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Rezension: Leipziger Spaziergänge. Alt-Gohlis

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Foto: Schule mit Betsaal, Archiv Hein

Pünktlich zum 700. Geburtstag von Gohlis hat der Lehmstedt Verlag einen kleinen Spaziergang durch „Alt-Gohlis“ auf den Markt gebracht, der auch in den Räumen des Bürgervereins immer wieder nachgefragt wird. Auf 46 Stationen führt uns Heinz Peter Brogiato, seines Zeichens Geograph und Leiter des Archivs für Geographie im Leibniz-Institut für Länderkunde, durch den Stadtteil. Vom Nordplatz aus, am Stadtbad und dem ehemaligen Leihhaus, (heute Finanzamt der Stadt), vorbei, geht es in einem schönen langen Spaziergang nach Norden, in den eigentlichen Bereich des ursprünglichen Dörfchens Gohlis bis hinter den Viadukt an die ehemaligen Villa Hilde, dem heutigen Heinrich-Budde-Haus, bis zu den ehemaligen Bleichertwerken.

Die Wegfindung wird durch eine übersichtliche Karte auf dem rückwärtigen Innenumschlag erleichtert, so dass man sich den Spaziergang leicht in Etappen einteilen kann. Der vordere Innenumschlag zeigt überdies ein interessantes Luftbild aus dem Jahre 1909, das vom Rosental auf Alt-Gohlis bis zum Gohliser Norden reicht.
Die kurze historische Einleitung ist für den kundigen Spaziergänger hilfreich, allerdings zeigt das Bild auf Seite 2 „Betsaal auf dem Anger“ wohl eine andere Lokalität. Auf dem Anger stand bis 1861 die Schule mit dem Betsaal im ersten Stock, die uns der Gohliser Lokalhistoriker und Lehrer Willy Ebert im Foto überliefert hat.

Der Spaziergang setzt, wie erwähnt, am Nordvorplatz ein, also wie der Autor zugibt, schon in der Nordvorstadt. Gohlis selbst beginnt erst auf der nördlichen Seite der Ehrensteinstraße, auch wenn viele Bewohner von Springer- und Trufanowstraße sich meist als Gohliser fühlen. Lassen wir also den Gohlis-Spaziergang mit der Nummer 16 im Buch, dem Haus Nr. 10 in der Richterstraße/Ecke Ehrensteinstraße, beginnen. Neben kurzen Berichten und Beschreibungen zu einzelnen Baudenkmälern bringt der Autor kursiv und in roter Schrift ausführliche Informationen zu Personen, Institutionen und Gebäuden, die die Zeitläufte nicht überstanden haben. Er informiert z.B. über den Erbauer des Gohliser Schlösschens, die Villa Kippenberg und Anton Kippenberg, bietet schließlich Rückblicke auf das wirtschaftlich blühende Gohlis.

Bei der ausführlichen Beschreibung der Menckestraße werden die prächtigen Wohnhäuser der „Gründerzeit“ (im engeren Sinne die Zeit 1871-1873) zugeordnet. Bei einer Neuauflage sollte hier die in der Kunstgeschichte übliche Bezeichnung Historismus verwendet werden.

Das Schillerhäuschen wird ausführlich in seinem historischen Kontext vorgestellt. Von dort geht es vorbei am ehem. Lochmannschen Musikwerk und dann auf die andere Seite der Georg-Schumann-Straße zum nördlichen Bereich des alten Gohlis, den Brogiato ein wenig vernachlässigt, mit den verschiedenen Schulen bis zum Gohliser Viadukt. Hinter diesem werden als letzte Stationen die früheren Bleichert-Werke und das Heinrich-Budde-Haus besucht, wo man dem inzwischen ermüdeten Spaziergänger mit einem Besuch im Biergarten bei schönem Wetter die verdiente Erholung verspricht.

Ein Namens-und Ortsregister hilft dem interessierten Leser, sich in der Vielzahl der Angebote zurechtzufinden. Das mit nur 64 Seiten kompakte Werk ist ein nützliches Taschenbuch für die Erkundung des schönen Alt-Gohlis. Der Lehmstedt Verlag sollte in einem weiteren Band auch die Bebauung nördlich der Bahnlinie bis zur Krochsiedlung und die Kasernenstadt Gohlis-Möckern dem interessierten Spaziergänger vorstellen.
Ursula Hein

Mark Lehmstedt (Hrsg.)
Leipziger Spaziergänge. Alt-Gohlis
64 Seiten, 75 Fotos, 1 Karte
20 x 12 cm, Broschur
ISBN 978-3-95797-056-5; 6,00 Euro

1 Ebert, Willy, Gohlis. Aus der Geschichte eines Leipziger
Vorortes. Leipzig 1926 S. 42
2 Merrem, Annkatrin, Historismus und Jugendstil.
In700 Jahre Gohlis. Leipzig 2017, S. 77ff.

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