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Gohlis Forum 2/2019

Siegfried Thiele; Foto: privat

Herzlichen Glückwunsch zum 85. Geburtstag

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Von Wolfgang Leyn

Siegfried Thiele, der Doyen unter den Leipziger Komponisten, lebt seit langem in Gohlis. Am 28. März feiert er 85. Geburtstag. Wir gratulieren und wünschen Gesundheit, Lebensfreude und Schaffenskraft.

„Geradlinigkeit und Unbestechlichkeit sind Eigenschaften des Schaffens von Siegfried Thiele. Vordergründiges oder modisch Aufgeputztes verschiedener ästhetischer Richtungen entstand während der letzten 40 Jahre Zeit zuhauf in seinem Umfeld. Von derlei Erscheinungen ließ sich Thiele nie beeinflussen.“ Das schreibt Werner Wolf 1999 über den Komponisten, nachzulesen auf der Website des Musikverlages Breitkopf & Härtel.

1981 wird das Neue Gewandhaus in Leipzig eröffnet – mit Beethovens Neunter und Siegfried Thieles „Gesängen an die Sonne“ für Alt-und Tenorsolo, Orgel, Chor und Orchester. Gewandhauskapellmeister Kurt Masur hat das Werk in Auftrag gegeben und setzt die Aufführung gegen Einwände des SED-Zentralkomitees durch. Dort missfallen die Texte von Goethe, Schiller und Hölderlin, die der Komponist ausgewählt hat.

1934 wird Siegfried Thiele als Sohn eines Zimmermanns und einer Strumpfwirkerin in Chemnitz geboren. Die Eltern erkennen sein Talent und ermöglichen ihm Klavierunterricht. Schon als Zwölfjähriger erfindet er eigene Melodien. 1953-58 studiert er in Leipzig an der Hochschule für Musik Komposition, Dirigieren und Klavier, arbeitet danach als Musikschullehrer. Es folgt ein Studium in der Meisterklasse des Komponisten Leo Spies an der Akademie der Künste. 1962 wird Thiele Dozent an der Musikhochschule in Leipzig.

1963 gründet er das Leipziger Jugendsinfonieorchester. Im selben Jahr wird sein Klavierkonzert durch Annerose Schmidt uraufgeführt. Von da an spielen die bedeutendsten Orchester der DDR seine Kompositionen. Gleichzeitig schreibt Thiele liturgische Werke für die Christengemeinschaft. 1984 wird er zum Professor berufen. Der Komponist Bernd Franke, einer seiner Schüler, erinnert sich an einen „sehr professionellen Unterricht auf höchstem Niveau … heute würde man sagen: alte Schule!“.

Am 1. Oktober 1990, drei Tage vor dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik, wird Siegfried Thiele zum Rektor der Leipziger Musikhochschule gewählt (und 1994 für weitere drei Jahre). In seine Amtszeit fallen einschneidende Veränderungen: die Fusion von Musik- und Theaterhochschule, die Wiedergründung des Kirchenmusikinstituts, die Einführung neuer Studiengänge, Prüfungs- und Studienordnungen, der Neubau des kriegszerstörten Konzertsaales. „Ein Glücksfall für die Hochschule“, resümiert der damalige Prorektor Johannes Forner, „die Integrität des Komponisten war auch die des Rektors“.

Das Leipziger Musikleben wusste Siegfried Thiele immer zu schätzen. Umso mehr bedauert der 84-Jährige, dass ihn Konzertbesuche zunehmend anstrengen. Nach wie vor spielt er täglich Klavier, liest viel und geht im nahegelegenen Rosental spazieren.

Doch das Komponieren hat er nicht aufgegeben. Im November 2018 wurde in der Gohliser Versöhnungskirche Thieles Kantate „Von Kriegen, von Gott und vom Frieden“ uraufgeführt, ein Auftragswerk von Martin Krumbiegels Kammerchor „Vox humana“. Peter Korfmacher schwärmte in seiner LVZ-Rezension vom „kostbar ökonomischen Altersstil, dem jede emotionale Exaltiertheit fremd ist… Lautere Schönheit und kristalline Klarheit sind die wichtigsten Parameter von Thieles Musik“.

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Tino Bucksch 1. Vorsitzender des Bürgervereins Gohlis e. V.

