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Gohlis Forum 5/2018

Matthias Reichmuth

GF 5/2018 Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

beim Bürgerverein ist viel los in diesem Jahr – das zeigt sich auch an diesem Heft, dessen Inhalt beim besten Willen nicht auf 16 Seiten gepasst hat. Die Redaktion stand zwischen den Fragen: „Was wird gekürzt?“ und „Was kann ins nächste Heft verschoben werden?“

Warum das? Zum einen möchten wir auf den Tag des offenen Denkmals hinweisen, bei dem es in diesem Jahr in Gohlis etwas mehr zu sehen gibt als in früheren Jahren. Wir haben daher das Thema Denkmalschutz zum Leitthema gewählt, das Ihnen auf den Seiten 4 bis 6 und auf der Rückseite begegnet.

Wir berichten aber auch von Veranstaltungen, an denen wir beteiligt waren (Sommerfest, siehe Foto unten und S. 3, Nordcafé-Jubiläum sowie Nachbarschaftspicknick S. 8, Fußballturnier S. 12) und die noch vor uns liegen (Chillen und Grillen auf dem Gohliser Anger sowie interreligiöses Dankfest S. 9). Und egal bei welcher Veranstaltung: Wir stellen fest, wie groß das Bedürfnis ist, mehr Menschen aus der direkten Nachbarschaft oder aus dem Stadtteil kennen zu lernen – und immer wenn uns das gelingt, ist das Echo positiv. Auch unser Zulauf an Neumitgliedern kommt zu einem wesentlichen Teil von neu zugezogenen Gohliserinnen oder Gohlisern, die hier dazu gehören möchten und Menschen aus der direkten Nähe kennen lernen wollen. Auch im Internet gibt es solche Trends, etwa das Portal „nebenan.de“, wo sich Menschen mit Profil anmelden und dann nur Kontakt zu denen bekommen, die im gleichen oder benachbarten Stadtteil wohnen. Dort ist Gohlis sogar in fünf Teile gegliedert, weil der Stadtteil sonst zu groß geworden wäre. Als Bürgerverein liegen wir also im Trend, der in einer Zeit der unübersichtlichen Globalisierung auf die Verankerung in der übersichtlicheren Nachbarschaft setzt.

Das Heft bietet auch wieder einige bewährte Rubriken, so die Demokratieecke (S. 7) sowie die Artikel zum Geschäftsleben (S. 10), aus der Bibliothek (S. 14) und zum Baugeschehen (S. 16), aber auch historische Details, die nur wenige kennen (neuer Stolperstein S. 13 und „Das goldene Herz“ S. 17).

Und weil es für einen eigenen Artikel nicht gereicht hat, bringe ich auf dieser Seite gleich noch einen Aufruf mit unter: Beteiligen Sie sich am Stadtradeln! Für die kurzen Wege im Stadtteil ist das Fahrrad ein ideales Verkehrsmittel. Der Bürgerverein Gohlis geht wie in den beiden Vorjahren wieder mit einem eigenen Team an den Start und hofft, dass wir 2018 noch ein größeres Team als 2017 werden. Unter www.stadtradeln.de können Sie zunächst Ihre Stadt (Leipzig) eingeben und sich dann für ein Team registrieren. Unser Team „Bürgerverein Gohlis – besser Radeln in Gohlis“ erwartet Sie und Ihre Kilometer! Wir radeln zwar schon seit dem 31.08., aber bis zum 21.09. können Sie sich jederzeit noch nachmelden und uns verstärken.

Nun wünsche ich Ihnen einen guten Herbstanfang und viel Spaß beim Lesen!
Matthias Reichmuth

Sommerfest 2ß18 des Bürgervereins Gohlis e. V.; Foto: Andreas Reichelt

Gelungenes Sommerfest 2018

Von Ursula Hein und Matthias Reichmuth / Fotos: Andreas Reichelt

Nach dem Jubiläumsfest 2017 hatte sich der Vorstand entschlossen, das Sommerfest des Bürgervereins 2018 auf dem namenlosen Platz zwischen Wilhelm-Plesse-, Heinrich-Budde- und Adolph-Menzel-Straße zu veranstalten. Der schöne Platz bewährte sich bei bestem Wetter (sonnig aber nicht zu heiß). Von 8 bis 15 Uhr wurde schrittweise aufgebaut, der Bürgerverein präsentierte sich mit Kaffee- und- Kuchenbasar, dem Weltoffenen Gohlis und mit den Arbeitsgemeinschaften Mobilität und Stadtteilgeschichte sowie der Tombola, hinzu kamen über 20 Stände von Gohliser Vereinen, Gemeinden und Gewerbetreibenden.
Zur Eröffnung begrüßte Ursula Hein, die stellvertretende Vorsitzende, die Gäste von nah und fern, erwähnte die drei Hauptsponsoren und dankte allen Beteiligten. Der erste Programmpunkt fand dann vor der Bühne statt. Das Tanzprojekt „Freunde“ mit den Mädchen der Geschwister-Scholl-Grundschule unter Leitung von Karen Schönemann wurde eifrig beklatscht. Die Mädchen tanzten, sangen und stellten sich auch selbst dem staunenden Publikum vor. Nach kurzer Pause bezauberte die Märchenerzählerin Carla Doerffel nicht nur die Kinder, auch viele Erwachsene hatten sich unter den Zuhörern eingefunden. Inzwischen schlenderten die vielen Besucher über die etwas vertrocknete Wiese, besuchten die unterschiedlichen Stände und stauten sich vor dem reich bestückten Kuchenbasar – die Menge an selbstgebackenen Kuchen war aber so groß, dass es diesmal auch nach 17 Uhr noch eine Auswahl gab.

Zwischenzeitlich bauten die Mitglieder der Jugendband um Sängerin Nora Handschuh, die sich neuerdings in „Ready4“ umbenannt hatten, ihre Instrumente auf, und es kam wie es kommen musste, erst einmal fiel der Strom aus, nicht nur auf der Bühne, sondern auch an den Ständen bis hin zum Sanitärcontainer. Während der Vorstand sein Möglichstes tat, um dieses Problem zu beheben, zeigte die Band, dass sie auch ohne Strom Musik machen kann. Das Publikum dankte mit lautem Applaus. Die BrewSebs, die als nächste Band spielen durften, hatten einen Techniker mitgebracht, der Stromversorgung und Technik neu aufbaute, was mit einiger Verzögerung dann zum Erfolg führte. Während ein großer Teil der Stände schon abgebaut war, spielte die Band ihren selbst komponierten Sound und lockte in der Abendsonne noch bis 19:45 Uhr allerhand Publikum in entspannter Stimmung auf die Wiese. Von allen Ständen gab es ein positives Echo und einige Anwohner wünschten sich ausdrücklich eine Wiederholung dieses Festes im nächsten Jahr an gleicher Stelle.

