Von Tilman Schenk

Wer in Gohlis einen Parkplatz im Bereich der öffentlichen Straßen sucht, merkt schnell, dass es für die wenigen Parkmöglichkeiten in den teilweise engen Straßen zu viele Autos im Stadtteil gibt. Oft werden dann Pkw an Orten abgestellt, die gar nicht dafür vorgesehen sind. Zuletzt hat die AG Mobilität und Verkehr des Bürgervereins Gohlis mit einer Aktion im Rahmen des „Parking Day“ im September auf dem Gohliser Anger in der Menckestraße darauf aufmerksam gemacht. Die dort gesammelten Eindrücke von Anwohnern haben bestätigt, dass das Thema auch ihre Gemüter bewegt, so dass sich die AG Mobilität und Verkehr vorgenommen hat, sich weiter damit zu beschäftigen und nach Lösungsvorschlägen zu suchen.

In anderen Stadtteilen Leipzigs, etwa am Zoo oder im Waldstraßenviertel, kennt man sie schon: Parkzonen, in denen Anwohner bevorzugt parken dürfen, sollen helfen, den Parkdruck in den Straßen zu lindern. Wie genau solche Parkzonen funktionieren, was man tun müsste, um sie einzurichten und ob diese eine sinnvolle Lösung für Gohlis sein könnten, diesen Fragen wollte die AG am 12. Dezember mit einem Treffen mit dem Abteilungsleiter für Generelle Planung beim Verkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Leipzig, Herrn Torben Heinemann, nachgehen.

Zunächst wurde in der Gesprächsrunde eine Situationsanalyse vorgenommen: Vielfach beobachten wir in Gohlis einen hohen Parkdruck, der dazu führt, dass Pkw an Straßenecken, auf Sperrflächen oder vor Gehwegnasen abgestellt werden. Oft werden Kreuzungsbereiche dadurch schwer einsehbar und die Querungsmöglichkeiten, gerade auch für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer, eingeschränkt. Einige Straßen werden durch den „ruhenden Verkehr“ so verengt, dass Einsatzfahrzeuge oder die Müllabfuhr kaum mehr durchkommen. Besonders groß ist das Problem in dicht bebauten Gebieten mit engen Straßen. An manchen Stellen entsteht der Eindruck eines Vollzugsdefizits seitens des Ordnungsamtes, weil routinemäßige Parkverbotskontrollen in den Stadtteilen selten vorgenommen werden. An einzelnen Stellen entsteht auch ein erhöhter Parkdruck durch Fahrzeuge ortsfremder Besucher, etwa rund um das Gohliser Schlösschen, das Ärztehaus am Coppiplatz oder bei Veranstaltungen im Stadion entlang der Straßenbahnlinie 4.

Dann gab Herr Heinemann der AG einen Einblick in das Thema Anwohnerparken aus Sicht der städtischen Verkehrsplanung. Zunächst muss gesagt werden, dass Regelungen zum Anwohnerparken natürlich die Zahl der insgesamt vorhandenen Parkplätze nicht erweitern, sondern lediglich dazu beitragen können, gebietsfremden Verkehr aus dem Stadtviertel fernzuhalten. Erst ab ca. 95 % Auslastung der vorhandenen Parkplätze würde die Stadt überhaupt aktiv werden können, eine Regelung hat aus Sicht der Stadtverwaltung nur bei mehr als ca. 20 % Anteil gebietsfremder Parknachfrage Sinn, der durch eine Anwohnerparkregelung „verdrängt“ werden könnte. Hierzu sind zwei verschiedene Modelle möglich: In einer „Bewohnerparkzone“ dürfen nur Bewohner des entsprechenden Gebietes parken, eine Erlaubnis dafür kostet 30,50 € pro Jahr. In einer „Anwohnerparkzone“ kann man hingegen für 65,- € pro Jahr eine Ausnahmeerlaubnis erwerben, als Anwohner auf an sich bewirtschafteten Parkplätzen (also mit Parkscheinautomat) sein Auto abstellen zu dürfen. Relativ einfacher möglich wäre die Einrichtung von bewirtschafteten Parkflächen an Geschäftsstraßen, um so die mehrfache Nutzung der Stellplätze und damit ein besseres Angebot für Kunden als Kurzzeitparker zu erreichen.

So kam das Treffen letztlich zu dem Ergebnis, dass in Gohlis vor allem wegen des nur punktuell auftretenden gebietsfremden Parkdrucks, das Instrument des Anwohnerparkens kaum eine sinnvolle Lösung darstellt. Es sind eben überwiegend wir Gohliser selbst, die den Parkdruck verursachen. Trotzdem kann etwas getan werden: In der weiteren Diskussion des Abends kristallisierten sich Handlungsmöglichkeiten für alle Beteiligten heraus, die zur Problemlösung beitragen können: Seitens der Stadt und des Verkehrs- und Tiefbauamtes könnte sich die Parkraumbewirtschaftung vom Zentrum und Zoo aus schrittweise weiter nach Norden ausdehnen und zukünftig vielleicht auch Gohliser Straßenzüge berühren. Herr Heinemann versprach auch, die Möglichkeit eines zusätzlichen Park-and-Ride-Platzes an der Endstelle der Linie 4 in der Landsberger Straße zu prüfen. Besonders da die Brücke über die Bahn wieder für den Autoverkehr freigegeben ist, könnte dadurch das „Eventparken“ im nördlichen Gohlis verringert werden.

Wir Gohliser können durch stärkeres Nutzen und Bewerben der vorhandenen Carsharing-Angebote anstelle eigener Pkw zur Verringerung des Parkdrucks beitragen. Helfen würde vielleicht auch, Informationen über Mietangebote für Dauerparkplätze, etwa das Parkhaus in der Lindenthaler Straße, oder auch vermietbare Parkplätze in Wohnanlagen, ob genossenschaftlich oder privat, zu sammeln und zu kommunizieren. Fest steht, dass die AG Mobilität und Verkehr dieses Thema weiterverfolgen und sich an der Lösungssuche beteiligen wird.