GF 2/2019 Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

mit einem lachenden und weinenden Auge schreibe ich diesen Text für die 2. Ausgabe des Gohlis Forum 2019. Ein weinendes Auge, weil wir nach knapp sechs Jahren unsere Zelte in der Lindenthaler Straße 34 abbrechen. Sechs Jahre, innerhalb derer wir 2014 die drohende Liquidation abwendeten und mit viel ehrenamtlicher Energie und Kraft Projekte und Veranstaltungen initiierten bzw. durchführten, um den Bürgerverein in der Öffentlichkeit präsent zu halten und auch für die Mitglieder nach innen attraktiv zu gestalten. So haben wir drei Jahre in Folge mit dem Projekt „Weltoffene Nachbarschaft“ – gefördert durch das Weltoffene Sachsen – ein Pensum umgesetzt, dass mit einer Vielzahl an inhaltlichen Fachveranstaltungen und einer bürgernahen Öffentlichkeits- und Informationsarbeit einen wichtigen Teil zum interkulturellen und –religiösen Austausch beigetragen hat. Hier gilt Peter Niemann als ehemaligem Projektleiter ein großer Dank. Aber auch unsere wiederbelebten Arbeitsgemeinschaften haben einen großen Beitrag zur Stabilisierung des Bürgervereins beigetragen. Maßgeblich trugen dabei die AG Stadtteilgeschichte und die AG Mobilität und Verkehr dazu bei, den Bürgerverein in den beiden Themengebieten als fachkundigen Akteur im Stadtteil zu verankern. Neben der inhaltlichen Säule war auch die finanzielle Konsolidierung des Vereins ein wichtiger Teil der Rettungsstrategie nach der Abwendung der Liquidation. Von Anfang an war leider klar, dass das Büro in der Lindenthaler Straße die materiellen Möglichkeiten des Bürgervereins einengte bzw. sogar enorm belastete. Selbst in Momenten der finanziellen Entspannung überstieg die notwendige Miete unseren Spielraum. Daher lag es im Eigeninteresse des Vereins und im Interesse der Mitglieder, die den Verein mit ihren finanziellen Beiträgen tragen, nach einer Alternative zu suchen. Diese haben wir gefunden und damit komme ich zum lachenden Auge, denn am 26. April kehren wir ins Heinrich-Budde-Haus zurück. Der Bürgerverein, einst Anfang der 90er Jahre gegründet, um den Verkauf des Budde-Hauses durch die Stadt zu verhindern, hatte in den letzten Jahren für eine Wiederbelebung dieses für den Stadtteil so wichtigen und markanten Anlaufpunktes gekämpft. Umso mehr freuten wir uns, dass mit dem FAIRbund e.V. ein erfahrener und kompetenter Träger gefunden wurde. Die Vielzahl an Veranstaltungen und das breite Netzwerk, das sich mittlerweile rund um das Budde-Haus entwickelt hat, sprechen dabei für sich selbst. Daher musste der Bürgerverein nicht lange überlegen, als die Idee im Raum stand, an den alten Standort ins Budde-Haus zurückzukehren. Wir glauben fest daran, dass es sowohl für unsere eigene Arbeit aber auch für die Stärkung des Budde-Hauses als Stadtteilzentrum von Vorteil sein wird, ab Mai mitten im sozialen und kulturellen Geschehen verankert zu sein und dazu beitragen zu können, dass sich Gohlis positiv fortentwickelt.

Bis dahin werden wir natürlich nicht untätig sein. Gerade die Leipziger Buchmesse, die traditionell im März stattfindet, wird auch unsere Aufmerksamkeit bekommen. Dazu finden sich im Heft auf Seite 19 nicht nur eine Übersicht der Termine der Lesungen in Gohlis, sondern auch auf Seite 16 ein Beitrag zu unserer eigenen Veranstaltungen im Rahmen von „Leipzig liest an Leipzigs längster Straße“. Weiterhin werden wir den erfolgreichen Aufschlag aus dem letzten Jahr aufnehmen und auch dieses Jahr am Frühjahrsputz teilnehmen. Wann dies erfolgt und wo der Bürgerverein seine Aktion durchführt, kann auf Seite 10 nachgelesen werden. Inhaltlich liegt der Fokus dieser Ausgabe auf der Verkehrsfrage im Stadtteil. Auf Seite 4, 14 und 20 finden sich Neuigkeiten zum Anwohnerparken in Gohlis, der geplanten Radwegverbindung über das Leipziger Zentrum bis in den Norden und das Treffen mit dem Fußverkehrsbeauftragten der Stadtverwaltung.

Nach den vielen wehmütigen Worten hoffe ich, dass Sie dennoch viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe haben.

Tino Bucksch
Vorsitzender des Bürgervereins Gohlis e. V.

Fußverkehrsbeauftragter zu Gast

Von Mathias Reichmuth

Am 16. Januar war beim Bürgerverein Gohlis Friedemann Goerl zu Gast. Er ist seit einem Jahr der Fußverkehrsbeauftragte der Stadt Leipzig und kümmert sich besonders um die Belange der Fußgänger bei allen anstehenden Bauplanungen der Stadtverwaltung. Während die Mängelbeseitigung Aufgabe einer Abteilung Straßeninstandsetzung ist, geht Goerl in der Stadt Leipzig auch die strategische Fußverkehrsplanung an, die von einer entsprechenden Verkehrsstrategie über einen Fußverkehrsentwicklungsplan bis hin zu Konzepten für einzelne Stadtviertel reichen soll. Die rund 20 Zuhörer aus den Reihen des Bürgervereins wiesen auf Probleme mit anderen Verkehrsteilnehmern hin (Falschparker und Radfahrer auf Fußwegen) sowie auf Gefahrenquellen durch unebene Oberflächen und Großpflaster in vielen Gehwegbereichen. Auch wurde diskutiert, warum es in Gohlis (und ganz Leipzig) so wenige Zebrastreifen gibt. Von der Flächenverteilung im öffentlichen Raum bis zur Barrierefreiheit fand rund zwei Stunden lang intensiver Austausch statt.

Bibliothek Erich Loest

GF 2/2019: Neues aus der Bibliothek Gohlis „Erich Loest“

Liebe Leserinnen und Leser des Gohlis Forum,

für Filmfreunde warten die Leipziger Städtischen Bibliotheken seit Ende vergangenen Jahres mit dem neuen Online-Angebot „Filmfriend“ auf. Dieser Streaming-Dienst für Bibliotheken ermöglicht es jederzeit, mit dem Bibliotheksausweis Filme zu schauen. Egal ob von zu Hause, in der Bahn oder im Café. Das von der Firma filmwerte GmbH aus Potsdam-Babelsberg entwickelte Filmportal bietet angemeldeten Bibliotheksnutzern unbeschränkten und kostenlosen Online-Zugang zu mehr als 1.500 Titeln. Der Filmkatalog reicht vom deutschen Film über erfolgreiche internationale Arthouse-Kinotitel, TV- und Kinodokumentationen, Mainstream-Titel und Kinderfilme bis hin zu Serien.
Der Zugang ist leicht über die Homepage der Bibliothek zu erreichen. Benötigt werden nur die Bibliotheksausweisnummer und die persönliche PIN. „Filmfriend“ ist werbefrei und erhebt keinerlei personenbezogene Daten. Die Filme lassen sich ganz einfach auf dem PC/Mac, auf dem Tablet oder Smartphone sowie über TV-Geräte (AppleTV, Google ChromeCast) streamen. Die Altersfreigabe für Kinder wird automatisch geprüft. Viel Spaß bei der nächsten Flimmerstunde!

Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 19. Lebensjahr können die Bibliothek kostenlos nutzen. Die Anmeldung für LeipzigPass-Inhaber ist ermäßigt.

An dieser Stelle möchten wir auch einen Blick auf die Leipziger Buchmesse 2019 werfen. Vom 21.-24. März wird Leipzig, wie jedes Jahr, wieder zum Zentrum des nationalen und internationalen Buchmarktes. Die Messe bietet den Verlagen eine Bühne für die literarischen Neuerscheinungen des Frühjahrs. Das zur Buchmesse gehörende Lesefest „Leipzig liest“ geht dieses Jahr bereits in die 28. Runde, und auch die Bibliothek Gohlis ist wieder mit dabei.

Am Freitag, den 22. März um 19.00 Uhr, begrüßen wir Regine Möbius in unserem Haus. In ihrem Sachbuch „Schneisen der Zeitgeschichte. Erich Loest als politischer Mensch“ nähert sich die Autorin dem politischen Menschen Loest anhand von Erlebnisberichten, Interviews und Zeitzeugendokumenten, Briefen und Beobachtungen von Künstlern, Journalisten und Geisteswissenschaftlern an. Dabei wirft Regine Möbius einen umfassenden Blick auf die tiefere Psychologie der Ereignisse, die sich in all seinen Büchern und kulturpolitischen Aktionen widerspiegelt. Loest, Literatur und Politik. Die Bibliothek Gohlis „Erich Loest“ bietet hierfür natürlich den idealen Rahmen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Der Eintritt ist frei.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Die Anmeldung für LeipzigPass-Inhaber ist ermäßigt. Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 19. Lebensjahr können die Bibliothek kostenlos nutzen.

Bibliothek Gohlis „Erich Loest“
Stadtteilzentrum Gohlis
Georg-Schumann-Straße 105
04155 Leipzig,
Tel.: (0341) 1235255
E-Mail: bibliothek.gohlis@leipzig.de

Öffnungszeiten:
Mo, Di, Do, Fr 10 – 19 Uhr ; Mi 15 – 19 Uhr

Bäckerei Hermann Eckart um 1910. Der größere Junge in der Mitte ist der Vater des Autors.

Gohliser Ladengeschichten (2): Kuchenränder und Wurstsuppe

In Teil 1 unserer kleinen Serie kam die Blumenhändlerin Karla Hasse zu Wort. Diesmal zitieren wir aus einem Leserbrief von Gerhard Eckart mit Kindheitserinnerungen. Dass es darin vor allem ums Essen geht, hängt mit der Zeit zusammen, die er beschreibt. Damals wurden Zuckerrübenschnitzel nicht wie heute an Pferde oder Schafe verfüttert, sondern von hungrigen Menschen gegessen.

Geschenkte Kuchenränder …
Ich wurde 1938 in Leipzig-Gohlis geboren und wohnte bis 1949 in der Eisenacher Straße 25. In unserem Haus befand sich ein Gemüse-und Kolonialwarengeschäft, betrieben von dem Ehepaar Müller. Im Nachbarhaus Nr. 27 war eine Bäckerei, dort kauften wir aber nicht ein, wir ließen dort nur Kuchen und Stollen backen. Brot holte ich, wenn ich einkaufen musste, immer in einer Bäckerei in der Lindenthaler Straße, in einem Eckladen auf der linken Straßenseite, ich weiß aber nicht mehr, ob an der Elsbeth- oder Cöthner Straße. Ich machte mir den weiteren Weg, da ich dort beim Einkauf immer eine Tüte Kuchenränder bekam und wenn ich um die Ecke durch die Toreinfahrt zum Bäcker in die Backstube ging, um mit ihm zu schwatzen, bekam ich von ihm noch eine zweite Tüte.

… und geklaute Brötchen
Eigentlich wollte ich damals Bäcker werden, habe es mir später aber anders überlegt. Mein Großvater Hermann Eckart war Bäckermeister und hatte eine Bäckerei in Leipzig-Gohlis an der Ecke Wahrener-/Lüderstraße, jetzt Wolfener-/Lüderstraße. Mein Großvater hatte außerdem ein Zweiggeschäft in der Innenstadt, in der Hainstraße.

An der Ecke Georg-Schumann-/Lindenthaler Straße, wo jetzt das Altenwohnheim steht, war nach dem Krieg ein Backwarenladen von der Brotfabrik, wo wir aber nicht einkauften. 1946 haben wir als Kinder, wenn im Laden viel Andrang war, Brötchen aus dem Schaufenster geklaut, wir hatten ja immer Hunger, und eine Handvoll Rübenschnitzel aus der Hosentasche reichte auch nicht zum Sattwerden.

Wurstsuppe und Speiseeis-Ersatz
An der Ecke Stockstraße/Wahrener Straße war unser Fleischerladen, Fleischer Piepenbrink. Dort mussten wir als Kinder, mein älterer Bruder und ich, mit großen Töpfen Wurstbrühe holen. Wenn wir zeitig genug dort waren, hatten wir manchmal Glück, dass noch ein paar Wurst- oder Fleischbrocken darin schwammen. Zumeist waren wir aber schon froh, wenn noch ein paar Fettaugen zu sehen waren.

In der Georg-Schumann-Straße, kurz nach der Ecke Lindenthaler Straße, stadtaus-wärts neben dem Bandagisten-Geschäft war nach dem Krieg der erste „Eisladen“. Da wurde eine undefinierbare Masse, eine Art Schlagcreme, als Eis angeboten. Später gab es den Eissalon „Florenz“ in einem Flachbau auf der anderen Ecke stadteinwärts, wo sich erst ein Plakatmaler niedergelassen hatte, der aber nach Schweden ausgewandert ist. In der Winkelstraße, einer Verbindung zwischen Menckestraße und Platnerstraße, hatte unser Schuhmacher seine Werkstatt, seinen Namen weiß ich allerdings nicht mehr.