Nach dem Abbau gab es beim Bürgerverein nicht einmal einen Müllsack voll Müll – das Konzept der mitgebrachten Teller und Pfandgläser hatte sich bewährt, und die Wiese war am Ende der Veranstaltung ohne weitere Nacharbeit müllfrei.

Denkmalreicher Stadtteil in bevorzugter Lage

Von Wolfgang Leyn

„Gohlis ist reich an Denkmalen“, erklärt Annekatrin Merrem bei ihren Stadteilrundgängen. Am bekanntesten ist sicher das Schillerhaus, wegen seines prominenten Sommergastes von 1785 und als ältestes Bauernhaus im heutigen Stadtgebiet. Das Gohliser Schlösschen ist Leipzigs einziges Rokokoschloss. Charakteristisch für die Bürgerstadt Leipzig ließ es kein Adliger errichten, sondern ein Kaufmann und Ratsbaumeister. Dass Gohlis im Vergleich mit anderen Stadtteilen relativ viele Denkmale hat, hat mit auch seiner günstigen Lage direkt am Rosental zu tun, aufgrund dessen wurde das einstige Bauerndorf Gohlis zum bevorzugten Vorort, in dem sich Mitte des 19. Jahrhunderts wohlhabende Leipziger ihre Sommerhäuser bauten – in der alten Ortslage, der heutigen Menckestraße, und an deren Rand, am Schillerweg. Häuser aus der Zeit um 1860 haben sich sonst in Gohlis nur wenige erhalten.

Architektur von hoher Qualität
Von bedeutenden Architekten entworfen wurden sowohl die Villen in der Friedensstraße, am Kickerlingsberg oder in der Ludwig-Beck-Straße als auch die großbürgerlichen Mietshäuser um den Nordplatz, in der Gohliser Straße, in der Schorlemmerstraße oder am südlichen Ende der Lindenthaler Straße. Das Haus Menckestraße 9 gehört zu den Hauptzeugnissen des Jugendstils in Leipzig. Reformstil und Art déco beeinflussten die Gestaltung von Villen wie auch von Wohnanlagen des genossenschaftlichen Wohnungsbaus der 1920er- und 1930er-Jahre. In Gohlis-Mitte gehört das sogenannte „Riemann-Quartier“ zu den prominenten Beispielen (siehe Seite 6).
Im Geist der Moderne entstanden in den späten 1920er-Jahren die Wohnhäuser der Krochsiedlung in Gohlis-Nord. Diese steht wegen ihrer städtebaulichen Bedeutung als sogenannte „Sachgesamtheit“ unter Denkmalschutz. Die Versöhnungskirche am Viertelsweg ist ein prominentes Beispiel des Kirchenbaus dieser Zeit. Ein prägendes Baudenkmal aus frühen DDR-Zeiten ist das Gebäude des früheren Herder-Instituts in der Lumumbastraße. Auf der Denkmalliste stehen auch die Feuerwache Nord, der Gohliser Friedhof oder Parkanlagen wie der Schillerhain.

Nicht nur Fassade und Dach
Zum schützenswerten Denkmalerbe in Gohlis gehört in vielen Fällen die Innenarchitektur, zum Beispiel Wand- und Deckenmalereien in den Treppenhäusern. Dort, wo offene Bebauung vorherrscht, betrifft das bei einzelnen Gebäuden auch die Gärten. Dazu kommen allerlei Kleindenkmale – von der Wasserpumpe in der Berggartenstraße, Ecke Lindenthaler Straße bis zur Taxi-Rufsäule in der Elsbethstraße vor dem ehemaligen Kino „GoLiPa“.

Wohnen in früheren Industriebauten
Anders als zum Beispiel Plagwitz war Gohlis kein ausgesprochenes Industrieviertel. Dennoch gibt oder gab es hier wichtige technische und Industriedenkmale. Die historische Actien-Brauerei an der heutigen Georg-Schumann-Straße einschließlich der Gaststätte „Bräustübl“ ging verloren, anderes wie die Gohliser Mühle konnte gerettet werden. Die allermeisten nach 1990 entstandenen Industriebrachen wurden oder werden für andere Zwecke umgebaut: Aus der Aromafabrik Oehme und Baier in der Benedixstraße wurde 2000 ein Wohn- und Pflegeheim, in der Schokoladenfabrik Felsche zwischen Menckestraße und Poetenweg entstanden ab 2004 Loft-Wohnungen. Verwaltungsgebäude und Fabrikhallen der einstigen Bleichert-Werke an der Lützowstraße erleben gerade ihre Metamorphose zu noblen Wohnhäusern mit hochwertiger Ausstattung.
Zum Bedauern der Denkmalpfleger blieb bei der Umnutzung von Industriedenkmalen von der historischen Ausstattung oft nur wenig erhalten. Annekatrin Merrem nennt ein Beispiel, wie dem entgegengewirkt werden kann: Die einstige Kasernenstadt an der Flurgrenze zu Möckern verwandelt sich Schritt für Schritt in ein neues Wohnquartier. Damit die Spuren der früheren Nutzung der Gebäude nicht verlorengehen, wurden in der einstigen Heeresbäckerei zum Beispiel die historischen Sackrutschen geborgen. Zusammen mit Fotodokumenten sollen sie später im Gelände museal untergebracht werden.

Architektonisches Ortsgedächtnis
Gibt es ein Denkmal in Gohlis, das Annekatrin Merrem besonders am Herzen liegt? Diese Frage lässt sie kurz zögern, ehe sie ein ganzes Denkmalensemble nennt – die alte Ortslage an der Menckestraße, aufgeweitet durch den einstigen Dorfanger, mit Gebäuden aus beinahe allen Stilepochen – vom Barock über Biedermeier, Gründerzeit und Jugendstil, den sozialen Wohnungsbau der 1920er- und 30er-Jahre bis hin zu ambitionierten Wohnhaus-Neubauten aus dem 21. Jahrhundert. Die allermeisten Gebäude in der Straße stehen heute unter Denkmalschutz. Mit dem Schillerweg im Hintergrund ist die Menckestraße so etwas wie das Gedächtnis des alten Ortes. Man spürt, dass es diese Straße schon vor vielen hundert Jahren gegeben hat. Auch hat deren Krümmung zur Folge, dass sich beim Durchwandern ständig neue, romantische Blickwinkel ergeben.

