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Wie geht es weiter in Gohlis-Nord?

Ein Rundgang durch die sogenannte „Stahlhelm-Siedlung“ nahm insbesondere die Situation der Kroch-Schule in den Blick.

Der Sportplatz und die Turnhalle gesperrt, der Schulhof weitgehend eine wüste Einöde. Ein trostloses Bild zeigte sich auf dem Gelände der Hans-Kroch-Schule den rund zwei Dutzend Teilnehmenden des Rundgangs durch Gohlis-Nord am 3. September 2024. Eingeladen zum Rundgang hatten das Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung und die Projektagentur Civixx, die derzeit eine Untersuchung des Wohngebiets im Auftrag der Stadt durchführt.

Das Gebäude der Kroch-Grundschule ist zu wesentlichen Teilen auf dem Stand der 1980er bzw. 90er Jahre. Auch das Schulgelände hat wohl in den vergangenen drei Jahrzehnten nur ausnahmsweise besondere städtische Zuwendung erfahren, etwa für Klettergerüste oder die Aufstellung von Basketballkörben. Die Probleme mit dem derzeitigen Zustand des Objekts fangen aber schon ganz unten an, verdeutlichte Rektorin Claudia Beckert in ihren Ausführungen. Der Boden des Schulhofs besteht neben den alten Betonplatten aus verfestigtem Erdreich ohne einen Rest Grasnarbe oder lockerer Krume, weshalb sich dort bei Regen aus dem dunklen Sand Schlamm bildet. Bei stärkeren Niederschlägen kann das Regenwasser nicht richtig abfließen und es sammelt sich in großen Schlammpfützen.

Die Turnhalle ist derzeit gesperrt, da sich dort nach einem Wasserschaden der Fußboden abgehoben hat. In einer Ecke des Schulhofs, wo man in anderen Schulen etwa ein Kräuterbeet findet, steht eine Reihe von Baustellenabsperrungen. Und der benachbarte Sportplatz (Video öffnen) kann nicht genutzt werden, weil er u. a. aufgrund seines Zustandes nicht den Maßgaben der Unfallversicherung entspricht. Es ist nur schwer zu glauben, dass man sich hier in noch in Gohlis befindet. Der Kontrast zur beispielsweise lediglich rund anderthalb Kilometer entfernten Karl-Liebknecht-Grundschule am Viertelsweg könnte kaum stärker sein.

Ralf Elsässer, Leiter von Civixx. Foto: A. Platzek

Das Gelände der Kroch-Schule ist beispielhaft für die Probleme in dem Viertel nördlich der Max-Liebermann-Straße: Es liegt offensichtlich nicht nur räumlich abseits vom Zentrum des kommunalen Hauptaugenmerks. Einst als Wohnsiedlung für Angehörige der NVA errichtet und deshalb als „Stahlhelm-Siedlung“ bekannt, ist die Gegend heute ein Gegenstück zu den Kiezen sozial bessergestellter Bevölkerungsteile.

Alterung und Schwund der früheren Einwohnerschaft prägten die letzten Jahrzehnte. Die Wohnblöcke mit den niedrigeren Mieten neu füllten Studierende, einkommensärmere Bürgerinnen und Bürger sowie Familien mit Migrationsgeschichte. Einen Jugendclub vor Ort gibt es nicht, Spielplätze sind Mangelware, das nächste Seniorenbüro ist eine halbe Stunde zu Fuß entfernt. Der Konsum-Supermarkt in der Beyerleinstraße, so berichtete Ralf Elsässer von der Agentur Civixx, bildet seit langem den zentralen sozialen Treffpunkt in der Nachbarschaft. Und dessen Mitarbeitende übernehmen für die Menschen im Viertel nicht selten zugleich auch die Rolle, die anderswo Sozialarbeiterinnen und -arbeiter haben.

Dabei soll es aber nicht bleiben, erklärte Jana Reinsch vom Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung. Gohlis-Nord ist mittlerweile ein sogenanntes Aufmerksamkeitsgebiet für die städtische Entwicklungsplanung. Der Rundgang am 3. September sollte einen Auftakt bilden, die Einwohnerinnen und Einwohner des Stadtteils hierfür einzubeziehen. Die Projektagentur Civixx hat dazu seit April 2024 den Auftrag, eine Bestandsanalyse im Kiez durchzuführen. Dabei werden neben den Herausforderungen auch eventuelle Chancen und Potenziale vor Ort erfasst, u. a. durch ausführliche Interviews mit Personen aus der Nachbarschaft, zivilgesellschaftlichen Akteuren vor Ort sowie mit den zuständigen Fachämtern. Der Rundgang diente ebenfalls dazu, diese Arbeit den Teilnehmenden zu erklären. An deren Ende werden schließlich konkrete Handlungsempfehlungen für die Stadtentwicklung stehen.

Deutlich wurde bei dem Rundgang, dass im Kiez wohnende oder arbeitende Bürgerinnen und Bürger die Hoffnung nicht aufgegeben haben, dass sich hier die Dinge beizeiten noch mal zum Besseren wenden: Die Beteiligung am Rundgang war rege und die Wortmeldungen zahlreich. Insbesondere Grundschulrektorin Claudia Beckert machte engagiert deutlich, wie sehr ihr die Situation im eigenen Verantwortungsbereich am Herzen liegt.

Aber auch für sich genommen sollte klar sein: So wie es ist, darf es nicht bleiben. Insofern ist es zu begrüßen, dass das kommunale Augenmerk sich nun doch auf das Gebiet zu legen beginnt. Das kann aber die eigene Verantwortung der Menschen vor Ort nicht ersetzen, wenn es um ihren Stadtteil geht – der schließlich als eine der schönen Ecken von Leipzig bekannt ist. Aber in Gohlis-Nord und der „Stahlhelm-Siedlung“ wird dieser gute Leumund nicht von der Realität gedeckt. Sind die Zustände an der Kroch-Schule nach unseren Maßstäben kindgerecht? Ist die Lage im Viertel unseres Stadtteils würdig? Nein, so wie es ist, darf es nicht bleiben.

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