Skip to content Skip to left sidebar Skip to footer

Gohlis Forum 3/2021

Gohlis Forum – Ausgabe 3 für 2021 erschienen

von Agnes Niemann

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Frühling ist nun endlich angekommen, wenngleich er uns bis in den Mai hinein ein typisches Aprilwetter bescherte – Regenschirm und Sonnenbrille waren unsere ständigen Begleiter. Der Regen tut der Tier- und Pflanzenwelt sichtlich gut, auch wenn die Bodentrockenheit in Deutschland größtenteils weiterhin sehr bedenklich ist. Das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung verfolgt mit dem Dürremonitor ein anschauliches Forschungsprojekt. Auf der Website können Karten eingesehen werden, die, deutschlandweit oder nach Bundesländern, den tagesaktuellen Dürrezustand unseres Bodens und das pflanzenverfügbare Wasser im Boden anzeigen. In den nächsten Wochen werden Sie das auch vor Ihrer Haustür oder beim Spaziergang feststellen können: selbst unsere Straßenbäume leiden unter der Hitze und lassen ihre Blätter hängen. Die Bäume nehmen regelmäßige Wasserspenden gerne an – vielleicht wird das Gießen einer Baumscheibe in Ihrer Nähe zur neuen Gewohnheit?

Passend zum nahenden Sommer können wir auch eine positive Entwicklung der Corona-Infektionszahlen beobachten: Die Inzidenz in Leipzig sinkt deutlich und es können wieder Lockerungen ermöglicht werden. Die Gastronomiebetriebe freut es und so stolpern wir plötzlich über Freisitze, wo doch gestern noch keiner gewesen ist. Mitte Mai mussten die Biergarten- und Café-LiebhaberInnen noch eine gewisse Robustheit an den Tag legen. Aber was erträgt man nicht alles für das erste frisch gezapfte Pils in Gesellschaft seit langer Zeit?

Leider geht es auch in unserem schönen Stadtteil nicht immer so friedlich zu, wie es zu wünschen wäre. Erst Anfang Mai gab es einen erschütternden Vorfall in einem Wohnhaus in Gohlis-Süd: eine junge Israelin wurde von ihrer Nachbarin im Hausflur massiv antisemitisch beschimpft, bedrängt und am Betreten des Hauses gehindert. Später setzte sich die Attacke durch Klingeln und Beleidigungen an der Wohnungstür fort. Erschütternd ist in diesem Fall auch, dass niemand aus der Hausgemeinschaft der jungen Frau zu Hilfe kam und dass die Polizei erst eine Stunde nach Anruf am Ort eintraf. Nicht nur die Attacke an sich – nein auch die mangelnde Zivilcourage der Nachbarn zeigen, wie wichtig demokratische Aufklärungsarbeit und Möglichkeiten der interkulturellen Begegnung heute in unserem Land noch sind! Der Bürgerverein unterstützt daher seit Jahren die Initiative Weltoffenes Gohlis und das Nordcafé. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten in den letzten beiden Jahren die vielfältigen Veranstaltungen, wie das Interkulturelle Fußballturnier, das interreligiöse Dankfest, Lesungen, Diskussionen und Feste, nicht stattfinden. Wir sind guter Hoffnung, dass wir bald wieder die kulturelle und religiöse Vielfalt in unserem Stadtteil erfahrbar und lebendig machen können. Wenn Sie sich in diesem Bereich engagieren möchten, kontaktieren Sie uns gerne.

Wir wünschen Ihnen einen erlebnisreichen und (noch maßvoll) geselligen Sommer!

Die vollständige Ausgabe kann hier im Archiv gelesen werden.

Ein Gohliser Jubiläum… und wer dazu gehört TEIL 2 -Hansgeorg Herold

von Peter Niemann

Bereits in den vergangenen Ausgaben haben wir darauf hingewiesen, dass wir am 22. April 2022, ein sehr wichtiges Jubiläum begehen werden. Genau dann wird der Bürgerverein nämlich 30 Jahre alt! In der letzten Ausgabe des Heftes haben wir begonnen, Ihnen besondere Personen vorzustellen, die sich bereits seit sehr langer Zeit in unserem Verein engagieren und dabei Großes geleistet haben. In dieser Ausgabe möchten wir Ihnen Hansgeorg Herold vorstellen. Ich habe mich Anfang Mai mit ihm in unserem Büro im Budde-Haus für das folgende Interview treffen können.

Herr Herold. Ich freue auf jeden Fall, dass wir uns heute treffen können, um ein kleines Interview zu führen. Beginnen wir mit einer kurzen Vorstellung.

Mein Name ist Hansgeorg Herold, Renter im ‚Unruhestand‘, fast 79 Jahre alt und seit 1992 Mitglied des Bürgervereins. Zunächst einmal wohnte ich seit meiner Geburt und für die ersten 28 Jahre meines Lebens in der Nähe von Gohlis: In der Nordvorstadt, dem heutigen Zentrum-Nord. 1970 zog ich dann in die Springerstraße, dann in den Schillerweg und schließlich in die Menckestraße.

Zeigt seinen alten Mitgliedsausweis aus den 90ern, der die Nummer 20 trägt. Dieser gibt ihn als Gründungsmitglied zu erkennen. Der damalige Schatzmeister Hajo Hannes quittierte dort noch händisch die Beitragszahlung.

Schön, dass Sie solche Dinge aufheben! Das sind ja letztendlich alles Zeugnisse unserer Vereinsgeschichte. Was haben Sie noch?

Ja es ist schade, dass es solche Mitgliedsausweise nicht mehr gibt. Ich sammle was mir wichtig erscheint. Einzelne Zeitungs- oder Zeitschriftenausschnitte zu Projekten, an denen ich mitgewirkt habe, hebe ich auf. Ansonsten sind die meisten Unterlagen der letzten Jahrzehnte im Archiv des Bürgervereins zu finden. Ich habe am Ende meiner Tätigkeit im Vorstand dafür gesorgt, dass sämtliche Dokumente in die richtigen Ordnern gelangen und alles verzeichnet und nachvollziehbar ist.

Was war bzw. ist eigentlich Ihre ganz persönliche Motivation, sich im Bürgerverein zu engagieren?

Wie ich schon in anderen oder ähnlichen Interviews in den Jahren immer wieder gesagt habe, gehört das ‚Einmischen‘, im positiven Sinne, zu den Grundsätzen meiner Lebensauffassung. Ich bin überzeugt davon, dass Veränderung im Stadtteil nur durch Mitwirkung von einem selbst zu erreichen ist. Ich wollte, nachdem ich Gohliser geworden war einfach hier im Stadtteil mitwirken. Als Gründungsmitglied des Bürgervereins, Mitglied in verschiedenen AGs sowie später auch als Schatzmeister (Diplom-Wirtschaftler) im Vorstand.

Wenn Sie nun auf die letzten Jahrzehnte der Vorstandsarbeit zurückblicken, welche Projekte liegen bzw. lagen Ihnen denn besonders am Herzen?

Es gibt eine Sache, die mir wichtig ist und die leider Gottes immer wieder in Vergessenheit gerät: Die Tatsache, dass über viele Jahre hinweg ABM-Kräfte bzw. später dann die AGH-Kräfte einen ganz wesentlichen Teil dazu beigetragen haben, dass der Bürgerverein heute existiert und einen so großen Wirkungsgrad hat. Nach der Wende gab es zahlreiche arbeitslose Akademiker, die beim Bürgerverein, zumindest zeitweilig ein herausforderndes und interessantes Betätigungsfeld finden konnten. Dadurch konnten teilweise bis zu drei Personen im Büro des Vereins anwesend sein. Der Vorstand konnte so bei seiner Arbeit enorm entlastet werden, bei bürokratischen Arbeiten wie dem Schreiben von Einladungen, von Protokollen, Korrespondenz mit Ämtern usw. Das Büro konnte täglich für die Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils geöffnet sein. Anliegen konnten aufgenommen und zeitnah beantwortet werden. Das alles wäre heute undenkbar.

Zeigt ein A4-Blatt mit einer langen Auflistung aller jemals in Bürgerverein beschäftigen ABM/ AGH-Kräfte. Frau Petra Kramer verließ als letzte Mitarbeiterin den Bürgerverein Ende 2014.

Wo waren Ihre persönlichen Anknüpfungspunkte für ein Engagement im Bürgerverein?

Ich habe damals die Arbeitsgruppe Verkehr und Umwelt geleitet, seit 1999 dann die AG Stadtteilentwicklung. Noch Ende der 90er Jahre war die Bausubstanz in Gohlis in einem bedauernswerten Zustand. Da galt es geplante Sanierungsmaßnahmen und Bauvorhaben im Stadtteil zu begleiten. Wir haben in dieser Zeit als Bürgerverein viel erreicht.

Projekte, die der Bürgerverein initiiert bzw. begleitet hat: Der Radweg Eutritzsch-Wahren, den Bau der Gohlis Arkaden, der Bebauung des Geländes der ehemaligen Stadtwäscherei in der Herloßsohnstraße, die Realisierung der Lichtsignalanlage am Schillerhain, der Mediencampus in der Menckestraße, der Bebauungsprozess des Areals der alten Mühle sowie die langjährige Begleitung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans Gohlis-Süd (Brauerei Gohlis/Kaufland).

