Von Tino Bucksch

Am 22. Oktober war in der Krochsiedlung im Leipziger Norden einiges los – aufgrund vermehrter Beschwerden und Anfragen gegenüber dem Ordnungsamt verursacht durch einen enormen Parkdruck innerhalb der Siedlung, die errichtet wurde zu einer Zeit als die Ahnung über den Bedarf an Abstellflächen für den Individualverkehr noch wie Zukunftsmusik klang, führte das Ordnungsamt der Stadtverwaltung Leipzig eine vor-Ort-Begehung der besonderen Art durch. In einer gemeinsamen Aktion mit dem Polizeirevier Nord und zwei Einsatzwagen der Feuerwache Nord sollten die Anwohnerinnen und Anwohner der Krochsiedlung, durch den simulierten Versuch der beiden Fahrzeuge die Siedlung zu durchqueren, dafür sensibilisiert werden, was das individuelle Parkverhalten für den Fall eines Notfalles in der Siedlung bedeuten würde. Quälende anderthalb Stunden lang dauerte die Vorführung – beding durch mehrfachen Halterermittlungen inklusive des Herausklingelns der Fahrerinnen und Fahrern und dem Unvermögen, um bestimmte Kurven nicht herumfahren zu können, ohne die parkenden Autos zu beschädigen. Damit wurde wohl Jedem und Jeder klar, dass im Notfall in der Siedlung Schlimmeres passieren könnte.

Dabei muss die Situation vor Ort differenziert betrachtet werden. Zum einen herrscht Freude darüber, dass Leipzig wächst und dass auch die Krochsiedlung für junge Familien und zugezogene Gohliserinnen und Gohliser attraktiv ist. Zum anderen ist die Siedlung in einer Zeit konzipiert wurden, als die Frage des zur Verfügung stehenden Parkraumes keine Rolle spielte. Diese beiden widerstreitenden Fakten treffen aufeinander und machen es schwer, das Problem zu lösen. Fest steht, dass eine Gehwegseite zusätzlich zu einem Teil der Grünflächen, die beide komplett als Parkplatz genutzt werden, nicht die Lösung sein können. Komplett öffentlichen Raum und Grünflächen aber in Parkplätze umzuwandeln und damit den Charakter der Siedlung nachhaltig zu zerstören, auch nicht.

Am Ende kann eine befriedigende Lösung nur gefunden werden, wenn die Interessen Aller im Areal an einen Tisch gebracht werden – die Anwohnerinnen und Anwohner, die Stadtverwaltung sowie der Immobilienbesitzer. Wobei es schon innerhalb der Mieterinnen und Mieter keine Einigkeit gibt. Die Vorschläge reichen vom Erhalt der alten Siedlungsstruktur bis hin zur Reduzierung der Grünflächen für Parkflächen oder ein Parkhaus. Der Bürgerverein wird weiterhin versuchen, die widerstreitenden Positionen an einen Tisch zu bekommen. Gerade das Interesse der Anwohnerinnen und Anwohner kann nur Gehör finden, wenn es sich gemeinschaftlich gebündelt gegenüber den anderen zwei Akteuren Gehör schaffen kann.