von Matthias Judt

In Gohlis wurden zwischen 1909 und 1982 insgesamt fünf Filmtheater betrieben. Während das „Union-Theater“ (U.T.) in der Lindenthaler Straße 30 und das „Nordvorstädtische Welt-Theater“ in der damaligen Hallischen Straße 119 nur wenige Jahre bestanden, sollten die „Weltspiegel-Lichtspiele“ (später „Coppi-Lichtspiele“), der „Gohliser Lichtspiel Palast“ (Go-Li-Pa) und die „Drachenfels-Lichtspiele“ (Hallische Straße 11) über längere Zeit Bedeutung haben. (1)

„Lichtspieltheater Francaise“ – „Lichtspielhaus Gohlis“ – „WeltspiegelLichtspiele“ – „Coppi-Lichtspiele“

In der Coppistraße 80 kann man heute eine kleine Postannahmestelle finden, die zuvor auch schon mal ein Kopierladen war. (2) Dass dies einmal der Eingangsbereich eines Kinos war, wird heutzutage nur wenigen bekannt sein.

An dieser Stelle eröffnete am 21. Dezember 1912 der Schriftsteller Felix Burkhardt sein „Lichtspieltheater Francaise“. Gelegen an der damals Lothringer Straße heißenden und heutigen Coppistraße im „Französischen Viertel“ von Gohlis, lag es nahe, dem Stummfilmkino einen Namen mit französischen Bezug zu geben. Das änderte sich schlagartig mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Anfang Oktober 1914 wurde das Kino in „Lichtspielhaus Gohlis“ umbenannt (und damit der Name mit französischem Bezug für immer getilgt) und erhielt im November 1917 als „Weltspiegel-Lichtspiele“ seinen lange gültigen Namen. Bis Ende Februar 1953 wurde dieser Name beibehalten, also auch über den Zeitpunkt der Verstaatlichung per 1. Januar 1949 hinaus. (3)

Von Anfang März 1953 bis zur Schließung des Lichtspielhauses im November 1982 hieß es „Coppi-Lichtspiele“. (4)

Das Kino verfügte mindestens seit 1920 über 530 Plätze (bis in die 1930er Jahre hinein). Danach wurde die Sitzplatzzahl zunächst auf 500, ab 1949 auf 480 und ab 1953 auf 426 Plätze verringert wurde. (5)

„Palast-Theater“ – „Gohliser Lichtspiel Palast“ (Go-Li-Pa)

Am 19. September 1911 wurde an der Lindenthaler Straße 41 das „Palast-[Kino]Theater“ eröffnet, das bis Ende März 1928 unter diesem Namen betrieben wurde. (6) Es erlebte in dieser Zeit mehrere Besitzerwechsel: Bekannt ist der Besitz durch die Rheinische Lichtbild- AG aus Köln (1918), die Decla Bioskop-A.-G., Berlin (1920), die Vaterland-Lichtspiele GmbH aus Leipzig (1921), ehe ab 1924/25 der Ufa-Konzern als
Eigner aufgeführt wurde. (7)

1928/29 übernahm ein Richard Nickau aus der Elsbethstraße das Kino, gab es jedoch bald an einen Arthur Stoppe weiter, der es bis Mitte der 1930er Jahre behielt, aber nicht selbst in Gohlis wohnte. Spätestens seit 1937 befand sich das Kino im Besitz von Alois Hecht, der ebenfalls in der Elsbethstraße wohnte. Zum 1. Januar 1949 wurde es verstaatlicht. (8)

Unter Nickau erhielt das Kino seinen, bis zur Schließung 1967 gültigen Namen „Gohliser Lichtspiel Palast“. Allgemein wurde es aber fortan kurz als „Go-Li-Pa“ bzw. „Golipa-Lichtspiele“ bezeichnet. (9)

Über die Zahl der Sitzplätze gibt es sehr unterschiedliche Angaben. 1918 soll es über 1.000 Plätze verfügt haben, zwei Jahre später über nur 495, ab 1921 noch weniger: 369. Für die Jahre 1927 bis 1934 werden 500 bis 560 Plätze angegeben, ab 1937 dann 730. (10) Es wurde am 15. Januar 1967 wegen des schlechter werdenden Bauzustandes geschlossen und diente hiernach als Industrielager für Heizkörper. (11) Das Gebäude wurde später abgerissen.

