„Die Georg-Schumann-Straße kämpft mit einem veralteten Image“
Schon jetzt sei die Magistrale eine bunte Geschäftsstraße, meint Tom Potutschek von der Unternehmensberatung Gecko Two.
Mitte Mai hatte Gecko Two ein Arbeitsprogramm für das Geschäftsstraßenmanagement Georg-Schumann-Straße im kommenden Jahr vorgelegt. Neben einer Fallstudie mit dem Tattoostudio „Zum Veganauten“ in Möckern wurden darin u. a. ein „Cross-Promotion-Design-Sprint-Workshop“ und Beratungen für Gewerbetreibende und Vereine sowie ein Gründungsprogramm angekündigt. Potutschek, Leiter des operativen Geschäfts bei Gecko Two, sagt im Interview, die durch Förderungen initiierten Strukturen müssten in Zukunft von Akteuren vor Ort weitergetragen werden, um nachhaltiges Wachstum möglich zu machen.
Was ist im Rahmen der Fallstudie mit dem „Veganauten“ konkret geplant bzw. schon passiert?
Tom Potutschek: Im Rahmen der Fallstudie mit dem veganen Tattoostudio „Zum Veganauten“ wurden bereits mehrere persönliche Beratungsgespräche und Workshops durchgeführt. Dies stellt einen essenziellen Bestandteil des GSM dar. Wir möchten für die Gewerbetreibenden eine Anlaufstelle darstellen, zu der sie mit ihren unternehmerischen Herausforderungen kommen können. Durch unsere breite Expertise im Aufbau und der Weiterentwicklung von Unternehmen können wir einen großen Umfang an Unterstützung anbieten. Dies kann sowohl betriebswirtschaftliche Grundlagen, Marketing und Vertrieb, Personal und Fördermittelbeschaffung darstellen. Um einen niederschwelligen Zugang zu ermöglichen sind wir jeden Mittwoch von 12-18 Uhr im Infozentrum auf der Georg-Schumann-Str. 126 zu finden.
Bitte erläutern Sie unseren Leserinnen und Lesern in einfachen Worten, was mit einem „Cross-Promotion-Design-Sprint-Workshop“ gemeint ist. Wann soll dieser stattfinden?
Mit der Maßnahme des Cross-Promotion-Design-Sprints wollen wir die Stärke von gemeinschaftlich organisierten Aktionen auf der GSS fördern. Zusammen mit Gewerbetreibenden und weiteren Akteuren und Vereinen der Georg-Schumann-Straße werden wir in einem kreativen Prozess ein Event oder eine Aktion erarbeiten, welches entlang der Magistrale durchgeführt wird. Dabei regen wir die Zusammenarbeit der Akteure an und wollen eine Aktion ins Leben rufen, die zu einem spezifischen Zeitraum ein gemeinschaftliches Angebot der Gewerbetreibenden und Vereine bereitstellt. Hierzu wurden bereits fortgeschrittene Gespräche mit dem Budde-Haus und einigen Gewerbetreibenden geführt. Bei Interesse zur Mitwirkung an dieser Maßnahme freuen wir uns über Nachrichten an gsm@gecko-two.de oder einem Besuch im Infozentrum.
Bis wann wird es das Konzept für das Programm „Gründen auf der GSS“ geben?
Die Maßnahme „Gründen auf der GSS“ soll Unternehmensgründungen auf der Magistrale fördern. Dabei stellen wir ein breites Angebot an Beratungs- und Unterstützungsangeboten für die Gründungsinteressierten kostenlos zur Verfügung und agieren als Vermittlerin zwischen relevanten Akteuren. Die Angebote sind abgeleitet aus bereits von uns erfolgreich durchgeführten Gründungsprogrammen und erweitert um die lokalen Bedürfnisse von Gewerben auf der GSS. In der jetzigen Phase arbeiten wir mit relevanten Kooperationspartnern für die Umsetzung zusammen. Die Maßnahme ist Teil des Gesamtprojektes und gefördert aus dem Bundesprogramm „ZiZ“.
Was sind nach Ihrer Einschätzung die drei größten Probleme bzw. „Baustellen“, um das Leben im Sinne der Ziele des GSM voranzubringen?
Nach unserer Einschätzung kämpft die Georg-Schumann-Straße aktuell mit einem veralteten Image. Sie wird nicht als Flaniermeile wahrgenommen. Oft sind die Erinnerungen an die Straße davon geprägt, dass sie sehr lang ist und in der Mitte ja die Agentur für Arbeit zu finden ist. Das sich dazwischen mittlerweile regelrechte Perlen der Gastronomie und des Einzelhandels befinden, wissen noch die wenigsten. Dies wollen wir natürlich durch das GSM mit anpacken, wohlwissend, dass es sich um einen langen Prozess handelt. Sicherlich nicht positiv auf dieses Image eingezahlt hat die Verkehrssituation. Eine Mischnutzung der Straße und deren Bedeutung als Verbindungs- und Pendellinie nach Schkeuditz und in die Innenstadt bedeuten ein hohes Verkehrsaufkommen. Durch die kommende Begrenzung auf das Tempo 30 wird allerdings ein von uns ebenfalls als sehr relevant herausgearbeiteter Schritt gegangen. So entsteht weniger Lärm und das Potential für Außengastronomie und Flanieren steigt. Wir sind allerdings Freund:innen davon, auch den Augenmerk darauf zu richten, was positiv hervorzuheben ist. Neben den kommenden Anpassungen der Mobilität sehen wir vor allem im ersten Abschnitt eine Vielzahl von jungen, modernen Gewerben, die auch über die Grenzen Leipzigs bekannt sind. Zunehmende Artikel der LVZ über das gastronomische Potential der Straße verdeutlichen zudem das Interesse und Potential innerhalb der Stadt. Darauf lohnt es sich aufzubauen und den Fokus zu richten.
Konnten Sie bisher an Strukturen anknüpfen, die es im Rahmen des ausgelaufenen Magistralenmanagements gegeben hat und wenn ja, welche?
Gerade letzteres ist vor allem auch durch die jahrelange Vorarbeit des Magistralenmanagements und dem wirklich bemerkenswerten Engagement des Amts für Wohnungsbau und Stadterneuerung der Stadt Leipzig möglich. Die dort gesäten Samen fangen nun an Früchte zu tragen und machen die GSS zu einer schon jetzt bunten Geschäftsstraße, auf dessen Basis weitergearbeitet werden kann. Strukturelle Entwicklungen, gerade die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen, bedürften oft jahrelanger Vorarbeit, bis wirklich Änderungen erkennbar sind. Und die geschaffenen Strukturen, oft initiiert durch Förderungen, müssen vor allem nach Ablauf dieser von Akteuren vor Ort weitergetragen werden, damit ein nachhaltiges Wachstum möglich ist.
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