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Seilbahnkönig & Tagebaugigant – Ein Leipziger Jahrhundertwerk, der Bleichert-Film von Dirk Schneider im MDR

Von Ursula Hein

Wenn Sie heute hinter der S-Bahnstation Gohlis auf der rechten Seite die neuen modernen Wohngebäude sehen, werden viele von Ihnen nicht mehr wissen, dass hier bis in die 90. Jahre des 20.Jhs ein florierendes Unternehmen stand, die ehemalige Seilbahnfirma Bleichert, dann VAT TAKRAF und vielen Menschen Lohn und Brot gab. Die früheren Fabrikhallen sind heute komfortable Luxuswohnungen.

Wie es früher hier aussah, zeigte gestern, am 19.1.2021 der Film des Regisseurs Dirk Schneider, eines ausgewiesenen Kenners der regionalen Industriegeschichte und ihrer Abwicklung nach 1990.

Ausgehend von der geradezu kriminalistischer Spurensuche auf Dachböden und Müllkippen, zeigt der inzwischen verstorbene TAKRAF-Ingenieur Günter Pyschik seine Schätze, Konstruktionszeichnungen, Pläne, Briefe, dem Ururenkel Hartmut von Bleichert, der sich von Rom her auf die Suche nach seinem bedeutenden Vorfahren und dessen Werk gemacht hat. Der langjährige Leiter der Geschichts-AG im BV Gohlis und ausgewiesener Kenner der Bleichert-Geschichte, Dr. Hötzel kann viele Details hinzufügen,

Die VAT-Konstrukteure Erhard Kleemann und Dieter Bittermann machen sich nach der Wende auf die Suche nach Bleichert-Seilbahnen und besuchen u.a. die Predigtstuhlbahn in Berchtesgaden. Weitere Seilbahne laufen noch in Meran, Bayern und der Schweiz, Innsbruck, Hafenseilbahn von Barcelona, am Nordkap, die südlichste – im chilenischen Punta Arenas in Feuerland die spektakulärste. Kurz vorgestellt werden Innovationen wie die weltbekannte Eidechse von 1923.

In der DDR wurde dann der Name Bleichert gelöscht, es entsteht das Kombinat TAKRAF, zuständig für kilometerlange Bänder für die Braunkohletagebaue der DDR und Kräne in Hochseehäfen. Die letzte Seilbahn ist dann in den 1960ern ein Sessellift in Oberhof.
Der interessante und mit vielen Dokumentaraufnahmen gespickte Film dauerte leider nur 45 Minuten, so dass bestimmte politische Aspekte zu kurz kommen mussten. Die doch sicher vorhandenen Verstrickungen in der NS-Zeit bleiben ausgeblendet, die DDR-Zeit der VAT sollte nicht nur von der technische, sondern auch stärker von der politischen Seite her beleuchtet werden. Die Liquidation des Betriebes durch die Treuhand – trotz der Mühen der Belegschaft den großen Betrieb nach der Vereinigung zu erhalten- könnte einen eigenen Film füllen.