von Ursula Hein

Viele waren gekommen, wollten doch einmal in die Katakomben der Gohlis-Brauerei schauen und sehen, was sich noch in diesen denkmalgeschützten Gewölben versteckt. Sie wurden nicht enttäuscht. Ausgangspunkt war die seit Jahren leerstehende, große Halle im Trakt der Stadtbücherei. Zwei nette junge Damen begrüßten uns und verteilten Namensschildchen, um eine Kontaktnahme der Besucher untereinander zu erleichtern. Außer uns sechs Vertretern des Bürgervereins Gohlis waren das Magistralenmanagement, die „Nacht der Kunst“, als Behördenvertreter die Leipziger Stadträte Elschner und Geisler, sowie viele interessierte Gohliser und Gohliserinnen mit Kind und Hund gekommen.

Nach erstem Kennenlernen bei Häppchen und Getränken begrüßte uns Frau Mittmann, Immobilienmanagerin der Kauflandgruppe, und informierte über Geschichte und momentane Situation des Kaufland-Quadrates, dann erzählte uns eine Marketenderin mit Korb und Schutenhut Geschichten über Brauerei und Bierbrauen. Schon im Zweistromland und im alten Ägypten verstanden sich die Frauen aufs Brotbacken und aufs Brauen.

Dann ging es über die Natonekstraße hinunter in die 12 Gewölbe der Unterwelt. Acht Seitengewölbe zweigen von einem mittleren höheren Gewölbegang nach beiden Seiten ab. In einigen sieht man noch die Auflagen für die Bierfässer, heute farbig illuminiert.

Hier unten sollen bis Ende 2020, wie uns Frau Mittmann berichtete, 37 Autostellplätze für die Gäste eines im rechten Seitenflügel geplanten Restaurants entstehen. Man hofft auf innovative Gastronomie gepaart mit kulturellen Angeboten, so wie es sich vor 9 Jahren die Stadt Leipzig wohl vorgestellt hat, als sie der Kauflandgruppe die Nutzung der Gewölbe als Tiefgarage genehmigte.

Die Gewölbe waren durch die lange Brache seit der Schließung der „Brauerei“ in einem beklagenswerten Zustand. Sogar die Kacheln drohten von den feuchten Wänden zu springen. Dank der Überbauung konnten sich die Keller erholen, die Wände trocknen, die Kacheln sind wieder ein sicherer Wandschmuck. Nach dem Umbau zu einer kleinen Tiefgarage sollen die Katakomben wieder allgemein zugänglich sein.

Viele Fragen konnten die Kauflandmitarbeitern in Einzel- und Gruppengesprächen beantworten. Für Anregungen aus den Reihen der Besucher war man durchaus offen.

Aber ein Betreiber für die Gastronomie wird jedoch dringend gesucht. Zwischenzeitlich hat sich die AG Geschichte ihre Gedanken zur Nutzung gemacht. Gohlis war das Zentrum der mechanischen Musikinstrumente. Es gibt nun heutzutage Sammler dieser Exponate, die gerne bereit wären, für ein Museum in der großen Halle ihre Sammlerstücke zur Verfügung zu stellen. (Einer hatte sich letzte Woche mit uns in Verbindung gesetzt). Eine kleine, aber feine Gastronomie könnte den Besuch dieses Museum dann zu einem echten Erlebnis werden lassen. Was allerdings noch fehlt, ist ein mutiger Gastronom bzw. eine Gastronomin mit Sinn für Kultur und dem nötigen Kleingeld, um diese Idee in die Tat umzusetzen.