Unbenannte Plätze und Plätzchen in Gohlis – dritter Teil
von Ursula Hein
Im ersten Teil der Serie (Gohlis Forum 1/2019) ging es um den grünen Platz, der eingefasst wird von Corinth- und Heinrich-Budde-Straße, Adolph-Menzel- und Wilhelm-Plesse-Straße. Teil zwei beschäftigte sich mit der Grünanlage an der Ludwig Beck-Straße zwischen Wiederitzscher und Breitenfelder Straße, der im Volksmund „Amselpark“ heißt, amtlich aber namenlos ist. Heute geht es um den Schillerhain, dem sein Name nach 1990 abhandenkam.
Schillerhain – ein vergessener Name?
Im Mai 1905 war die kleine parkähnliche Fläche am nördlichen Rosental zwischen Platner-, Stallbaum- und Weinligstraße Schauplatz einer von Gohliser Einwohnern und anderen Schillerfreunden durchgeführten Veranstaltung zu Ehren des großen deutschen Dichters Friedrich Schiller. Er hatte in einem nahegelegenen Gohliser Bauernhaus (dem heutigen Schillerhaus, Menckestraße 42) gewohnt und dort an der ersten Fassung seiner „Ode an die Freude“ gearbeitet. Von Mai bis September 1785 lebte er als Gast Christian Gottfried Körners und seiner Freunde in Gohlis und wanderte des Morgens früh, eingehüllt in seinen Schlafrock und begleitet von einem kleinen Bauernjungen, der ihm Glas und Flasche nachtrug, durch das Rosental auf den Pfaden der Poesie.
Lindenbaum, Steinfiguren und große Ambitionen
1905 zum 100. Todestag wurde der kleine Park „Schillerhain“ getauft, eine Schillerlinde gepflanzt und eine Texttafel angebracht. Nach der Stilllegung der Gohliser Mühle und der Verfüllung des Pleißenmühlgrabens sollte die Fläche zwischen Rosental und Gohliser Schlösschen zu einem Gebäudeensemble umgestaltet werden, mit einem großen runden Platz, umgeben von mehrstöckigen Wohnhäusern. Der 1. Weltkrieg verhinderte das ambitionierte Vorhaben. Lediglich zwei große Steinfiguren des Leipziger Bildhauers Hermann Knaur, Thalia und Melpomene, wurden 1910 in den Schillerhain umgesetzt. Auf einem Foto von 1912 sind sie am Eingang des Schillerhains zu sehen, irgendwann verschwanden sie, keiner weiß, wann und wohin, die Schillerlinde war bis 1950 auf den Stadtplänen zu finden, dann wurde in der Grünanlage ein Spielplatz errichtet mit der DDR-typischen Tischtennisplatte, mit Steintieren zum Klettern und Rutschen sowie einigen Bänken.
Neue Schillerlinde im namenlosen Park
Aber 2005 erinnerte man sich in Leipzig wieder seines berühmten Besuchers und der Feiern zu seinem Todestag. Am 9. Mai wurde eine neue Linde gepflanzt, der Schulchor des Schiller-Gymnasiums sang, der OB sprach. Die kleine Widmungstafel aus Messing an der Linde wurde kurz darauf gestohlen, ist inzwischen aber erneuert worden. Sie trägt die Inschrift “Eine baumstarke Stadt / zum 200. Todestag / von Friedrich Schiller/ am 9.April / Stadt Leipzig. Friedrich Schiller-Gymnasium“.
Der Name „Schillerhain“ war bis 1990 auf den Stadtplänen zu finden, dann verschwand er, existiert aber weiterhin im Gedächtnis der Bewohner ebenso wie der des Schillerstegs über die Pleiße. Und es gibt gleich nebenan den Kleingartenverein „Am Schillerhain“.
Wiederbenennung zum runden Geburtstag im Herbst 2019?
Im Herbst 2019 gäbe es eine schöne Gelegenheit, den Namen der Parkanlage zu erneuern, denn dann feiern wir Schillers 260. Geburtstag. Oder will die Stadt Leipzig bis 2105 warten, wenn dann der 300. Todestag des großen Dichters zu feiern ist?
Übrigens könnte auch die LVB in ihren Durchsagen in der Straßenbahnlinie 4 „Stallbaumstraße“ ohne große Kosten den Namen „Schillerhain“ anhängen und an der Haltestelle dieses Namen hinzusetzen.
Der Bürgerverein Gohlis gibt die Hoffnung nicht auf, dass im Herbst der Name „Schillerhain“ wieder zu sehen sein wird.