Demokratieecke GF 5/2018

Von Tino Bucksch

Nachbarschaftsforum Eutritzscher Freiladebahnhof
Als Bürgerverein des angrenzenden Stadtteils sind auch wir im Nachbarschaftsforum zur Entwicklung des neuen Stadtteils auf dem ehemaligen Freiladebahnhof beteiligt. Das bisher sehr partizipative Verfahren, an dem neben der Stadtverwaltung und der CG-Gruppe als Investor auch eine Vielzahl an Bürgerinnen und Bürgern teilnehmen konnten, hat in den letzten Wochen leider Kratzer erhalten. Gerade die kurzfristig erfolgten Kündigungen vom Musikclub So&So zum September 2018 und die angekündigte Kündigung des TV-Clubs zum Sommer 2019 sehen wir daher äußerst kritisch. Im bisherigen kooperativen Planungsverfahren bestand Konsens, dass deren Standorte als Bestandteil eines integral wichtigen Areals mit Kulturmeile, dem Schulcampus und öffentlichen Raum sowie Sportanlagen erhalten bleiben müssten. Nach dem Verständnis des Bürgervereins muss unter Gebäuden, die unverändert erhalten bleiben, auch nicht nach Altlasten gesucht werden. Daher kann der Bürgerverein die aktuelle Lage nicht nachvollziehen und fordert das Einhalten der bisher gemachten Vereinbarungen. Grundlage des bisherigen Konsens zwischen Verwaltung, Investor und Bürgerinnen und Bürgern war das Ziel, einen Stadtteil mit einer ausgewogenen Mischung aus Wohnen, Gewerbe, Kultur und öffentlichem Raum zu errichten. Im Konsens und mit Zustimmung aller anwesenden Akteure wurden Entscheidungen getroffen, die am Ende in einen Siegerentwurf mündeten. Diese Ergebnisse wurden sogar bis zur letzten Sitzung des Nachbarschaftsforums im Juni 2018 konkretisiert. Doch die aktuellen Veränderungen der bisherigen Pläne sind nicht zufriedenstellend. Der Bürgerverein Gohlis ist von den Verschiebungen der Schwerpunkte weg von der Durchmischung des Areals hin zu einer hochprofitablen Wohnbebauung beunruhigt.

Wir hoffen daher, dass die Planungen weiterhin entlang der vereinbarten Grundsatzentscheidungen erfolgen. Das viele Lob für das kooperative Beteiligungsverfahren bekommt nun einen sehr faden Beigeschmack. Wer Beteiligung will, muss auch deren Ergebnisse ernst nehmen – sonst wächst nur der Verdruss der Bürgerinnen und Bürger gegenüber der Demokratie.

Stadtbezirkbeirat Nord
In der ersten Sitzung nach der Sommerpause standen wichtige Themen auf der Tagesordnung des Stadtbezirksbeirats Nord, von denen zwei hier vorgestellt werden:
Vorgelegt und einstimmig vom Beirat angenommen wurde die aktuelle Satzung der Stadt Leipzig zur Festlegung der Schulbezirksgrenzen der Grundschulen. Anders als bisher werden Grundschulbezirke zusammengelegt, damit die Stadt schnell auf Bevölkerungsentwicklungen reagieren kann, also um Kapazitäten flexibler festzulegen. Dies leuchtet ein, denn bisher hatte jede Schulbezirkssatzung zwei Jahre Vorlauf – aufgrund der Bekanntmachungsfristen, aber auch wegen der Anmeldefristen für die Eltern – und war dann oft nach wenigen Monaten schon wieder obsolet. Dies wird nun mit den sogenannten „atmenden“ Schulbezirksgrenzen vermieden. Das Landesamt für Schule und Bildung wird die Schulleiter v. a. rechtlich mit Handlungsempfehlungen unterstützen.

Ebenfalls einstimmig stimmte der Beirat der Aktualisierung des bestehenden Maßnahmekonzeptes im Bund-Länder-Programm Stadtumbau für das Aufwertungsgebiet Georg-Schumann-Straße zu. Da das seit Mai geltende INSEK keine fächerübergreifenden Entwicklungsschwerpunkte für die Georg-Schumann-Straße vorsieht, wurden für die bis 2022 andauernde Förderperiode neue Schwerpunktgebiete definiert. Diese verlagern sich vom bisher geförderten Abschnitt der Magistrale nach Norden, da hier neue Entwicklungen stattfinden, die sich gut mit dem bisher Erreichten auf der Georg-Schumann-Straße verknüpfen lassen. Die Stadt behält sich aber den Spielraum vor, jährlich Anpassungen vorzunehmen. Grundlegende Instrumente wie das Magistralenmanagement und der Verfügungsfonds werden ebenfalls bis 2022 weitergeführt.

Das Riemann-Quartier wird fertig

Von Stefan W. Krieg-von Hößlin

Seit dem vergangenen Jahr saniert die Vereinigte Leipziger Wohnungsgenossenschaft (VLW eG) die Wohnhausgruppe Krokerstr. 11–15/Renkwitzstr. 10–12. Nach Entwürfen und unter der Bauleitung des Büros W&V Architekten GmbH (früher: Weis & Volkmann) werden die Fassaden liebevoll wiederhergestellt und das Innere unter Bewahrung vieler historischer Details heutigen Wohnbedürfnissen behutsam angepasst. Mit dem neuen Namen ehrt die Genossenschaft ihren Architekten an seinem wohl wichtigsten Werk.

Fritz Albin Ferdinand Riemann wurde am 26. Februar 1881 in Schlotheim als Sohn eines Bäckermeisters geboren. Von seiner Ausbildung wissen wir nur, dass er 1907/08 ein Jahr an der Technischen Hochschule Darmstadt studierte. 1908 kam er nach Leipzig, seit etwa 1911 war er Mitarbeiter des Architekten Georg Lubowski, der neben Privatbauten auch die Eisenbahnersiedlung Lindenthal plante. Dafür gab es 1913 erste Zeichnungen Riemanns. Lubowski schloss sein Büro 1917; ab 1919 plante Riemann – nun selbstständig – den weiteren Ausbau dieser Siedlung. 1921 errichtete dieselbe Genossenschaft eine Wohnanlage in der Blochmannstraße, die vielleicht den Anstoß gab, dass sich die neugegründete Baugenossenschaft für die Reichsfinanzbeamten für Fritz Riemann entschied.

Er errichtete bis 1939 fast 2.000 Wohnungen für die heutige VLW in Gohlis, Connewitz, Eutritzsch und Leutzsch. Außerdem gab es Planungen von ihm aus den Jahren 1938–42 für eine weitere Wohnanlage in Mockau mit 360 Wohnungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet werden sollte, aber nicht mehr gebaut wurde. Da Riemann nicht bei der Genossenschaft angestellt, sondern freier Architekt war, entwarf er gleichzeitig für andere Bauherren über 500 weitere Wohnungen und zahlreiche Einfamilienhäuser, von denen sich etliche an der Ludwig-Beck-Straße und Hoepnerstraße befinden. Aus der Zeit nach Kriegsende sind keine Planungen mehr bekannt; Fritz Riemann starb am 9. März 1955 in Leipzig; sein Grab befindet sich auf dem Leipziger Südfriedhof.

