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Gohlis Forum 1/2020

In den Gohliser Katakomben – Keine Bierfässer mehr

von Ursula Hein

Viele waren gekommen, wollten doch einmal in die Katakomben der Gohlis-Brauerei schauen und sehen, was sich noch in diesen denkmalgeschützten Gewölben versteckt. Sie wurden nicht enttäuscht. Ausgangspunkt war die seit Jahren leerstehende, große Halle im Trakt der Stadtbücherei. Zwei nette junge Damen begrüßten uns und verteilten Namensschildchen, um eine Kontaktnahme der Besucher untereinander zu erleichtern. Außer uns sechs Vertretern des Bürgervereins Gohlis waren das Magistralenmanagement, die „Nacht der Kunst“, als Behördenvertreter die Leipziger Stadträte Elschner und Geisler, sowie viele interessierte Gohliser und Gohliserinnen mit Kind und Hund gekommen.

Nach erstem Kennenlernen bei Häppchen und Getränken begrüßte uns Frau Mittmann, Immobilienmanagerin der Kauflandgruppe, und informierte über Geschichte und momentane Situation des Kaufland-Quadrates, dann erzählte uns eine Marketenderin mit Korb und Schutenhut Geschichten über Brauerei und Bierbrauen. Schon im Zweistromland und im alten Ägypten verstanden sich die Frauen aufs Brotbacken und aufs Brauen.

Dann ging es über die Natonekstraße hinunter in die 12 Gewölbe der Unterwelt. Acht Seitengewölbe zweigen von einem mittleren höheren Gewölbegang nach beiden Seiten ab. In einigen sieht man noch die Auflagen für die Bierfässer, heute farbig illuminiert.

Hier unten sollen bis Ende 2020, wie uns Frau Mittmann berichtete, 37 Autostellplätze für die Gäste eines im rechten Seitenflügel geplanten Restaurants entstehen. Man hofft auf innovative Gastronomie gepaart mit kulturellen Angeboten, so wie es sich vor 9 Jahren die Stadt Leipzig wohl vorgestellt hat, als sie der Kauflandgruppe die Nutzung der Gewölbe als Tiefgarage genehmigte.

Die Gewölbe waren durch die lange Brache seit der Schließung der „Brauerei“ in einem beklagenswerten Zustand. Sogar die Kacheln drohten von den feuchten Wänden zu springen. Dank der Überbauung konnten sich die Keller erholen, die Wände trocknen, die Kacheln sind wieder ein sicherer Wandschmuck. Nach dem Umbau zu einer kleinen Tiefgarage sollen die Katakomben wieder allgemein zugänglich sein.

Viele Fragen konnten die Kauflandmitarbeitern in Einzel- und Gruppengesprächen beantworten. Für Anregungen aus den Reihen der Besucher war man durchaus offen.

Aber ein Betreiber für die Gastronomie wird jedoch dringend gesucht. Zwischenzeitlich hat sich die AG Geschichte ihre Gedanken zur Nutzung gemacht. Gohlis war das Zentrum der mechanischen Musikinstrumente. Es gibt nun heutzutage Sammler dieser Exponate, die gerne bereit wären, für ein Museum in der großen Halle ihre Sammlerstücke zur Verfügung zu stellen. (Einer hatte sich letzte Woche mit uns in Verbindung gesetzt). Eine kleine, aber feine Gastronomie könnte den Besuch dieses Museum dann zu einem echten Erlebnis werden lassen. Was allerdings noch fehlt, ist ein mutiger Gastronom bzw. eine Gastronomin mit Sinn für Kultur und dem nötigen Kleingeld, um diese Idee in die Tat umzusetzen.

Ankommen im neuen Jahr

von Agnes & Peter Niemann

Liebe Leserin und Leser des Gohlis Forums

vielleicht wundern Sie sich ein wenig über das sommerlich anmutende Motiv. Tatsächlich hat dieses nichts mit dem, wohl derzeit durchaus berechtigten, Wunsch nach wärmeren Temperaturen zu tun. Es handelt sich schlicht und ergreifend um das einzige von hunderten Familienfotos aus dem letzten Jahr, das uns zusammen zeigt. Wir, das heißt Agnes und Peter Niemann, bilden jetzt das neue Redaktionsteam des Gohlis Forums. Mit der Ausgabe 6/2016 gaben wir damals nach einigen Jahren und zugunsten unseres dritten Familiennachwuchses die Verantwortung für das Heft in andere Hände. Und wir sind wirklich unsagbar froh darüber, wie positiv es sich in den letzten Jahren entwickelt hat und gleichsam begeistert darüber, das Heft nun wieder mitgestalten zu können.

