Von Peter Niemann

Gleich zwei Künstler erhielten in diesem Jahr die Gelegenheit, in Kooperation mit dem Bürgerverein Gohlis im Budde-Haus eine Ausstellung anlässlich der 11. Nacht der Kunst in Leipzig zu realisieren. Wie in jedem Jahr bereitete das besondere Veranstaltungsformat allen Beteiligten viel Freude. Es ist nämlich ein großzügiger Zeitraum, der den Gästen zwi-schen 16:00 und 24:00 Uhr zur Verfügung steht. Einmal im Kalenderjahr wird hier Raum geboten, bewusst und länger als notwendig auf der Magistrale des Leipziger Nordens (i.e. Georg-Schumann-Straße) zu flanieren und mithin Kunst in den vielfältigsten Formen an den zahlreichen Standorten entlang selbiger und deren Peripherie zu begegnen.
Vollzieht man nun den Perspektivwechsel und begibt sich in die Haut eines Veranstalten-den, wirkt besagtes Zeitfenster schon etwas sportlicher, da es wirklich anstrengt, acht Stunden maskiert in einem kleinen Raum zu verbringen. Das kann sich auf jeden Fall wie eine Ewigkeit anfühlen… Wäre da nicht dieser quasi ununterbrochene und sich i.d.R. erst gen Mitternacht ausdünnende Besucherstrom, der m.E. wirklich alle Widrigkeiten des Formates auszumerzen vermag und den größten Vorzug der Nacht der Kunst erlebbar macht: den niederschwelligen Zugang zu Unmengen an Kunst. Es erfüllt regelrecht mit Freude, so viele Menschen im direkten Kontakt mit Kunst zu erleben, als Ausstellender die so zahlreichen interessierten Fragen zu beantworten oder sich einfach nur mit ganz nor-malen Menschen aus dem Stadtteil über ästhetische Vorlieben auszutauschen. Vielerorts gab es dazu sogar Streetfood oder ein musikalisches Rahmenprogramm.

Es waren keine akustischen Reize, die am 5. September das sog. Musikzimmer im Budde-Haus erfüllten. Stattdessen bot sich den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern visuell Erfahrbares in Form ausgewählter Werke aus dem Oeuvre des Künstlers KaySchwarz. So wurden die sonst eher dämmerig-tristen Wändflächen durch knallige Contemporary Ur-ban Art in verschiedensten Formaten gleichermaßen geziert und strukturiert. Die Ost-Ausrichtung des Hochparterre-Raumes und eine baubedingt eher suboptimale Patchwork-Beleuchtung rückten die Werke zwar in ein, den Kunstgenuss eher schmälerndes, diffus-funzliges Licht, aber um die Kunstwerke sollte es ja eigentlich an dem Abend ohnehin nicht primär gehen. Sie boten lediglich den Rahmen. Der Fokus galt einer Buchvorstellung: Erstmals sollte das Schaffen des Leipziger Künstlers durch das Medium des Buchs erfahr- und nachvollziehbar gemacht werden. Soweit zumindest der Plan. Book157 – KaySchwarz | Werkschau 2013 – 2020, so der Titel, hat es leider bis zu diesem Abend nicht aus der Dru-ckerei bis ins Budde-Haus geschafft. Die Präsentation musste dann notgedrungen digital via iPad, mit Infotafeln und natürlich mündlich erfolgen. Das Buch wird nun erst Mitte September erscheinen. Dieser Umstand hat zwar einige Enttäuschung hervorgerufen, im Endeffekt ist es Kunst und Künstler trotzdem gelungen, das Geschehen im Musikzimmer erlebenswert zu gestalten.

Auch im kleinen Büro des Bürgervereins im ersten Obergeschoss, dessen Nutzung sich ja sonst in Vereinssitzungen, Bürgersprechstunden und Ähnlichem erschöpft, war ordentlich Betrieb. Hier wurden nämlich die Wände von Kalender, Plakaten und Sonstigem befreit und durch Bernd Heyne genutzt, um seine digitalen Fotografien zum Thema Morbider Charme zu präsentieren.

Wir freuen uns in jedem Fall schon auf die nächste Nacht der Kunst!