Allein schon aus dem Umfang seiner Bautätigkeit wird seine Bedeutung als einer der wichtigsten privaten Architekten in Leipzig zwischen den beiden Weltkriegen deutlich. Noch entscheidender ist aber die architektonische und städtebauliche Qualität seiner Entwürfe. Er fasste die einzelnen Häuser zu Baugruppen zusammen, die er mit Erkern und Giebeln gliederte und in ihrer Symmetrie betonte. Immer wieder wich er von den Festlegungen der Bebauungspläne ab und fand neue Lösungen als städtebauliche Höhepunkte. Mehrfach rundete er stumpfwinklige Brüche der Baufluchten (Coppistraße 23, Rudi-Opitz-Straße 2–8). Sorgfältig stufte er Eckgebäude ab, um auf unterschiedlich hohe Nachbarhäuser Rücksicht zu nehmen (Coppistraße 30/Renkwitzstraße 2 und Krokerstraße 14a/Wustmannstraße 1). Am eindrucksvollsten aber ist das „Riemann-Quartier“: Auf dem spitzen Winkel zwischen Krokerstraße und Renkwitzstraße ordnete Riemann einen ovalen Kuppelbau an, den man durch einen Portikus mit vier dorischen Säulen betritt – der wohl schönste Genossenschaftsbau in Leipzig.

Sommerliches Nachbarschaftspicknick in Gohlis

Von Talina Rinke/Magistralenmanagement

„Auf die Plätze, PICKNICK, los!“ hieß es diesen Sommer für Nachbarn, Freunde und ansässige Unternehmen der Georg-Schumann-Straße. In den Stadtteilen Gohlis, Möckern und Wahren veranstaltete das Magistralenmanagement gemeinsam mit lokalen Partnern, wie der Klosterbäckerei Seidel, insgesamt vier Nachbarschaftspicknicke, um zu picknicken, sich als Nachbarn kennenzulernen und über die Entwicklungen im eigenen Stadtteil auszutauschen. Am Samstag, den 4. August fand das Nachbarschaftspicknick gemeinsam mit der Initiative Weltoffenes Gohlis auf dem Gohliser Stadtplatz statt. „Das war eine schöne Veranstaltung, es sind viele Leute gekommen. Es ist schön, wenn Leute zusammenkommen, die sich noch nie begegnet sind.“ so Peter Niemann von Weltoffenes Gohlis rückblickend. Bei hochsommerlichen Temperaturen trafen sich rund 30 unterschiedlichste Nachbarn, trugen eine bunte Auswahl an Speisen und Getränken zusammen und belebten den Platz mit einem fröhlichen Picknick. Während die zahlreichen Kinder das Angebot der Bewegungskiste des Gesundheitsamtes Leipzig ausprobierten, entwickelten sich spannende und informative Gespräche über den Stadtteil, es wurden Ideen für neue gemeinsame Projekte entwickelt, sowie Vorschläge zur Gestaltung und häufigeren Nutzung des Stadtplatzes aufgenommen. Auch Tino Bucksch, Vorstandsmitglied des Bürgervereins Gohlis, war beim Picknick dabei: „Das Format ist offen für alle und so niedrigschwellig aber auch gesellig, dass es diese Veranstaltungen öfters geben sollte.“

Die Idee, Anwohner auf öffentlichen Plätzen zusammenzubringen und gemeinsam den jeweiligen Platz aus einer anderen Perspektive zu betrachten, wurde vom Magistralenrat und von Akteur*innen und Unternehmer*innen entlang der Magistrale erfreut begrüßt.

 

Das Nordcafé feiert sein erstes Jahr

Von Gerd Klenk

Eine Begegnungsstätte für Migrantinnen und Migranten, Geflüchtete, Bürgerinnen und Bürger im Norden von Leipzig hat das erste Jahr hinter sich und feierte dies am 08.05.2018 angemessen. Im Keller des Gemeindehauses der Bethesdakirche war der Saal an diesem Dienstag von Besuchern sehr gut gefüllt. Bei den Neubürgern handelt es sich sehr oft um Geflüchtete aus den Herkunftsländern Syrien, Irak, Türkei und Nigeria, aber auch Afghanistan und Eritrea. Natürlich waren auch viele Eltern mit Kindern dabei, die an diesem Tag die Möglichkeit hatten, Plätzchen zu backen und auch etwas zu basteln. Schließlich sollte sich keiner langweilen und die Eltern konnten einmal nicht die Unterstützungsangebote wie sonst, mit Hausaufgabenhilfe, Deutsch lernen oder andere Hilfen für die Integration in Deutschland in Anspruch nehmen, sondern den flotten internationalen Musikstücken der Band von Waldemar Schmidt lauschen.

Das Nordcafé steht seit einem Jahr jeden Dienstag von 16 bis 18 Uhr unter dem Motto: „Begegnung, Gespräch und Unterstützung für Geflüchtete, Bürgerinnen und Bürger“ Dies wurde auch noch einmal in seiner kurzen Geburtstagsansprache von Herrn Eibisch von der gastgebenden Bethesdagemeinde deutlich gemacht. Vorbereitet wird es nicht nur vom hauptamtlich Beschäftigten Ramón Heberlein aus der Gemeinde, sondern auch von vielen ehrenamtlich Helfenden aus den Unterstützergemeinden, wie der ev.-luth. Michaelis-Friedenskirchgemeinde, der röm.-kath. Pfarrei St. Georg, der ev.-methodistischen Bethesdakirchgemeinde, der ev.-luth. Versöhnungskirchgemeinde, dem Caritasverband Leipzig e. V., der Diakonie Leipzig, Innere Mission e. V., der Ökumenischen Flüchtlingshilfe, dem ev.-methodistischen Diakoniewerk Bethanien e.V., dem Bürgerverein Gohlis e. V. sowie der Initiative Weltoffenes Gohlis. Genutzt wird es auch von vielen Besuchern aus dem Stadtteil. Zum Jubiläum gab es ein besonders breites Angebot zum Essen und Trinken. Neben den Getränken, wie Kaffee, Tee, Wasser und Saft, die von gespendeten Mitteln Aller besorgt wurden, gab es wieder reichlich selbstgebackenen Kuchen und auch eine Geburtstagstorte von zahlreichen Spendern, die sich sonst Woche für Woche in eine Liste eintragen. Beim Kaffeeklatsch kamen alle Anwesenden an den Tischen locker in anregende Gespräche. Doch damit war die Geburtstagsfeier noch nicht zu Ende. Der Kinderchor der Singschule Leipzig e. V. unter der Leitung von Heiko Dreßler wurde noch einmal zu einem musikalischen Höhepunkt am Nachmittag mit Liedern, die auch die Besucher zum Mitsingen anregten.
Als der Nachmittag sich dem Ende neigte und man sich gegenseitig verabschiedete, war man sich sicher: Wir sehen uns bestimmt wieder im Nordcafé.

