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Die Entwicklung der Gohliser Einwohnerzahl – Vom kleinen Dorf zu einem vitalen Stadtteil Leipzigs

von Matthias Judt

Gohlis galt noch bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts als ein kleines verträumtes Dorf. 1785 wurden hier etwa 450 Einwohner gezählt, 578 im Jahre 1835. 1843 waren es dann etwa 900. Ab diesem Datum setzte ein schnelles Bevölkerungswachstum ein. 1855 wurden bereits etwa 1.430 Einwohner gezählt, doch Gohlis galt nach wie vor als ein Dorf. (1)

Bis 1871 (und weiter danach) wuchs die Bevölkerung dann sprunghaft und erreichte in diesem Jahr die Zahl von 5.015. 1880 wurde die 10.000-Einwohner-Marke mit 9.804 Einwohnern knapp erreicht. Zum Zeitpunkt der Eingemeindung nach Leipzig, am 1. Januar 1890, lebten in Gohlis 19.312 Einwohner. Bis zur Wende zum 20. Jahrhundert wuchs die Einwohnerzahl weiter auf 30.114, wobei sich die Zahl in den beiden Jahrzehnten davor jeweils um etwa 10.000 Einwohner erhöht hatte. (2)

In den 1920er und 1930er Jahren entstanden vor allem in den Ortsteilen Mitte und Nord völlig neue Wohnviertel, und die Einwohnerzahl stieg entsprechend mit. 1933 erreichte Gohlis seine höchste Einwohnerzahl (54.580), (3) die danach – vor allem in den 1930er Jahren – erheblich zurückging. 1939 lebten nur noch 40.413 Menschen in Gohlis, 1945 dann 33.419.

Die Einwohnerzahl erholte sich danach, vor allem bedingt durch den Bau neuer Wohnviertel durch die in den 1950er Jahre entstehenden „Arbeiterwohnungsgenossenschaften“ (AWG), die in Gohlis-Süd und –Mitte Bombenlücken schlossen und neue Viertel errichteten, vor allem in Gohlis-Mitte und –Nord. Allerdings sollte die Zahl der Einwohner nur noch an die Marke von 40.000 Personen heranreichen.

Parallel zum erheblichen Bevölkerungsrückgang in Leipzig, das zwischen Ende 1988 und Ende 1998 knapp 108.000 und damit etwa 20 Prozent seiner Bevölkerung verlieren sollte, verringerte sich auch die Bevölkerungszahl von Gohlis. Hier war der Rückgang aber noch stärker zu spüren, denn mit 31.125 Einwohnern im Jahre 1998 wurde ein absoluter Tiefpunkt, aber auch eine Wendemarke erreicht. (4)

Bereits im Jahre 2000 lebten in Gohlis wieder 32.580 Menschen, die meisten davon in Gohlis-Mitte (12.276), gefolgt von Süd (11.890) und Nord (8.414). Seitdem stieg die Bevölkerungszahl kontinuierlich an. Im Jahre 2015 lebten 42.603 Menschen in Gohlis, so viele, wie seit den 1930er Jahren nicht mehr. Nunmehr war Gohlis-Süd mit 17.963 Einwohnern der bevölkerungsreichste Ortsteil, gefolgt von Mitte (15.937) und Nord (8.703). (5)

Gohlis zählte im Jahre 2016 schließlich insgesamt 43.569 Einwohner, darunter 2.858 Ausländer. Seit dem Jahr 2000 ist die Einwohnerzahl von Gohlis also um knapp 11.000 Menschen gewachsen. (6) Das findet seine Ursache nicht nur in Wanderungsgewinnen, also dem Zuzug von Menschen, die zuvor in anderen Stadtteilen Leipzigs oder außerhalb von Leipzig gelebt hatten. Die Ortsteile Süd und Mitte weisen seit vielen Jahren wachsende Geburtenüberschüsse aus, und selbst in Gohlis-Nord ist der dortige Sterbeüberschuss immer weiter gesunken. Gohlis insgesamt „liefert“ den größten Anteil am Geburtenüberschuss des Stadtbezirks Leipzig-Nord. (7)

Gohlis-Süd hatte 2016 von den drei Gohliser Stadtteilen die meisten Einwohner (18.268), wies das höchste Bevölkerungswachstum aus (plus 53,6 Prozent gegenüber 2000), profitierte besonders von Wanderungsgewinnen und hatte durchgängig hohe Geburtenüberschüsse. (8)

