Von Elisabeth Guhr

Immer noch ist ihr Name vielen unbekannt. Louise Otto-Peters, die engagierte Frauenrechtlerin und Mitbegründerin der organisierten Frauenbewegung in Deutschland hatte eine enge Beziehung zu Gohlis. Hier lebte ihr Cousin Guido Alexander Vogel, bei dem sie in den 1840er Jahren Quartier nahm. Louise Otto, die jüngste Tochter eines Gerichtsdirektors aus Meißen, hatte früh ihre Eltern verloren und 1841 auch ihren Verlobten. Da Mädchen damals die höheren Bildungswege verschlossen waren, bildete sie sich lebenslang autodidaktisch weiter. Auf ihren Reisen durch Sachsen sah sie die Not der arbeitenden Männer, Frauen, und auch Kinder in den Fabriken und schrieb Romane darüber. Ihr Buch „Schloß und Fabrik“ gehört zu den ersten sozialkritischen Romanen in Deutschland und konnte nur stark zensiert erscheinen. Louise Otto war begeisterte Demokratin und Anhängerin der Kämpfer des Vormärz. In Gohlis und Leipzig traf sie mit dem von ihr verehrten Robert Blum zusammen, der sich, wie auch sie, mit den Rechten der Frauen auseinandersetzte. In Robert Blums „Vaterlandsblättern“ schrieb sie:

… die Zeit des Fortschrittes wird auch die Frauen mit sich weiter reißen – die Zeit, in der das ganze große Vaterland zum Bewußtsein erwacht, seine Rechte fordert und erringt, wird auch den deutschen Frauen die ihren nicht verweigern“.

Das Bauerngut von Guido A. Vogel, in dem Louise Otto-Peters zu Besuch war, erstreckte sich über die heutigen Grundstücke Schillerweg 17 und Menckestraße 14. Der Kupferstich von 1854 zeigt den Blick von Anger in der Menckestraße aus

Das Bauerngut von Guido A. Vogel, in dem Louise Otto-Peters zu Besuch war, erstreckte sich über die heutigen Grundstücke Schillerweg 17 und Menckestraße 14. Der Kupferstich von 1854 zeigt den Blick von Anger in der Menckestraße aus

Ihre schwärmerischen Gedichte brachten ihr den Titel „Lerche des Völkerfrühlings“ ein. Im Ergebnis der Revolution von 1848 gründete sie ihre Frauen-Zeitung unter dem Motto: „Dem Reich der Freiheit werb ich Bürgerinnen!“. 1850 erließ das sächsische Ministerium ein Gesetz, die „Lex Otto“, das Frauen verbot, als Herausgeberinnen zu fungieren. Louise Otto war die einzige Herausgeberin in Sachsen und hatte nun Berufsverbot. Erst 1858 konnte sie den Schriftsteller August Peters heiraten, mit dem sie sich während seiner Gefangenschaft als 48er-Revolutionär verlobt hatte. Beide zogen nach Leipzig, wo sie bis zu seinem Tod im Jahr 1864 zusammen an der Mitteldeutschen Volkszeitung arbeiteten.

Am 18. Oktober 1865 gründete Louise Otto-Peters zusammen mit Auguste Schmidt den Allgemeinen Deutschen Frauenverein (ADF). Zentrale Forderungen des deutschlandweit agierenden ADF waren das Recht der Frauen auf gleiche Bildung sowie auf Chancengleichheit bei der Arbeit. Als Organ des Vereins erschien ab 1866 unter Louise Otto-Peters‘ Leitung die Zeitschrift „Neue Bahnen“. Auch für das Recht der Frauen, wählen zu dürfen, hatte sie sich eingesetzt, aber erst 1918, fast 25 Jahre nach ihrem Tod, erhielten Frauen in Deutschland das Wahlrecht.

Louise Otto-Peters ist es zu danken, dass Leipzig zur Wiege der organisierten Frauenbewegung in Deutschland wurde. Frauen aus ganz Deutschland errichteten der „Führerin auf Neuen Bahnen“, der unermüdlichen Kämpferin für die Gerechtigkeit und die Rechte der Frauen im Jahr 1900 ein Denkmal, das seit 1925 im Rosental steht.

Gohliser Frauen feiern den Geburtstag der großartigen Frauenrechtlerin am 26. März ab 17.00 Uhr auf dem Anger in der Menckestraße. Kommen Sie dazu! Bringen Sie etwas zum Feiern mit und im Zeitalter der Gleichberechtigung sind natürlich auch Männer dazu eingeladen.