von Wolfgang Leyn

Der literarische Nachmittag des 25. Juli im Schillerhaus-Garten, organisiert vom Bürgerverein Gohlis, war ein gelungener Neustart nach Corona-bedingter Zwangspause. Peter Gosse, einer aus der „Sächsischen Dichterschule“ der 60er-Jahre, langjähriger Dozent am Leipziger Literaturinstitut und renommierter Nachdichter russischer Poesie, las autobiografische Prosa aus seinem Buch „Pemmikan“. Erschienen ist das Bändchen 2018 im Mitteldeutschen Verlag Halle. Geschrieben hat es der 82-järhige Autor nach seinen eigenen Worten für die Enkel.

Zu hören gab es Texte voller Altersweisheit, formuliert in geschliffener Sprache, die dazu verführt, dem Klang der Wörter nachzulauschen wie in einem Gedicht. Im Buch versammelt sind Erinnerungen an prägende Erlebnisse in Gosses Leben – den plötzlichen Tieffliegerbeschuss 1945 beim Ährenlesen auf einem abgeernteten Feld, das kindliche Indianerspielen in Leipzig-Eutritzsch, die Kundgebung während der „Tauwetter-Periode“, die der Hochfrequenztechnik-Student aus der DDR nach Stalins Tod auf dem Moskauer Majakowskiplatz erlebt, das verstohlene Bekenntnieines mutigen Universitätsrektors in Nordkorea, die Lesereise mit der fast gleichaltrigen sowjetrussischen Dichterin Bella Achmadulina durchs wiedervereinte Deutschland.

Im sommerlichen Bauerngarten hinterm Schillerhaus saßen, wegen des Abstandgebots locker verteilt auf Bänken und Stühlen, die 30 angemeldeten Gäste, darunter Freunde und Bekannte des Dichters. Der drohende Regenguss blieb nach den ersten paar Tropfen dann glücklicherweise doch aus. So konnten die vom Schillerhaus vorsorglich bereitgelegten Regenumhänge unbenutzt wieder weggepackt werden.