So verlockend der Gedanke an wärmeres Wetter auch sein mag, es ist und bleibt Winter. Was mit ihm bleibt ist zumindest die Hoffnung auf Schnee. Und gemeinsam einen kleinen Schneemann mit den Kindern zu bauen oder die gerade erst neu gestaltete Erbse hinunterzurodeln (wir berichteten) wäre wohl schon ein reizvolles Vorhaben für den Jahresbeginn.
Wie halten Sie es eigentlich mit guten Vorsätzen für das Neue Jahr? Wollen Sie schnell den Winterspeck abtrainieren? Weniger Fleisch konsumieren? Häufiger Yoga vorm Frühstück machen? Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber wie wäre es denn mit einem Vorsatz jenseits von Selbstoptimierung und Fitnesswahn?
Engagieren Sie sich doch bei uns im Bürgerverein! Die Möglichkeiten um sich einzubringen sind vielfältig – je nach Interesse können Sie sich z.B. in unseren Arbeitsgemeinschaften einbringen (Stadtteilgeschichte, Mobilität und Verkehr). Mögen Sie es sportlich? Dann unterstützen Sie uns beim Verteilen des Gohlis Forums oder schließen Sie sich den „sportlichen Damen von Gohlis“ an. Wenn Sie Gesellschaft und zwanglosen Austausch suchen, dann kommen Sie gerne zu einem Treffen der Seniorinnen und Senioren oder besuchen Sie eine unserer vielen kulturellen Veranstaltungen. Auf der Rückseite des Heftes finden Sie die Termine der AGs und der Veranstaltungen des Bürgervereins.
Auch eine Mitgliedschaft in unserem Verein (5 €/ erm. 3€ im Monat) wäre ein guter Vorsatz, denn damit unterstützen Sie ebenfalls unser umfassendes Engagement im und für den Stadtteil Gohlis.

Natürlich bringt so ein Neues Jahr immer zahlreiche, schöne Veranstaltungsangebote mit sich. Wir planen im Jahr 2020 u.a. wieder einen Neujahrsempfang, Lesungen zur Buchmesse, Vorträge, interkulturelle wie interreligiöse Veranstaltungen, Feste, Gesprächscafés, Bürgersprechstunden, Ausstellungen sowie KIEZgrillen und Advent in den Höfen und Gärten.

Ausführliche Informationen zu den aktuellen Veranstaltungen finden Sie, neben jeder Menge interessanter Informationen aus dem Stadtteil hier im Heft. Wir hoffen, auch Sie sind gut angekommen und wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen dieses Gohlis Forums!

Advent in den Höfen und Gärten von Gohlis – erfolgversprechender Anfang muss ausgebaut werden

von Gotthard Weidel

Zum ersten gemeinsamen Singen im „Kulturhof – Gohlis“ in der Eisenacher Straße 72 wurde deutlich, die BesucherInnen wollen singen. Ihnen reicht es nicht aus, wenn es verkaufsfördernd aus allen Ecken klingt: „Süßer die Kassen nie klingeln, als zur Weihnachtszeit…“. Auf einem Ritt sangen Omas und Opas, Väter und Mütter mit ihren Kindern alle Lieder von unserem Liedzettel ab.

Gern hätten die TeilnehmerInnen noch mehr Lieder gesungen. Auf soviel Zuspruch waren wir nicht vorbereitet. Das Nordcafé in der Blumenstraße 74 steht Migranten und Bewohnern unseres Stadtbezirks offen. Wie es sich zeigte, müssen es nicht immer besinnliche, deutsche Weihnachtslieder sein, die zum Mitsingen einladen. Ein Kinderchor sang Lieder aus aller Welt. Mit „Feliz navidad“ oder „Jingle bells“ erreichte der kleine Chor die Herzen der anwesenden Migranten. Die Väter lächelten und die Mütter sahen freundlich auf ihre Kinder. Die Kleinen ließen sich von den beschwingten Melodien bewegen und tanzten vor dem Chor.

Hausgemeinschaften oder das „Wannenbad“ stellten ihre Höfe zur Verfügung und zeigten, dass sich Gesang und Geschichten, Feuerschalen und frischer Knüppelkuchen, Kinderpunsch und Suppe gut ergänzen.

Mit „Lasst uns froh und munter sein und uns auf den Glühwein freu’n…“ wandte sich der „Gohliser Glühweintreff“ an seine Gäste auf der Elsbethstraße. Gemeinsames Singen und Verkauf schließen sich nicht aus – zumal die Liedzeile mit „lustig, lustig, tralala…“ endet.

In vielen Villen unseres Stadtbezirks sind Institutionen, Büros, Geschäfte und Verlage eingezogen. Die Gärten sind schön gepflegt, aber Türe oder Tore werden nur für Besucher geöffnet. In der Regel bleiben die umliegenden BewohnerInnen draußen vor der Tür. Das „Evangelische Medienhaus“ in der Blumenstraße 76 öffnete sich für uns. Die MitarbeiterInnen gestalteten den Abend und präsentierten ihr Medienhaus.

Die Michaelis – Friedenskirchgemeinde lud zum Abschluss am 4. Advent in die Jugendkirche „Pax Church“ ein. Die Kirche präsentiert sich seit eineinhalb Jahrhunderten auf dem Kirchplatz. Innen ist aus dem stolzen Bau ein multifunktionales Gebäude geworden, in dem sich Besucher entfalten können. An diesem klassischen Ort endete das gemeinsame Singen.

Der „Advent in den Höfen & Gärten von Gohlis“ lässt sich im kommenden Jahr räumlich von der Primavesistraße bis zum Jägerplatz ausbauen. Die Plätze vor dem Kaufland oder der Platz in den Gohlis-Arkaden bieten sich an. Es könnten noch andere Institutionen gewonnen werden, für kurze Zeit ihre Villengärten für die Mitbürger zu öffnen. Für die vielen sangesfreudigen SängerInnen benötigen wir keine Liedzettel, sondern kleine Liederhefte mit einer Anzahl gängiger Advents- und Weihnachtslieder.

