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Wir brauchen mehr Zebrastreifen in Gohlis!

Vor der Kita in der Möckernschen Straße soll die Straßenüberquerung sicherer werden. Doch das kann nur ein Anfang sein.

Foto: Mircea Iancu / Pixabay

112 Fußgängerüberwege gibt es derzeit in Leipzig – wie viele kennen Sie in unserem Stadtteil? Wenn Sie jetzt keine Handvoll aufzählen können, liegt das nicht etwa an Ihrem Gedächtnis. Es gibt hier keine fünf davon. Dass die Stadt seit vergangener Woche vor der Kita Möckernsche Straße und der Einmündung der Wiederitzscher nun einen Zebrastreifen baut, könnte deshalb der Anlass für ein kleines Stadtteilfest sein, denn kaum irgendwo in Leipzig ist diese Form sicherer Straßenquerungen so selten anzutreffen wie in Gohlis. Liegt das am fehlenden Bedarf? Wohl kaum.

Eine ganze Reihe großer Hauptverkehrsadern durchschneidet neben der Georg-Schumann-Straße den Stadtteil: Die Breitenfelder Straße ist eine ebenso wichtige Verbindungsstraße zwischen dem Norden und dem Rest von Leipzig wie die Lützow- bzw. Virchowstraße und die Lindenthaler bzw. Landsberger Straße, die Gohliser oder die Plattnerstraße. Nicht zu vergessen die Max-Liebermann-Straße als Verbindungsstück zur Autobahn im Norden. Die enorme Menge von 14.000 bis 18.000 Fahrzeugen zählt die Verkehrsmessstelle auf der Georg-Schumann-Straße pro Tag, doch viel weniger dürften es auf den anderen genannten Straßen auch nicht sein.

Dazukommt, dass es neben den großen Hauptverkehrsadern noch die kleineren gibt. Die Möckernsche bzw. Kirschbergstraße dürfte die am meisten befahrene sein, doch auch manch vermeintliche Seitenstraßen mit deutlich weniger Verkehr spielen eine große Rolle im Leben aller Einwohnerinnen und Einwohner, die gerade nicht mit dem Auto unterwegs sind: Die Cöthner Straße führt, einschließlich der Passage am Bahndamm bis zur Sasstraße, von der Lützowstraße am östlichen bis zum westlichen Rand des Stadtteils, und ebenso die Eisenacher Straße und der Viertelsweg. Die Sasstraße wird gern genutzt als Verbindung zwischen Georg-Schumann-Straße und Gohlis-Nord, dazwischen liegt die Coppistraße.

Es sind deshalb nicht nur Bürgerinnen und Bürger zu Fuß, die das Fehlen von Zebrastreifen bei der Überquerung großer Straßen in ihrem Alltag deutlich spüren. Sondern ebenfalls Radfahrende, mit Kindersitz bzw. Anhänger oder ohne, die Straßen wie die Cöthner, Eisenacher oder Sasstraße bevorzugt benutzen, um das Fahren in den Hauptverkehrsadern zu vermeiden – zum Vorteil übrigens auch für Kfz, LKW und den ÖPNV, denn für den parallelen Verkehr aller fahrenden Verkehrsteilnehmer sind längst nicht alle Abschnitte der Hauptstraßen geeignet. Und die dabei Straßen wie die Breitenfelder oder Coppistraße überqueren müssen.

Klar, die historisch gewachsene Schönheit von Gohlis hat Kehrseiten: Nicht überall lassen sich Verkehrsinseln realisieren, die Straßen sind einfach zu schmal. Auch Tramverkehr und Fußgängerüberwege sind technisch nicht kompatibel, sodass beispielsweise ältere Menschen auf der Lützow- oder Gohliser Straße den Umweg über eine Ampel wählen müssen, wenn sie nicht den Sprung durch den fließenden Verkehr wagen wollen.

An anderen Stellen sind hingegen triftige Einwände gegen Zebrastreifen & Co. nicht zu erkennen: Die Kreuzung von Breitenfelder Straße und Eisenacher Straße liegt mitten auf dem wohl am stärksten genutzten Gohliser Verbindungsstück zwischen dem Westen Leipzigs und der Georg-Schumann-Straße bzw. dem Norden. Nicht nur Fußgänger aus den Seitenstraßen, sondern auch Radfahrende, die etwa auf dem Nachhauseweg von der Kita oder der Schule in der Eisenacher noch kurz beim Rewe-Markt oder im Kulturhof Gohlis Halt machen wollen, wagen hier täglich die Straßenüberquerung auf der (intuitiv kürzeren) Strecke, statt den „Umweg“ über den Fußweg entlang des Contorhauses und die Ampelschaltung an der Möckernschen Straße zu wählen. Ebenso die Nutzerinnen und Nutzer des Contorhauses und anderer Büros, um sich ein Mittagessen oder einen Snack zu besorgen. Gegen einen Fußgängerüberweg an der Kreuzung Breitenfelder und Eisenacher Straße spricht auch insofern nichts, da der automobile Verkehr aufgrund des hohen Aufkommens und der beiden Ampelschaltungen nördlich und südlich eh die meiste Zeit steht. Nur eben oft nicht mit genug Platz oder verkehrsrechtlicher Sicherheit für alle, die von einer Seite in der Eisenacher bzw. der Breitenfelder Straße auf die andere wollen. Diese Kreuzung ist sicherlich ein Extremfall in Gohlis, doch der Bedarf liegt dort klar auf der Hand.

Nicht nur die Schmalheit der Straße an dieser Stelle illustriert nebenbei, weshalb ein Zebrastreifen mitunter eine bessere Lösung sein kann als eine Verkehrsinsel: Es fühlt sich für Erwachsene mit mehr als zwei Kindern unter Aufsicht (so viele Hände hat jeder Mensch, um je ein Kind festzuhalten) sicherer an, auf einem Fußgängerüberweg eine gesamte Straße vor stehenden Autos zu überqueren als die „Kückenschar“ über eine Querung mit Verkehrsinsel zu lotsen, wo SUV, LKW und Busse auf dem zweiten Teil der Querung unter Termindruck weiter vorbeirauschen. Auch die Überquerung mit dem Gespann von Fahrrad und Kinderanhänger oder einem längeren Lastenrad fühlt sich oft sicherer an auf einem Zebrastreifen als mit einer Verkehrsinsel, wo man sich querstellen muss, damit beide Enden sicher auf der Insel stehen.

7,5 Prozent aller Leipzigerinnen und Leipziger wohnen in Gohlis, Hauptverkehrsstraßen haben wir reichlich und automobilen Verkehr mehr als genug. 112 Fußgängerüberwege gibt es derzeit in Leipzig und laut Zebrastreifenprogramm des Fußverkehrsentwicklungsplans sollen es in Zukunft mehr werden. Gohlis sollte seinen gerechten Anteil bekommen – und das wären deutlich mehr als zwei oder drei.


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