„Drachenfels-Lichtspiele“

Am 14. September 1927 wurde in der damaligen Hallischen Straße 11 das seinerzeit größte Kino von Gohlis mit 850 bis 900 Plätzen eröffnet. (12)

Es wurde zunächst von Edwin Kühn geführt, ging 1929 dann aber in den Besitz von Felix Burkhardt über, der schon die „Weltspiegel-Lichtspiele“ in der damaligen Lothringer Straße betrieb. er und seine Erben betrieben das Kino noch bis Ende der 1930er Jahre. Ab 1940 befanden sich die Drachenfels-Lichtspiele im Besitz von Alice Zechendorff aus Böhlitz-Ehrenberg. (13)

Am 27. Februar 1945 wurde das Großkino bei einem Bombenangriff völlig zerstört. Die Gebäudereste wurden später abgetragen. Heute erinnert nichts mehr an dieses Kino. An seiner Stelle entstand in den 1960er Jahren ein Wohnblock. (14)

(1) vgl. http://www.allekinos.com/Leipzig.htm, aufgerufen am 31. Dezember 2017.
(2) siehe: https://www.google.com/maps/place/Leipzig+Coppistra%C3%9Fe+80/@51.3672215,12.3687417,3a,7 5y,38.38h,92.28t/data=!3m6!1e1!3m4!1s6wNAxzvY31LwFZSFhb55LQ!2e0!7i13312!8i6656!4m2!3m1! 1s0x0:0xc3863bbf0ea19730?hl=de.
(3) vgl. „Film Culture Leipzig 1945 – 1970. The History of Distribution, Exhibition and Reception“ (im Folgenden. „Film Culture, Coppi-Lichtspiele“), in https://www.phil.muni.cz/leipzigcinema/?&lang=1, aufgerufen am 31. Dezember 2017.
(4) vgl. http://filmtheater.square7.ch/wiki/index.php?title=Leipzig_Weltspiegel_Gohlis (im Folgenden „Weltspiegel Gohlis“); Gerhard Pusch, „Kinos in Gohlis“ (im Folgenden: „Pusch 2017“), in Bürgerverein Gohlis (Hg.) 700 Jahre Gohlis. 1317 – 2017. Ein Gohliser Geschichtsbuch, Beucha/Markleeberg 2017 (im Folgenden „Bürgerverein 2017“), S. 235 – 237, hier S. 237 (PRÜFEN)
(5) vgl. Film Culture, Coppi-Lichtspiele; Weltspiegel Gohlis.
(6) vgl. https://www.phil.muni.cz/leipzigcinema/?id=206&lang=1, aufgerufen am 31. Dezember 2017 (im Folgenden „Film Culture, Go-Li-Pa“).
(7) vgl. Leipzig Gohliser Lichtspiel Palast („Go-Li-Pa“), in: http://filmtheater.square7.ch/wiki/index.php?title=Leipzig_Gohliser_Lichtspiel_Palast_(%C2%BBGo-LiPa%C2%AB), aufgerufen am 31. Dezember 2017 (im Folgenden „Go-Li-Pa“).
(8) vgl. Pusch 2017, S. 236; Go-Li-Pa.
(9) vgl. Go-Li-Pa.
(10) vgl. Go-Li-Pa.
(11) vgl. Film Culture, Go-Li-Pa; Pusch 2017, S. 236.
(12) vgl. http://www.leipzig-lexikon.de/chronik/t0914.htm; http://www.allekinos.com/Leipzig.htm, beide aufgerufen am 31. Dezember 2017.
(13) vgl. „Leipzig Drachenfels-Lichtspiele Gohlis“, in http://filmtheater.square7.ch/wiki/index.php?title=Leipzig_Drachenfels-Lichtspiele_Gohlis, aufgerufen am 31. Dezember 2017.
(14)vgl. Pusch 2017, S. 237