Gohliser Geschäftsleben

Von Matthias Reichmuth und Tino Bucksch

In den letzten Monaten waren in Gohlis sowohl Schließungen als auch Neueröffnungen zu beobachten. Fangen wir bei dem an, was es neu in Gohlis gibt:
Vom Johannisplatz in die Corinthstraße 6 (Gohlis-Mitte) zog Anfang des Jahres das Tanzstudio „etage5“. Darin bietet Claudia Göhler Kurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, von JazzDance, ModernDance, Musical über HipHop bis Pilates. Mehr Informationen im Internet unter www.etage5-tanzstudio.de.

In den Gohlis Arkaden gibt es auf Initiative von Janina Kreisel mit dem Kikoo Kinderland ein Spielangebot für Kinder bis zu 3 Jahren und deren Eltern. In einer gesamten Etage des zentralen Gebäudes der Gohlis Arkaden (über der Post) bietet eine bunte Spielewelt alles, was die Herzen von Kleinkindern höher schlagen lässt. Mit Babykursen, Spielegruppen, Kindersport und Fitnesskursen mit Babys werden die Angebote abgerundet. Frau Kreisel ist am 7. und 8. September am Kikoo-Informationsstand vor dem Kaufland-Gohlis anzutreffen. Ansonsten können Interessierte täglich von 9 bis 18 Uhr das Kinderland besuchen.
Seit kurzem gibt es in der Sasstraße 33 eine Handy-Werkstatt namens Mobile Express Service (MES) – genau dort, wo wir vor kurzem die Eröffnung des Feinkostladens „Kern & Stein“ gemeldet hatten. Der Feinkostladen ist nun genau ein Haus weiter an die Ecke zur Coppistraße vorgerückt.

Direkt neben dem Büro des Bürgervereins gibt es in der Lindenthaler Straße 36 seit 14. August einen neuen Imbiss mit dem Namen Döner Royal. Der Inhaber, Herr Hüseyin, gehört zu einer Unternehmensgruppe, die bisher schon Döner-Fleischspieße herstellte und beispielsweise 100 % Kalbfleisch anbietet. Er setzt auf die Kundschaft unserer wachsenden Großstadt.

Geschlossen haben in den letzten Monaten drei sehr unterschiedliche Gastronomiebetriebe in Gohlis-Süd: An der Ecke Georg-Schumann-Straße/Mottelerstraße hat sich das Café home.le verabschiedet, die Inhaberin Maike Steuer war im Gohlis-Forum sogar einer der Kiezköpfe, allerdings haben die Einnahmen offenbar für einen wirtschaftlichen Betrieb nicht auf Dauer ausgereicht, auch ein angedachter Umzug kam nicht zu Stande. Schon seit einigen Monaten ist an der Ecke Wiederitzscher/Möckernsche Straße das afghanische Restaurant „Hindukusch“ geschlossen, nun haben auch die Betreiber des Restaurants „Passion“ in der Möckernschen Straße nach 15 Jahren aufgegeben. Somit verbleiben an der Möckernschen Straße gerade noch das griechische Mytropolis und das Eiscafé Capri als gastronomische Betriebe. In der Landsberger Straße 46 hat schließlich die Biowelt Gohlis-Nord geschlossen. Dem kleinen Bioladen, über dessen Eröffnung wir Anfang 2016 berichtet hatten, war es nie gelungen, größere Kundenströme anzulocken.

Neuer Stolperstein in Gohlis

Von Ursula Hein

Am 21. Juni wurde in der Kleiststraße 111 ein Stolperstein zu Ehren des jüdischen Kaufmanns Adolf Nathan Bickart auf Initiative von Monika Hirsch und Hermann Schein verlegt. Etwas 30 Gohliser, die meisten aus der Kleiststraße, versammelten sich kurz vor 11.45 Uhr, um an der Verlegung des Stolpersteins teilzunehmen. Von kleinen Kindern bis zu alten Menschen, die noch als Kinder die NS-Zeit miterlebt haben, waren alle Altersgruppen vertreten. Nachdem Kölner Künstler Gunter Demnig an diesem Tag schon zahlreiche Steine verlegt hatte, kam er in die Kleiststraße, um auch hier die Plakette mit Namen und Informationen zu Adolf Nathan Bickart in das Pflaster vor dem Haus der Familie Schlothauer einzusetzen.

Bickart war Mitinhaber einer großen Leipziger Lederwarenhandlung. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten sein Haus, um es zu einem sogenannten „Judenhaus“ zu machen, in dem zahlreiche jüdische Bürger in qualvoller Enge bis zu ihrem Abtransport in die Vernichtungslager untergebracht wurden. Leipzig hatte 47 solche Judenhäuser. Nach dem Abtransport dieser Menschen wurde es geplündert, einige Anwohnern ließen selbst Gartengeräte mitgehen; danach wurde es städtisches Eigentum und vom Stadtkämmerer Dr. Kurt Lisso und seiner Familie bewohnt.

Lisso, eine führende Figur der Leipziger Nationalsozialisten, war nach der Machtübernahme durch die Nazis zunächst Personalchef der Stadtverwaltung geworden. In dieser Funktion war er verantwortlich für die Säuberung der Verwaltung von den Nazis missliebigen Personen aus anderen politischen Lagern. Mehr noch: Lisso sorgte dafür, dass jüdische Mitarbeiter entlassen wurden und war schließlich an der Organisation der Judenverfolgung in Leipzig maßgeblich beteiligt. Schließlich gelangte er in das wichtige Amt des Stadtkämmerers.

Das Bild des toten Kurt Lisso, der sich kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner in Leipzig gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter im Zimmer des Oberbürgermeisters das Leben genommen hatte, gehört zur Ikonographie des Zweiten Weltkrieges. Das Foto erschien schon im Mai 1945 im amerikanischen Wochenmagazin „Life“, dort untertitelt mit der irrigen Bildunterschrift, es handle sich bei den abgebildeten Toten um den Leipziger Oberbürgermeister und dessen Familie. Die hatte sich indes in einem anderen Raum des Neuen Rathauses umgebracht.

Michael Schlothauer, der Besitzer des Hauses 111, hatte sich an seinem Geburtstag, dem 21. Juni, mit seiner Frau vor seinem Haus eingefunden und im Garten einen Tisch mit Getränken aufgebaut, um einmal auf andere Weise des ehemaligen Besitzers Bickart zu gedenken. Dieses Haus hatten er und seine Frau noch in DDR-Zeiten von der Stasi gekauft, die diese Immobilie seit 1949 besaß. Nach der Wende wurde dieser Kauf von der Treuhand als unrechtmäßig eingeordnet. Familie Schlothauer setzte sich mit den Erben der ursprünglichen Besitzer in den USA in Verbindung und kaufte das Haus zum zweiten Mal.

So sehen Sieger aus – Somalia Jungs; Foto: Uwe Schröder

Hattrick vom Feinsten

Von Andreas Praße; Foto: Uwe Schröder

Am 30. Juni hatte die Initiative „Weltoffenes Gohlis“ in Kooperation mit dem Team Nord der Streetworker der Stadt Leipzig, dem Roter Stern 99 e.V. und dem Bürgerverein Gohlis e.V. zum dritten Mal zum fußballerischen Tanz im Gohliser „Stadion des Friedens“ geladen.