Kinderkarussell mit Handbetrieb
An der Ecke Breitenfelder/Möckernsche Straße, wo sich früher der alte Gohliser Friedhof befand, deshalb wurde er Knochenplatz genannt, und später eine Konsumverkaufsstelle entstand, hatte ein Schausteller zeitweise ein Karussell betrieben. Da es aber keinen Stromanschluss hatte, musste es per Hand angeschoben werden, was wir als Kinder gern übernahmen. Dafür gab es dann eine Mark und wir durften abwechselnd einmal umsonst mitfahren. Gerhard Eckart

PS: Dietmar Gabriel, der in der Nähe der heutigen „Semmelkiste“ in der Wilhelm-Plesse-Straße groß geworden ist, hat uns in seinem Leserbrief Interessantes über Geschäfte in dieser Gegend mitgeteilt. Aus dem fernen Schriesheim bei Heidelberg meldete sich Gerhard Luff, dessen Großmutter früher ein Feinkostgeschäft in der Gohliser Straße 29 hatte. Offensichtlich erinnern sich viele Gohliser an Ladengeschichten. Sie auch? Dann schreiben Sie an: Bürgerverein Gohlis, Lindenthaler Straße 34 oder schicken Sie eine E-Mail an buergerverein@gohlis.info – Kennwort: Ladengeschichten. Ebenfalls um dieses Thema geht es beim Gesprächs-Café der AG Stadtteilgeschichte am Mittwoch, dem 27. März, 17 Uhr, im Budde-Haus, Lützowstraße 19.

Demokratieecke GF 2/2019

Von Tino Bucksch

Der Bürgerverein Gohlis ist seit Beginn des Beteiligungsverfahrens mit einem Vertreter im Nachbarschaftsforum zur Entwicklung des ehemaligen Eutritzscher Freiladebahnhofs – Arbeitstitel Leipzig 416 – vertreten. Anfangs begrüßten wir die offene und breite Diskussion und Beteiligung bei der Gestaltung des neuen Stadtteils. Erste Risse erhielt dieser Eindruck, als in der Debatte um den Erhalt des So&So und des TV-Clubs in unseren Augen nicht von Anfang an mit offenen Karten gespielt wurde. Sowohl die CG-Gruppe als Investor als auch die Stadt verfolgten eigene Interessen, die nicht in Einklang mit dem Meinungsbild im Forum gebracht werden konnten. Am Ende wurde durch Faktenschaffen eine Entscheidung „herbeigeführt“.

Deshalb nehmen wir die aktuelle Entwicklung beim Thema eines Radweges am östlichen Rand des Areals höchst skeptisch zur Kenntnis. Über sechs Nachbarschaftsforen hinweg gab es einen spürbaren Konsens für die Errichtung eines durchgängigen, separaten Radweges entlang der Grenze zum Bahndamm. Beim letzten Treffen im Januar 2019 wurde den Mitgliedern des Forums eine Vorzugsvariante der Stadtverwaltung präsentiert, welche aufgrund eines beiderseitigen Bürgersteigs nur eine Mischvariante mit der Straße vorsieht. Trotz geäußerten Unverständnisses und kritischer Nachfragen konnte die Stadtverwaltung die Gründe für diesen Strategiewechsel nicht darlegen.

Der Bürgerverein Gohlis setzt sich seit fast zehn Jahren für einen durchgängigen Radweg vom Zentrum über den nördlichen Bahnbogen ein. Daher sehen wir die aktuellen Pläne der Stadtverwaltung mit großer Sorge. Vor allem, weil die Stadtverwaltung mit ihrer Vorzugsvariante mittel- und langfristige Pläne für einen durchgängigen Radweg zunichte macht, der auch direkt an den geplanten Radschnellweg nach Halle (S.) anschließen könnte – und das ohne nachvollziehbare Gründe.

Der Bürgerverein wird sich daher weiterhin vehement für die Variante eines durchgängigen separaten Radweges einsetzen und hier den Schulterschluss mit anderen Akteuren und Befürwortern dieser Option suchen.

Der markante Bau an der Ecke Sasstraße / Georg-Schumann-Straße wird demnächst bezogen; Foto: Günter Krap

Gohliser Baugeschehen

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Von Matthias Reichmuth

Auch diesmal wollen wir Sie über Planungen sowie laufende und abgeschlossene Baustellen in Gohlis informieren. Anfangen können wir diesmal im Süden, und zwar direkt in der Friedenskirche. Warum Ende Januar wohl Steine aus der Friedenskirche geschleppt wurden, interessierte ein Bürgervereinsmitglied. Wir gingen dem nach und erfuhren: Die Friedenskirche, derzeit vor allem als PAX-Jugendkirche in Gebrauch, erhält einen neuen und ebenen Fußboden, teilweise mit Fußbodenheizung. Dazu wurden auch die meisten Bankreihen entfernt, so dass die Fläche zukünftig flexibler genutzt bzw. bestuhlt werden kann. Die alten Heizungskanäle mit ihren Metallgittern bleiben allerdings aus Gründen des Denkmalschutzes erhalten.

Leichter nach außen sichtbar sind in der Georg-Schumann-Straße zwei Neubauten entstanden, deren Gerüste inzwischen gefallen sind. Der Neubau in der Georg-Schumann-Straße 119 (schräg gegenüber von der Einmündung der Schachtstraße) ist nur teilweise neu, weil er auf dem Sockelgeschoss des Vorgängerbaus entstand, der weitgehend abgerissen worden war. Nur an den unteren Ecken ist davon noch etwas sichtbar.