Gohlis-Mitte hatte im Jahre 2000 mehr Einwohner als Gohlis-Süd. Heute ist es umgekehrt. In Gohlis-Mitte lebten 2016 insgesamt 16.390 Einwohner, aber auch dort ein gutes Drittel mehr als 2000. Es profitierte ebenfalls von Wanderungsgewinnen und wies hohe Geburtenüberschüsse aus. Der Überschuss war 2016 sogar höher als der in Gohlis-Süd. (9)

Gohlis-Nord hatte 2016 die wenigsten Einwohner (8.911), wies ein deutlich geringeres Wachstum der Einwohnerzahl seit 2000 aus (plus 5,9 Prozent) und erlebte im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts sogar einen Rückgang der Einwohnerzahl. Hier gibt es auch immer noch einen – inzwischen geringen – Sterbeüberschuss. (10) Gohlis-Nord unterscheidet sich von den beiden anderen Ortsteilen durch den erheblich höheren Anteil von Menschen im Alter von 65 und mehr Jahren.

Der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung in Gohlis war 2016 mit knapp 6,6 Prozent insgesamt nicht sehr hoch. Auffällig ist hier jedoch, dass allein gut 58 Prozent der ausländischen Gohliser in seinem südlichen Teil leben, während in Gohlis-Nord nur gut 14,2 Prozent der ausländischen Gohliser leben. Der Anteil der Ausländer an der Gesamteinwohnerschaft betrug 2016 in Gohlis-Süd 9,1 Prozent, während er in den beiden anderen Ortsteilen unter fünf Prozent lag (Mitte: 4,8 Prozent, Nord 4,6 Prozent). In Gohlis-Süd leben zudem vergleichsweise viele Ausländer aus Nicht-EU-Staaten. (11)

Die jüngsten Zahlen zu Beschäftigung und Arbeitslosigkeit betreffen das Jahr 2015. Von den in diesem Jahr gezählten 42.603 Einwohnern gingen 17.453 einer Beschäftigung nach. Weitere 1.485 Erwerbsfähige waren als arbeitslos gemeldet. Damit liegt der Anteil der Erwerbstätigen deutlich über dem Wert für das gesamte Stadtgebiet (44,4 zu 40,8 Prozent), was ein weiterer Indikator für die vergleichsweise junge und sich im Broterwerb befindliche Bevölkerung ist. (12)

Im Vergleich zur Entwicklung in Leipzig insgesamt kann konstatiert werden, dass der Umschwung hin zu einer positiven Entwicklung in Bezug auf die Einwohnerzahlen, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit in Gohlis deutlich früher eingetreten ist.

(1) vgl. http://www.leipzig-gohlis.de/tourismus/bevoelkerung.html und http://www.leipzig-lexikon.de/GEMEINDE/gohlis.htm.
(2) vgl. Verwaltungsbericht der Stadt Leipzig, Leipzig 1905, S. 134, http://hov.isgv.de/Gohlis_(2) und http://www.leipzig-gohlis.de/tourismus/bevoelkerung.html; Bernd Rüdiger/Thomas Nabert unter Mitarbeit von Renate Bahr, Alt-Gohlis. Eine historische und städtebauliche Studie (im Folgenden „Rüdiger/Nabert 1996“), Leipzig 1996, S. 21 und 26.
(3) vgl. Rüdiger/Nabert 1996, S. 30.
(4) vgl. Manfred Hötzel, „Gohlis und Leipzig – Historische Hauptdaten“ (im Folgenden „Hauptdaten 2017“), in Bürgerverein 1917, S. 19 – 22, hier , S. 21.
(5) zusammengestellt und berechnet nach http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=2&rub=1&obj=0.
(6)Berechnet nach: http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=2&rub=1&obj=0.
(7) vgl. http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=3&rub=1&obj=0.
(8) Zusammengestellt und berechnet nach: http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=2&rub=1&obj=0, http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=3&rub=1&obj=0, http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=3&rub=2&obj=0.
(9) Zusammengestellt und berechnet nach: http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=2&rub=1&obj=0, http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=3&rub=1&obj=0, http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=3&rub=2&obj=0.
(10) Zusammengestellt und berechnet nach: http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=2&rub=1&obj=0, http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=3&rub=1&obj=0, http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=3&rub=2&obj=0.
(11) Zusammengestellt und berechnet nach: http://statistik.leipzig.de/statdist/table_area.aspx?dist=90, http://statistik.leipzig.de/statdist/table_area.aspx?dist=91, http://statistik.leipzig.de/statdist/table_area.aspx?dist=92.
(12) Berechnet nach: http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=2&rub=1&obj=0, http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=7&rub=1&obj=0 und http://statistik.leipzig.de/statdist/table.aspx?cat=7&rub=2&obj=0.

 

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