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Gohliser Schlösschen

Schon früh engagierte sich der Bürgerverein um den Erhalt und die Sanierung des Gohliser Schlösschens. Anfang der 1990er waren 15-20 Millionen DM für die Sanierung notwendig, die von Seiten der Stadt auf absehbare Zeit nicht erbracht werden konnten. Daher unterstützte der Verein den Freundeskreis Gohliser Schlösschen e.V. bei der Vorbereitung einer Benefiz-Veranstaltung um Sponsor:innen und Gelspender:innen zu finden. Hintergrund war, dass das Schlösschen seit dem 7. November 1991 wegen akuter Einsturzgefahr geschlossen war. Ein Teilerfolg konnte schon am 15. Juni 1993 gefeiert werden – das Aufsetzen der restaurierten Turmkuppel, zu dem öffentlich geladen wurde. Gerade Brunhild Vollstädt – liebevoll als „Schloßherrin“ bezeichnet – zeichnete sich als Koordinatorin und Initiatorin zahlreicher Benefizveranstaltungen mit Künstler:innen, Firmen und Sponsor:innen aus. In der Turmkuppel wurden dann Dokumentenschatullen mit originalen Urkunden aus den Jahren 1900 und 1934 verlötet sowie eine Gedenkmünze „675 Jahre Gohlis“ und die Einladung zur Kuppelinstallation. Brunhild Vollstädt tat sich als Geschäftsführerin des am 26. Februars 1991 gegründeten Freundeskreis Gohliser Schlössen e.V. hervor. Dessen Ziel war es, die Bewahrung und Pflege der Bausubstanz, der Schaffung einer Begegnungsstätte für Gäste und Bürger:innen mit kultureller Ausstrahlung und dem Angebot einer stilvollen gastronomischen Betreuung zu realisieren. Gerade letzter Punkt sollte in der neueren Geschichte des Schlösschens ein dauerhafter Konfliktpunkt sein. 1993 erfolgten dann wichtige Sanierungsarbeiten am Schlösschen: im Garten wurde die Brunnenanlage nach historischen Vorgaben wiederhergestellt, die Toranlage Menckestraße durch Montage der bekrönenden Steinvasen abgeschlossen und die Balkenkonstruktion am Westflügel saniert. Leider wurde bei den Sanierungsarbeiten paradoxerweise das Ende derselben durch das Entdecken immer weiterer Schäden auf nicht absehbare Zeit hinausgeschoben.

1995 stand das Schlösschen unerwartet im Fokus vieler Kulturhistoriker:innen. Als im Zuge der Sanierung des Investors eine tönerne Bodenvase auf Alter und Herkunft untersucht wurde, entdeckte man Sensationelles: seit Anfang 1868 befand sich im ungenutzten Seitenflügel des Schlösschens eine Töfperei und bei der Herstellung der besagten Vase wurden während des Rotierens der Töpferscheibe in Verbindung mit der Verwendung eines spitzen Griffels zur Rillenmusterung der Vase Umgebungsgeräusche gleichsam einer Grammophonnadel in den weichen Ton eingearbeitet. Dabei handelt es sich um einen Passus aus Wagners „Meistersinger“. Dieser Passus wurde dann am 8. November 1868 in die Vase eingebrannt, als Richard Wagner höchstpersönlich bei einem Besuch des jungen Friedrich Nietzsche im Schlösschen Passagen seines erst kürzlich in München uraufgeführten Werkes am Flügel im Nebenraum vorspielte.

Nachdem das Schlösschen mit einer stolzen Summe von 15 Millionen DM saniert wurde, öffnete es mit Veranstaltungen und musealen Angeboten seine Pforten für die begeisterten Gäste. Neben diesem Angebot wurde sogar versucht, das (später) heikle Thema der gastronomischen Versorgung anzugehen. Ganze fünf(!) gastronomische Etablissements – genannt die „heiteren Restaurants im Gohliser Schlösschen“ – sollten ein an der sächsischen Hofküche orientiertes Angebot bereitstellen.

Im Oktober 2002 musste der Bürgerverein mit einem offenen Brief erneut auf die prekäre Lage des Schlösschens hinweisen, nachdem eine geplante Kürzung der Zuschüsse für die so wichtige kulturelle Einrichtung bekannt wurde. Dies hätte bedeutet, dass der gesamte Veranstaltungsbetrieb (Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Führungen) zum Erliegen gekommen wäre. Die Kürzungen konnten dann abgewendet werden, jedoch nur unter der Maßgabe, dass bis zum 31.03.2003 ein neues Betreiberkonzept für den Betrieb des Schlösschens gefunden werden müsste. Die Bereitschaft der Gohliser:innen das Schlösschen zur retten ging sogar soweit, dass der Freundeskreis Gohliser Schlösschen ab 2004 bis zur Findung eines neuen Betreibers alle anfallenden Verwaltungsaufgaben ehrenamtlich übernahm.

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