Unternehmerportrait: Gabriele Leichter

Die Lichtbringerin von Gohlis
Licht ist Leben – das ist allseits bekannt. Gäbe es kein Licht, gäbe es weder Pflanze, Tier noch Mensch. Gabriele Leichter bringt das Licht des Lebens ins Viertel – und in die Wohnzimmer der Menschen.
Eine blonde Frau steht hinter dem Tresen des Beleuchtungshauses Leichter und begrüßt ein älteres Ehepaar freundlich. Neue Glühlampen benötigen die beiden, als Ersatz – die alten seien durchgebrannt. Mit fachkundigem Blick und gezieltem Griff legt Lampenexpertin Gabriele Leichter die passenden Leuchtmittel auf die Ladentheke.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann Bernd führt sie das Familienunternehmen seit 1982 – in der vierten Generation. Zwischenzeitlich wechselte es mehrmals den Namen.
„Gegründet hat das Unternehmen mein Ururgroßvater 1905 als Elektroinstallationsbetrieb. Dann hat es mein Opa geführt und danach mein Vater. Nach der Lehre habe ich das Geschäft mit meinem Mann übernommen. Er war Maschinenbauschlosser und musste sich schon ganz schön reinfitzen in das Ganze. Ich bin ja im Laden aufgewachsen – schon als Kind.“
Neben Lampen und Leuchtmitteln bietet das Leipziger Ehepaar auch kleine Haushaltsgeräte an, vermittelt Monteure zur Lampenmontage und führt Kleinreparaturen durch.
„Als alleiniger Lebensunterhalt kann man das Geschäft nicht mehr führen“, sagt sie etwas wehmütig. Der Onlinehandel macht den stationären Läden zu schaffen, die Umsätze sinken seit Jahren. Doch sie führt den Laden weiter – so lange es eben geht.
„Wir können uns nicht vorstellen, einfach nur zu Hause zu sein“, sagt die gelernte Industriekauffrau.
„Wir bringen Licht in Ihr Leben!“ – so lautet das Motto von Gabriele und Bernd Leichter. Gleichzeitig hoffen sie, dass das Licht in ihrem gemütlichen Laden noch eine Weile brennen darf. Das Haus in der Lindenthaler Straße 47 wurde verkauft, die meisten Mieter sind wegen drastischer Mieterhöhungen bereits ausgezogen. Sollte es auch sie treffen, müssten sie aufgeben – dann lohne sich das Geschäft nicht mehr.
Doch resigniert ist die 68-Jährige keineswegs. Sie ist gern für die Anliegen ihrer Kunden da – die meisten davon gehören zur älteren Generation. Die Stammkundschaft weiß meist genau, was sie braucht, und schätzt die persönliche Beratung. Jüngere Besucher lassen sich oft beraten und verschwinden dann mit einem „Ich überleg’s mir noch“. Das Kaufverhalten habe sich stark verändert, sagt sie.
Doch es gebe auch erfreuliche Ausnahmen. Manche bringen alte Steh- oder Schreibtischlampen vorbei, die ihnen am Herzen liegen. Sie möchten sie reparieren lassen – statt sie wegzuwerfen.
„Das freut mich besonders – wenn jemand eine Lampe wirklich noch wertschätzt.“
Ein offenes Ohr hat Gabriele Leichter auch für die Geschichten ihrer Kundschaft. Nach einem kurzen Gespräch verlässt das ältere Ehepaar zufrieden das Geschäft – mit neuen Leuchtmitteln und einem Lächeln.
Und Gabriele Leichter hat auch an diesem Tag wieder ein Stück Licht und Leben zu den Menschen nach Hause gebracht.
Möge sie noch viele Jahre eine Lichtbringerin des Viertels bleiben.
https://www.beleuchtungshaus-leichter.de/
von Ron Kuhwede
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