Sie sind zwar seit einigen Jahren nicht mehr im Vorstand des Vereins tätig, Sie haben haben aber auch nie aufgehört sich im Stadtteil ‚einzumischen‘. Wie können wir uns das konkret vorstellen.

Ich nehme zwar nach wie vor an den Treffen der heutigen AG Mobilität und Verkehr teil, allerdings habe ich mich etwas zurückgezogen und bringe mich nur noch bei den Themen ein, die mir wirklich am Herzen liegen. Dazu gehört vor allem der alte Gohliser Ortskern. Leider tut sich hier seit Jahren nicht wirklich etwas. Es gab zwar einige Initiativen und Veranstaltungen des Bürgervereins aber niemand stößt nach. Man muss da beharrlich sein und Antworten einfordern.
Darüber hinaus engagiere ich mit seit dessen Gründung im Förderverein Georg-Schumann-Straße. Dort organisiere ich jedes Jahr, anlässlich der Buchmesse ‚Leipzig liest an Leipzig längster Straße‘. Darüber hinaus bin ich als Vertreter des Bürgervereins im Magistralenrat und engagiere mich bei der ‚Denkwerkstatt Leipzig für das Gemeinwohl‘. Die Denkwerkstatt ist ein kreativer Ideen-Entwickler zur Förderung der Gemeinwohlarbeit in unserer freiheitlich-demokratischen Wirtschaftsordnung, wo jeder Bürger das Recht, aber auch die Pflicht hat, einen Beitrag zum Wohlstand zu leisten.

Was kann der Bürgerverein in Ihren Augen zukünftig noch besser machen?

Ich will mal so sagen: ein Augenmerk in früheren Jahren, was sicher auch mit dem Vorhandensein der ABM-Kräfte zusammenhängt, lag früher auf Veranstaltungen, Zusammenkünften und Ausflügen mit Seniorinnen und Senioren. Auch wenn viele von diesen nicht Mitglieder des Bürgervereins waren, haben sie doch sehr dabei geholfen, das Engagement des Vereins in die Breite zu tragen und darüber zu berichten. Wenn man heute SeniorInnen trifft, sagen die, im Bürgerverein ist nichts mehr los. Beim Gohlis Forum würde ich mir wünschen, dass mehr darüber berichtet würde, was im Verein selbst passiert. Mit Blick auf das Baugeschehen in Gohlis wäre es schön, wenn häufiger über die Planungen selbst berichtet würde und der Verein sich noch stärker in Planungsprozesse einbringen würde. Probleme im Stadtteil sollen proaktiv angesprochen werden. In Gremien wie ‚Leipzig weiter denken’ sollte der Verein stärker aufgestellt sein. Ansonsten bin ich mit der Arbeit des Vorstandes, des Vereins im großen und ganzen zufrieden. Gerade auch in Anbetracht der Tatsache, dass nun alles ehrenamtlich gemacht wird.

Herr Herold. Vielen Dank!

Hoffnung für Hügel im Rosental

von Peter Niemann

Am 2. März 2021 führte mich ein Termin, für Bürgerverein und Stadtbezirksbeirat gleichermaßen ins Rosental. Neben anderen Mitgliedern des SBB Nord, waren sogar ein paar BürgerInnen da, um den Ausführungen von Herrn Opitz (Stadtforstamt und Forstbehörde der Stadt Leipzig) zu lauschen. Das Thema: Der Besorgnis erregende Zustand des Hügels im Rosental. Dabei ist es noch garnicht so lange her, dass die Stadt sich in angemessener Weise um den Hügel gekümmert hat. Erst in den Jahren 2002/ 2004 wurde er ertüchtigt: Es wurde bepflanzt, Geländer wurden installiert, mit Bündeln aus Reisig die Böschungen gesichert und im oberen Bereich der Weg sogar mit einem Rotgranit-Pflaster gesichert. Herr Opitz präsentierte die entsprechenden Karten und Planungsdokumente. Die Kosten damals: 50.000 €. Der Zustand des Hügels heute: deutlich schlechter als der Ausgangszustand vor der letzten Teilsanierung. Ein offensichtlicher Umstand, dachte sich auch Rick Ulbricht (Stadtbezirksbeirat CDU), der die Begehung initiiert hatte und mit der Begehung für die Problematik sensibilisieren möchte.

Herr Opitz führt an, dass die Verkehrssicherheit von Turm und Hügel zwar regelmäßig kontrolliert würden und diese auch derzeit uneingeschränkt genutzt werden können. Allerdings ist der Rosentalhügel derzeit in seinem Bestand gefährdet. Die Gründe dafür sind vielfältig: Bevölkerungswachstum, ein positiver Trend, was den Sport im Freien anbelangt und eine damit einhergehende Übernutzung. Vor allem aber die illegale Nutzung, abseits der vorgesehenen Wege durch LäuferInnen und Downhill-BikerInnen hat zu erheblichen Abtragung von Substanz und Erosion geführt.

Seit März ist das Thema immer wieder auf der Tagesordnung, der Kontakt mit dem Forstamt wird gepflegt. Perspektivisch wird es zudem Abstimmungen mit SBB Mitte geben, schon wegen der geographischen Lage des Hügels. Mittlerweile hat es auch amtsinterne Abstimmungstreffen gegeben, sodass bei der Mai-Sitzung ein neuer und durchaus positiver Sachstand von den Vertretern des Forstamts vermittelt werden konnte: Herr Opitz und Herr Wilke (Abteilungsleiter Freiraumentwicklung) berichten, dass es voran geht. So sind Sofortmaßnahmen zur Sicherung geplant, um sowohl illegaler Nutzung als auch Erosion vorzubeugen. Schon in den nächsten Wochen werden dafür insgesamt 166m Stahlrohrgeländer verbaut.

Laut Herrn Willke ist die Stadt geneigt, das Projekt auch grundlegend anzugehen, da die Erlebbarkeit, die Sicherung und der Erhalt des Hügels Priorität haben. Selbstverständlich müssen denkmalpflegerische Zielstellungen mitgedacht werden. Bereits 2021 sei ein Beginn der Planungsmaßnahmen denkbar. Ab Mitte 2022 werden konkrete Planungen vorliegen, sodass aller Voraussicht nach im Doppelhaushalt 2023/24 Mittel für die Umsetzung eines solchen Vorhabens eingestellt werden können. Kostengrößen bis zu einer Million Euro sind dann denkbar. Wir bleiben auf jeden Fall am Thema dran.

Wiedergefundene „Unsere Zwillinge vom Kalender 2021“

von Ursula Hein

Seit dem 1. Juni sehen Sie auf unserem Gohlis-Kalender zwei Mädchen mit ihren Puppenwagen. Mädchen, so wie man sie in den fünfziger Jahren in Ost und West finden konnte. Brav, lieb und schüchtern, zumindest die linke. Gleich gekleidet in dunklen Mäntelchen mit weißem Pelzkragen, Handschuhen, Strickstrümpfen und Schnürstiefelchen. Wir hielten sie für Zwillinge, jetzt wissen wir es aber genauer. Das rechte Mädchen, Annelie, ist im Juni 1947 geboren und das linke, Brigitte, erblickte im September 1948 genau in dem Haus das Licht der Welt, noch heute mit ihrem Mann lebt.
Ihre Tochter Christine hat die Mutti links auf dem Bild des bekannten Gohliser Fotografen Karl-Heinz Mai entdeckt, der mit den Eltern unserer beiden Mädchen gut bekannt war.

Letzte Woche trafen wir die jüngere Tochter, coronabedingt nur per Telefon, und konnten uns gut zwei Stunden mit ihr unterhalten.
Die Krochsiedlung hat der Bürgerverein ja ausführlich im Ortslexikon von 2017 vorgestellt, Geschichte und Architektur, Bürgerverein Gohlis und die Sanierung. Jetzt stellen wir eine Gohliserin mit ihren Erinnerungen vor.