Gohliser Baugeschehen – Vom Modulbau bis zur Zweitsanierung

von Matthias Reichmuth

Gohlis-Nord ist zuletzt am stärksten gewachsen: Um 2,4 % stieg die Einwohnerzahl dort in den ersten neun Monaten 2019 auf 9.554, während der Zuwachs in Gohlis insgesamt bei 0,9 %, in Leipzig bei 0,4 % lag.

Eine der Ursachen dafür ist natürlich die Bautätigkeit, und diese setzt sich weiter fort:

Das Ensemble Max-Liebermann-Straße 49-57 ist inzwischen fertig, die Sparkasse ist eröffnet und auf den Immobilienportalen werden die Wohnungen angeboten – allerdings oft für Preise von mehr als 10 Euro je Quadratmeter – da liegen selbst an der alten Heeresbäckerei (in Verlängerung des Viertelsweges) die Preise noch niedriger.

Das größte Bauprojekt, von der wir schon berichteten, ist an der Landsberger Straße schnell gewachsen und bietet durch seine Modulbauweise auch in der Bauphase ein anderes Bild – die Elemente wurden von Folien umhüllt angeliefert, die Fenster sind noch mit Spanplatten verschlossen.
In Gohlis-Mitte ist der Umbau des Hochhauses der ehemaligen Militärverwaltung am Viertelsweg fast abgeschlossen. Auf unserem Bild wird auf der Ostseite der Anbau deutlich, in dem die Fahrstühle untergebracht sind. In der Erdgeschosszone dürfen wir schon gespannt sein, ob sich hier bald Geschäftsleben entwickeln wird, Schaufenster sind jedenfalls jetzt vorhanden.

Weiter nach Gohlis-Süd: In der Kasseler Straße wurde im zweiten Halbjahr 2019 im Bereich Wiederitzscher Straße bis Bothestraße der erste Abschnitt des Straßenumbaus durchgeführt. Dieser wurde aus Mitteln der Stadtsanierung finanziert: Weite Teile von Gohlis-Süd waren seit 1993 Sanierungsgebiet, in dem die Hauseigentümer seither Ausgleichsbeträge zahlten, da ihre Immobilien an Wert gewonnen haben. Nachdem die Mittel für den ersten Straßenumbauabschnitt ausgegeben sind, folgt im Laufe des Jahres 2020 der restliche Abschnitt der Kasseler Straße bis zur Breitenfelder Straße. Durch den Umbau wird die Fahrbahn optisch schmaler, aber Parkplätze und Baumscheiben entstehen neu auf der Fläche, die zuvor bereits von auf der Fahrbahn parkenden Autos belegt war.

Auch Häuser, die längst als saniert galten, können noch einmal modernisiert werden, die Architekten sprechen hier von der Zweitsanierung – gezählt jeweils ab der friedlichen Revolution, die in den 1990er Jahren die erste große Sanierungswelle auslöste. Ein gelungenes Beispiel für eine Zweitsanierung zeigt sich jetzt in der Pölitzstraße 28, wo die meisten Gerüste gefallen sind und nach der Dach- und Außensanierung jetzt innen weiter gearbeitet wird.
Es lohnt sich inzwischen, den Blick auf die verbliebenen Baulücken zu werfen: Während sich bei manchen Baulücken jeder fragt, wann sie endlich bebaut wird, haben sich andere zu echten Biotopen entwickelt und versorgen Gohlis heute mit frischer Luft und Artenvielfalt. Hier wäre ein Erhalt der gewachsenen Bäume sicher die bessere Wahl für unsere Lebensqualität.

Gartenparadies, Ferienspaß und Nachbarschaftspflege – Das Jahr 2019 im Schillerhaus

Ziemlich ereignisreich ging es 2019 im Schillerhaus zu. Besonders erfreulich ist, dass der Schillergarten mit Hilfe der Gärtnerei Naumann nach dem Vorbild von Bauergärten neugestaltet werden konnte. Über die bunte Zusammenstellung von Zier- und Nutzpflanzen freuten sich vor allem in den Sommermonaten viele Besucher und Schulklassen. Die vielseitigen Erträge des Gartens wie Beerenobst, Tomaten, Kirschen, Paprika oder Quitten wurden in Gemeinschaftsaktionen geerntet, so auch der Wein, der seit Sommer 2018 vom ehrenamtlichen Winzer Robert Severin bewirtschaftet wird. Für die Weinlese fanden sich Ende August viele Besucher und Anwohner ein, um zusammen die Trauben von den Reben zu pflücken und zu Most zu pressen.

Um das Schillerhaus noch familienfreundlicher zu gestalten, gibt es nun für Kinder einen Buddelkasten im Garten sowie eine Spielzeugkiste, die ausgeliehen werden kann. Zusätzlich wurden im Bereich des Schillergartens weitere Schattenspender in Form von großen Schirmen sowie zusätzliche Sitzgelegenheiten geschaffen.

