Ein eigenes Auto? Andreas Fünfstück hat es wieder abgeschafft
von Matthias Reichmuth
In dieser neuen Reihe befragen wir einige Gohliser, die ein Auto besaßen und es später abgeschafft haben, nach ihren Erfahrungen. Die Idee dazu kam in der AG Mobilität und Verkehr auf, als wir uns fragten, wie die Zahl der Pkw auf unseren Straßen verringert werden kann. Die Abschaffung eines Autos ist natürlich eine sehr persönliche Entscheidung, daher machen wir dazu Interviews.
In welcher Situation haben Sie früher entschieden, ein Auto anzuschaffen?
Ich war schon über 40, in Leipzig brauchte unsere Familie damals kein Auto, meine Frau hatte auch nie einen Führerschein. Ab 1995 musste ich nach Borsdorf zur Arbeit fahren, und das war mit den öffentlichen Verkehrsmitteln umständlicher, mit dem Auto ging das schneller. Die Anschaffung hatte dann auch den positiven Nebeneffekt, dass wir auch ganz andere Urlaubsziele als früher erreichen konnten, z. B. die kroatische Küste oder die Lofoten in Norwegen.
Was wurde für Sie zum Auslöser, den Pkw abzuschaffen?
Nachdem ich 2016 in den Ruhestand gegangen war, stand das Auto oft viele Tage unbewegt am Straßenrand, weil wir in Leipzig ohnehin eher das Fahrrad für Einkäufe usw. genommen haben. Die Kinder waren zu dieser Zeit längst aus dem Haus. Das Fahrzeug war auch schon recht alt, und die Reparaturen häuften sich. Bevor noch mehr Reparaturkosten auf uns zukamen, habe ich mich 2019 entschieden, das Fahrzeug an einen Auto-Bastler zu verschenken. Wir haben dann erst einmal ausprobiert, wie es eigentlich ist, ohne eigenes Auto zu leben, die Option, wieder eines anzuschaffen, blieb ja offen.
Wie hat sich die Umstellung auf Ihren Alltag ausgewirkt?
Im Alltag selbst hat sich wenig geändert, da wir es in der Stadt ja kaum genutzt haben. Stärker waren die Veränderungen beim Reisen, sei es zu Urlauben oder Wochenenden. Da haben wir jetzt öfter die Bahn genutzt oder, etwa für eine Fahrt nach Südtirol, ein Mietauto genommen. Wir haben uns auch bei teilAuto angemeldet, aber sehr oft brauchen wir dieses Angebot nicht einmal.
Sind alle Haushaltsmitglieder im Nachhinein mit der Entscheidung zufrieden?
Ja, eindeutig. Es klappt bei uns gut ohne eigenes Auto, daher hat sich die Entscheidung, erst einmal auf Probe das Auto abzuschaffen, nach vier Jahren bewährt. Gelegentlich gibt es Situationen, in denen man denkt, dass es mit Auto jetzt vielleicht etwas praktischer gewesen wäre, etwa beim Packen für Bahnreisen, wo man nicht einfach noch ein Paar Winterstiefel unter den Sitz legen kann – aber insgesamt sind wir damit sehr zufrieden. Gut ist, dass man sich um gewisse Dinge einfach nicht mehr kümmern muss, etwa das Reifenwechseln zweimal im Jahr, den TÜV oder Reparaturen.