Völlig neu und auf dem Dach mit Solaranlage ausgerüstet ist der Neubau Sasstraße 5, der direkt an der Ecke zur Georg-Schumann-Straße errichtet wurde. Die markanten Erker ab dem 2. Obergeschoss gliedern die Fassade, werden aber wegen des Straßenlärms sicher wenig attraktiv für den Aufenthalt. Trotzdem ist es beachtlich, dass Neubauten jetzt auch an der Georg-Schumann-Straße entstehen, wo bis vor wenigen Jahren selbst von den bestehenden Altbauten noch ein großer Teil leer stand.
In Gohlis-Mitte befindet sich in der Schlotterbeckstraße 2 derzeit ein unauffälliger Garagenhof. Nun hat im Internet der Verkauf von recht teuren Eigentumswohnungen begonnen, die dort stattdessen gebaut werden sollen. Einige Anwohner sehen die Form des Gebäudes als unpassend für diesen Standort an und wandten sich an den Bürgerverein – wir haben daraufhin im Bauordnungsamt nachgefragt, wie man dort den geplanten Neubau bewertet. Da für das Gebiet kein Bebauungsplan existiert und grobe Verstöße gegen geltendes Recht nicht zu finden waren, geht man dort von einer Zulässigkeit der Pläne aus. Allerdings ist der Bescheid zur Baugenehmigung noch nicht rechtskräftig, da zwei Widersprüche von Anliegern eingegangen sind.

Und wie schon im letzten Jahrhundert wächst Gohlis schrittweise nordwärts. Ganz im Norden an der Landsberger Straße (zwischen Tankstelle und Straßenbahnwendeschleife) plant die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft jetzt 106 Wohnungen. Eine im LWB-Kundenmagazin „Wohnzeit“ dargestellte Grafik zeigt drei fünfgeschossige Wohnblocks, eine neue Kindertagesstätte soll im Erdgeschoss integriert werden. Baubeginn ist in diesem Jahr, die Fertigstellung ist für 2021 geplant. Durch die Nutzung von Fördermitteln sollen in diesen Wohnungen die Mieten bei nur rund 6,50 Euro je Quadratmeter liegen, obwohl die Kosten bei Neubauten eher so liegen, dass 10,- Euro kostendeckend wären. Für Wohngeldberechtigte zwar noch immer zu teuer, aber zur Dämpfung der sonst laufenden Mietpreissteigerungen sicher ein sinnvoller Schritt.

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Frühjahrsputz mit dem Bürgerverein

Von Hannes Meißner

Leider schaffen es manche Menschen nicht, Ihren Müll da zu entsorgen, wo er hingehört. Daher wird sich der Bürgerverein Gohlis e.V. dieses Jahr wieder am Leipziger Frühjahrsputz beteiligen. Dieser findet dieses Jahr in der Zeit vom 22. März bis zum 13. April statt.

Dabei geht es darum, Unrat von öffentlichen Flächen einzusammeln und zu entsorgen. Hierfür stellt die Stadt Leipzig Müllsäcke und Hilfsmittel wie Greifzangen zur Verfügung. Kurz darauf wird der gesammelte Abfall von der Stadtreinigung abgeholt.

In diesem Jahr ruft der Bürgerverein Gohlis für Samstag, den 13. April zur Teilnahme auf. Wir wollen das Stück am Bahndamm von der Lindenthaler bis zur Breitenfelder Straße, entlang der neu benannten Stoyestraße vom Müll befreien. Wir treffen uns ab 10 Uhr am Eingang der Stoyestraße (früher Teil der Halberstädter Straße) neben der Total-Tankstelle. Dazu wird es eine kleine Verpflegung geben (Wasser, Kaffee, Kuchen).

Letztes Jahr hat es auf jeden Fall viel Spaß gemacht, wenn auch mehr Abfall zusammen kam, als auf den ersten Blick zu sehen war. Hier kann also jede und jeder einen Teil dazu beitragen, das eigene Wohnumfeld wieder so angenehm wie möglich zu gestalten.

Bürgermeister Heiko Rosenthal gibt den Spielplatz frei; Foto: Peter Niemann

Unbenannte Plätze und Plätzchen in Gohlis – zweiter Teil –

Bürgermeister Heiko Rosenthal gibt den Spielplatz frei

Text und Foto: Peter Niemann

Im ersten Teil der Serie (s. Ausgabe 1/2019) konnten wir einiges über einen großen, derzeit noch unbenannten Platz in Gohlis-Mitte (Ecke Heinrich-Budde-Straße/Corinthstraße) erfahren. Diesmal soll das Hauptaugenmerk auf einem etwas kleineren, aber nicht minder schönen Ort in unserem Stadtteil liegen. Dieser Ort ist vielen von Ihnen sicher unter dem Begriff Amselpark geläufig. Tatsächlich trägt dieser Park keinen offiziellen Namen und dennoch scheint die Bezeichnung Amselpark sehr tief im öffentlichen Bewusstsein verwurzelt, so tief, dass wohl niemand jemals ernsthaft auf die Idee käme, einen passenderen Namen zu suchen. Es wäre natürlich toll, wenn der Ort auch durch ein entsprechendes Schild ausgewiesen würde. Dafür wollen wir uns als Bürgerverein einsetzen.