In den Ferien bot das Schillerhaus ein abwechslungsreiches Programm für Kinder, Jugendliche und Familien. Darunter waren spannende Workshops, in denen die kleinen und großen Besucher wie einst Friedrich Schiller mit Feder und Tinte Briefe verfassen konnten oder aber in die geheimnisvolle Fächersprache eingeführt wurden und einen eigenen bunten Fächer basteln konnten. Mit Kräutern aus dem Schillergarten stellten die Teilnehmenden außerdem selbstgemachte und äußert schmackhafte Limonaden her.

Einen großen Besucherandrang gab es beim jährlichen Theaterhighlight, dem Sommertheater mit der freien Theatergruppe „Kulturbeutel“. In fünf ausverkauften Vorführungen erweckten die jungen Schauspier auf kreative und äußert amüsante Weise Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum“ zum Leben.

Auch im Inneren des Schillerhauses tat sich etwas: Hier wurde die Restaurierung und Reinigung des historischen Gohlis-Modells abgeschlossen, das den Besuchern nun wieder im Miniaturformat mit viel Liebe zum Detail einen Überblick über das frühere Dorf Gohlis vermittelt.
Einen zufriedenstellenden Abschluss findet das Jahr 2019 für das Schillerhaus mit dem Beschluss, fortan enger mit dem Bürgerverein Gohlis e.V. zu kooperieren. Den Auftakt der Zusammenarbeit bildete ein Besuch des Gohliser Bürgervereins Ende Oktober im Rahmen eines Spaziergangs auf den Spuren der Musikerin Marianne Kirchgessner. Franziska Jenrich-Tran, Koordinatorin des Schillerhauses, blickt angetan auf die vergangenen Monate zurück: „Es freut mich sehr, dass wir auch in diesem Jahr weiter unser Ziel verwirklichen konnten, das Schillerhaus als ein Nachbarschaftsmuseum zu etablieren. Dass uns der Bürgerverein in Zukunft dabei engagiert zur Seite stehen möchte, ist ein wirklicher Gewinn für das Schillerhaus und die Gohliser Nachbarschaft.“

Auch im Jahr 2020 wird das Schillerhaus mit einem abwechslungsreichen kulturellen Programm aufwarten. So wird erstmals gemeinsam mit der Kreativitätswerkstatt Leipzig e.V. eine Sommerakademie abgehalten, in deren Rahmen Kunstworkshops im Schillerhaus stattfinden. Mit Kabarett- und Theatervorführungen, Konzerten, Lesungen, Vorträgen, Kiezgrillen, Advent in den Höfen und vielen weiteren Aktivitäten heißen das Schillerhaus und sein idyllischer Garten auch 2020 wieder Besucher jeden Alters sehr herzlich willkommen.

Gohlis zeigt Solidarität für Geflüchtete

von Ruth Justen

Mit dem Gohliser Kultur- und Informationsabend zu Flucht und Engagement wollten die Veranstalter am 15. November im Budde-Haus – Soziokulturelles Zentrum Leipzig auf die prekäre Situation Geflüchteter aufmerksam machen, ihre Solidarität mit ihnen bekunden sowie Spenden für das Seenotrettungsschiff Lifeline und Leipziger Initiativen für Geflüchtete sammeln.

Insgesamt 70 Gäste zeigten sich solidarisch mit Geflüchteten und nutzen die vielfältigen Angebote des Abends. So informierten sie sich bei Jenny Scholze vom Verein MISSION LIFELINE über die Arbeit der Seenotretter im Mittelmeer und über Ursachen der Flucht sowie bei Leipziger Ehrenamtlichen über deren Initiativen. Auch die kulturellen Beiträge des Abends kreisten um das Thema Flucht. So lasen Ronya Othmann, Gewinnerin des BKS-Bank-Publikumspreis der 43. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt, und die in Syrien geborene deutschsprachige Schriftstellerin Luna Ali sowie der ebenfalls aus Syrien stammende schreibende politische Aktivist Aziz Ramadan aus ihren Werken vor. Der Leipziger Fotograf Mahmoud Dabdoub zeigte eine Ausstellung mit Fotos aus den letzten Jahren der DDR, die er in seinem Redebeitrag erläuterte. Für besonders große Begeisterung sorgten die musikalischen Beiträge des Ensembles „Klänge der Hoffnung“.

Knapp 500 Euro Spendengelder kamen zusammen. Über 300 Euro konnte sich das Team des Seenotrettungsschiffes Lifeline freuen. Der Rest ging zu gleichen Teilen an den DOZ e.V., Mitglied des Verbandes Deutsch-Syrischer Hilfsvereine e.V. und an das Nordcafé Gohlis.

Veranstalter des Gohliser Kultur- und Informationsabend zu Flucht und Engagement am 15. November waren Gohliser Bürger*innen, das Nordcafé Gohlis, der DOZ e.V., Mitglied des Verbandes Deutsch-Syrischer Hilfsvereine e.V., das Budde-Haus – Soziokulturelles Zentrum Leipzig-Gohlis sowie der Bürgerverein Gohlis e.V. und die Initiative „Weltoffenes Gohlis“.

