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OL 4.2 Handel und Gewerbe

Die „Alte Apotheke“ in Gohlis

von Ursula Hein

Seit der Mitte der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts stieg die Einwohnerschaft von Gohlis geradezu sprunghaft an. Deshalb forderte der Gohliser Gemeinderat eine Apotheke für seinen Ort. Der Apotheker Robert Münch, der schon 1866 in der Hauptstraße 64 nachgewiesen ist, fand im Parterre und im Erdgeschoss des Hauses Menckestraße 4 (damals Hauptstraße), einem schönen Neubau aus dem Jahre 1865, der dafür geeignete Räume auswies. 1873 wurde Apotheker Münch Inhaber der „Kronenapotheke genannten Einrichtung.

Einige Jahre später ließ er neben der Kirche an der Ecke der Leipziger Straße 8 ein großes Geschäfts- und Wohnhaus erbauen, das im Giebel auch heute noch die in Stein gemeißelte Inschrift „Apotheke“ und das Jahresdatum „1873“ trägt. Seit 1879/80 ist Robert Münch als Inhaber dieser Kronen-Apotheke nachgewiesen. Ab 1932 lautet die Adresse Gohliser Straße 42. Der Besitzer ist nun Apotheker H. Münch, der in der neuerbauten Kroch-Siedlung, Norderneyer Weg 8 wohnt. Die Apotheke führt ein Apotheker namens C. Böhme. Die Besitz- und Wohnverhältnisse ändern sich auch während des Krieges nicht.
Das Haus übersteht den 2. Weltkrieg unbeschadet. Seit1948 ist Carl Hayner als Apotheker nachgewiesen. Die Kronenapotheke wird 1952 als eine der ersten Apotheken in Leipzig verstaatlicht. Sie erhält den Namen „Alte Apotheke Gohlis“ und arbeitet eng mit der in der Menckestraße gegrün-deten Poliklinik zusammen.

Der Apotheker Günzel übergibt im August 1982 die Apotheke in die Hände von Frau Marga Keller, die schon vorher dort gearbeitet hatte. Jetzt erst gelang es, die Genehmigung für eine not-wendige Modernisierung der Räume durchzusetzen. Von 1982-84 dauerte die Umgestaltung und Erweiterung der Apotheke. Die Arbeitsbedingungen verbessern sich, die Lieferung erfolgt über eine Rampe. Die alte Originaleinrichtung wird durch eine moderne ersetzt. Das Arbeiten wird angenehmer, z.B. erfolgt jetzt die Warenanlieferung über eine Rampe statt durch die Fenster des Erdgeschosses.

Nach der politischen Wende 1989 wird die Alte Apotheke durch die Treuhand privatisiert, Frau Marga Keller übernimmt als eine der ersten Aptheker in Leipzig die Apotheke in Eigenregie. Zwei Jahre später werden Teile der Fassade renoviert, die Inneneinrichtung durch eine neue „alte“ er-setzt, um dem Namen „Alte Apotheke“ gerecht zu werden.

Nach einem Besitzerwechsel des Hauses Gohliserstraße 42 zieht die Alte Apotheke mitsamt der Inneneinrichtung 1998 in das gegenüberliegende Eckhaus Gohliser-Menckestraße. Die alte Einrichtung wird dann stilgerecht ergänzt. Knapp ein Jahrzehnt später geht die Apotheke in neue Hände über, die Apothekerin Marga Keller zieht sich in den vollverdienten Ruhestand zurück. Ihr Sohn Andreas Keller wird neuer Apotheker.
In die alten Räume kommt ein italienisches, seit 2020 spanisches Restaurant. Nur noch die Steininschrift am Giebel erinnert an die ursprüngliche Funktion des Hauses.

Das Käsehaus

von Ursula Hein

Wenn man die Breitenfelder Straße in Gohlis aufwärts fährt, sieht man kurz vor der Eisenbahnbrücke auf der linken Seite, eine Kuh. Hier befindet sich die Käserei Lehmann und das allseits bekannte Leipziger Käsehaus.