Interview:
Wir fragen Brigitte Stock nach Kindheit und Jugend:
Bis zur Klasse 10 ging ich in die Schule, habe dann bei der Post eine Berufsausbildung mit Abitur gemacht. Danach bin ich in die Industrie gewechselt und habe im Metallgusswerk Leipzig in der Buchhaltung gearbeitet.
Zur Wende hatte der Betrieb etwa 3000 Beschäftigte und wurde dann in drei GmbH` s geteilt – Alugusss, Grauguss und Stahlguss. 2020 war dann endgültig Schluss – die Fa. Halbergguss wurde geschlossen

Wie sah Ihr Leben in der Krochsiedlung aus?
Der Viertelsweg war deutlich grüner als heute, die Krochsiedlung sehr gepflegt mit Hecken, ein Hausmeister sorgte für die Ordnung. Es gab viel Spielmöglichkeiten, wir spielten mit Kreisel, fuhren Roller zwischen den Häusern. Wenn ein Auto kam, was selten genug geschah, gingen wir eben auf die Seite. Spielplätze gab es beim Gartenverein, bis dort Ende der 50er Jahre Garagen gebaut wurden, aber in jeder Häuserzeile standen Bänke für die Mütter um die Sandkästen. Auch Trockenplätze für die Wäsche gab es dort, auch dort konnten wir spielen.
Im Winter gingen wir zum Schlittenfahren zum Heizhaus der Siedlung, dort war ein kleiner Berg, und im Sommer zum Schwimmen ins vorwiegend ins Wackerbad und als größere Kinder ins Stadion des Armeesportvereins. Übrigens gab es von der Schule Ferienspiele und später dort auch Schwimmlager in den Sommerferien aus immer Schwimmlager.
Ach ja, die Schule, die lag in der heutigen Hans-Oster-Straße, ehem. Jonny-Schehr-Straße, auf der Rückseite ist noch heute die Katholische Kirche. Eine Grundschule, die 59. – heute sind dort Luxuswohnungen. Unsere Tochter ging in den 70er Jahren in die Alfred-Frank-Schule. Der Enkel geht in den Kindergarten in Gohlis Süd und die Enkeltochter in die benachbarte Erich-Kästner-Schule.

Was gab es neben der Schule noch für ein Vereinsleben?
Da war die Kirchengemeinde, aber die Pioniere fand ich interessanter als die religiösen Gruppen. Die Pioniere haben viel unternommen. An den Kindertagen gab es für die Schule Sportfeste im Stadion des ASV. auch das Pionierhaus hat für die Kinder ein großes Angebot bereit. Später bei der FDJ war es dann doch langweiliger. In der Schulzeit der Tochter gab es auch gute Freizeitangebote im Pionierhaus.
Direkt an Vereine kann ich mich in meiner Schulzeit nicht erinnern, höchstens noch an die Kleingärten. Dort wurden dann auch Kinderfeste gefeiert. Manchmal gingen wir auch mit den Eltern dorthin und tranken dann unsere Brause.

Wie war es mit dem Einkaufen?
Bis zur Wende hatten wir hier viele Einkaufsmöglichkeiten. In den Pavillons gab es vielerlei Geschäfte, rechts von uns lag der Gemüseladen, dann ein Lädchen mit Kurzwaren, auch einen Fischladen, dann noch den Blumenladen, nach der anderen Seite hatten wir den schönen Milchladen, Man holte dort noch lange die Milch mit der Milchkanne. Man musste noch lange mit Lebensmittelmarken kaufen. Auch ein Frisör war dort, die Drogerie Schlesinger, ein Buchladen und eine Fleischerei. Zwischen den letzten beiden Blocks entstand dann ein großer Milchladen, wo man auch guten Käse kaufen konnte. geplant war auch eine Milchbar-ist aber nie realisiert worden. Der Milchladen wurde geschlossen. Stattdessen wurde durch Vietnamesen ein Gemüseladen aufgemacht Da habe ich immer sehr gerne eingekauft, leider schloss der auch wieder, ebenso der Fischladen. Vor allem, nachdem der Gohlispark `99 gebaut wurden, gab es so nach und nach keine kleinen Lädchen mehr.

Können Sie sich noch an Gaststätten erinnern?
Daran habe ich nicht so viele Erinnerungen. Unsere Eltern hatten nicht so viel Geld, um in Lokale zu gehen. Höchstens `mal in das Lokal des Kleingartenverein. In der Nähe war noch eine Gaststätte, da haben die Besitzer häufiger gewechselt, (Herr Stock konnte sich noch erinnern), einer hieß Koschke. Die Gaststätte als Raum gibt es noch – nach der „Sonnenblume“ wurde die Räumlichkeit von Afghanen übernommen. Heute gibt es allerdings in Richtung Gohlispark noch Geschäfte und kleine Restaurants.
Manchmal gingen wir mit Mutti in die Stadt, Das war dann ein richtiges kleines Fest. In der Hainstraße bekamen wir dann eine holländische Schnitte aus dem Café.

Welche Unterhaltungsmöglichkeiten bot Gohlis für seine Bewohner?
Ein Kino gab in der Coppistraße, eins in der Elsbethstraße, wo jetzt Aldi ist, sonst mussten wir bis Eutritzsch laufen oder in die Stadt. Anderes wie Konzerte gab es nur in der Stadt, oder es gab mal Veranstaltungen von der Schule her, aber da habe ich keine Erinnerungen daran.

Fazit:
Insgesamt bin ich aber zufrieden. Ich war immer arbeiten und habe sehr gerne gearbeitet, bis ich dann 2013 in Rente ging, dann allerdings war es mit der Gesundheit nicht mehr so gut. Ich musste an die Dialyse, zum Glück konnte ich Heimdialyse machen, aber 2019 bekam ich eine Nierentransplantation, und seit 2020 geht es mir wieder gut, so dass ich sogar wieder Sport machen kann, Leider jetzt nur eingeschränkt, aber da müssen wir halt auch noch durch, es wird schon wieder besser werde.

Vielen Dank für das Gespräch, hierdurch wird die Kroch-Siedlung mit echtem Leben erfüllt.

 

Demokratieecke – Stadtbezirksbudget

von Tino Bucksch

Was ist das Stadtbezirksbudget?
Ab 2021 wird jeder Stadtbezirksbeirat über ein Budget in Höhe von 50.000,00 € verfügen. Mit diesen Mitteln sollen Ideen und Projekte aus dem Stadtbezirk umgesetzt werden. Entweder als Vorschlag an die Stadtverwaltung, die dieses dann umsetzt oder als eigenes Projekt. Der Stadtbezirksbeirat entscheidet in öffentlicher Sitzung über die jeweiligen Ideen und Projektanträge. So soll die Bürgerschaft vor Ort stärker eingebunden werden und Mittel zur Verfügung gestellt werden, die lokale Demokratie zu stärken. Jede und Jeder kann somit mit einem Vorschlag oder eigenen Projekten den Nutzen und Mehrwert für den Stadtbezirk und seine Bewohnerinnen und Bewohner mehren.

Auf welchem Weg können die Ideen eingereicht werden?
Es wird zwei Möglichkeiten geben, die Impulse der Bürgerinnen und Bürger vor Ort aufzunehmen:
– Ein Vorschlag: Hier wird eine Idee, für deren Umsetzung die Stadt Leipzig zuständig ist aber noch nicht im laufenden Haushalt verankert ist, eingebracht. Dies kann das Aufstellen von zusätzlichen Parkbänken oder Papierkörbe betreffen oder die Reparatur eines Spielplatzes.
– Eigene Projekte: Diese werden vom Antragssteller selber durchgeführt. Die Projekte müssen öffentlich zugänglich sein und sich auf den beantragten Stadtbezirk beziehen. Sie müssen der Allgemeinheit dienen und werden innerhalb der Rahmenrichtlinie gefördert.

Bewertungskriterien für einen Vorschlag oder ein Projekt:
– Der Vorschlag oder das Projekt bezieht sich auf den Stadtbezirk
– Der Vorschlag oder das Projekt hat einen nachvollziehbaren Nutzen für die Einwohnerinnen und Einwohner
– Der Vorschlag oder das Projekt bezieht möglichst verschiedene Zielgruppen mit ein
– Der Vorschlag oder das Projekt unterstützt eine nachhaltige Entwicklung im Stadtbezirk
– Der Vorschlag oder das Projekt fördert die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren

Die Mittel aus dem Stadtbezirksbudget sind insbesondere einzusetzen für:
– Durchführung von stadtteilbezogenen Veranstaltungen wie z.B. Stadtteil-, Sport- und Straßenfesten
– Maßnahmen zur Aufarbeitung, Sicherung und Fortschreibung der Stadtteilgeschichte
– Maßnahmen der stadtteilbezogenen Öffentlichkeitsarbeit
– Maßnahmen zur stadtteilbezogenen Verschönerung und Gestaltung öffentlicher Grün- und Freiflächen, Sitzgelegenheiten und Kunst im öffentlichen Raum
– Mitwirkung an der Verbesserung des kulturellen, sportlichen und sozialen Lebens im Stadtteil

Wer kann eine Idee einreichen oder eine Förderung beantragen?
Antragsteller können alle volljährigen Bürgerinnen und Bürger der Stadt Leipzig sein. Das umfasst auch Vereine, Verbände, freie Träger, Gruppen, Initiativen und Privatpersonen. Junge Menschen zwischen 14 und 18 Jahren benötigen für die Antragstellung, Projektdurchführung und Abrechnung einen erwachsenen Ansprechpartner (Eltern, Freunde oder Verein), der als Antragsteller für das Projekt auftritt.

Gibt es einen Anspruch auf die Mittel aus dem Stadtbezirksbeirat?
Nein, das Stadtbezirksbudget ist eine freiwillige Aufgabe und der Beirat entscheidet in demokratischer Abstimmung nach Kenntnisnahme der Meinung der Verwaltung und aufgrund des eigenen Ermessens über die Vergabe der Mittel.