Mit dem Fahrrad von Leipzig (Sachsen) nach Leipzig (Russland/Ural)

von Günter Krap

Am 23.Oktober 2019 fand in den Räumen des Fahrradgeschäfts „Max Bike“ in der Max-Liebermann-Straße 31 in Gohlis Nord eine beachtenswerte Veranstaltung statt: Ein Vortrag über eine Radtour eines besessenen enthusiastischen Radfahrers, um die 60, Dr. Thomas Purcz mit Namen und wohnhaft in Leipzig-Wiederitzsch. Das allein wäre kaum erwähnenswert, wenn diese Radtour nicht 3 Monate gedauert, von Leipzig (Sachsen) nach Leipzig (Ural) und zurück geführt hätte, und insgesamt über 10.500 Kilometer lang gewesen wäre. Diese Fakten waren für mich Grund genug, um einen Platz im „kleinen Auditorium“ zu ergattern, rechtzeitig bei „Max Bike“ vor der Tür zu stehen. Pünktlich um 19.00 Uhr begann die Veranstaltung.

Aber der Reihe nach. Warum fand dieser Vortrag gerade bei „Max Bike“ statt, werden Sie sich fragen. Die Antwort ist einfach. Herr Hirche, der Inhaber von „Max Bike“, hat Herrn Dr. Purcz technisch beraten und betreut. Er hat das Fahrrad auf Herz und Nieren geprüft und präpariert, dass es fit war für diese „Ochsentour“. Auf der gesamten Strecke von 10.500 Kilometern gab es keine Panne. Und das will was heißen. Insgesamt vier prall gefüllte Fahrradtaschen, zwei am Vorderrad und zwei am Hinterrad und auf dem Gepäckträger ein komplettes „Einmannzelt“ mussten noch mitgenommen werden. Ohne Spezialbereifung, Verstärkung des Rahmens, einschließlich Spezialgabel und Spezialkette wäre das nicht gegangen. So vorbereitet, begann Thomas Purcz seine Tour am 23.05.2019 um 7.30 Uhr, in Leipzig-Wiederitzsch. Ziel: Leipzig im Ural bei Kasachstan. Die Strecke führte 6.000 Kilometer durch Russland, welche in 50 Tagen bewältigt wurden. Doch zunächst ging es über Potsdam hinauf zur polnischen Ostseeküste. Die Ostseeküste dann entlang durch Polen, die baltischen Staaten und mit der Fähre nach Helsinki. Während der Fährüberfahrt wurden die Beinmuskeln geschont. Aber ab Helsinki ging es dann über St. Petersburg, Moskau, Kasan, Ufa, Magnitogorsk nach Leipzig (Ural). Die Rücktour führte von Leipzig (Ural) über Orenburg, Samara, Saratow, Kursk, durch die Ukraine und Polen nach Leipzig (Sachsen). Jeden einzelnen Kilometer mit dem Fahrrad. Das betonte der Referent besonders, weil es ihm nicht eine Minute in den Sinn gekommen sei, den Rückweg mit Flugzeug oder Eisenbahn zu nehmen. Respekt, Herr Dr. Purcz, kann man da nur sagen. Da die Nebenstraßen in Russland nur mit Schotterbelag befestigt sind, wurden für die Route größtenteils Hauptstraßen ausgewählt. Die Vorteile überwiegen: Sie sind immer gut asphaltiert, gut ausgeschildert, es gibt Tank- und Raststellen, im Bedarfsfalle kann schnell Hilfe gerufen werden. Der Nachteil ist der starke Auto-, insbesondere der LKW-Verkehr. Radwege, wie bei uns gibt es in Russland nicht. Das bedeutete für Herrn Porcz ein größeres Unfallrisiko, versuchten manche LKW-Fahrer doch, den Radler von der Straße zu drängen, um ungehindert weiterfahren zu können. Und trotzdem überwog die herzliche Gastfreundschaft der russischen Land- wie auch Stadtbevölkerung.

Liebe Leserinnen und Leser, ich hoffe, Ihr Interesse für diese Abenteuerreise mit dem Fahrrad geweckt zu haben. Da der Platz für den gesamten Bericht in diesem Heft nicht reicht, werden wir in den nächsten Ausgaben des Gohlis Forum über weitere Details dieser Radtour berichten. Das Heft 2 des Gohlis Forums erscheint im März 2020.

Neues aus der Bibliothek Gohlis „Erich Loest“

Liebe Leserinnen und Leser des Gohlis Forum,

mit dem Start ins Jahr 2020 hat die Bibliothek Gohlis einige neue Zeitschriftentitel als Abo für Sie im Bestand.

In der Zeitschrift „Wohllebens Welt“ wird gezeigt, dass Wissen über die Natur jede Menge Spaß machen kann. Es geht in der Heimat auf die Wiese, ins Watt, ins Gebirge, ins Moor und aufs Meer. Gemeinsam mit GEO lädt der Bestsellerautor Peter Wohlleben („Das geheime Leben der Bäume“) Sie zum Staunen über die Wunder unserer Tier- und Pflanzenwelt ein.

Auch neu im Bestand befindet sich ab Januar die Zeitschrift „Chefkoch“. Die Leserinnen und Leser des Print-Ablegers von Chefkoch.de können sich auf Rezepte verlassen, die von tausenden Userinnen und Usern bereits getestet worden sind – mit appetitanregenden Bildern und Kochanleitungen, die dafür sorgen, dass garantiert alles gelingt.

