„Alles nach Wunsch“ – endlich angekommen im schönen Gohlis
Frische Spezialitäten aus Asien, stilvolles Upcycling aus der Region und schicker 3D-Druck: Im Dessert-Café Ruji wollen Rena Koo und Stefan Buche das Beste aus mehreren Welten zusammenbringen.
Man nehme: knapp einen halben Zentner Lerche aus der Region, wohlsortierte Holzreste, ein knappes Kilo Resin sowie rund ein Dutzend geschmackvoller Möbel, soweit möglich gebraucht, und vier oder fünf Handvoll köstliche Erinnerungen aus Hongkong. Hölzer jeweils sorgfältig aufarbeiten und montieren. Das Resin mit einem 3D-Drucker in die gewünschte Form bringen. Das Ganze danach einladend arrangieren, die Sitzgruppen mit warmer Beleuchtung umrahmen und alle Tische mit je einem Blumengesteck aus Lego liebevoll verzieren. Die Erinnerungen kulinarisch aufleben lassen und den eigenen Traum vom eigenen Café genießen. Vorbereitungs- und Bauzeit ca. sechs Monate. „Fun Ying Guong Lam“ – so lautet auf Kantonesisch „herzlich willkommen“– im Ruji, dem asiatischen Dessertcafé in der Wilhelm-Plesse-Straße 31.
Mit dem kleinen Lokal nördlich des Coppiplatzes hat sich Rena Koo, geboren in Hongkong, einen jahrelang gehegten Wunsch erfüllt und sie lässt dort nun als leidenschaftliche Köchin seit April süße wie herzhafte Erinnerungen aus ihrer Heimat auf Tellern und in Schalen frisch auferstehen. Neben Smoothie Bowls und Crêpes mit Lotuscreme, Kokoscreme, Erdnussmuss, Sesam oder süßer Kondensmilch locken diverse Variationen von Klebreis: als Bällchen mit verschiedenen Zutaten oder als Rolle zu frittierter Teigstange mit Schweinefleischseide oder Sojahack und eingelegter Senfknolle – letzteres wird in Hongkong zum Frühstück mit einer Tasse Sojamilch genossen, sagt Rena Koo hierzu. Sehr beliebt sei aus dem Angebot außerdem schwarzer Reis mit Mango und Kokosmilch, so Koo weiter, und als Getränk die Rote-Bohnen-Milch unbedingt zu empfehlen. Aber auch die hausgemachten Limonaden und Eistees wollen probiert werden.
Zusätzlich gibt es wechselnde Angebote auf der Wochenkarte wie beispielsweise Reisporridge mit tausendjährigem Ei, einer Delikatesse der chinesischen Küche, oder mit Kürbis. Ein regelmäßiger Blick in die Karte, um keine aktuelle Spezialität zu verpassen, lohnt sich ebenfalls für alle, die lieber auf Fleisch, Laktose oder Gluten verzichten möchten. Und wessen Gaumen jedoch gar keine Vorfreude auf ein neues Geschmackserlebnis verspürt, bekommt bei Rena Koo eben auch klassische Sandwiches zum Café Crèma oder Cappuccino, Salate nach Wunsch oder ein English Breakfast geboten. Freiberger Pils, Gösser Radler und Weißbier auf der Karte unterstreichen abschließend, dass der Name Ruji hier Programm sein soll: alles nach Wunsch.
Während bei den Speisen die frische Zubereitung selbstverständlich ist, zählt manches Interieur im Ruji bereits das zweite Leben und auch hier war schon von Anfang der Partner von Rena Koo mit am Werk: Stefan Buche, Diplomingenieur für Holztechnik, im Café nun als Barista und im Service tätig. Upcycling, d. h. das Wiederverwerten gebrauchter oder nicht mehr brauchbar wirkender Dinge, spielte eine wichtige Rolle bei der Einrichtung, berichtet er. Die Sitzecke beispielsweise wurde aus alten Paletten gezimmert, die Theke stammt aus dem Büro einer Steuerberatung und das Holz des – wirklich schönen – Waschtischs im WC diente zuvor in der Bäckerei, die sich mal in diesen Räumen befand.
Für Regale und die Garderobe im Café wiederum hat das Paar Lerchenholz aus Wurzen nach Leipzig geholt. Das Logo des Cafés im schicken Wandrelief ist im 3D-Druck entstanden. Die vielen Arbeitsschritte bis zur Eröffnung im April dieses Jahres hätten sie zudem nebenberuflich geleistet, so dass es auch mit Hilfe von Familie und Freunden rund ein halbes Jahr brauchte, um schließlich die Türen öffnen zu können. Und doch eigentlich viel später als ursprünglich geplant, denn der Entschluss dazu war schon vor gut fünf Jahren gereift, berichten Rena Koo und Stefan Buche, aber mit der Pandemie wurde das Vorhaben stark ausgebremst. Und zuletzt auf die Probe gestellt wurde der Traum von einem Spezialitäten-Café, als sich in der Vorgängerimmobilie herausstellte, dass ein Kellerpfeiler abgesackt war. Zum Glück noch vor dem Einzug.
Seit der Eröffnung des Ruji sind Rena Koo und Stefan Buche nun aber nicht nur am Ziel ihrer beruflichen Wünsche. Mittlerweile fühlen sie sich auch in der Gohliser Nachbarschaft richtig angekommen, sagen sie. Das Paar freut sich, dass es bereits eine ganze Reihe an Stammgästen gibt. Der Kontakt zu benachbarten Lokalen wie etwa Erikas Eisdiele wenige Meter weiter sei sehr gut. Und wer in ihrem Café demnächst vorbeischaut, den erwartet zur Begrüßung das gleichlautende Wort, mit dem sich auch Freunde in Koos Heimatstadt grüßen: ein herzliches „Hallo“ (哈囉).
Café Ruji
Wilhelm-Plesse-Straße 31
04157 Leipzig
Montag/Donnerstag/Freitag 13-18 Uhr, Samstag/Sonntag/Feiertag 11-19 Uhr, Dienstag/Mittwoch Ruhetag
cafe-ruji.de
034124762905
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