Der kleine Park zieht sich entlang der Ludwig-Beck-Straße in Gohlis-Mitte. Im Westen wird er von der Wiederitzscher Straße, im Osten von der Breitenfelder Straße eingefasst. Im Süden grenzt er an die S-Bahn. Auch jenseits der Breitenfelder Straße erstreckt sich ein schmaler Ausläufer des Parks gen Coppiplatz. Mehrere, kleinere Wege durchschneiden die Anlage. Neben einer Vielzahl an Sträuchern und Büschen gibt es dort auch einen ordentlichen Baumbewuchs, Wiesenflächen und einen wunderschönen Spielplatz.
Dieser hat jüngst eine Reihe an Veränderungen erfahren. Im August 2017 ereilten die Nutzerinnen und Nutzer von selbigem unerfreuliche Neuigkeiten, mussten doch die aus dem Jahr 1995 stammenden Außenspielgeräte aus Sicherheitsgründen demontiert werden. Glücklicherweise hat die Stadt Leipzig bereits zu diesem Zeitpunkt Planungen für einen Ersatzneubau anberaumt. Am 16. Mai 2018 bestand für interessierte Bürgerinnen und Bürger sogar die Möglichkeit, sich mit eigenen Ideen, Wünschen und Anregungen in das Planungsverfahren einzubringen. Ursprünglich für die Sommermonate angedacht, sollte sich die Realisierung des Bauvorhabens noch bis in die Monate November und Dezember des Jahres ziehen. Am 16. Januar dieses Jahres konnte ich es einrichten, mit zumindest einem von drei Kindern der feierlichen Eröffnung des Spielplatzes durch Heiko Rosenthal, Bürgermeister und Beigeordneter für Umwelt, Ordnung und Sport beizuwohnen (s. Foto). Die Kosten für das Spielplatzupgrade beliefen sich auf rund 90.000 €.

Das Thema des neuen Spielplatzes ist ebenso unverkennbar wie naheliegend: „Bitte einsteigen – die Lok kommt!“ Entsprechend präsentiert sich dieser in Gestalt einer Lokomotive mit Waggons. Das Repertoire des neuen Außenspiel- und Bewegungsangebots im Amselpark umfasst eigentlich alles was ein Kinderherz zu wünschen vermag. Bei der Konzeption wurde versucht, ein möglichst großes Altersspektrum zu berücksichtigen. Sogar an Barrierefreiheit wurde gedacht, sodass auch weniger mobile Kinder viel Spaß beim Spielen haben können.

Wenn ich nun durch den Park radle oder mit den Kindern den Spielplatz besuche, fühlt sich der Park endlich wieder vollständig an. Ich freue mich schon jetzt auf wärmere Temperaturen und den Frühling. Dann werde ich wieder stundenlang dort sitzen, meinen Kindern beim Spielen und den Amseln beim Hüpfen zuschauen können. In jedem Fall dürfen Sie gespannt bleiben! Bereits in der nächsten Ausgabe widmen wir uns weiteren, namenlosen Plätzen.

Eine Frage an Sie: Warum heißt dieser Park im Volksmund eigentlich Amselpark?
Unter allen Einsendungen verlosen wir drei unserer Gohlis-Kalender für das Jahr 2019.
E-Mail: gohlisforum@gohlis.info

Ausführliche Informationen zum Angebot des Spielplatzes gibt es hier und hier.

Jürgen Hirche mit seinem Azubi Jonas Bäuml; Foto: Günter Krap

Gohliser Geschäftsleben GF 2/2019

Von Günter Krap

Diesmal behandeln wir drei Veränderungen im Gohliser Wirtschaftsleben – von der Übernahme bis zur Neugründung.

Fahrradladen mit neuen Angeboten
Seit Dezember 2017 ist Jürgen Hirche, der eigentlich aus der Automobilbranche stammt, Inhaber des Fahrradladens „Max-Bike“ in der Max-Liebermann-Straße 31. Der Vorbesitzer wollte das Geschäft aufgeben, fand aber mit Hirche als ambitioniertem Radfahrer sowie ehemaligem Amateur im Straßenradsport den idealen Nachfolger. Dieser ergriff die Chance, sich als Fahrradhändler mit Reparaturwerkstatt selbständig zu machen. Aufgrund der Meisterqualifikation aus der Autobranche darf Hirche sogar Lehrlinge ausbilden, was er seit August 2018 auch tut. Bei Max-Bike werden Fahrräder der Marken Victoria, Exelsior, Feldmeier und moderne Elektrofahrräder mit Antriebssystemen von Bosch und Shimano gehandelt. Repariert werden alle Typen, auch DDR-Fahrräder. Sollte das Rad nicht mehr von allein rollen, wird es zur Reparatur auch beim Kunden abgeholt. In Härtefällen steht dem Kunden für die Dauer der Reparatur ein Werkstattersatzrad zur Verfügung. Ein besonderes Highlight ist die Möglichkeit, sein liebgewonnenes Fahrrad zum Elektrorad umbauen zu lassen. Dazu wurde Max-Bike Vertragshändler von „Pendix“, einem Zwickauer Start-Up-Unternehmen, das vor 5 Jahren einen neuartigen bürstenlosen Tretlagermotor entwickelte und auf den Markt brachte. Dieses System passt zu fast jedem Fahrrad, egal ob Ketten- oder Nabenschaltung.
Johanniter mit Pflegedienst in Gohlis
Im Mai 2018 eröffneten die Johanniter eine neue Pflegedienst-Station Leipzig-Nord in der Lützowstraße 11 (Gohlis-Arkaden). Von hier aus starten täglich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu den Klienten, um sie zu Hause in den eigenen vier Wänden zu versorgen. Dazu zählen medizinische Versorgung auf ärztliche Verordnung, Körperpflege und Vorbereitung von Mahlzeiten sowie hauswirtschaftliche Unterstützung bis hin zu Verhinderungsleistungen, falls die eigentliche Pflegeperson vorübergehend ausfällt. Darüber hinaus gibt es Leistungen zur Gestaltung des Alltags und Beratungsangebote und alle Formen der Beratung zu Fragen der ambulanten Pflege und Versorgung. Jedes Angebot wird individuell abgesprochen.