Verfahrensablauf
Anträge können ganzjährig bis zum 30. September des jeweiligen Jahres eingereicht werden. Diese müssen mindestens 10 bis 12 Woche vor Projektbeginn eingereicht werden. Dies ist die ungefähre Bearbeitungs- und Beratungszeit in der Stadtverwaltung und dem Stadtbezirksbeirat. Die Stadtverwaltung Leipzig prüft die formale Zulässigkeit des Antrages. Der Stadtbezirksbeirat berät über den Antrag bzw. die Idee und leitet seine Empfehlung dann an die Stadt Leipzig weiter. Bei Anträgen bis zu 1.000,00 € kann der Stadtbezirksbeirat direkt entscheiden. Bei Anträgen über 1.000,00 € wird die Einholung einer Verwaltungsmeinung beauftragt. Erst dann kann über den Antrag beschieden werden. Für abgelehnte Anträge gilt wie bei der Ratsversammlung eine sechsmonatige Sperrfrist, bis dieser erneut gestellt und abgestimmt werden kann.

Weiterführende Informationen sind auf der Seite der Stadt Leipzig zu finden.

Demokratieecke – Bericht aus dem Stadtbezirksbeirat Nord

von Tino Bucksch

Zwei Dauerthemen standen am 29. April auf der Tagesordnung des Stadtbezirksbeirat Nord: die komplexen Baumaßnahmen der Landsberger Straße vom Coppiplatz bis zur Endhaltestelle der Linie 4 und die Ausgleichsbeiträge im Rahmen der Sanierungssatzung:

Baumaßnahmen Landsberger Straße
Für die kommende Ausgabe wird ein umfassender Beitrag zu diesem Thema erscheinen. Für den Abschnitt vom Coppiplatz bis zur Max-Liebermann-Straße bestätigten die anwesenden Vertreter der Stadtverwaltung und LVB folgende Eckpunkte:

  • Abschnitt zwischen Coppiplatz und Viertelsweg: es wird eine komplette Straßenerneuerung vorgenommen. Dies erfolgt als grundhafte Erneuerung, als nicht nur Deckenerneuerung, sondern umfassend. Es werden Parkstellflächen, ein durchgängig abmarkierter Radweg und Gehwegnasen eingerichtet.
  • Viertelsweg bis Hans-Oster-Straße: auch hier sind Parkstellflächen und ein Radweg vorgesehen.
  • Haltestelle Viertelsweg bis Max-Liebermann-Straße: ein durchgängig abmarkierter Radweg und Parkstellflächen werden angebracht. Wobei die aktuelle Anordnung getauscht wird, so dass die Parkstellflächen in die zweite Reihe rutschen.

Der Bau- und Finanzierungsbeschluss wird dann dem Stadtbezirksbeirat Nord im Herbst 2021 vorgelegt. Weitere Details folgen in der Ausgabe 04/2021

Verwendung von sanierungsrechtlichen Ausgleichsbeträgen
Im Zuständigkeitsbereich des Stadtbezirksbeirates Nord werden die eingenommenen Geldern aus den sanierungsrechtlichen Ausgleichsbeiträgen in folgende zwei Maßnahmen investiert:

  • Cöthener Straße: Realisierung des 1. Bauabschnittes. Ab 2021 erfolgt die und der Baubeginn soll 2022 sein.
  • Motteler Straße: Ebenfalls ab 2021 erste Planungsschritte eingeleitet. Wobei 2021 sogar mit einer Ausschreibung der weiteren Leistungen gerechnet werden kann. Auch hier wird der Baubeginn erst 2022 erfolgen.

Sommerfest 2ß18 des Bürgervereins Gohlis e. V.; Foto: Andreas Reichelt

Sommerfest 2021

von Tino Bucksch

Eigentlich würden die Leserinnen und Leser des Gohlis Forum in dieser Ausgabe die traditionelle Ankündigung inklusive Detailprogramm für unser Sommerfest finden. Die wichtigste Information, die wir aktuell kommunizieren können, ist der 17. Juli 2021 ab 14 Uhr als Termin für unser Sommerfest in diesem Jahr. Nachdem wir das Fest 2020 aufgrund der Pandemielage absagen mussten, sind wir für 2021 optimistischer, dass wir den Termin halten können. Wir gehen davon aus, dass wir eines unserer Haupt-Events im Jahr unter bestimmten Auflagen stattfinden lassen können. Wir werden uns ein Konzept überlegen, um den Auflagen entsprechen zu können. Fest steht, nach den Monaten der Einschränkungen bzw. der kompletten Begrenzung des kulturellen und sozialen Lebens, wollen wir den Bürgerinnen und Bürgern in Gohlis ein Angebot machen, um wieder ein Stück Normalität zurückgewinnen zu können.

Das Sommerfest wird auf dem Gelände des Budde-Hauses in der Lützowstraße 19 stattfinden. Ein Kulturprogramm, weitverteilte Stände von Akteuren und Gewerbetreibenden aus Gohlis, eine Kindertombola und – wenn erlaubt – der traditionelle Kuchenbasar sollen den Besucherinnen und Besuchern Spaß und Freude bereiten.

Wir werden zeitnah über unser facebook-Profil und unsere Homepage die neusten Infos kommunizieren und Flyer und Plakate bei unseren Netzwerkpartnern und befreundeten Gewerbetreibenden auslegen. Somit kann es gar keine/n Gohliserin oder Gohliser – ob jung oder alt – geben, der nicht von unserem Sommerfest Kenntnis hat und dann einfach vorbeikommen will.

Über die „Sportlichen Damen von Gohlis“ und wie sie durch die Coronakrise balancieren

von Irmgard Gruner

Darf ich vorstellen:
Wir sind 20 gestandene Frauen im Alter von 70 bis 94 Jahren und lieben sportliche Betätigung. Seit dem 1.1.2016 gehören wir als Sportgruppe dem Bürgerverein Gohlis an. Zuvor waren wir ein freier Verein, der sich aus 2 Turngruppen einer Gohliser Physiotherapie zusammenfand, nachdem diese 1992 altershalber geschlossen wurde.

Als Sportgruppe dem Bürgerverein beizutreten war eine sehr gute Entscheidung für beide Seiten. Der Bürgerverein gewann neue Mitglieder und wir profitieren von dem Verein, denn wir werden von ihm seit 2018 finanziell unterstützt, können seine Räume nutzen und erhalten das Gohlisforum. Dadurch werden die Mitglieder auf das Neueste, was in Gohlis geschieht, aufmerksam, gehen mit wacheren Augen durch unseren Stadtteil und besuchen sie interessierende Veranstaltungen.

In „normalen“ Zeiten turnen wir immer montags von 17 bis 18 Uhr in der Turnhalle der Geschwister-Scholl-Schule in der Sasstraße. Fast alle Frauen wohnen in Gohlis bzw. wohnten früher in Gohlis.

In den Schulferien wird pausiert, denn viele haben im Sommer im Garten zu tun, Enkelkinder zu verwöhnen oder sind auf Reisen. In den Frühjahrs- und Herbstferien treffen wir uns zu einer Wanderung durch Gohlis, Eutritzsch, das Rosental und die Kleingärten. Mit einer Tasse Kaffee und 1 Stück Kuchen im Mückenschlösschen, der Goldenen Höhe oder beim Eismann endet der Ausflug. Im Sommer gibt es ein Sommerfest und im Advent eine Weihnachtsfeier, immer mit selbst gemachtem Kuchen bzw. Weihnachtsgebäck. Bei diesen Gelegenheiten wird viel gelacht. Runde Geburtstage werden mit einem selbst gemachten Gedicht, Blumen und einem kleinen Geschenk begangen. Wenn jemand erkrankt, wird sich nach ihr erkundigt oder sie besucht.

Seit einem Jahr sind nun keine normalen Zeiten mehr.
Ab dem 16.3.20 durften wir unsere Sporthalle wegen Corona nicht mehr nutzen. Da sich nichts tat, beschlossen wir, ab dem 15.6. auf den Sportplatz in der Sasstraße auszuweichen und turnten im Freien. Das war eine andere Art von Sport, mit viel Bewegung und Spielen. Auch Kopftraining war dabei.
Ende August kehrten wir in die Sporthalle zurück, ab November kam dann auch für uns der Sport-Lockdown. Alle waren traurig. Wir konnten nicht einmal unsere beliebte Weihnachtsfeier abhalten. Immer in der Hoffnung, uns bald wieder treffen zu können, haben wir den Kontakt untereinander nicht abreißen lassen. In der Adventszeit bekam jede einen Weihnachtsbrief mit den besten Wünschen. Unsere beiden Trainerinnen, die wechselseitig das Training gestalten, überraschten uns mit tollen Ideen und Übungen für zu Hause. Im Januar schrieben sie uns:

„…Wir hoffen, Ihr habt Euch Ziele gesetzt und bleibt weiterhin am Ball. Nun haben wir den nächsten Lockdown und unser montägliches Sporttreffen ist schon lange ausgesetzt.

