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Käferland Gohlis – 10 Jahre für Familienglück und Nachhaltigkeit

Ein Besuch zum runden Jubiläum an der Max-Liebermann-Straße.

Aktuell geht es wieder mal ziemlich hoch her in Andrea Thenaus Geschäft: Kisten und Kartons voll Kleidung stapeln sich im Eingang, ein herbstlicher Windstoß durch die offene Tür lässt bunte Etiketten über den Ladentresen fliegen, es ist Saisonwechsel. Das bedeutet viel Arbeit, denn Sommerkleidchen und Sandalen müssen Platz machen für gut sortierte Regenjacken, Gummistiefel oder gefütterte Schlafsäcke für die Allerkleinsten. Doch ein bisschen ist dieser Übergang in den „Frühwinter“, wie man an einigen Tagen derzeit auch sagen könnte, für Andrea Thenau etwas Besonderes. Denn sie erlebt ihn als Inhaberin des A&V-Kinderbekleidungsgeschäfts Käferland zum zehnten Mal.

Das (große) Glück in kleinen Dingen zu entdecken, für Eltern sieht das nicht selten so aus: Die hochwertige und langlebige Funktionsjacke zu knapp dem halben Neupreis zu bekommen. Preiswerten Ersatz für kaputte oder verlorene Sandalen noch im späten August zu finden. Oder größere Gummistiefel Ende März. Sich am Ende eines anstrengenden Tages nicht in emotionell aufgeladenen Verhandlungen mit dem Nachwuchs zwischen zwei hübschen Hosen entscheiden zu müssen. Sondern einfach kurzerhand beide kaufen zu können, weil sie gebraucht zusammen immer noch weniger kosten als eine neu. Und nicht oft, aber mitunter: Ein besonders liebgewonnenes Stück in der aktuellen Größe nochmal zu entdecken, nachdem es aus dem Sortiment von Ernsting’s family & Co.  schon lange verschwunden ist. Für Andrea Thenau, selbst zweifache Mutter und mittlerweile auch Oma, gehört dieses Glück zum Alltag.

Auf gut 40 Quadratmetern sammelt, sortiert und verkauft sie seit 2014, was kleine und heranwachsende Menschen zwischen dem ersten Lebensmonat und etwa dem zehnten Lebensjahr tagein tagaus von Kopf bis Fuß brauchen. Aber auch Spielzeug, Liegewippen, Babyphones, Kinderwagen, Schulranzen und mehr finden sich im Sortiment. Die Ware erhält sie von Familien, deren Kinder sie nicht mehr benötigen, der spätere Erlös wird aufgeteilt – oder schon vorher gegen „neue“ Teile bei ihr getauscht. Und was sich nicht in einer Saison verkaufen ließ, wird gespendet: Ein Teil der Reste geht an Einrichtungen für sozial benachteiligte Kinder oder Mütter in schwierigen Lebenslagen, ein anderer an ein Hilfsprojekt in Rumänien.

Die allermeisten Kundinnen und Kunden kommen mit einem Lächeln in ihr Geschäft, hat sie über die Jahre festgestellt. Denn die Zeiten, in denen an gebrauchter Kleidung oder Spielzeug aus zweiter Hand der Makel der Ärmlichkeit haftete, sind heute glücklicherweise vorbei. Natürlich zählen zur Kundschaft Menschen, die genau aufs Geld schauen müssen, doch darüber hinaus sei sie so bunt gemischt wie die Kleidungsstücke in ihrem Laden, berichtet Thenau. Darunter nicht wenige Eltern, die finanziell sehr gut aufgestellt seien, das gesparte Geld jedoch lieber sinnvoller investieren würden als in – ohnehin oft unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen in Fernost hergestellte – Neuware. Und die Ersatzmatschhose in der Kita etwa muss eh nicht neu sein. Aber ganz gleich, ob schlecht oder gut situiert: „Wer zuerst bei uns im Geschäft reinschaut, gehört zu den Schlauen“, stellt sie mit hörbarer Zufriedenheit fest.

Und diese machen sich teilweise einen beachtlichen Weg. Eine Kundin käme sogar aus Großpösna, eine andere aus Schkeuditz, so Thenau, um die eigene Kinderschar im Gohliser Käferland passend zum aktuellen Kleidungsbedarf zu versorgen. Einige Familien mit vielen Kindern geben ihr am Telefon auch schonmal eine Liste vorab durch, sodass sie zur Unterstützung des Einkaufs bereits passende Stücke heraussuchen kann.

An den Vorlieben und Gebrauchsgewohnheiten der Eltern und Kinder habe sich über die zehn Jahre aber nicht viel verändert, resümiert die Käferland-Inhaberin. Auch seien Papas und Mamas zu gleichen Teilen unter der Kundschaft zu finden, mit einer Ausnahme: Im ersten Jahr des Kindes kämen häufiger die Mütter – Eine Beobachtung, die die Statistik zur Verteilung der Elternzeit unter jungen Eltern nur unterstreicht. Und noch einen Unterschied konnte sie ausmachen in der Zeit: „Manch Papa mit drei Kindern kommt kurz vor Ladenschluss und ist nach einer Viertelstunde fertig, manche Mama kommt um 10 Uhr und verabschiedet sich erst nach halb zwölf“, lacht sie. Den Blick für interessante Details gibt es offenbar eben doch häufiger bei Müttern.

Während sich bei der Nachfrage nach Kleidung wenig verändert habe, würden Kleinkindwippen und Babyphones heute seltener als früher gekauft. Auch Kinderwagen liefen derzeit nicht so gut, sie tippt auf den Kleinanzeigenmarkt als Grund. „Aber Matchboxautos bei Jungs und Bücher gehen hier immer. Oder natürlich auch Tiptoi, Lego und Playmobil“, sagt Thenau.

Und am Ende des Gesprächs will die Käferland-Inhaberin neben einem Dankeschön für die treue Kundschaft in den letzten zehn Jahren noch ein Lob loswerden: „Viele Mamas, die ihre Kleidung zu mir bringen, geben sich dabei so viel Mühe, bügeln und sortieren die Stücke vorher ganz sorgfältig, das ist wirklich toll.“

Zum Schluss noch irgendein Wunsch für die nächsten zehn Jahre? Sie wiegt nachdenklich den Kopf und lacht: „Die Zeit bleibt nicht stehen und es hat sich schon einiges in den letzten Jahren getan, da fällt mir also bestimmt noch was ein.“ Und klar, vermögend wird man nicht mit einem Kindersachen-A&V, doch dass für die Käferland-Inhaberin andere Werte wichtig sind, liegt hier wohl auf der Hand. Eine oft lächelnde Kundschaft, viele Beiträge zu einem nachhaltigen und ressourcenschonenden Leben und – schließlich ebenfalls nicht ganz unwichtig – selbstbestimmt und sinnerfüllt arbeiten: Man könnte sagen, ein ziemlich schönster Job der Welt.

Käferland
Max-Liebermann-Straße 35B
04157 Leipzig
Öffnungszeiten: Montag 9–12 Uhr, Dienstag 9–12, 13.30–17, Mittwoch geschlossen, Donnerstag 9–12, 13–17, Freitag 9–12, 13.30–15 Uhr

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