Neue Praxis für Ganzheitliche Naturkosmetik
Im September 2018 eröffnete Sandra Stegmann-Glaß in der Gothaer Straße 28 (im Hinterhaus) eine Naturkosmetik-Praxis. Die gelernte Apothekenhelferin hat ihre Kosmetikausbildung mit dem Gesellenbrief der Handwerkskammer abgeschlossen, danach bildete sie sich weiter zur Dr. Hauschka Naturkosmetikerin. Nach einigen Jahren Berufserfahrung machte sich die engagierte und praxisorientierte junge Frau nun mit ihrer Naturkosmetik-Praxis selbständig. Wer die Praxis aufsucht, wird sowohl von der Ausstattung der Räume als auch vom vielfältigen Angebot überrascht. Dieses reicht von Naturkosmetikprodukten, umfangreichen Behandlungsmöglichkeiten von der Verwöhnbehandlung über Ohrkerzenbehandlung und Fußreflexzonenmassage bis hin zur klassischen Rückenmassage. Die Öffnungszeiten sind von Montag bis Freitag von 10.00 bis 19.00 Uhr.

Louise OttoPeters; Quelle: Archiv Elisabeth Guhr

Zum 200. Geburtstag der Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters

Von Elisabeth Guhr

Immer noch ist ihr Name vielen unbekannt. Louise Otto-Peters, die engagierte Frauenrechtlerin und Mitbegründerin der organisierten Frauenbewegung in Deutschland hatte eine enge Beziehung zu Gohlis. Hier lebte ihr Cousin Guido Alexander Vogel, bei dem sie in den 1840er Jahren Quartier nahm. Louise Otto, die jüngste Tochter eines Gerichtsdirektors aus Meißen, hatte früh ihre Eltern verloren und 1841 auch ihren Verlobten. Da Mädchen damals die höheren Bildungswege verschlossen waren, bildete sie sich lebenslang autodidaktisch weiter. Auf ihren Reisen durch Sachsen sah sie die Not der arbeitenden Männer, Frauen, und auch Kinder in den Fabriken und schrieb Romane darüber. Ihr Buch „Schloß und Fabrik“ gehört zu den ersten sozialkritischen Romanen in Deutschland und konnte nur stark zensiert erscheinen. Louise Otto war begeisterte Demokratin und Anhängerin der Kämpfer des Vormärz. In Gohlis und Leipzig traf sie mit dem von ihr verehrten Robert Blum zusammen, der sich, wie auch sie, mit den Rechten der Frauen auseinandersetzte. In Robert Blums „Vaterlandsblättern“ schrieb sie:

… die Zeit des Fortschrittes wird auch die Frauen mit sich weiter reißen – die Zeit, in der das ganze große Vaterland zum Bewußtsein erwacht, seine Rechte fordert und erringt, wird auch den deutschen Frauen die ihren nicht verweigern“.

Das Bauerngut von Guido A. Vogel, in dem Louise Otto-Peters zu Besuch war, erstreckte sich über die heutigen Grundstücke Schillerweg 17 und Menckestraße 14. Der Kupferstich von 1854 zeigt den Blick von Anger in der Menckestraße aus
Das Bauerngut von Guido A. Vogel, in dem Louise Otto-Peters zu Besuch war, erstreckte sich über die heutigen Grundstücke Schillerweg 17 und Menckestraße 14. Der Kupferstich von 1854 zeigt den Blick von Anger in der Menckestraße aus

Ihre schwärmerischen Gedichte brachten ihr den Titel „Lerche des Völkerfrühlings“ ein. Im Ergebnis der Revolution von 1848 gründete sie ihre Frauen-Zeitung unter dem Motto: „Dem Reich der Freiheit werb ich Bürgerinnen!“. 1850 erließ das sächsische Ministerium ein Gesetz, die „Lex Otto“, das Frauen verbot, als Herausgeberinnen zu fungieren. Louise Otto war die einzige Herausgeberin in Sachsen und hatte nun Berufsverbot. Erst 1858 konnte sie den Schriftsteller August Peters heiraten, mit dem sie sich während seiner Gefangenschaft als 48er-Revolutionär verlobt hatte. Beide zogen nach Leipzig, wo sie bis zu seinem Tod im Jahr 1864 zusammen an der Mitteldeutschen Volkszeitung arbeiteten.

Am 18. Oktober 1865 gründete Louise Otto-Peters zusammen mit Auguste Schmidt den Allgemeinen Deutschen Frauenverein (ADF). Zentrale Forderungen des deutschlandweit agierenden ADF waren das Recht der Frauen auf gleiche Bildung sowie auf Chancengleichheit bei der Arbeit. Als Organ des Vereins erschien ab 1866 unter Louise Otto-Peters‘ Leitung die Zeitschrift „Neue Bahnen“. Auch für das Recht der Frauen, wählen zu dürfen, hatte sie sich eingesetzt, aber erst 1918, fast 25 Jahre nach ihrem Tod, erhielten Frauen in Deutschland das Wahlrecht.

Louise Otto-Peters ist es zu danken, dass Leipzig zur Wiege der organisierten Frauenbewegung in Deutschland wurde. Frauen aus ganz Deutschland errichteten der „Führerin auf Neuen Bahnen“, der unermüdlichen Kämpferin für die Gerechtigkeit und die Rechte der Frauen im Jahr 1900 ein Denkmal, das seit 1925 im Rosental steht.

Gohliser Frauen feiern den Geburtstag der großartigen Frauenrechtlerin am 26. März ab 17.00 Uhr auf dem Anger in der Menckestraße. Kommen Sie dazu! Bringen Sie etwas zum Feiern mit und im Zeitalter der Gleichberechtigung sind natürlich auch Männer dazu eingeladen.

Parksituation Gohlis; Foto: Schenk

Anwohnerparken in Gohlis – eine gute Idee?