Wir wünschen uns sehr, dass Ihr nicht Trübsal blast, sondern genügend Ideen und Energie habt, Euch fit und bei Laune zu halten.
Zunächst bekommt Ihr heute wieder einen kleinen Impuls, Euch zu Hause zu bewegen bzw. etwas auszuprobieren und hoffentlich auch Freude dabei zu haben. Anbei findet Ihr ein Trainingsprogramm mit Luftballons…Achtet bitte auch auf eine korrekte Ausführung und Eure Sicherheit. Es soll Euch ja guttun.“

Dann folgten verschiedene Übungen, z .B. Luftballonwanderung, Luftballontanz, Luftballon drücken, Luftballon an die Wand spielen usw. Dazu lagen 3 Luftballons bei, sodass man gleich beginnen konnte.

Von Monat zu Monat trösten wir uns mit dem Gedanken, dass es das gemeinsame Üben bald wieder losgehen könnte.
Durch die schleppende Impf-Kampagne und die Unvernunft einiger weniger, die sich nicht an die Corona-Regeln halten, sind wir im 3. Lockdown angelangt und eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Zum Glück hat sich keine von uns angesteckt, es sind aber bis heute noch nicht alle geimpft. Einige warten auf Impftermine beim Hausarzt, denn der Weg zur Messehalle 5 ist sehr beschwerlich und in der Anfangsphase kam das teilweise stundenlange Warten auf einen Termin und das Impfen selbst dazu.

Nein, man kann wahrlich nicht behaupten, dass die Beschaffung der Impfstoffe, die Art der Einschränkungen und die Organisation des Impfens bisher ein Erfolg ist.

Wir hoffen nun auf die Öffnung der Sportstätten im Mai!
Unser Rat: Beachten Sie die Corona-Regeln, lassen Sie sich impfen, gehen Sie an die frische Luft und bewegen Sie sich. Es ist nie zu spät, mit sportlichen Aktivitäten zu beginnen.

Bleiben Sie gesund!

Rezension: MuZe2021 – Museumszeitung

von Ursula Hein

Noch rechtzeitig vor Redaktionsschluss kam heute mit der Post ein großer Briefumschlag vom Stadtgeschichtlichen Museum mit einer Zeitung, die „MuZe“. Der neue Chef Anselm Hartinger hat die Corona-Pause zusammen mit seinem Team genutzt, um eine tolle Zeitung über Museum und Leipzig herauszubringen. Jeder kann hier etwas Interessantes finden. Gohlis ist mit seinen Bauten sehr wichtig für das Museum: Das Gohliser Schlösschen, das Schillerhaus, die vielen historischen Gebäude wie das Budde-Haus (mit dem Kooperationspartner Bürgerverein Gohlis). Der Museumschef wünscht eine starke bürgerschaftliche Beteiligung an den Vorhaben des Museums. Das Schillerhäuschen wird für das 21. Jahrhundert fitgemacht mit dem jungen Schiller, nicht mit dem Dichterfürsten von Weimar. Das Motto lautet: „Götterfunken – Schillerhaus auf Anfang“.

Es ist eine richtig große Zeitung geworden, auf jeder Seite stellen sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit ihren sehr unterschiedlichen Projekten und Tätigkeiten vor. Die Zeitung ist reich bebildert, alles wird übersichtlich erklärt. Mit einem Wort: Die Zeitung lädt alle ein, die sich für Geschichtliches, Altes oder auch Zeitgenössisches interessieren. Schwierige Themen wie die Sprengung der Paulinerkirche oder Provenienz-Fragen werden ebenso wenig ausgeklammert, wie man sich nicht vor einem Horoskop scheut, das mit Exponaten aus dem eigenen Haus nicht so ganz ernst gemeint ist. Auf der vorletzten Seite gibt es dann noch Rätzel und Karikaturen. Und auf Seite 24, der letzten Seite, sehen wir – wie für einen Verkauf angepriesen – die Immobilien des Museums, unter dem kleinen Völkerschlachtdenkmal das große Schillerhäuschen.

Ausstellungen und Veranstaltungen in der Michaeliskirche am Nordplatz

von Elisabeth Guhr

Die Michaeliskirche ist bis September täglich von 15.00 – 18.00 Uhr geöffnet.

Ab 9. Juni findet mittwochs, 12.00 Uhr, die kleine Orgelmusik mit Studierenden der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig an der Sauerorgel von 1904 statt.

Die Ausstellungen in der Michaeliskirche sind dem Jubiläum „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ gewidmet:

Noch bis zum 13. Juni ist die Ausstellung von Friedensbibliothek/Antikriegsmuseum Berlin „Verschwundene Welt – Aufnahmen, Gedichte und Texte zur verschwundenen Welt des Ostjudentums“ zu sehen.
Die berührenden Aufnahmen von Roman Vishniac aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zeigen ein unverfälschtes Bild der damaligen jüdischen Welt, die durch Krieg und Terror der Nazis untergegangen ist.

Vom 14. Juni bis 30. Juli erinnert die Ausstellung von Elisabeth Guhr
„Ich hatte einst ein schönes Vaterland“ noch einmal an jüdisches Leben in Gohlis und der äußeren Nordvorstadt, das vor hundert Jahren blühte und wenig später ein grausames Ende fand.

Veranstaltungen im Rahmen der Jüdischen Woche, die vom 27 Juni bis 4. Juli stattfindet:
1. Juli, 17.00 Uhr, Beginn vor der Michaeliskirche, Thematische Führung:
„Von Häusern und Menschen – jüdisches Leben in der äußeren Nordvorstadt“ mit Annekatrin Merrem und Elisabeth Guhr
(hierzu das Foto: Nordplatz 6, Geburtshaus Fritz Grübel. Foto: E.Guhr)

3. Juli 19.30 Uhr, Michaeliskirche: Szenische Lesung mit Prof. Friedhelm Eberle
Der Arzt von Wien, Monodrama von Franz Werfel, sowie Texte von Joseph Roth u.a., musikalische Begleitung Ketevan Warmuth
Franz Werfel schrieb sein Drama 1938 unter dem Eindruck des Freitods des bekannten Berliner jüdischen Arztes Ismar Boas. Der Begründer der Gastroenterologie, der in Wien im Exil lebte, setzte seinem Leben beim Einmarsch der Wehrmacht in Wien ein Ende.

4. Juli 14.00 Uhr, Beginn vor der Friedenskirche: Thematische Führung
„Von Häusern und Menschen – jüdisches Leben in Gohlis“ mit Annekatrin Merrem und Elisabeth Guhr

Im Mai gedachten wir mehrerer 100ster Geburtstage. Neben dem jüdischen Dichter Erich Fried, der als Gymnasiast vor den Deutschen nach England floh ist auch die Widerstandskämpferin Sophie Scholl im Mai geboren. Sie starb mit 21 Jahren unter dem Schafott. Nur einen Monat früher als diese beiden ist mein Vater geboren. Er war einer von den vielen verblendeten jungen deutschen Soldaten, die glorreich in den Krieg zogen und als Krüppel wieder nach Hause kamen. Mein Vater studierte nach dem Krieg Theologie. Bis zu seinem Tod hat ihn das Schicksal der Juden, des Gottesvolkes im Alten Testament, nicht losgelassen.

So habe auch ich mich mit diesem Thema immer wieder beschäftigt. Ich bin seit dreißig Jahren Gohliserin. Seitdem ich angefangen habe, nach dem Schicksal der Juden, die in meinem heutigen Wohnumfeld lebten, zu fragen, lässt mich dieses Thema nicht mehr los. Ich musste feststellen, dass kaum jemand von ihrer Existenz wusste. So gründlich hat die Verdrängung der Schuld nach Kriegsende funktioniert. Mit meinen Forschungen versuche ich, den vertriebenen, geflüchteten und ermordeten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die vor hundert Jahren Tür an Tür mit ihren nichtjüdischen Nachbarn friedlich lebten, wieder ein Gesicht zu geben.

Ich bin froh, dass ich einen Teil meiner Forschungsergebnisse in einer Ausstellung für die Michaeliskirche zeigen konnte. Die Stadtteilführungen, die ich seit ein paar Jahren zusammen mit der Denkmalpflegerin Annekatrin Merrem mache, sind für uns beide eine Bereicherung und wir freuen uns, unser Wissen damit weiter zu geben.