Der Einladung zum 3. Interkulturellen Fußballturnier waren zehn Mannschaften gefolgt, die ausgesprochen hochklassigen Fußball boten. Fairplay und Freundschaft prägten alle Spiele. Nach jedem kleinen Foul (grobe gab es nicht) folgten ein Handschlag und ein Lächeln. Die vier besten Mannschaften der Vorrunde lieferten sich dann spannende und knappe Duelle in der Endrunde. Leider musste der Vorjahreszweite – Durchblick e.V. – trotz einer Klasseleistung nur durch das schlechtere Torverhältnis vorzeitig ausscheiden. Den dritten Platz eroberte das Team von Mama Africa aus der Erstaufnahmeeinrichtung Max-Liebermann-Straße im 9-Meterschießen gegen den Roten Stern. Strahlende Sieger waren dann die Somalia Jungs durch ein 1:0 im Finale gegen Bacche, ein italienisch-marokkanisch-syrisches Team, das bewundernswerterweise nur mit sieben Spielern angereist war, so dass alle ohne Auswechslung durchspielen mussten – Chapeau!

Es war eine tolle Veranstaltung. Unser besonderer Dank gilt allen fleißigen Helfer*innen, die einen reibungslosen Ablauf des Turniers gewährleistet haben. Hervorheben möchte ich die drei tapferen Jungs vom FC Blau-Weiß Leipzig e.V., die uns hervorragend als Schiedsrichter unterstützt haben, auch wenn die meist älteren Spieler immer etwas zu meckern hatten.

1000 Dank geht auch an alle, die durch ihre Spenden die dritte Auflage des Turniers finanziell ermöglicht haben: Herr Dr. Björn Opfer-Klinger, der Roter Stern Leipzig 99 e.V., der Stadtbezirksverband Nord der Partei DIE.LINKE, der SPD-Ortsverein Leipzig-Nord, MdB Frau Daniela Kolbe, Herr Stadtrat Werner Kujat, Herr Siegmund Mai und Herr Tobias Friese.

Weniger Straßenbahnverkehr in der Georg-Schumann-Straße

Von Matthias Reichmuth

Wer werktags in der Georg-Schumann-Straße auf eine Straßenbahn wartet, um in die Leipziger Innenstadt oder in Richtung Wahren zu fahren, brauchte sich eigentlich nie einen Fahrplan merken. Alle 5 Minuten kam die nächste Bahn, erst die 10, dann die 11 usw. Seit August gilt das nicht mehr durchgängig: Die Linie 10 kommt nur noch alle 20 Minuten, d. h. jede zweite der bisherigen Fahrten fällt aus. Wegen hoher Nachfrage auf der Linie sollen auf der Linie 10 ja bald die größeren Fahrzeuge wie auf der Linie 4 kommen, nun gibt es aber erst einmal eine Angebotsausdünnung – warum das? Den Verkehrsbetrieben gehen die Fahrer aus! Wir können nur hoffen, dass der 5-Minuten-Takt bald wieder kommt – vielleicht können Sie ja mithelfen und jemandem die Qualifikation zum Straßenbahnfahrer empfehlen…

Neues aus der Bibliothek Gohlis „Erich Loest“

Liebe Leserinnen und Leser des Gohlis Forum,

auch dieses Jahr verwandelt sich am ersten Wochenende im September die Georg-Schumann-Straße wieder zum Epizentrum der Leipziger Kunstszene. Am Samstag, den 1. September 2018, findet bereits zum neunten Mal die „Nacht der Kunst“ statt und die Bibliothek Gohlis „Erich Loest“ ist natürlich auch dieses Jahr wieder mit von der Partie. Diesmal füllen sich unsere Wände mit den Werken der Illustratorin Julia Kluge. Julia Kluge wurde 1989 in einem kleinen Ort, zwischen Wiesen und Wäldern, in Sachsen geboren. Von 2009 bis 2014 studierte sie Kommunikationsdesign und Illustration bei Prof. Georg Barber/ATAK an der Burg Giebichenstein in Halle. Im Sommer 2016 schloss sie erfolgreich ihr Masterstudium in der Klasse für Illustration bei Prof. Henning Wagenbreth an der Universität der Künste in Berlin ab. Ihr erstes Buch „Zwischen den Zweigen zwitschert ein Waldhorn“ erschien 2017 beim Verlag Rotopol. Als freischaffende Illustratorin lebt Julia Kluge in Leipzig, arbeitet für verschiedene Magazine und Verlage sowie an eigenen Buchprojekten. Außerdem gibt sie Zeichenworkshops für Kinder und Jugendliche. Der Abend steht unter dem Motto: Reinschauen, Informieren, Ausleihen. Die Bibliothek ist von 16:00 bis 24:00 Uhr geöffnet. Während der „Nacht der Kunst“ wird es für Kinder die Möglichkeit geben, sich selbst im Zeichnen auszuprobieren. Julia Kluges Bilder können anschließend noch bis zum 30. November während der Öffnungszeiten der Bibliothek besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.
Kunst selber machen?
Wer schon immer mal selbst Stift und Papier bzw. Pinsel und Leinwand zur Hand nehmen wollte, aber nicht so recht wusste „wie beginnen“, dem bietet die Bibliothek Gohlis eine große Auswahl an Ratgebern rund um die Themen Malen und Zeichnen. Darunter befinden sich Titel, die den Start erleichtern sollen (z. B. „Die Kunst des Beginnens – Von der Idee zum Bild“ und „Jeder kann malen“) und natürlich auch spezifische Ratgeber zu unterschiedlichen Maltechniken wie Aquarell-, Acryl- und Ölmalerei. Auch zum Thema Zeichnen sind in der Bibliothek Gohlis zahlreiche Publikationen (z. B. Titel aus der Reihe „Die Kunst des Zeichnens“) vorhanden. Neu im Bestand der Bibliothek finden Sie u. a. „Everyday Watercolor“, „Das Handbuch der Farbmischtechniken“ und „Pastell Rebell“ von Dawn Emerson. Viel Spaß beim selbst kreativ werden.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Die Anmeldung für LeipzigPass-Inhaber ist ermäßigt. Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 19. Lebensjahr können die Bibliothek kostenlos nutzen.

