von Matthias Judt

Max Sichel 1896 Grünsfeld (Baden) – 1942 Auschwitz (1)

Der Textilgroßhändler Max Sichel wurde am 6. oder 7. Dezember 1896 im badischen Grünsfeld geboren. Nachdem er im Juli 1935 Hildegard Nacher (1911 – 1942) geheiratet hatte, siedelten beide nach Leipzig über. Nach kurzem Aufenthalt in Marienbrunn bezog die Familie eine Wohnung der damaligen Danziger (der heutigen Max-Liebermann-)Straße. Ein Sohn wurde geboren.

Anfang 1938 eröffnete Sichel ein eigenes Geschäft, einen „Großhandel mit Textilwaren“. Doch schon im Gefolge des Pogroms am 9./10. November 1938 wurde die Familie Sichel aus ihrer Wohnung vertrieben. Am 12. November 1938 wurde Max Sichel gezwungen, auch sein Geschäft aufzugeben. Selbst sein Führerschein wurde eingezogen.

Ab dem 1. Dezember 1938 wohnte die Familie dann in der Gohliser Straße 18 zur Untermiete. Hier stellte sie im Januar 1939 einen Antrag auf Ausstellung eines Reisepasses, mit dem Ziel, nach Bolivien auszuwandern. Das hatte zur Folge, dass sein gesamtes betriebliches und privates Vermögen einer sogenannten Sicherungsanordnung unterworfen wurde.

Im März 1939 musste die Familie in ein „Judenhaus“ umziehen. Es gelang ihr aber, am 20. Juli 1939 nach Paris auszureisen.

Nach der deutschen Besetzung Frankreichs wurden Sichels von SS-Truppen festgenommen, in das Internierungslager Drancy (nördlich von Paris) verbracht und von dort aus im August oder September 1942 nach Auschwitz deportiert.

Hildegard und Max Sichel wurden dort am 24. November 1942 ermordet. Ihr Sohn überlebte den Holocaust.

(1) Der Text basiert auf einer Kurzbiografie, die am 29. Januar 2010 von Helmar Fischer für das Sächsische Staatsarchiv für deren Reihe „Lernort Archiv“ erstellt wurde. Sie ist als PDF im Internet verfügbar.