Eindrucksvolles Gedenken trotz ausgefallener Feier

von Dietmar Schulze

„Freude schöner Götterfunken…“. So hätte man ausrufen können bei diesem herrlichen Wetter am Sonntag den 9. Mai, dem 216. Todestag von Friedrich Schiller. Doch leider wurde aus der gemeinsam mit dem Bürgerverein Gohlis geplanten Gedenkveranstaltung an der Schillerlinde im Schillerhain nichts. Wollte doch der Leipziger Schillerverein zu diesem Anlass des Gedenkens an den großen Dichter auch zugleich die Initiative des Gohliser Bürgervereins unterstützen, den Schillerhain als solchen wieder ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Gerade an der genau zum 100.Todestag Schillers gepflanzten Schillerlinde wäre das ein vortrefflicher Ort gewesen. Doch trotz der durch das bestehende Versammlungsverbot bedingten Absage fanden nicht wenige Schillerfreunde und Gohliser den Weg dorthin und viele Blumen dokumentierten doch eindeutig, dass wir mit der geplanten Veranstaltung auf große Resonanz gestoßen wären. So hoffen wir nun im nächsten Jahr auf eine Möglichkeit, das Gedenken an Friedrich Schiller an dieser Stelle durchführen zu können. Ganz im Sinne von Schillers wohl berühmtesten Liedes welches hier ganz in der Nähe entstand „Auch die Toten sollen leben! Brüder trinkt und stimmet ein, allen Sündern sei vergeben und die Hölle nicht mehr sein.“

GEDOK Veranstaltungshinweise

Termin: 20.07.- 12.09.2021
Unerzählt und Unbezahlbar
Ein Leipzig-weites Projekt von GEDOK Mitteldeutschland e.V. in Kooperation mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig,
Schillerhaus, Menckestraße 42, 04155 Leipzig (Tel: 0341 5662170)

Plastik im Garten von Bildhauerin Ute Hartwig-Schulz

Mit kleinen Büsten von Leipziger Frauen vergangener und heutiger Tage will Ute Hartwig-Schulz ein Zeichen für die Sichtbarmachung weiblicher Prominenz dieser Stadt setzen.

Folgende Persönlichkeiten werden dargestellt:
Elsa Asenijeff, Anna Magdalena Bach, Edith Mendelsohn-Bartholdy, Henriette Goldschmidt,
Isolde Hamm, F.C.Neuber, Louise Otto- Perters, Clara Schumann, Lene Voigt, Apollonia von Wiedebach, Wanda Zeigner-Ebel und Clara Zetkin.

Termin: 7. Juli bis 26. August 2021
Ausstellung „Die Freiheit frei zu sein“ – Edith Mendelssohn-Bartholdy

Haus des Buches, Foyer, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig
06. Juli 2021, 19:30 Uhr, Ausstellungseröffnung
26. August 2021, 19:30 Uhr, Finissage und Verleihung des 14. ISOLDE-HAMM-PREISES

Termin: 1.Juli bis 11. Juli 2021
„Gespiegelte Zeit“ – Künstler*innen-Symposium

11.07.2021 Präsentation der Arbeiten
Parkfriedhof Leipzig-Plagwitz
Stockmannstr. 13, 04179 Leipzig

Zum 7. Mal treffen sich Künstler:innen auf dem Parkfriedhof Leipzig Plagwitz, an der Via Regia. In diesem Jahr sind es Künstler:innen verschiedener Sparten, die zum Thema „Gespiegelte Zeit“ ihre Idee vortragen, diskutieren, gestalten und zum Abschluss öffentlich präsentieren.

Interessierte finden Details zum Ablauf unter www.gedok-leipzig.de und sind eingeladen, während des Symposiums oder zur Abschlusspräsentation mit den Künstler:innen ins Gespräch zu kommen.

Die Arbeiten, die seit 2015 entstanden sind in öffentlichen Galerien in der Alten Salzstraße, der Via Regia und auf dem Parkfriedhof, Eingang Stockmannstr. 13, 04179 Leipzig zu besichtigen. Am Eingang und am Via Regia Begegnungsort befinden sich Pläne, die Auskunft über die Orte und Künstler:innen geben.

Weitere Informationen unter: www.gedok-leipzig.de

Was passiert kulturell im Leipziger Norden?

von Kerstin Herrlich

Derzeit laufen die Vorbereitungen zur 12. Nacht der Kunst, die in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters Herrn Burkhardt Jung am 4. September stattfinden wird. Das vom Förderverein Georg-Schumann-Str. e.V. beauftragte Organisationsteam um Monika Maywald und Kerstin Herrlich ist dabei, Standorte und Künstler anzufragen, Aktionen für das Rahmenprogramm zu planen, Werbung zu organisieren und die Veranstaltung als solche zu planen.

Durch die gute Zusammenarbeit und Vernetzung mit den verorteten Kunst- und Kulturakteuern ist es gelungen, das Fest, was seinen Ursprung auf der Georg-Schumann-Straße hat, zu einem Kunst- und Kulturfestival des Leipziger Nordens zu entwickeln. Die Organisatoren freuen sich, dass neben den bewährten großen und kleinen Standorten in diesem Jahr neue Standorte wie das Gohliser Schlösschen, das Schillerhaus, der Pro Gohlis e.V. bei Kallenbach und weitere dazu kommen.

In diesem Jahr wird es wieder einen Prolog geben – in der Woche vor der Nacht der Kunst werden Maler*innen im Barockgarten des Gohliser Schlösschens – inspiriert von dem wunderbaren Ambiente, arbeiten. Die fertigen Werke werden zu Nacht der Kunst in der Gartenarkade gezeigt. Das Pleinair wird öffentlich sein – Besucher haben die Möglichkeit, den Künstlern bei der Arbeit zuzuschauen.
Die Besucher können sich zur Nacht der Kunst auf sehr viele interessante Ausstellungen freuen, es wird viele Aktionen geben, wie den Mitmachzirkus, Straßenmusik, die beliebte Kinderralley, eine Feuershow und als besonderes Highlight wird ein Bronzegießer ein Schaugießen vorführen. Weitere Informationen unter www.ndk-leipzig.de

Das ehemalige Autohaus in der Lindenthaler Straße ist inzwischen voll bezogen und hat einen neuen Namen – Kunsttanker – was man auch seit kurzem an der rechten Giebelwand lesen kann.

Aber nicht nur einen neuen Namen und ein entsprechendes Logo haben die „Bewohner“ kreiert, sondern es gibt jetzt auch eine Website. Unter www.kunsttanker.de kann man sich über die Künstler und Kreativköpfe und Aktionen im Haus informieren. Die Website ist im Entstehen – bei mehr als 50 „Bewohnern“ dauert es etwas, bis alle verzeichnet sind. Sofern es die Coronalage erlaubt, wird sich der Kunsttanker am 29.05.2021 ab 15.00 Uhr öffnen und die Besucher können Ateliers und Ausstellungen verschiedenster Künstler und Kreativer besuchen.

Einer der ersten Mieter im Kunsttanker war die galerie k. – geführt von Kerstin Herrlich. In der kleinen Galerie werden im 6wöchigen Rhythmus Malerei, Grafik, Objektkunst, Keramik, Fotografie gezeigt. Derzeit stellt die Leipziger Künstlerin Angela Viain Malerei und Skulpturen aus. Dazu kommt im zweiten Raum Objektkunst des französischen Künstlers Marc-Antoine Petit.

Neben den Ausstellungen organisiert die galerie k. kleinere Veranstaltungen wie u.a. im Rahmen von „Leipzig liest – an Leipzigs längster Magistrale“ zwei Lesungen bzw. Künstlerportraits:

  • 28.05.2021 18.00 Uhr Künstlerportrait Mahmoud Dabdoub, der im Passage Verlag einen Bildband „Augen in der Pandemie“ und gemeinsam mit zwei anderen Fotografen eine Fotoreportage „Menschenleer – Leipzig – eine Stadt im Lockdown“ herausgegeben hat und diese vorstellt.
  • 29.05.2021 17.00 Uhr Lesung von Kati Naumann aus ihrem neunen Roman „Wo wir Kinder waren“ erschienen im Verlag HarperCollins unter Mitwirkung der Puppenbauerin Stefanie Czapla

Für beide Veranstaltungen sollte man sich anmelden, da auf Grund der geltenden Hygienebestimmungen nur eine begrenzte Besucherzahl zugelassen ist. Nähere Informationen findet man unter www.leipziger-buchmesse.de/de/programm/veranstaltungskalender

Aus dem Skulpturengarten wird der Kunstgarten

von Jürgen Schrödl

Viele Besucher*innen des Budde-Hauses kennen das Außengelände rings um die ehemalige Bleichert-Villa mit dem Biergarten, dem mächtigen Ginkgobaum und dem Spielplatz. Aber etwas versteckt (und von vielen oft nicht entdeckt), öffnet sich gleich hinter dem Gartenhaus, vom Hof aus über einen schmalen Zugang zu erreichen, noch ein grünes Areal: Eine fast 1.000 Quadratmeter große parkähnliche Anlage, die bis dato als „Skulpturengarten“ firmierte.

Dieser Name leitete sich vom Projekt „Skulpturengarten“ des KuK Gohlis e.V. ab, das hier seit ein paar Jahren stattfand. Ab diesem Sommer wird das Projekt an einem neuen Standort fortgeführt. Und der Name „Skulpturengarten“ zieht mit.

Die Betreiber*innen des Budde-Hauses werden den Garten jedoch weiterhin für Freiluftausstellungen nutzen, weil es ein idealer Ort dafür ist und weil das künstlerische Angebot erhalten bleiben soll. Deshalb wird aus dem „Skulpturengarten“ der „Kunstgarten“. Der Begriff ist weiter gefasst, um Ausstellungsmöglichkeiten für mehr künstlerische Genres zu schaffen. Im „Kunstgarten“ können alle Kunstwerke ausgestellt werden, die unter Freiluftbedingungen möglich sind: Skulpturen, Plastiken, Objekte, Installationen aus Holz, Stein, Metall oder anderen Materialien bis hin zu Großformatfotografien oder -drucken.