Von Tilman Schenk

Wer in Gohlis einen Parkplatz im Bereich der öffentlichen Straßen sucht, merkt schnell, dass es für die wenigen Parkmöglichkeiten in den teilweise engen Straßen zu viele Autos im Stadtteil gibt. Oft werden dann Pkw an Orten abgestellt, die gar nicht dafür vorgesehen sind. Zuletzt hat die AG Mobilität und Verkehr des Bürgervereins Gohlis mit einer Aktion im Rahmen des „Parking Day“ im September auf dem Gohliser Anger in der Menckestraße darauf aufmerksam gemacht. Die dort gesammelten Eindrücke von Anwohnern haben bestätigt, dass das Thema auch ihre Gemüter bewegt, so dass sich die AG Mobilität und Verkehr vorgenommen hat, sich weiter damit zu beschäftigen und nach Lösungsvorschlägen zu suchen.

In anderen Stadtteilen Leipzigs, etwa am Zoo oder im Waldstraßenviertel, kennt man sie schon: Parkzonen, in denen Anwohner bevorzugt parken dürfen, sollen helfen, den Parkdruck in den Straßen zu lindern. Wie genau solche Parkzonen funktionieren, was man tun müsste, um sie einzurichten und ob diese eine sinnvolle Lösung für Gohlis sein könnten, diesen Fragen wollte die AG am 12. Dezember mit einem Treffen mit dem Abteilungsleiter für Generelle Planung beim Verkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Leipzig, Herrn Torben Heinemann, nachgehen.

Zunächst wurde in der Gesprächsrunde eine Situationsanalyse vorgenommen: Vielfach beobachten wir in Gohlis einen hohen Parkdruck, der dazu führt, dass Pkw an Straßenecken, auf Sperrflächen oder vor Gehwegnasen abgestellt werden. Oft werden Kreuzungsbereiche dadurch schwer einsehbar und die Querungsmöglichkeiten, gerade auch für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer, eingeschränkt. Einige Straßen werden durch den „ruhenden Verkehr“ so verengt, dass Einsatzfahrzeuge oder die Müllabfuhr kaum mehr durchkommen. Besonders groß ist das Problem in dicht bebauten Gebieten mit engen Straßen. An manchen Stellen entsteht der Eindruck eines Vollzugsdefizits seitens des Ordnungsamtes, weil routinemäßige Parkverbotskontrollen in den Stadtteilen selten vorgenommen werden. An einzelnen Stellen entsteht auch ein erhöhter Parkdruck durch Fahrzeuge ortsfremder Besucher, etwa rund um das Gohliser Schlösschen, das Ärztehaus am Coppiplatz oder bei Veranstaltungen im Stadion entlang der Straßenbahnlinie 4.

Dann gab Herr Heinemann der AG einen Einblick in das Thema Anwohnerparken aus Sicht der städtischen Verkehrsplanung. Zunächst muss gesagt werden, dass Regelungen zum Anwohnerparken natürlich die Zahl der insgesamt vorhandenen Parkplätze nicht erweitern, sondern lediglich dazu beitragen können, gebietsfremden Verkehr aus dem Stadtviertel fernzuhalten. Erst ab ca. 95 % Auslastung der vorhandenen Parkplätze würde die Stadt überhaupt aktiv werden können, eine Regelung hat aus Sicht der Stadtverwaltung nur bei mehr als ca. 20 % Anteil gebietsfremder Parknachfrage Sinn, der durch eine Anwohnerparkregelung „verdrängt“ werden könnte. Hierzu sind zwei verschiedene Modelle möglich: In einer „Bewohnerparkzone“ dürfen nur Bewohner des entsprechenden Gebietes parken, eine Erlaubnis dafür kostet 30,50 € pro Jahr. In einer „Anwohnerparkzone“ kann man hingegen für 65,- € pro Jahr eine Ausnahmeerlaubnis erwerben, als Anwohner auf an sich bewirtschafteten Parkplätzen (also mit Parkscheinautomat) sein Auto abstellen zu dürfen. Relativ einfacher möglich wäre die Einrichtung von bewirtschafteten Parkflächen an Geschäftsstraßen, um so die mehrfache Nutzung der Stellplätze und damit ein besseres Angebot für Kunden als Kurzzeitparker zu erreichen.

So kam das Treffen letztlich zu dem Ergebnis, dass in Gohlis vor allem wegen des nur punktuell auftretenden gebietsfremden Parkdrucks, das Instrument des Anwohnerparkens kaum eine sinnvolle Lösung darstellt. Es sind eben überwiegend wir Gohliser selbst, die den Parkdruck verursachen. Trotzdem kann etwas getan werden: In der weiteren Diskussion des Abends kristallisierten sich Handlungsmöglichkeiten für alle Beteiligten heraus, die zur Problemlösung beitragen können: Seitens der Stadt und des Verkehrs- und Tiefbauamtes könnte sich die Parkraumbewirtschaftung vom Zentrum und Zoo aus schrittweise weiter nach Norden ausdehnen und zukünftig vielleicht auch Gohliser Straßenzüge berühren. Herr Heinemann versprach auch, die Möglichkeit eines zusätzlichen Park-and-Ride-Platzes an der Endstelle der Linie 4 in der Landsberger Straße zu prüfen. Besonders da die Brücke über die Bahn wieder für den Autoverkehr freigegeben ist, könnte dadurch das „Eventparken“ im nördlichen Gohlis verringert werden.

Wir Gohliser können durch stärkeres Nutzen und Bewerben der vorhandenen Carsharing-Angebote anstelle eigener Pkw zur Verringerung des Parkdrucks beitragen. Helfen würde vielleicht auch, Informationen über Mietangebote für Dauerparkplätze, etwa das Parkhaus in der Lindenthaler Straße, oder auch vermietbare Parkplätze in Wohnanlagen, ob genossenschaftlich oder privat, zu sammeln und zu kommunizieren. Fest steht, dass die AG Mobilität und Verkehr dieses Thema weiterverfolgen und sich an der Lösungssuche beteiligen wird.