Von Matthias Judt

Es ist Geburtstagszeit: Unser Stadtteil wird 700 – mindestens, und der Bürgerverein Gohlis wird 25 – garantiert. Am 12. August feiern wir beides, die älteste bekannte urkundliche Erwähnung von „Goluz“ und das 25jährige Bestehen des Bürgervereins.  1992 hatten sich einige Dutzend Gohliser Bürgerinnen und Bürger zusammengefunden, um einen Verein zu gründen, der Raum für gemeinsame Treffen bietet und sich um die Entwicklung und die Geschichte des Stadtteils kümmert. Diese Menschen stellten gleich ein dreitägiges Fest auf die Beine. 675 Jahre Gohlis wurden damals in der Menckestraße gefeiert, und in diesem Jahr werden 700 Jahre gefeiert, diesmal im Poetenweg und mindestens eine Nummer kleiner. Dafür kommen wir mit einem ansehnlichen, dickeren Buch: „700 Jahre Gohlis. 1317 – 2017. Ein Gohliser Geschichtsbuch“. Auf mehreren Hundert Seiten wird Geschichte, Geschichten und Gegenwart von Gohlis präsentiert.

Vor einem Vierteljahrhundert war es noch unkomplizierter, auf dem historischen Dorfanger ein Fest zu organisieren. Heute sind die dort liegenden Straßenbahnschienen „Havariestrecke“ für den Fall von notwenigen Umleitungen. Aus Gründen der Verkehrssicherheit hat sich der Bürgerverein entschlossen, einen anderen Festplatz zu suchen. Mit der Kulisse des Gohliser Schlösschens im Rücken haben wir einen sehr schönen Ort gefunden. Kommen Sie und besuchen Sie unser Fest. Am 12. August geht es um 14 Uhr los!

Man mag einwenden, dass Bürgervereine aus der Mode geraten sind. Der, der sich um die Nordvorstadt kümmerte, ist schon nach wenigen Jahren eingegangen. Der Bürgerverein Krochsiedlung löste sich nach 20 Jahren Existenz auf. Aber unsere eigenen Erfahrungen sprechen dagegen. Wir nehmen immer wieder neue Mitglieder auf. Manche von ihnen hatte es 1989 und später in den Westen verschlagen, wo sie arbeiten konnten. Jetzt im Ruhestand oder weil es auch wieder in Leipzig Arbeit gibt, kehren sie zurück und suchen über unseren Verein Anschluss. Mit den Arbeitsgruppen Mobilität und Verkehr bzw. Stadtteilgeschichte, mit unseren „Sportlichen Seniorinnen“ und dem „Seniorencafé“ findet sich ein breites Angebot, bei dem man mitwirken kann.

Der Bürgerverein ist aber auch langfristig unterwegs. War es noch vor zwei Jahrzehnten der Erhalt des historischen Ortskerns, der die damaligen Akteure umtrieb, so ist der Verein heute mit dabei, wenn in unserer Nachbarschaft, auf dem Gelände des ehemaligen Eutritzscher (oder auch Preußischen) Freiladebahnhofs ein völlig neuer Stadtteil entsteht. Im Bürgerforum wie im Nachbarschaftsforum hat der Bürgerverein mitgewirkt. Es liegt in unserem Interesse, dass unser Stadtteil über den neuen Ortsteil und die ebenfalls sich in der Entwicklung befindliche Ertüchtigung der Westseite des Hauptbahnhofs eine geschlossene Verbindung ins Leipziger Zentrum erhält.

25 Jahre Bürgerverein Gohlis sind also noch lange nicht alles. Aber ohne die 25 Jahre Arbeit der Akteure von damals wären wir nicht da, wo wir heute sind: Ein Verein in einem lebenswerten Ortsteil.