Der „Kunstgarten“ wird weiterhin ein multifunktionaler Ort sein und ist wichtiger Bestandteil im soziokulturellen Gesamtensemble Budde-Haus. Er bietet Raum für vielfältige und gleichberechtigte Nutzungen: als grüne Oase für Ruhe und Erholung, als Ort für Begegnungen, für Ausstellungen und für Veranstaltungen, wie zum Beispiel für die bereits geplante Sommertheaterwoche vom 14. bis 22. August. Auch die Gartenanlage selbst wird in den nächsten Jahren weiterentwickelt, verschönert, bepflanzt und ausgestattet.
Die „Kunstgarten-Schau“ wird am Nachmittag, des 3. Juli mit einem begleitenden Programm eröffnet. Die Kuratierung übernimmt Frank Berger (Galerie Kunstkonzil). Zur Premiere werden unter anderem Arbeiten von den Künstler*innen Cornelia Hammans, Gabriele Messerschmidt, Wolfgang KE Lehmann sowie Martin König zu sehen sein.

Gohliser Baugeschehen – vom KiTa-Neubau bis zur Straßenbahnkurve

von Matthias Reichmuth

Die Zahl der Gohliser Einwohner ist weiter gewachsen, zuletzt besonders in Gohlis-Nord, wo u.a. die Neubauten an der Bremer Straße und an der Maria-Grollmuß-Straße in letzter Zeit schrittweise bezogen wurden. Für die letztgenannten Wohnungen, die preisgünstig in Fertigbauweise errichtet wurden, waren Mietpreise von 6,50 Euro je Quadratmeter angekündigt. Dies gilt jedoch nur für einen Teil der Wohnungen und setzt einen Wohnberechtigungsschein voraus. Die meisten Wohnungen, die z. T. noch im Internet angeboten werden, kosten 9,- €/m² Kaltmiete.

Die Baustellen, von denen heute die Rede ist, liegen weiter südlich.

In der Otto-Adam-Straße 11 baut die Vereinigte Leipziger Wohnungsgenossenschaft eG (VLW) 27 barrierefrei erreichbare Zweiraumwohnungen, in Heft 6/2020 war ausführlich über die Grundsteinlegung berichtet worden. Inzwischen hat das Haus seine endgültige Bauhöhe erreicht, und es zeigt sich, dass es sich deutlich besser an die Nachbargebäude anfügt als der Vorgängerbau aus dem Jahr 1974, den man im Internet noch bei den Aufnahmen von GoogleStreetView sehen kann.

Im Süden von Gohlis-Mitte kommt die nächste KiTa: Wie bereits im Gohlis-Forum vom September 2018 angekündigt, soll in der Benedixstraße 9-11, direkt angrenzend an den Skulpturengarten am Budde-Haus, eine integrative Komplex-Kindertagesstätte für 213 Kinder entstehen, Bauherr ist der städtische Eigenbetrieb Behindertenhilfe. Zudem sollen noch acht behindertengerechte Wohnungen auf dem Grundstück entstehen. Bereits im Februar wurde den Anwohnern der Beginn der achtwöchigen Abrissarbeiten angekündigt, die Baugenehmigung wurde jedoch erst am 16.04.2021 erteilt, so dass erst danach der Abriss begann. Da sich ein großer Teil des Grundstücks hinter den Gebäuden Benedixstraße 5 und 7 versteckt, sieht das Gelände, das früher einmal den Wasserwerken als Bauhof diente, von der Straße her viel kleiner aus als es ist.

In der Mottelerstraße 21 gab es lange Zeit eine Annahmestelle für Altpapier. Nach deren Schließung wurde das Gebäude umgebaut und hat nun große Fenster. Seit einigen Monaten tut sich nichts mehr, und es ist auch nicht klar erkennbar, ob es künftig zum Wohnen oder für andere Zwecke dienen soll.

Am Ende noch eine Meldung aus dem Tiefbau: Seit März fährt die Straßenbahnlinie 4 eine Umleitung – für Einwohner aus Gohlis-Nord, die zur Innenstadt möchten, ist die Umleitung über die Georg-Schumann-Straße sogar eine Abkürzung. Hintergrund ist das vollständige Auswechseln alter Gleise in der Stockstraße und in der Wolfener Straße. Unser Bild vom 1. Mai zeigt, dass die Gleise auf Schwellen verlegt wurden, bevor eine feste Decke die Straße auch wieder für Fahrzeuge mit Reifen befahrbar macht.

Geschichte in Geschichten (Teil 7) – Schüler fragen Zeitzeugen: Gisela Kallenbach

von Cosima Czekalla, Ida Heepe und Jonah Herzig

Gisela Kallenbach, geboren 1944 in Soldin/Neumark, ist aufgewachsen bei der tiefgläubigen Großmutter. Wegen verweigerter Jugendweihe wurde ihr das Abitur verwehrt. Nach der Lehre als Chemie-Laborantin war sie im Auftrag des VEB Mineralölwerk Lützkendorf als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Akademie der Wissenschaften in Leipzig tätig. Das Fernstudium der Technologie der Chemie beendete sie als Diplomingenieurin, 1967 machte sie den Abschluss als Fachübersetzerin Englisch. 1969 bis 1990 war Gisela Kallenbach Laborleiterin und Themenleiterin (mit zwischenzeitlicher Unterbrechung wegen Geburt und Erziehung der drei Kinder). Seit 1982 Mitglied einer kirchlichen Arbeitsgruppe Umweltschutz gehörte sie ab 1984 zu den Mitgestaltern der Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche. 1987-1989 beteiligt am Konziliaren Prozess der Kirchen der DDR. 1990 bis 2000 als Referentin im Dezernat Umweltschutz der Stadt Leipzig tätig, war sie von 2000 bis 2003 Internationale Bürgermeisterin der UN-Mission im Kosovo. 2004-2009 Europaabgeordnete in der Fraktion Die Grünen/Europäische Freie Allianz und 2009-14 Abgeordnete im Sächsischen Landtag.

Warum haben Sie die Jugendweihe verweigert, obwohl Ihnen die Folgen – kein Abitur – klar waren?

Meine Oma Ida, eine tiefgläubige Frau, hat mich nach dem Tod meiner Mutter aufgezogen, ich bin mit Freuden zur Christenlehre gegangen, die Jugendweihe war für mich kein Thema. Die unbedingte Treue zum Staat und das Bekenntnis zur atheistischen Weltanschauung kam für mich nicht in Frage. – Meine Schwester durfte übrigens auch ohne Jugendweihe auf die Oberschule gehen. Nach der 10. Klasse habe ich dann eine Lehre als Chemielaborantin in Naumburg gemacht.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit Schule in der DDR?

Der ganze Unterricht war natürlich ideologisch besetzt. Man muss ja eine Botschaft nicht nur in Staatsbürgerkundeunterricht oder Ethik, sondern in allen Fächern verbreiten. Die Folge war, dass die allermeisten Eltern und ihre Kinder mit zwei Zungen gesprochen haben. Das heißt, sie haben zu Hause was Anderes erzählt als in der Schule.

Ab wann kam bei Ihnen dieser Wunsch zu Veränderungen am System der DDR?

Es gab immer mal so ein paar Grenzen: Wir durften ja nicht reisen. Ich hatte eine Großmutter in Westdeutschland. Ich durfte also auch die Großmutter nicht besuchen, nicht mal zur Beerdigung. Der Widerstand, der Wille zu Veränderungen, kam aber erst spät, eigentlich mit der Einschulung meines ältesten Sohnes, weil mir da so sehr bewusst wurde, wie der Staat Einfluss auf die Erziehung der Kinder nimmt, wir aber meinten, dass wir als Eltern entscheiden wollen, wie unsere Kinder erzogen werden.

Wie kamen Sie zum Umweltschutz?

In der Theorie war in der DDR alles großartig. Wir waren eine der höchstentwickelten Industrienationen, wir waren führend, wo immer auch nur denkbar – aber nur in der Theorie, in der Praxis wusste jeder zu erzählen: Mangel da, Mangel dort. Der ganze Südraum Leipzigs war durch den Braunkohletagebau total zerstört und ich dachte, Du hast drei Kinder, es geht um deren Zukunft, wenn wir die Erde so zerstören.

Auch als Christin habe ich mich verpflichtet gefühlt, die Schöpfung zu bewahren, sie nicht zu zerstören. Diese maßlose Zerstörung unserer Umwelt wollte ich einfach nicht hinnehmen. Ich habe mir dann gesagt: So, du hast die Leute, die das tun, aber gewählt. Du regst dich auf, hast sie gewählt, also hast du ja eigentlich gar keine Legitimation, Kritik üben zu können.“

Wie kam es dazu, dass Sie an den friedlichen Demonstrationen teilnahmen?

1981 sind wir nach Eutritzsch gezogen, Pfarrer Aribert Rothe aus der Michaeliskirche hat mich auf die Arbeitsgruppe Umweltschutz hingewiesen, dort trat ich zunächst als Referentin auf – inzwischen war ich ja Chemieingenieurin in der Forschung der Wasserwirtschaft – und seit 1982 dann als Mitglied. Wir waren natürlich nur ein loses Bündnis, haben in Kirchgemeinden informiert und Aktionen gestartet. So kamen wir dann mit den Gerechtigkeits- und Friedensgruppen 1989 zur Friedlichen Revolution.