Bibliothek Gohlis „Erich Loest“
Stadtteilzentrum Gohlis
Georg-Schumann-Straße 105, 04155 Leipzig,
Tel.: (0341) 1235255
E-Mail: bibliothek.gohlis@leipzig.de
Öffnungszeiten:
Mo, Di, Do, Fr 10 – 19 Uhr ; Mi 15 – 19 Uhr

Sparkasse-Anmiation

Eine neue Sparkassenfiliale für Gohlis

Presseinformation Sparkasse Leipzig

Die Sparkasse Leipzig vergrößert sich im Stadtteil Gohlis. Im Frühjahr 2019 wechselt die Filiale von der Coppistraße in die Max-Liebermann-Straße 59. Dort entsteht eine moderne Beratungsfiliale. So ganz aus der Coppistraße zurückziehen wird sich die Sparkasse dennoch nicht. Im Umfeld des heutigen Standorts wird ein Geldautomat auch künftig die Bargeldversorgung sicherstellen.

Im Neubau in der Max-Liebermann-Straße 59 wird derzeit geplant und gewerkelt: Handwerker sind mit dem Innenausbau einer neuen Sparkassenfiliale beschäftigt. Das rote Sparkassen-S wird dabei auch weiterhin zum vertrauten Bild gehören. Doch im Inneren wird sich das Kreditinstitut in einem modernen Look präsentieren. Bis zum Frühjahr 2019 entsteht auf einer rund 500 Quadratmeter großen Fläche eine Filiale mit Wohlfühlatmosphäre, in der das Zusammenspiel von digitaler Welt und persönlicher Nähe für den Kunden erlebbar sein wird. Hell, freundlich und großzügig wird die künftige Beratungsfiliale ihre Besucher empfangen. Zehn mit moderner Digitaltechnik eingerichtete Beratungsräume gehören genauso zur Ausstattung wie halboffene Kommunikationszonen mit Kaffeebar und ein integriertes SB-Foyer. Darüber hinaus punktet der neue Standort mit Barrierefreiheit: Die Konzentration der Räumlichkeiten auf das Erdgeschoss, Automatiktüren und schwellenlose Übergänge ermöglichen einen hindernisfreien Zugang.
Voraussichtlich im 2. Quartal 2019 wird das Filialteam der Coppistraße seine Kundinnen und Kunden in der Max-Liebermann-Straße empfangen können. „Wir freuen uns sehr, dass unsere erste Beratungsfiliale am Standort Gohlis-Nord öffnet und wir jetzt auch hier persönliche Beratung bieten können. Wir laden alle Gohliser dazu ein, am Eröffnungstag und natürlich auch jederzeit danach zu uns zu kommen und sich selbst ein Bild zu machen“, freut sich Heinrich Brendel, Privatkundenvorstand der Sparkasse Leipzig.

In der Filiale Coppistraße hätte die Sparkasse Leipzig aufgrund der Bedingungen des denkmalgeschützten Eckgebäudes und der zergliederten Fläche über zwei Etagen nicht die Entwicklungsmöglichkeiten gehabt wie in der Max-Liebermann-Straße. Für die Kundinnen und Kunden der Coppistraße wird der Umzug reibungslos verlaufen. Die Beraterinnen und Berater wechseln an den neuen Standort und bleiben weiterhin die vertrauten Ansprechpartner ihrer Kunden.

Neben der Beratungsfiliale in der Max-Liebermann-Straße 59 ist die Sparkasse Leipzig ab Frühjahr 2019 weiterhin mit der Filiale Gohlis-Arkaden, Georg-Schumann-Straße 50, sowie mit den SB-Standorten Gohlis-Park, Max-Liebermann-Straße 19f und Einkaufsmarkt Kaufland, Georg-Schumann-Straße 105, in Gohlis vor Ort.

Das „Goldene Herz“ 1991, Foto:Archiv Meigl Hoffmann

Stadtteilgeschichte: Das „Goldene Herz“ oder Meigl Hoffmann als Leipzigs jüngster Kneiper

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Von Harald Pfeifer

Etwas überlebensgroß beschreibt Meigl Hoffmann seine Zeit als Kneiper schon. Bei ihm gilt eine gute Geschichte ohnehin mehr als eine verbürgte. Fest steht jedoch, dass er im Alter von 23 ein knappes Jahr lang Leipzigs jüngster Kneiper war. Die Kneipe hieß „Goldenes Herz“ und befand sich in der Gohliser Straße, Ecke Fritz-Seger-Straße. Berüchtigt war sie und scheinbar gab es da keine Grenzen. Heute ist davon nur noch ein plakatverklebtes, von allen Geistern verlassenes Wohnhaus zu sehen. Dort hat der Leipziger Kabarettist mit 13 Jahren sein erstes Bier getrunken. Rochus Brünner, der Kneiper, fragte nicht viel. „Der war oft selbst im ‚Zauberwald‘“, sagt Meigl Hoffmann heute.

Die Kneipe als Wohnzimmer
Gerade erst ausgereist, kam er nach dem Mauerfall aus Frankfurt a.M. zurück und verdiente seinen Lebensunterhalt erst einmal als Anstreicher. Das „Goldene Herz“ wurde quasi sein Wohnzimmer. Nach der Währungsunion wurde es dann für die Kneipe eng. Das deutete der junge Mann als seine Aufgabe und übernahm sie kurzerhand. Nicht als Eigner, sondern als Mittelpunkt und Herr über das Bier und die Gäste nahm er die Kneipe als Bühne und gab den Kneiper.

Zunächst hatte er mit Mühe und jugendlichem Eifer die Gasträume in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Das alte Mobiliar aus dem 20er Jahren war teils noch vorhanden, einzelne Stücke kamen hinzu. „Ich hab immer gesagt, jeder Blick in die Kneipe muss ein Motiv für eine Postkarte sein. Und so wurde es dann auch.“ Das Geld dafür hatte Hoffmann sich von seiner Großmutter geborgt.
„Ich hatte große Sehnsucht nach einer wirklich funktionierenden Kneipe, einer Kleinkunstkneipe, einer Arbeiterkneipe“, erinnert sich Meigl Hoffmann. Im Hinterkopf hatte er einen Treff für Durstige aus allen Bevölkerungsschichten. Und so wurde es dann auch. Da saß der Knastologe neben dem Gewandhausmusiker, der Polizeisprecher neben dem Schichtarbeiter, da war auch der Bluesmusiker Hexe und sang: „Arbeitslos und ohne Moos/Arbeitslos da sind die Sorgen groß/denn ohne Moos ist bekanntlich nicht viel los…“ und alle grölten mit. Typen waren da versammelt wie auf Lindenbergs „Andrea Doria“.

Jazz, Blues und Kabarett – alles aus dem Ärmel
Von August 1990 bis Juli 1991 lief dann ununterbrochen der Zapfhahn. Es entfesselte sich ein derbfröhliches Wirtshausleben. So viele durstige Menschen hatte man im „Goldenen Herzen“ noch nicht erlebt. Es kamen Radioleute aus der Springerstraße, Schüler von der Leibniz-Schule, Zecher von nebenan und auch Musikstudenten. Die hatte der Saxofonist und Musikhochschul-Dozent Frank Nowitzki mitgebracht. Er selbst spielte auch. Für Darbietungen aller Art war im Gastraum rechts vom Tresen ein kleines Podest aufgestellt. Vor allem wurde Jazz gespielt, und bezahlt wurde aus der Trinkgeldkasse. Auch Micha „Codse“ Malditz von Mama Basuto hatte dort Blues zum Whisky bis zum Umfallen gespielt. Alles passierte aus dem Moment heraus, ein Programm gab es nicht.

