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Eisenbahnen in Gohlis

von Matthias Judt

Der Blick auf die Jahreszahlen, die die Eröffnung der Eisenbahnlinien in Gohlis markieren, zeigt, wie nur kurz nach der Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth 1835 und der ersten Ferneisenbahn zwischen Leipzig und Dresden 1839 das Eisenbahnnetz in der wachsenden Stadt Leipzig und ihrem damaligen Umland rasant wuchs.

Bereits am 18. August 1840 eröffnete die Magdeburg-Leipziger Eisenbahngesellschaft ihre neu erbaute Eisenbahnverbindung zwischen den beiden Städten („Magdeburger Bahn“) und in Leipzig den Magdeburger Bahnhof mit Gebäuden, die allerdings bereits 1862/63 ersetzt wurden. Ab 1906/07 übernahm der Bahnhof die Aufgaben des nahegelegenen Thüringer Bahnhofs, wurde aber selbst später zugunsten der sächsischen Seite des neuen Leipziger Hauptbahnhofs abgerissen. (1) Die Eisenbahngesellschaft war bereits 1876 einer anderen Gesellschaft angeschlossen worden, die wiederum 1879 vom Königreich Preußen verstaatlicht wurde. (2)

Die Magdeburger Bahn verlief in Gohlis in etwa auf der Linie zwischen den heutigen Haltepunkten Gohlis und Olbrichtstraße. 1906 wurde ihre Streckenführung parallel zum Leipziger Güterring verlegt und die alte Strecke fortan nur noch für den Güterverkehr genutzt. (3) In der ersten Hälfte der 1930er Jahre wurde die Strecke elektrifiziert. Allerdings war nur zwischen 1934 und 1946 elektrischer Betrieb möglich, weil nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf der Magdeburger Bahn die elektrischen Anlagen und das zweite Gleis der Demontage zugunsten der Sowjetunion zum Opfer fielen. Erst 1959 konnte der elektrische Betrieb auf weiterhin nur einem Gleis wieder aufgenommen werden. Erst nach 2000 wurde die Strecke grundlegend erneuert, dabei Überholgleise gebaut und 2004 am Haltepunkt Gohlis ein neuer Bahnsteig sowie der Haltepunkt Olbrichtstraße völlig neu erreichtet. (4)

In den Jahren von 1845 bis 1847 baute die private Thüringer Eisenbahngesellschaft eine Bahnverbindung von Halle (Saale) nach Eisenach, ohne jedoch Leipzig in den Streckenverlauf zunächst einzubeziehen. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass es eine Verbindung nach Leipzig geben müsse, das sich inzwischen zu einem Eisenbahnknotenpunkt entwickelt hatte. Am 22. März 1856 wurde dann eine erste, knapp 32 km lange Verbindungsstrecke nach Leipzig eröffnet, die mitten durch Gohlis führte und am eigens dafür allerdings erst 1857 fertig gestellten Thüringer Bahnhof endete. (5)

Ihre Trassenführung war indes verkehrsbehindernd gestaltet, so dass bis 1878 eine neue, günstiger gestaltete Strecke errichtet wurde. Sie wurde im Bereich von Gohlis zum Teil parallel zur Magdeburger Bahn mit den Haltepunkten Gohlis-Eutritzsch (Bezeichnung seit 1922 Leipzig-Gohlis) und Gohlis-Möckern (heute Leipzig-Möckern) angelegt. (6)

Schließlich wurde die Thüringer Bahn nach 1878 noch einmal etwas weiter nach Norden verlegt – als Thüringer Verbindungsbahn. An dieser Linie wurde 1969 im Zusammenhang mit der Eröffnung des S-Bahnverkehrs in der Nähe des Coppiplatzes in Gohlis-Mitte ein weiterer Haltepunkt eingerichtet. (7)

Die 1882 in der Preußischen Staatseisenbahn aufgegangenen Thüringer Eisenbahngesellschaft verlor schließlich ab 1907 ihr bauliches Erkennungszeichen in Leipzig: Nach nur 50 Jahren des Betriebs wurde der Thüringer Bahnhof geschlossen und zugunsten der preußischen Seite des neuen Hauptbahnhofs abgetragen. (8)

(1) vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Leipzig_Magdeburger_Bahnhof.
(2) vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Magdeburg-Leipziger_Eisenbahn-Gesellschaft.
(3) vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Leipzig-Wahren%E2%80%93Leipzig_Hbf.
(4) vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Magdeburg-Leipziger_Eisenbahn-Gesellschaft; Peter Wangemann, „Eisenbahnen in Gohlis“ (im Folgenden „Wangemann, Eisenbahn 2017), in Bürgerverein Gohlis 2017, S. 137 – 141, hier S. 141.
(5)vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Leipzig_Th%C3%BCringer_Bahnhof; http://www.leipzig-lexikon.de/VERKEHR/ES_THUER.HTM.
(6) vgl. Wangemann, Eisenbahn 2017, S. 138.
(7) vgl. ; http://www.leipzig-lexikon.de/VERKEHR/ES_THUER.HTM; Wangemann, Eisenbahn 2017, S. 141.
(8) vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Leipzig_Th%C3%BCringer_Bahnhof.

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