Also sind Sie ja praktisch mit einem anderen Ziel angetreten?

Mein Hauptziel zu DDR-Zeiten war: Einhaltung der Gesetze. Die DDR hatte eine erstaunlich gute Umweltgesetzgebung, der Schutz von Natur war in der Verfassung festgeschrieben, aber die Gesetze wurden nicht eingehalten. Es gab Tausende von Ausnahmegenehmigungen.
Aber dann kam alles anders und das viel rascher als gedacht.

Was ist Ihre stärkste Erinnerung an die Friedliche Revolution?

Wir hatten eigentlich mit unserer Umweltgruppe im September 1989 eine Veranstaltungsreihe in der Reformierten Kirche ab dem 4. Oktober geplant. Und dann kam der 9. Oktober, den ich auch nie vergessen werde in meinem Leben. Alle hatten Angst, jetzt passiert was, jetzt greift der Staat ein. Es gab tausend Gerüchte über Panzer am Stadtrand, Krankenhäuser mit zusätzliche Blutkonserven. Selbst die Universität, die Schulen haben gewarnt: „Geht ja nicht ins Stadtzentrum!“ Die Geschäfte machten um fünf zu, um sechs Uhr war immer das Friedensgebet, am 9. Oktober gleichzeitig in vier Kirchen im Stadtzentrum. Die Nikolaikirche war ab Mittag um zwei schon voll besetzt.

Wir sind jetzt drei Gruppen gewesen und haben uns Gedanken gemacht, was wir gegen diese drohende Gefahr der Gewalt tun könnten und haben einen „Appell für Gewaltlosigkeit“ formuliert. Am 9. Oktober habe ich diesen Appell in der Stadt verteilt und an Wände geklebt – dafür konnte man damals in den Knast gehen. Entscheidend aber war, dass am 9. Oktober 70.000 bis 100.000 Menschen auf der Straße waren, und die haben uns davor gerettet, als Aktivistinnen verhaftet zu werden. Das konnte man nicht mehr machen.
Es war ein großartiges Erlebnis, dass an diesem 9. Oktober, dann alles friedlich abgegangen war, dass eben kein Schuss gefallen ist.

Am 16. Oktober, jetzt komme ich zu dem Punkt, dass wir eben Veranstaltungen in der Reformierten Kirche abhielten und da kann ich mich noch erinnern: An diesem Tag waren dann plötzlich wieder so viele Menschen auf der Straße. Und die kamen dann schon mit ersten Transparenten an. Dass wir das erleben, das war so unfassbar, so unvorstellbar. Jetzt passiert hier was, jetzt kommen hier Veränderungen! Da war diese Euphorie und nachher muss ich sagen, man konnte es immer wieder gar nicht fassen. Das Wort des Herbstes war „Wahnsinn!“, es hieß immer wieder „Wahnsinn!“.

Wie haben Sie den Tag des Mauerfalls erlebt?

Der 9. November, das war nochmal unfassbar. Für mich ein Gedenken an die Reichspogromnacht, wir sind von einem Gottesdienst in der Nikolaikirche dann mit Kerzen zu dem Gedenkstein gelaufen und als ich dann abends wieder zu Hause war, da haben die Nachbarn erzählt: „Jetzt dürfen die direkt in den Westen fahren“. Keiner hat es eigentlich richtig kapiert, die Öffnung der Mauer und der Grenzen, das war sowas von abwegig und unvorstellbar. „Was, da stehen die auf der Mauer?“ Sonst wurde geschossen, wenn sich jemand der Mauer näherte und versuchte, in den Westen zu gelangen, die sind kaltblütig erschossen worden. Das waren alles Erlebnisse, die sind nicht jeder Generation vergönnt.

Wie sehen Sie den Vereinigungsprozess heute?

Helmut Kohl hat mit seiner massiven Art den Wiedervereinigungsprozess durchgezogen, im passenden Zeitfenster. Ich war mir mit vielen Freunden eigentlich einig, dass wir es schaffen, schrittweise über einen gemeinsamen Beitritt zur Europäischen Union dann quasi ein geeintes Deutschland in einem geeinten Europa zu werden. Aber das war mit der Bevölkerung nicht zu machen, und das war spätestens am 18. März 1990 klar, als das Bündnis aus CDU, DSU und Demokratischem Aufbruch [Bauernpartei stimmt nicht! – W. L.] fast die absolute Mehrheit gewann. Ich hätte mir einen längeren Prozess gewünscht.

Rückblickend, was hat die Wende aus Ihrer Sicht verändert?

Für mich persönlich begann mein zweites Leben. Ich habe ja noch mal alle Chancen dieser Welt bekommen. Ich konnte die Hälfte der Woche für das Bürgerkomitee arbeiten und nur noch zwei Tage im Institut. Und dann hieß es: „Jetzt können wir Verantwortung übernehmen.“ Dann hatten wir am 7. Mai 1990 wieder Kommunalwahlen. Ich bin angetreten, wurde gewählt, gehörte damit zu den Entscheidern. Als persönliche Referentin des Dezernenten für Umweltschutz und Sport begann ich im Leipziger Rathaus zu arbeiten und konnte nun plötzlich alles Mögliche mitbeeinflussen. Wir kannten natürlich westdeutsches Verwaltungshandeln überhaupt nicht, das war „learning by doing“. Wir hatten viele Begleiter dabei, aus unseren Partnerstädten Hannover und Frankfurt. Das kann ich nicht anders sagen, das war toll, wie die uns begleitet haben

Wie sehen Sie alles heute?

Ich bin auch heute überzeugt, dass viele Dinge gesellschaftlich verändert werden müssen: Wir brauchen mehr soziale Gerechtigkeit, es gibt die Klima-Krise und vieles mehr. Ich bin sehr froh, all die Jahre schon in einem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat zu leben, aber vieles ist noch nicht eingelöst: Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung von Natur und Umwelt, globale Gerechtigkeit. Und deswegen finde ich, gibt es genügend Raum, noch weiter für bestimmte Ziele, bestimmte Ideale zu streiten, zu kämpfen, sich zu engagieren, und das werde ich sicherlich auch weiterhin tun.

Zum Ende hin würden wir Sie gerne fragen, was Sie in der DDR am meisten geprägt hat?

Die Ideologisierung hat bei den meisten Menschen keinen Widerstand erregt, jedoch bei mir schon. Wir waren so eine Art Notgemeinschaft. Mit Not meine ich jetzt nicht, dass wir etwa gehungert hätten oder dass wir in Sack und Asche gegangen wären. Wir haben auch in der DDR natürlich gelebt, geliebt, gelacht, Freunde gehabt, Geburtstage und Familienfeiern gefeiert und alles auch, was man so im Alltag und im Leben braucht, Konzerte besucht, Theater besucht und Literatur versucht sich zu besorgen und, und, und.

Wir hatten damals eine Mangelwirtschaft, der Tauschhandel blühte. Man hat sich gegenseitig sehr viel geholfen. Das gebe es heute viel weniger, höre ich immer wieder. Ich kann das persönlich nicht bestätigen, aber viele klagen, die Ellenbogengesellschaft habe ein mehr egoistisches Herangehen hervorgebracht. Und sie hätten auch Freunde verloren. Es könnte durchaus sein, dass da manches vielleicht heute nicht mehr so ausgeprägt ist, wie es damals zu DDR-Zeiten war.

[Gekürzt und redaktionell bearbeitet Ursula Hein]

In eigener Sache – Nachruf Reinhard Wohlfahrt

von Tino Bucksch

mit Bestürzen haben wir erfahren, dass Reinhard Wohlfahrt am 07.04.2021 von uns gegangen ist. Reinhard Wohlfahrt war jahrelang ein aktiver und geschätzter Mitarbeiter des Bürgervereins. Gerade die Seniorinnen und Senioren lagen ihm am Herzen. So hat er zahlreiche Veranstaltungen für uns mit diesen durchgeführt. Noch tiefere Spuren hat er in seiner 14jährigen Arbeit als Layouter des Gohlis Forums hinterlassen. Kreativ und mit einem hohen Maß an Engagement hat er mit seinem ehrenamtlichen Einsatz dazu beigetragen, dass der Bürgerverein mehrfach im Jahr den Gohliserinnen und Gohlisern eine kostenfreie Stadtteilzeitschrift zur Verfügung stellen konnte. Aber auch bei der Gestaltung zahlreicher Publikationen des Vereins wie den Gohliser Kalendern, Sonderhefen oder den Gohliser Historischen Hefte hat er Maßstäbe für spätere Layouter vorgegeben. Wir trauern um einen Menschen, der mit seinem Engagement und seinem Einsatz die Arbeit des Vereins ein Jahrzehnt lang geprägt hat.

Wir wünschen seiner Familie und den Angehörigen viel Kraft in dieser für sie so schweren Zeit.

Jetzt mitmachen: Unsere Umfrage des Monats
x
?