Das slawische Erbe von Gohlis: Die Worte in unserer Alltagsprache
von Uwe Maaß
Nachdem wir in den ersten beiden Artikeln der Serie über die slawische Erbe von Gohliser Ortsnamen und Gewässernamen berichteten (Ausgaben 2 und 3/2024), möchten wir uns heute abschließend der Alltagssprache zuwenden, und zwar den slawischen Lehnwörtern im Sächsischen und im Deutschen. Ein Lehnwort ist ein Wort, das aus einer Sprache (der Geber- oder Quellsprache) in eine andere, die Nehmersprache (Zielsprache) übernommen (entlehnt) wurde. Die Gebersprache muss dabei nicht unbedingt auch die Ursprungssprache sein, sondern kann auch eine vermittelnde Sprache (Vermittlersprache) sein.
Folgende Wörter sind slawische Lehnwörter im Sächsichen Dialekt:
Bemme – von pomazka: Obersorbisch für „beschmieren, bestrichen“
Hitsche – von hečka: Sorbisch für Fußschemel
Plauze – von płuco: Sorbisch, Polnisch für Lunge
Plinsen – von plinc: Sorbisch für dünner Buchweizenkuchen, Eierkuchen.
Folgende Wörter sind Lehnwörter in der deutschen Sprache:
Bistro – von быстро; Russisch für „schnell“ Dieses Wort gelangte im Zuge der Befreiungskriege gegen Napoleon im Zeitraum zwischen 1814 und 1818 nach Paris, das zu dieser Zeit von russischen Soldaten besetzt war. Über das Französische kam der Begriff nach Deutschland zurück.
Dolmetscher – von tolmač: Obersorbisch für „Dolmetscher“
Grenze – von granica: Sorbisch für „Grenze“
Gurke – von ogórek: Altpolnisch für „Gurke“
Hamster – von chomestor: Slowenisch für „Hamster“
Jauche – von jucha: Slawisch für „Brühe, Suppe“
Nerz – von nor’c: Altsorbisch „Taucher“
Peitsche – von bič: Sorbisch für „schlagen“
Quark – von twarog: Sorbisch für Quark. Vergleiche hier „Käse“, aus dem Lateinischen casius. Die Berliner sagen Käsekuchen, die Sachsen Quarkkuchen.
Zeisig – von Westslawisch čižь für „Zeisig“
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