Konzertatmosphäre herrschte freilich nicht. Da machte jeder, was er wollte. Die einen hörten zu, andere hatten Durst oder unterhielten sich. Selbst trat der Kneiper auch auf. Als Kabarettist mit der Urbesetzung vom Gohglmohsch und ihrem Lene-Voigt-Abend. Gern erzählt Hoffmann davon, dass Thilo Lambrecht vom Schauspielhaus damals das Programm sehr gelobt habe. Besonders die Anarchie darin hatte es ihm angetan. Der junge Hansdampf Hoffmann war natürlich immer Mittelpunkt. Sein Lohn war das Trinkgeld, den Ertrag strich Rochus Brünner ein. Im „Goldenen Herzen“ lief alles etwas bohem.

Rotlichtszene übernimmt die Kneipe
Das ging ein knappes Jahr so und dann war Schluss. Dem jüngsten Kneiper Leipzigs blieb gerade noch das Geld für eine Schachtel Zigaretten. Das Geborgte von der Großmutter war weg. Aber pleite war das „Goldene Herz“ damals nicht. Rochus Brünner, der alte Kneiper, wollte in Rente gehen und die Kneipe verkaufen. Das kriegten die Betreiber des Wohnwagenstrichs in der Roscherstraße mit. Sie suchten gerade nach einem Standort für ihr Hauptquartier. Nachdem sie das „Goldene Herz“ gekauft hatten, zerschlugen sie erst einmal das Mobiliar. Das war bitter, doch Kneiper auf Dauer wollte Meigl Hoffmann ja ohnehin nicht sein. Aber so war er in Leipzig immerhin bekannt geworden. Die käufliche Liebe hat im „Goldenen Herzen“ nur wenige Monate gebrannt. Dann erlosch sie zusammen mit der behördlichen Auflösung der Wohnwagenburg in der Roscherstraße.

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Windmühle Dresden Gohlis; Foto: Wolfgang Leyn

Herzliche Urlaubsgrüße aus (Dresden-)Gohlis nach (Leipzig-)Gohlis!

Von Wolfgang Leyn

Die Windmühle hinter dem Sonnenblumenfeld ist mit ihrem schattigen Biergarten ein beliebter Ruhepunkt am Elberadweg. Heißer, pardon, cooler Tipp: Frabels EiZ und Kaffee in der Südstraße. Neben schönen alten Bauernhäusern bestimmen die im 19. Jahrhundert gegründeten Gärtnereien bis heute das Ortsbild. Beim Jahrhunderthochwasser im August 2002 gehörte der Ort zu den am schwersten betroffenen Gebieten in und um Dresden. Hilfe kam damals auch aus Leipzig, vom Verein „Pro Gohlis“. Inzwischen wurde hinter dem Elbdeich eine Flutmauer errichtet. Nicht von der Flut, sondern akut von der Räumung bedroht ist der 2008 gegründete und kulturell sehr aktive Kunsthof Gohlis, wenn die Stiftung nicht sehr schnell genug Geld auftreiben kann, um die Forderungen des Eigentümers zu befriedigen. Hilfe ist also wieder nötig. Näheres unter www.stiftung-kunsthofgohlis.de.

Neubau Fleissnerstraßse; Foto: Wolfgang Leyn

Gohliser Baugeschehen

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Foto: Wolfgang Leyn

Von Matthias Reichmuth

Für die lange geplante und auch vom Bürgerverein Gohlis geforderte Straßenbahnhaltestelle „Baaderstraße“ im Zuge der Virchowstraße haben im August die Bauarbeiten begonnen. Bis zum 16.09. fährt die Linie 12 daher durch die Menckestraße und weiter bis Gohlis, Landsberger Straße wie die Linie 4. Für den Straßenverkehr wird es voraussichtlich bis 19. Oktober Behinderungen geben, dann sollten die Bauarbeiten abgeschlossen sein.

Interessant ist, was sich bei den Gohliser Kindertagesstätten tut: In der Richterstraße, zwischen der freien Oberschule und dem Michaelis-Kindergarten ist das Erdgeschoss einer neuen KiTa erkennbar, die im Juni 2019 eröffnet werden soll. In der Bremer Straße 17 wurde in den letzten Monaten der Flachbau der KiTa Kinderwichtel abgerissen, der aus den Zeiten der DDR stammt, lediglich der zugehörige Spielplatz ist noch vorhanden. Der Betreiber, die BBW Leipzig Gruppe, plant einen Ersatzneubau, der ebenfalls im Juni 2019 fertig werden soll. Bis dahin gehen die Kinder interimsweise in Räume der Hans-Kroch-Grundschule.
Weitere Vorhaben befinden sich an der Herloßsohnstraße (Eröffnung Ende Mai 2019), an der Virchowstraße (Eröffnung Juni 2019) und in der Kleiststraße 58 (nahe Schwimmhalle Nord).
In der Benedixstraße 9-11 soll ein unscheinbarer Komplex abgerissen werden, der bisher den Wasserwerken als Bauhof diente. Die Architektenleistung für die Gebäudeplanung wurde jetzt ausgeschrieben, auf dem 3.300 m² großen Grundstück, das direkt an den Skulpturengarten am Heinrich-Budde-Haus angrenzt, soll eine neue Komplexkindertagesstätte für insgesamt 213 Kinder entstehen, darunter 24 Kinder mit heilpädagogischem Bedarf, hinzu kommt ein Therapiebereich. Der Städtische Eigenbetrieb Behindertenhilfe (SEB) will diese Tagesstätte 2020 eröffnen.

Neuigkeiten gibt es auch im Wohnungsbau, wenn der Blick in kleinere Nebenstraßen fällt. In der Gothaer Straße ist die Bebauung dem Schulcampus um die Erich-Kästner-Schule auf beiden Straßenseiten etwas näher gekommen, kleine dreigeschossige Gebäude haben die Hausnummern 1a, 1 und 8 erhalten, in der Nummer 32 wird seit Juli an einem ebenfalls dreigeschossigen Gebäude mit vier Wohnungen gearbeitet, durch das im Erdgeschoss eine Durchfahrt hinter das Haus führt. An der Fleißnerstraße (direkt angrenzend an das im Umbau befindliche Stabsgebäude nahe dem Viertelsweg) entstand in den letzten Monaten ein viergeschossiger Wohnkomplex mit 16 Wohnungen. Und ganz in der Nähe schließen sich in der Witzlebenstraße gerade die Lücken zwischen den älteren Mehrfamilienhäusern und den neuen Einfamilienhäusern.

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