Für alle Kunstinteressierten steht nun auch das Magazin „art“ zur Verfügung. In jeder Ausgabe werden bekannte und unbekannte Künstler mit ihren Werken vorgestellt. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeitgenössischen Kunst. Dabei befasst sich die Zeitschrift mit allen ihren Richtungen (Malerei und Plastik, Architektur, Fotografie, Design, Videokunst etc.) Außerdem berichtet das Kunstmagazin über Ausstellungen, Projekte und Termine.

Die Zeitschrift „Wanderlust“ richtet sich an alle, die wissen, wie viele Genüsse die Natur verspricht. Schwerpunkte in „Wanderlust“ sind neben aufregenden neuen Wanderrouten auch gute Restaurants und Hotels auf der Strecke. Die Zeitschrift betrachtet das Wandern jedoch nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Bewegung und der Erholung, sondern liefert auch Hintergrundinformationen zu den Themen Gesundheit, Heimat, Naturschutz und Nachhaltigkeit.

Weiterhin neu im Bestand der Bibliothek Gohlis befinden sind die Zeitschriften „Simply nähen“, „Brigitte Mom“, „Leben & erziehen“, „Einfach hausgemacht“, „Hygge“ und „Köstlich vegetarisch“.

Ausstellung Stadtteilentwicklung Möckern und Wahren

Vom 2. Januar bis zum 31. März 2020 wird es in der Bibliothek Gohlis „Erich Loest“ die Möglichkeit geben, sich über unsere beiden Nachbarstadtteile Möckern und Wahren zu informieren. Die Ausstellung des Bürgervereins Möckern/Wahren e.V. zeigt auf umfangreich bebilderten Schautafeln die Stadtteilentwicklung der letzten 30 Jahre entlang der Georg-Schumann-Straße und den Stadtteilen Möckern und Wahren.

Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Die Anmeldung für LeipzigPass-Inhaber ist ermäßigt.
Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 19. Lebensjahr können die Bibliothek kostenlos nutzen.

Bibliothek Gohlis „Erich Loest“
Stadtteilzentrum Gohlis
Georg-Schumann-Str. 105
04155 Leipzig

Tel.: 0341 / 123 5255
E-Mail: bibliothek.gohlis@leipzig.de

Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 10 – 19 Uhr ; Mi 15 – 19 Uhr

Von der Astschere bis zum Zierstrauch – Erstmals Gartentrödelmarkt im Budde-Haus

von Jürgen Schrödl

Der alljährliche Pflanzentauschmarkt im Skulpturengarten des Budde-Hauses dürfte einigen Gartenfreunden schon ein Begriff sein. Doch im kommenden Frühjahr möchten die Organisatoren die Veranstaltung erweitern. Jürgen Schrödl, Leiter des Budde-Hauses zum neuen Konzept: „In vielen Lauben, Kellern und Abstellkammern sammeln sich bestimmt auch viele ungebrauchte Gartengeräte, Gartenmöbel, Gartendeko oder andere Dinge rund ums grüne Hobby an. Dafür bieten wir diesen speziellen Trödelmarkt an.“

Die Stände sind kostenfrei und jeder kann sich anmelden, der etwas in gute ´zweite Gartenhände´ geben möchte, bevor es auf dem Containerplatz oder dem Kompost landet. Dabei darf verschenkt, verkauft oder getauscht werden: Von der Astschere bis zum Zierstrauch, vom Gartenzwerg bis zur Blumenzwiebel, vom Gartenbuch bis zum Übertopf. Es ist erstaunlich was man zum Gärtnern alles gebrauchen bzw. nicht mehr gebrauchen kann. Der Gartentrödelmarkt findet am Sonntag, dem 19. April 2020, von 10.00 bis 17.00 Uhr auf dem Gelände des Budde-Hauses statt. Interessenten für Stände sollten sich bis zum 30. März 2020 anmelden unter 0341 90960037 oder unter kontakt@budde-haus.de.

Demokratieecke

von Tino Bucksch

Nach der Sommerpause und dem Verstreichen der Einspruchsfristen gegenüber dem Wahlergebnis zur Kommunalwahl konnte der neue Stadtbezirksbeirat Nord im Oktober seine Arbeit aufnehmen. Entsprechend dem Ergebnis erfolgte eine Veränderung der Zusammensetzung des Gremiums. Daher gehören seit Oktober 2019 folgende Mitglieder dem Stadtbezirksbeirat an: Joachim Fricke und Ilona Jessulat für DIE LINKE, Lutz Berger, Carina Flores und Ursula Spahn für Bündnis 90/Die Grünen, Werner Hebendanz und Rick Ulbricht für die CDU, Petra Siegel und Mirko Zötzsche für die AfD sowie Peter Niemann und Tino Bucksch für die SPD.

Zwei zentrale Themen behandelte der Stadtbezirksbeirat in seiner letzten Sitzung im Jahr 2019:

Zum einen schlossen sich die Mitglieder des Gremiums mehrheitlich einem Antrag der SPD-Stadtratsfraktion an, die Prüfungen für die Realisierung einer Radschnellwegverbindung zwischen Leipzig und Halle über die Nordroute mit einer Frist bis zum II. Quartal 2020 zu versehen. Hintergrund der Entscheidung war es, potenzielle Fördermöglichkeiten zur Mitfinanzierung dieses möglichen Vorhabens mit einzuplanen, bevor diese verfallen.

