Gohlis Nord im Fokus – Bürgerverein bringt sich ein
Gohlis zusammenhalten
Spendenübergabe für den 3. Gohliser Spendenlauf
Liebe Leserinnen und Leser, ein Großteil der Arbeit eines 1. Vorsitzenden im Bürgerverein findet im Hintergrund statt: Sitzungen vorbereiten, Netzwerke pflegen, Kontakte in die Stadtverwaltung und Kommunalpolitik aufrechterhalten oder gemeinsam mit dem Vorstandsteam die Vielzahl an Veranstaltungen und Projekten im Stadtteil organisieren. Doch am 10. Januar ergab sich die Gelegenheit, aus dem Hintergrund hervorzutreten und die Wirksamkeit der Vereinsarbeit in Gohlis konkret greifbar zu machen. Es stand nämlich der Besuch der Grundschule am Rosental an und damit verbunden die Übergabe des Spendenschecks vom 4. Gohliser Spendenlauf.

Die sagenhafte Summe von 11.396,75 Euro wurde gemeinsam mit der Schulleiterin Frau Schellschmidt den Grundschülerinnen und Grundschülern übergeben. Seit dem Lauf im September 2024 ist die Begeisterung ungebrochen. Eine schulinterne Abstimmung über den Spendeneinsatz soll die Motivation weiter hochhalten. Überschattet wurde der Termin von einem drängenden Thema, das schmerzhaft zeigt, wie gefährlich ein Auseinanderdriften unseres Stadtteils sein kann.
Aufmerksamkeitsgebiet Gohlis Nord
Seit Jahren ist im INSEK (dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept) der Stadt in schönstem Verwaltungsdeutsch festgehalten, dass der Bereich der umgangssprachlich genannten „Stahlhelmsiedlung“ zum Aufmerksamkeitsgebiet erklärt wird. Dies bedeutet konkret, dass die Stadtverwaltung anhand bestimmter Indikatoren wie Arbeitslosenquote, durchschnittliches Haushaltseinkommen oder Anteil der Haushalte im Bürgergeld Gebiete in Leipzig identifiziert hat, die, sollten keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden, das Potenzial besitzen, sich zu sozialen Problemvierteln zu entwickeln.
Die Behandlung des Aufmerksamkeitsgebiets in Gohlis Nord nahm in den letzten Monaten Fahrt auf. Schon zwei Mal haben wir darüber berichtet, was bei der Vor-Ort-Begehung, dem Akteursworkshop und der Stadtwerkstatt herausgekommen ist. Aktuell läuft die Vorbereitung für die Einrichtung eines Quartiersmanagements „light“.
Kita-Schließung stoppen
Begleiten soll dies CivixX, die Werkstatt für Zivilgesellschaft, die den Prozess der letzten Monate schon intensiv begleitet hat. Als Bürgerverein wollen wir uns weiterhin aktiv einbringen. Deshalb haben wir beim Neujahrsauftakt am 18. Januar die Herausforderungen in Gohlis Nord erneut intensiv diskutiert. Doch wir tauschen nicht nur kluge Worte aus, sondern handeln auch: entsetzt von den Plänen der Stadtverwaltung in der „Kitabaustrategie – 1. Fortschreibung“, die Kita Naseweise im Jörgen-Schmidtchen-Weg als einzige Kita stadtweit in naher Zukunft schließen zu wollen, haben wir gemeinsam mit Verbündeten aus Stadt- und Bundespolitik sowie dem Träger selbst genügend Druck ausgeübt, diese widersinnige Idee fallenzulassen.
In unseren Augen kommt es einem Schildbürgerstreich gleich, auf der einen Seite die Stahlhelmsiedlung zum Aufmerksamkeitsgebiet zu erklären und auf der anderen Seite die Kita in diesem Gebiet, die zu einer der bestausgelasteten im Stadtgebiet gehört und eine wichtige integrale soziale Funktion im Areal innehat, schließen zu wollen.
Die geplanten 8 Millionen Euro Sanierungskosten mögen hoch erscheinen, doch vielleicht ist es an der Zeit, im Rathaus über einen Strategiewechsel nachzudenken: weg von enorm teuren Komplexsanierungen, die aus Planungs- und Finanzierungsgründen erst in 15 bis 20 Jahren stattfinden, hin zu punktuellen Werks- und Bestandssanierungen, die viel kurzfristiger, im laufenden Betrieb und somit auch nachhaltiger erfolgen können.