Seit 1948 wird in der Käserei Lehmann an dieser Stelle der beliebte Sauermilchkäse hergestellt. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte schon im 19. Jahrhundert. Schon 1898 war der Molkereimeister Hermann Lehmann als Molkereiverwalter in Oberelsungen bei Kassel tätig. 16 Jahre später zog er nach Leipzig und gründete einen eigenen Milchladen mit Großhandel. Sein Sohn Albert Lehmann führte die Traditionslinie weiter, er erwarbt 1931 den Gewerbeschein und begann Sauermilchkäse zu produzieren, den Großhandel gabt er jedoch auf. Nach dem Krieg 1948 erfolgte der Umzug an den heutigen Standort. Seit diesem Zeitpunkt ist die Breitenfelder Straße 39 in Leipzig Produktionsstätte. 1967 geht der Betrieb an Sohn Bernd Lehmann über. Er führt ihn in Eigenregie weiter, baut ihn aus und verfeinert die altbekannten Produkte „Der Blaue“ und „Der Gelbe“. Als kleiner Betrieb unter 10 Beschäftigten konnte er auch in DDR-Zeiten als privates Unternehmen weitergeführt werden, da diese kleinen Handwerks- und Lebensmittelbetriebe wichtig für die Versorgung in der sozialistischen Warenwirtschaft waren.

Nach der Wende wurde 1990 der Großhandel wieder aufgenommen und erweitert. In Markkleeberg baute Bernd Lehmann gemeinsam mit Sohn Erik 1992 das Lager für den Vertrieb. Ab 1998 wurden immer wieder neue Lehmann-Produkte kreiert. z. B. zwei leckere Sorten Käsesalat und verschiedenen Käseaufschnittplatten .Diese Produkte werden heute unter der Leitung von Sohn Erik Lehmann, in Markkleeberg hergestellt und direkt von dort vertrieben. 2015 entstand dafür eine nagelneue Produktionshalle und das bis dahin bereits vorhandene Lager für den Großhandel, wurde gründlich modernisiert. Das Käsehaus selbst entstand im Jahr 2001direkt auf dem Grundstück der Käserei in Gohlis, als Verkaufs-, Service- und Schulungszentrum. 2015 wurde auch dieses unter der Regie von Tochter Beate Lehmann einer umfangreichen Renovierung unterworfen. Eine neue 11 Meter lange Theke hielt Einzug und eine einladenden „Käsehütte“ wurde geschaffen. In dieser gemütlich rustikalen Ecke des Käsehauses kann man nun genüsslich etwas schlemmen und genießen oder sich kulinarische Käse-und Wurstleckereien aus vielen europäischen Ländern direkt aus der Theke aussuchen und probieren. Auch Kaffee, Kuchen und die sächsischen Weine werden hier gern serviert. Die Herstellung einiger Hausprodukte kann der Kunde in der kleinen Schaukäserei ab und an live verfolgen. Direkt neben dem Eingang zum Käsehaus am großen Fenster, sieht der Kunde die Entstehung vom Sheepka (einer Frischkäserolle mit Feta und Balkan- oder Knoblauch/Dill Kräutern) oder einer der vielen leckeren Sorten Frischkäse (z. Bsp. Auwald-/ Antipasti oder Löwencreme ) Selbstverständlich gibt es alle Lehmann Produkte im Leipziger Käsehaus zu kaufen.

In den letzten Jahren und Jahrzehnten war man bei Lehmann´s sehr fleißig. Ständig am umbauen, renovieren und modernisieren, um den sich fortwehrend ändernden Maßgaben und Normen in der Gesetzgebung für die Lebensmittelproduktion gerecht zu werden. Dies wird sicher auch in Zukunft der Fall sein, da gerade im Lebensmittelsektor die Anforderungen von Handel und Gesetzgeber stetig steigen.
Einer der wichtigsten Grundsätze und Prinzipien bei Käse Lehmann ist, der regelmäßige direkte Kontakt zum Kunden und da gibt es doch keinen besseren Ort als über die Ladentheke im Leipziger Käsehaus die Probleme, Anregungen, Vorschläge oder auch Kritikpunkte von den Kunden zu hören. Als regionaler Anbieter ist dieser Kontakt sehr wichtig. Daraus entstehen Ideen, dabei gewinnt man Erkenntnisse und dadurch entwickelt man sich weiter, um auch in Zukunft Ihr zuverlässiger regionaler Anbieter für leckere Käse- und Feinkostspezialitäten zu sein.