Zum anderen beschäftigte das Gremium das (Dauer)Thema der Abfallentsorgung in Stadtgebiet oder besser gesagt die Probleme damit. Seit fast über anderthalb Jahren kämpfen Bürgerinnen und Bürger der Siedlung am Bretschneider Park dagegen, dass zuwiderparkende Autos die Einfahrten in die Siedlung für die Müllautos versperren und daher den Abtransport der Tonnen und Müllsäcke behindern oder unmöglich machen. Nachdem der Bürgerverein Gohlis im Oktober zu dem Thema eine Bürgerversammlung einberief und diese mit konkreten Vereinbarungen endete, kommt Bewegung in die Sache. Frau Geißler-Plogg, stellv. Amtsleiterin des Ordnungsamtes und Herr Jana, Amtsleiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes sowie Herr Kretzschmar, Geschäftsführer des Eigenbetriebes Stadtreinigung stellten die bisherigen Ergebnisse vor bzw. gaben einen Ausblick auf die noch geplanten Maßnahmen. Zuerst ist die Beschilderung zu nennen, die durch die Stadt an den Problemschwerpunkten aufgestellt werden soll und die darauf hinweist, dass aufgrund der Straßenbreite durch parkende Autos eine Behinderung für Feuerwehrfahrzeuge aber auch für die Müllabfuhr entstehe. Diese stadteigenen Schilder sind notwendig, da es die StVO verbietet, Halteverbotsbereiche gesondert auszuweisen, wenn es sich bei dem Straßenbereich qua Definition um eine Straße mit Halteverbot handelt. Dies mag auf den ersten Blick unsinnig erscheinen, war aber bisher die schwerste Hürde für eigenes kommunales Handeln. Weiterhin sollen vermehrte Kontrollen durch das Ordnungsamt aufrechterhalten werden, die nach keinem festen Rhythmus erfolgen, um hier keine Lerneffekte durch die Falschparker zu initiieren. Als letzte Maßnahme stellte die Verwaltung den Dialog mit den Wohnungsgenossenschaften vor, um so die Anwohner in den wachsenden bzw. neu erbauten Wohnabschnitten für das Thema zu sensibilisieren.

Mit diesen konkreten Schritten zeigte sich der Stadtbezirksbeirat vorerst zufrieden. Man einigte sich auf ein erneutes Treffen in Richtung April und einen Außentermin des Stadtbezirksbeirates um gerade die Beschilderungsmaßnahme selbst unter die Lupe zu nehmen.

Kaffeetafel für Jan Tschichold

von Ursula Hein

Ein kleiner Menschenauflauf in der Schorlemmerstraße, mehr als dreißig Menschen versammeln sich vor der Hausnummer 8, um der Enthüllung einer Gedenktafel für den berühmten Typographen und Buchgestalter aus Gohlis beizuwohnen. In der Halleschen Straße, der heutigen Georg-Schumann-Straße, ist er auf die Welt gekommen, in der Fritzschestraße, der heutigen Schorlemmerstraße, hat er gewohnt, bevor es ihn nach Berlin zog. 1933 musste er gemeinsam mit seiner Frau vor den Nationalsozialisten in die Schweiz fliehen. Er blieb dann in der Schweiz, stattete seiner Heimatstadt nach dem Krieg noch mehrfach Besuche ab und erhielt 1965 für seine Verdienste um die Buchkunst den Leipziger Gutenbergpreis.

Hier in Gohlis standen an diesem kühlen, aber schönen Novembermorgen Susanne Kucharski-Huniat vom Kulturamt und Dr. Stephanie Jacobs, die Direktorin des Buch- und Schriftmuseums, gemeinsam mit dem Initiator der Plakette Gotthard Weidel, ehemaliger Pfarrer der Friedenskirche und Bürgerrechtsaktivist, vor der Tafel und fanden lobende Worte für den „Jahrhunderttypographen“ aus Gohlis, dessen Nachlass Frau Dr. Jacobs als Geschenk der Schwiegertochter des Geehrten jetzt im Museum aufarbeiten lässt. Die Sonderschau anlässlich dieser Schenkung ging im November zu Ende.

Es blieb aber nicht nur bei den üblichen feierlichen Worten. Nein, Herr Weidel lud die gesamte Feiergemeinde im Auftrag der Hausgemeinschaft von Nr. 8 und Nr. 10 in den Garten zur Kaffeetafel ein. Reichlich Kuchen und Kaffee, dazu noch Infomaterial vom Museum und dann auch noch die Einladung, sich eine kleine Ausstellung zu Jan Tschichold im Treppenhaus der Nr. 10 anzusehen.

