Der Konsum in Gohlis
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Von Matthias Judt
Die Leipziger Konsumgenossenschaft unterhält in Gohlis noch drei Standorte. Sie repräsentieren in ihrer jeweiligen Bauweise drei Epochen der Geschichte der Genossenschaft. Am Viertelsweg finden wir ein Handelsobjekt vor, das die relativ kleinen Kaufhallen der DDR aus den 1960er und 1970er Jahren versinnbildlicht. Am Jörgen-Schmidtchen-Weg in Gohlis-Nord steht ein klassischer Kaufhallenbau in Plattenbauweise, wie sie in den 1970er und 1980er Jahre überall in der DDR entstanden sind. Und schließlich zeigt der Supermarkt in der Coppistraße, wie man im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnete Handelsarchitektur umsetzen kann.
Konsum Leipzig hat eine lange Geschichte. Einst unterhielt er Hunderte von „Verteilstellen“, wie die Läden noch in den 1920er Jahren hießen, in die nur Mitglieder der Genossenschaft gehen durften. Nach 1945 startete die Genossenschaft neu und erhielt von der sowjetischen Besatzungsmacht von Beginn an die Erlaubnis, auch an Nichtmitglieder Waren zu verkaufen. Dabei griff sie auf das bestehende und noch auszubauende Netz relativ kleiner Verkaufsstellen zurück, von denen viele nach der Wende geschlossen werden mussten. Sie konnten in der Marktwirtschaft nicht überstehen. Gerade in Gohlis hatte dabei die Genossenschaft aber mit dem bis vor wenigen Jahren genutzten Ladenlokal in der Georg-Schumann-Straße noch eine vergleichsweise kleine Verkaufsstelle weiter betrieben, die erst aufgegeben wurde, als in unmittelbarer Nähe dazu auf der Höhe der Sassstraße ein REWE-Supermarkt neu gebaut und eröffnet wurde.
Die Konsumgenossenschaften in Deutschland waren einst eine Macht. In der DDR gehörten ihnen Millionen von Menschen an. Konsummarken in ein kleines Heft einzukleben und die Rückvergütung für den Kauf der Weihnachtsgans einzusetzen, war Alltag in vielen Haushalten. Nachdem die coop eG (die einst aus der Konsumgenossenschaft Kiel-Flensburg hervorgegangen war) ihren Geschäftsbetrieb an eine gemeinsame Firma mit REWE abgegeben hat, konkurrieren die Konsumgenossenschaften in Leipzig und Dresen darum, welche von beiden die nunmehr größte in Deutschland ist. Anders als in anderen europäischen Ländern (wie etwa Italien, der Schweiz oder Schweden) haben der coop-Skandal in der alten Bundesrepublik (ab 1988) und der Niedergang der ostdeutschen Konsumgenossenschaften seit 1990 zu ihrem fast vollständigen Verschwinden in Deutschland geführt.
Mit dem Konsum Leipzig haben wir da noch etwas, und die drei verbliebenen Märkte in Gohlis sind nicht nur eine Reminiszenz an die Vergangenheit, sondern belegen, wie modern heute auch der Vertrieb beim Konsum organisiert ist. Dividende und Rückvergütung schlagen im Übrigen alles, was heutzutage Banken und Sparkassen an Zinsen zahlen, und regionale Produkte kann man beim Konsum Leipzig eher finden als bei den großen Supermarkt- und Discounter-Ketten. Bewahren wir uns das. Also „Lieber zu Konsum“, so kann man jedenfalls auf den Einkaufswagen lesen.
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