022!

Das Verlegerehepaar Kippenberg

von Ursula Hein

Kippenberg, Katharina geb. Catharina von Düring
(1876 Hamburg – † 1947 in Frankfurt am Main)

Catharina von Düring wurde am 1. Juni 1876, als fünfte Tochter des wohlhabenden Kaufmanns Hartwig von Düring und seiner Ehefrau Anna M. H. geb. Neubourg geboren, wuchs in Hamburg zusammen mit fünf Schwestern und einem Bruder auf. Ihr Vater starb schon 1893 und ließ seine Familie in guten finanziellen Verhältnissen zurück. Nach dem Tod ihres Bruders 1902 ging sie nach Leipzig und nahm als Gasthörerin 1903-1905 an philosophischen, historischen und literarischen Vorlesungen teil.
Ihren späteren Ehemann, den aufstrebenden Verleger Dr. Anton Kippenberg, lernte sie 1905 auf einer Eisenbahnfahrt nach Weimar durch den Leipziger Germanisten Witkowski kennen Beide Herren waren gemeinsam auf dem Weg zur Mitgliederversammlung der Goethe-Gesellschaft. Im September 1905 fand die Verlobung und schon im Dezember die Vermählung statt. Das junge Ehepaar bezog eine Wohnung in Gohlis in der Fechnerstraße 10/12, dort wurden die Töchter Jutta und Bettina geboren.
Katharina Kippenberg, wie sie sich seit ihrer Eheschließung schrieb, unterstützte ihren Mann beim Auf- und Ausbau des Insel Verlages zum führenden deutschen Literaturverlag. Anton Kippenberg vertrat den konservativen Klassikerbereich, seine Frau war als Lektorin für die moderne zeitgenössische Literatur zuständig. Ihre Freundschaft mit Rainer Maria Rilke ist legendär, der Dichter beendete im Turmzimmer der Villa Kippenberg 1910 seine „Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“. Expressionistische Dichter wie Johannes R. Becher, Theodor Däubler aber auch Hans Carossa wurden durch Stipendien des Verlags unterstützt. 1914 organisierte Katharina Kippenberg bei der BUGRA, der internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig, die Unterabteilung Buchillustrationen innerhalb der Sondergruppe „Die Frau im Buchgewerbe und der Graphik“.
Nachdem ihr Mann zu Beginn des 1. Weltkrieges eingezogen worden war, leitete Katharina Kippenberg den Verlag, im Mai 1918 erhielt sie Prokura und 1922 wurde sie Kommanditistin. Die von ihr protegierten Autoren des Expressionismus wie Johannes R. Becher, Leonhard Frank, Martin Andersen Nexö und Heinrich Mann strich Anton Kippenberg nach der Rückkehr aus dem Krieg wieder aus seinem konservativen Verlagsprogramm. Als in den 20er Jahren die alten Klassiker-Ausgaben nicht mehr so gefragt waren, entdeckte und lektorierte Katharina Kippenberg englische und amerikanische Autoren wie Virginia Woolf, Aldous Huxley und D. H. Lawrence.
Neben der Verlagstätigkeit widmete sich Katharina Kippenberg ihrer Familie und der Gestaltung der Villa Kippenberg in der Richterstraße 27. Die mit Möbeln der Goethezeit eingerichtete Familienvilla in Gohlis wurde unter dem Namen „Palazzo Chippi“ zu einem literarischen Salon des Ehepaars. Katharina Kippenberg organisierte Dichterlesungen, Konzerte, Empfänge. Wie das im Marbacher Literaturarchiv inventarisierte Gästebuch zeigt, waren namhafte Vertreter aus Kunst, Kultur und Wissenschaft dort häufig zu Gast, unter anderem Max Planck, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter, Elly Ney, Reichkanzler Hans Luther ebenso wie die deutsche Kronprinzessin Cecilie. Auch die Familie Goerdeler gehörte zu den engen Freunden des Hauses.
1933 änderte sich einiges im Verlagswesen. Nachdem Katharina Kippenberg dem Nationalsozialismus zunächst aufgeschlossen gegenüber stand, änderte sie nach SA-Ausschreitung, Verlagsreglementierungen und der Flucht bedeutender, meist jüdischer Autoren ihre Haltung. Während es ihrem Mann gelang, den Verlag weitgehend aus der Politik herauszuhalten und vor allem Autoren der „Inneren Emigration“ veröffentlichte, hielt sie weiterhin Kontakt zu Autoren wie Stefan Zweig, Ricarda Huch, Edzard Schaper, Reinhold Schneider sowie zu der Familie Goerdeler.
Katharina Kippenberg edierte und kommentierte schon seit 1914 die moderne Literatur im Insel Verlag. Sie gilt inzwischen als eine der bedeutendsten Verlegerinnen des 20. Jahrhunderts. 1935 schrieb sie eine Rilke-Biographie, der letzte Band „Kleine Aufsätze“ kam posthum 1948 heraus.
Die Kriegsereignisse hatten auch vor dem Insel Verlag nicht halt gemacht, 1943 war das Verlagshaus und 1945 die Gohliser Villas zerstört worden. Die ausgelagerte Goethesammlung entkam den Bombenangriffen, das Ehepaar überlebte in Weimar und Walbach. Die letzten Jahre führten beide dann von Leipzig weg. Schon 1945 verhalfen die Amerikaner der Familie, die Goethe- und Rilkesammlung nach Marburg zu bringen, wo die Amerikaner einen „Collecting point“ eingerichtete hatten, den die Universitätsbibliothek betreute. In dieser Stadt ließen sich die Kippenbergs nieder.
Trotz Krankheiten und Depressionen, die sie ihr Leben lang geplagt hatten, arbeitete Katharina Kippenberg bis zu ihrem Tode für den Insel Verlag und an ihrem letzten Buch über Rilkes Duineser Elegien, dessen Herausgabe sie 1946 noch erlebte.
Für ihre Verdienste verlieh ihr die Universität Leipzig am 22. Mai 1946 und die Universität Marburg am 1. Juni desselben Jahres die Ehrendoktorwürde, doch da war sie schon sehr krank und konnte die Ehrungen nicht mehr selbst in Empfang nehmen.
Sie starb am 7. Juni 1947 in einem Frankfurter Krankenhaus und wurde am 12. Juni 1947 in Marburg beigesetzt. Auf dem Friedhof ist das Ehepaar Kippenberg beide in einem „Ewigen Grab“ wieder vereint.

Werke in Auswahl
Deutsche Choräle. Auswahl und Nachwort Leipzig 1914
Die Anrede. In: Navigare necesse est. Eine Festschrift für Anton Kippenberg. Leipzig 1924
Insel-Almanach auf das Goethejahr 1932 Leipzig 1931(Hrsg.)
Georg Trakl: Gesang des Abgeschiedenen. Nachwort Leipzig 1933
Rainer Maria Rilke. Ein Beitrag Leipzig 1935
Rainer Maria Rilke, Späte Gedichte Leipzig 1934
Rainer Maria Rilkes Duineser Elegien und Sonette an Orpheus. Wiesbaden 1946
Kleine Schriften. Wiesbaden 1948 (posthum. Sammelband mit früher publizierten Aufsätzen)

Literatur:
Sabine Knopf: Katharina Kippenberg – Herrin der Insel. Markkleeberg und Beucha, Sax-Verlag 2010.
Kussmaul, Ingrid, Die Sammlung Anton und Katharina Kippenberg. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft Bd. 15, 1971, S.505-554
Schnack, Ingeborg, Die Rilke Handschrift der Sammlung Kippenberg. In Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft Bd. VII 1963, S.536-550