Monika Hirsch, die Ehefrau des bekannten Gohliser Grafikkünstlers Karl-Georg Hirsch, erzählte uns, dass sie gemeinsam mit ihrem Mann Jan Tschichold noch persönlich kennengelernt habe, als er zu einem Jubiläum der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig weilte. An diese Begegnung schloss sich ein jahrelanger Briefwechsel zwischen Hirsch und Tschichold an. Vor knapp zwei Jahren gratulierte das Gohlis Forum Karl-Georg Hirsch in einem längeren Beitrag zu seinem 80. Geburtstag. Jetzt war von der Verbindung zwischen zwei Gohliser Künstlern zu erfahren, dem einen, an den die Gedenktafel erinnert, und dem anderen, der weiterhin täglich in seinem Atelier vor den Toren von Leipzig tätig ist.

Der Bürgerverein hofft, dass sich weitere Gohliser nach dem Vorbild der Hausgemeinschaft um Gotthard Weidel für die Würdigung lebender oder verstorbener Gohliser Künstler und anderer Persönlichkeiten engagieren.

Stolpersteine – nur für Eingeweihte?

von Ursula Hein

Einmal im Jahr werden in Gohlis wie überall in Deutschland die Stolpersteine geputzt, in die Straße eingelassene bronzene Stolpersteine, die an Menschen erinnern sollen, die vom NS-Regime verfolgt, vertrieben oder getötet wurden. Es gibt viele solcher Stolpersteine in Deutschland, aber es kann nicht aller Verfolgten gedacht werden, dafür sind es zu viele. Leider gibt es Menschen, die sich nicht angesprochen fühlen, wenn sie jeden Tag über den Stein vor ihrer Haustüre laufen. Es interessiert sie nicht, sie ignorieren ihn einfach. Sie fühlen sich vielleicht genervt von der Erinnerung an den „Fliegenschiss der deutschen Geschichte“, wie es ein führender AfD-Politiker zu sagen wagte, auch wenn er es später als „ungeschickte Formulierung“ zu relativieren versuchte.

Was können wir gegen diese Ignoranz und das Nicht-Wissen-Wollen tun? In den letzten Jahren, seitdem ich in Gohlis lebe und im Bürgerverein aktiv bin, haben wir in jedem Jahr rund um „unseren“ Stolperstein mit Flugblättern in den Hausbriefkästen und an Bäumen in der Heinrich-Budde-Straße 50 die Bewohner informiert. Auch im Gohlis Forum weisen wir immer darauf hin, dass wieder der Jahrestag des Erinnerns gekommen sei, und rufen zur Teilnahme auf. Aber fast niemand aus den umgebenden Häusern ließ oder lässt sich sehen.

Im letzten Jahr kam immerhin ein Ehepaar, beide sind Mitglieder des Bürgervereins. Ansonsten war es nur das kleine Häuflein aus Vorstand und Mitgliedern, das sich hier versammelte. Andreas P. putzt trotz Gichtproblemen eifrig den Stein für Werner Schilling, der 1917 in Leipzig geboren wurde und im Juli 1944 erst 27-jährig im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet wurde. Schon vorher hatte jemand ein wenig geputzt und Blumen auf den Stein gelegt.

Wir zündeten dann unsere Kerze an, stellten zwei kleine Erikastöckchen hin und sprachen über das Leben dieses Gohlisers, der sein Leben lassen musste, weil er Hitlers Krieg nicht mitmachen wollte. Die Stöckchen haben wir auf die benachbarte Baumscheibe gepflanzt, hoffentlich können sie dort einwurzeln und bis zum nächsten Jahr überleben, wenn sich dann vielleicht mehr Anwohner als diesmal gemeinsam an den Verfolgten des NS-Regimes erinnern werden.

Schulleben in Gohlis

von Silvana Kogel (Schulleiterin)

Jedem fällt es auf – das markante Backsteingebäude Ecke Georg-Schumann/Breitenfelder Straße. Nach einigen Jahren Leerstand lernen und arbeiten hier seit August 2013 Schüler, Lehrer und pädagogische Fachkräfte der 68. Oberschule in einem sanierten Gebäude. Aufgrund der großen Nachfrage erhöhte sich die Schülerzahl in den letzten Jahren stetig, so dass die Klassen bis an die Kapazitätsgrenze ausgelastet sind. Popularität über die Stadtgrenze hinaus erlangte die 68. Oberschule mit der Teilnahme an einem Schulversuch, bei dem der gemeinsame Unterricht von Kindern mit und ohne Förderbedarf geistige Entwicklung erprobt wurde. Im Ergebnis ein großer Erfolg – noch heute kommen täglich Schülerinnen und Schüler aus der Lindenhofschule zu uns und lernen gemeinsam mit unseren Kindern in einer Klasse.

In diesem Schuljahr starteten wir mit vier neuen 5. Klassen. Um den Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule gelingend zu gestalten, werden sie für ein halbes Jahr von vier Lehramtsstudierenden der Universität Leipzig im Rahmen des Programms StartTraining begleitet.

Auf unserer Webseite cms.sachsen.schule/os68l können Sie sich noch genauer über das Schulleben informieren. Und wenn Sie schon immer mal hinter die Backsteinmauern schauen wollten, nutzen Sie doch unseren „Tag der offenen Tür“ am 01. Februar 2020 von 10 bis 12:00 Uhr.

Am 9. Oktober informierte sich der Sächsische Kultusminister Herr Piwarz (im Bild links) bei einem Schulbesuch über die Arbeit unserer Schulassistentin, die uns seit August unterstützt.