Sanierung Hans-Kroch-Grundschule
Dasselbe Dilemma lässt sich bei der Frage der Sanierung der Hans-Kroch-Grundschule, ebenso in der Stahlhelmsiedlung ansässig, beobachten. Mit 16,7 Millionen Euro und 7,8 Millionen Euro sollen die Schule sowie die Sporthalle komplett saniert werden. Planungsbeginn ist 2026, Baubeginn 2029 und geplantes Bauende 2032. Neben den enormen Kosten wirken diese Planungszeiten wie von einem anderen Stern.
Natürlich sind wir froh, dass der Kroch-Grundschule endlich die gebührende Priorität eingeräumt wird. Dennoch muss sich die Stadtverwaltung die Frage gefallen lassen, warum Schulen so weit runtergewirtschaftet werden, dass diese fast nicht mehr benutzbar sind. Wir haben detailliert darüber berichtet, wie Sporthalle, Sportplatz und Schulhof teilweise oder ganz unbenutzbar geworden sind.
Bürgerverein packt an
Wir als Bürgerverein werden die Entwicklung der nächsten Monate und Jahre kritisch begleiten und darauf beharren, dass die versprochenen Sanierungszeiträume eingehalten werden. Im Bedarfsfall werden wir auch aktiv werden. So geschehen im Januar, als wir über das Stadtbezirksbudget Nord ein Namensschild für die Hans-Kroch-Grundschule beantragt haben.
Nachdem es die Stadtverwaltung jahrelang nicht hinbekommen hat, dieses kleine Zeichen der Würdigung in Auftrag zu geben und am Ende sogar vorgeschlagen hat, dass die Schule das Schild nun aus dem eigenen Schulbudget finanzieren soll – ein einmaliger Vorgang im Vergleich zu anderen Schulen in Leipzig – haben wir vorgeschlagen, das Geld aus den Mitteln für den Stadtbezirk zu nehmen, welche jedes Jahr in Höhe von 55.000 Euro zur Verfügung stehen. Aber nicht nur die Bildungseinrichtungen in Gohlis Nord werden in uns einen wichtigen Verbündeten haben, auch der Einsatz für eine angemessene Infrastruktur steht bei uns hoch oben auf der Tagesordnung, denn auch Begegnungsräume für Kinder und Jugendliche sind leider Mangelware in Gohlis Nord. Bestehende Spielplatzangebote sind nicht ausreichend vorhanden oder haben ihre besten Jahre hinter sich. Wir befürworten daher das Vorhaben, nördlich des Bretschneider-Parkes eine Pump-Track-Strecke zu installieren. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge beobachten wir auch die aktuellen Entwicklungen rund um das Wacker-Bad.

Endgültiges Aus für das Wacker-Bad in Gohlis Nord
Die Stadt beabsichtigt, den bisherigen Plan, das Wacker-Bad durch die Stadtbäder GmbH sanieren und betreiben zu lassen, angesichts der horrenden Kosten aufzugeben und stattdessen das Gelände nur in der Zuständigkeit des Amtes für Stadtgrün und Gewässer aufzuwerten. Eine parkähnliche Anlage, ein Spielplatz der eine Skateranlage stehen als Ideen im Raum. Alles unterstützenswert und angesichts des jahrelangen Herunterwirtschaftens des Wacker-Bades im Zuge der juristischen Auseinandersetzungen der Stadt mit dem alten Betreiber die einzig tragbaren Vorschläge, die nach vorne schauen und auch den derten Entwicklungen in Gohlis Nord Rechnung tragen.
Man könnte noch viel mehr Seiten mit Problembeschreibungen und Vorschlägen zum Thema Gohlis Nord füllen.
Wir als Bürgerverein wollen es aber nicht dabei belassen, sondern bringen uns ein. Dafür braucht es oft einen langen Atem. Indem wir in Zukunft noch stärker als bisher auf eine Unterstützung von Gohlis Nord setzen, verdeutlichen wir, dass wir uns davon nicht demotivieren lassen. Dies wollen wir aber nicht allein tun, sondern benötigen dafür Ideen und Unterstützung von Ihnen als Bewohnerinnen und Bewohner unseres schönen Stadtteils. Dazu laden wir am 11. März in die Kita Bremer Straße ein. Zum einen wollen wir unsere Vereinsarbeit vorstellen, zum anderen aber auch über mögliche gemeinsame Projekte mit allen Gästen diskutieren.
Auch wenn es die graue Jahreszeit nicht vermuten lässt, so gibt es doch eine Vielzahl an Lichtblicken im Stadtteil. Vieles entwickelt sich zum Positiven und bei Vielem dürfen wir Initiator, Beteiligte und Unterstützer sein. In der aktuellen Ausgabe haben wir wieder versucht, einen Ausschnitt davon abzubilden.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!
Tino Bucksch
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