Das Budde-Haus im Abstandsmodus
Von Peter Niemann
Für alle Kultureinrichtungen in Deutschland war das Jahr 2020 ein außergewöhnliches Jahr. Ein Jahr zwischen Auf und Ab, und Ab und Auf. Ein Jahr mit zeitweisen Schließungen, mit Hygienekonzepten und gegensätzlichem Publikumsverhalten. Auch das Budde-Haus wurde davon nicht verschont. Wir haben nachgefragt beim Leiter Jürgen Schrödl.
P. Niemann: Wie geht Kulturarbeit in Corona-Zeiten?
J. Schrödl: Es ist quasi wie „Kultur auf Abstand“. Und das ist anstrengend, in vielerlei Hinsicht. Es erfordert für uns als Veranstalter mehr Kommunikation, mehr Organisation, mehr Umdenken. Vor allem die Einsicht, dass gewohnte Planungen und Veranstaltungsabläufe nun anders sein müssen. Dafür haben wir aber auch viel Verständnis von unseren Besuchern und Partnern erfahren. Und Dankbarkeit, dass wir die Dinge, die möglich waren, auch ermöglicht haben.
P. Niemann: Was haben Sie denn ermöglicht?
J. Schrödl: Das Budde-Haus hat ein wunderschönes Außengelände mit einem wunderschönen Garten. Dadurch konnten in den Sommermonaten einige Angebote, die sonst drinnen stattfinden nach draußen verlegt werden. Wir hatten zusätzliche Raumanfragen, die ebenfalls im Garten stattfinden konnten. Und wir haben zusätzliche Veranstaltungen in unser Programm aufgenommen. Zum Beispiel unsere Sommertheaterwoche. Dadurch sind auch neue Formate entstanden, die wir künftig fortsetzen wollen. Das meine ich mit dem Umdenken. In Krisen ist man stärker gezwungen dazu. Das kann man auch als etwas Positives verbuchen.
P. Niemann: Das Budde-Haus musste von Mitte März bis Ende Mai schließen. Nun fällt auch der November aus*. Was bedeutet das?
J. Schrödl: Das war und ist für alle Beteiligten hart. Für die vielen Anbieter von Kursen, die abgesagt werden müssen. Für die Künstler, die nicht auftreten können. Für die Chöre und Theatergruppen, die nicht proben dürfen. Für andere Veranstalter, die zum Beispiel ihre Seminare oder Treffen bei uns nicht durchführen können. Das sind finanzielle Verluste, aber auch enorme Hemmnisse für unsere und ihre Arbeit. Nicht zu vergessen dabei sind die vielen Nutzer dieser Angebote, die auf gemeinschaftliches Freizeiterleben und soziales Miteinander verzichten müssen. Die Einschränkungen unter Corona-Bedingungen haben den Wert kultureller Angebote für die Gesellschaft noch einmal bewusster gemacht.
P. Niemann: Wie haben denn die Besucher auf die coronabedingten Einschränkungen reagiert?
J. Schrödl: Insgesamt mit viel Verständnis, und auch Mitverantwortung. Abstand halten, auf Abstand sitzen, Kontakte zur Nachverfolgung angeben. Leider konnten wir durch die begrenzten Platzkapazitäten nicht immer alle Kartenwünsche erfüllen. Viele haben ihren Eintritt dafür mit einem Soli-Beitrag großzügig aufgerundet.
P. Niemann: Wie wird es weitergehen?
J. Schrödl: Corona wird uns noch eine Weile begleiten. Wir haben gelernt und sind darauf eingestellt, auch wenn es mental nicht einfach ist, und es schwer wird die Finanzierung zu sichern. Wir müssen 2021 auf jeden Fall Abstriche machen. Aber was wir ermöglichen können, werden wir ermöglichen. Immer mit dem Blick auf das was wir in Bezug auf den Infektionsschutz verantworten können und was der jeweiligen Situation angemessen ist. Wir hören jedenfalls nicht auf, weiter zu denken.