Und täglich grüßt der Wartewurm

Liebe Leserin, lieber Leser des Gohlis Forum (Aktuelle Ausgabe 03 2020)

wie Sie sicher schon bemerkt haben, liegt das zweite GohlisForum 2020 nicht, wie üblich in gedruckter Form an den bekannten Stellen aus. Es gelangt diesmal ausschließlich in digitaler Form zu Ihnen. Auch wenn sich in den letzten Wochen, die von den Auswirkungen des Corona-Virus geprägt waren, einiges getan hat und inzwischen zusätzliche Läden wieder öffnen dürfen, so sind doch viele der Auslagestellen unseres Stadtteilmagazins immer noch nicht für den Publikumsverkehr zugänglich. Für den Verzicht auf die Printausgabe haben wir uns auch entschieden, um die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die den Bürgerverein bei der Verteilung unterstützen, nicht zu gefährden.

Und in digitaler Form passiert zurzeit ohnehin vieles in unserer Gesellschaft. Menschen arbeiten im Home-Office, Kinder werden über das Internet beschult und der Videochat vereint selbst über Landesgrenzen hinweg die Großfamilie beim Geburtstagskränzchen. Auch für uns war schnell klar, dass das trubelige Familienleben unter diesen besonderen Umständen nur mit einer gewissen Struktur zu bewältigen ist. Schließlich müssen ja die verschiedenen Bedürfnisse der insgesamt fünf kleinen und großen Haushaltsmitglieder auf engstem Raum Berücksichtigung finden. Tägliche, ausgedehnte Spaziergänge im Leipziger Norden um die fehlenden Bewegungsangebote von Schule und Sportverein zu kompensieren, helfen in jedem Fall dabei auch die letzten grünen Flecken kennenzulernen. Spielplätze wurden bereitwillig getauscht gegen Kletterbäume am Rietzschke-Wanderweg und den riesengroßen Schuttberg zwischen Wiederitzsch und Lindenthal, der einst von der Sanierung der Landsberger Brücke übrigblieb.

Dennoch, was fehlt sind die direkten Kontakte zu den Freundinnen und Freunden aus Schule und Kindergarten. Das Bedürfnis nach Kontakt zu Gleichaltrigen ist groß und setzt kreative Energien frei. Vielleicht sind Sie ja schon einem „Wartewurm“ begegnet? Vielerorts wurde diese schöne Idee umgesetzt, bei der Kinder bunt bemalte Steine an einem gemeinsamen kollektiv bedeutsamen Ort auslegen – und das ganz analog. So eine Kette aus vielen bunt bemalten Steinen befindet sich auch im Viertelsweg an der Karl-Liebknecht-Grundschule.

Auch gebastelte oder gemalte Regenbogen, das Hoffnungszeichen schlechthin, finden sich an manchem Fenster und zeigen – hey, auch hier wartet jemand sehnsüchtig auf ein Wiedersehen!

Mit der Allgemeinverfügung des Freistaates Sachsen vom 17. März wurden aus nachvollziehbaren Gründen massive Einschränkungen für das öffentliche und kulturelle Leben beschlossen. Dies hatte auch direkte Auswirkung auf die Arbeit des Bürgervereins Gohlis und wird sicher noch die gesamte erste Jahreshälfte zu spüren sein, denn die öffentlich wirksamen Vereinstätigkeiten mussten komplett abgesagt werden. So konnten zwei, im Rahmen der Buchmesse geplante Lesungen nicht stattfinden, ebenso wie das für Anfang April vorgesehene Interkulturelle Abendessen und die Mitgliederversammlung unseres Vereins. Die regelmäßigen Veranstaltungen wie AG-Treffen, Seniorennachmittage und die Sprechstunden mussten aufgrund des allgemeinen Kontaktverbots und der vorübergehenden Schließung des Budde-Hauses leider ebenfalls ausgesetzt werden.

Wie es weitergeht, ist im Moment noch sehr unsicher. Die Allgemeinverfügungen gelten immer nur für wenige Wochen, in denen die Infektionszahlen genau beobachtet werden und entsprechend auch die Maßnahmen für das öffentliche Leben neu angepasst werden müssen. Daher kann auch die Planung des Bürgervereins nur sehr flexibel gehandhabt werden. Was wir wissen, ist: größere Veranstaltungen dürfen bis zum 31. August nicht stattfinden. Manches Vorhaben werden wir also in die zweite Jahreshälfte verschieben und manches muss leider bis zum kommenden Jahr warten.

Nach wochenlangem Verzicht ist das Verlangen nach direkten zwischenmenschlichen Begegnungen und kulturellem Input sicher sehr hoch. Daher halten wir an den Planungen für das Interreligiöse Dankfest, ein KIEZGrillen, den Jane’s Walk und weitere kulturelle Highlights fest. Wir halten Sie diesbezüglich natürlich auf dem Laufenden und informieren auf der Homepage, bei Facebook und in der Presse über kommende Veranstaltungen. Wir sind natürlich voller Zuversicht und hoffen, das nächste GohlisForum im Juni wieder schwarz auf weiß, in gewohnter Druckversion präsentieren zu können.

Vielleicht haben Sie in der Zwischenzeit Lust, das Kulturprogramm des Budde-Hauses trotz der Schließzeit mitzugestalten? Auf Seite 19 können Sie erfahren, wie das gehen könnte.

Überhaupt ist es beeindruckend, wie einige von den Schließungen betroffene Klein(st)unternehmer*innen und Gastronom*innen umgehend mit kreativen Maßnahmen auf die Krise reagiert haben. Ob Eis, Bücher oder ein warmes Mittagessen – fast jedes Bedürfnis lässt sich auch ohne die Branchenriesen im heimischen Kiez befriedigen. Eine Zusammenstellung der Angebote von lokalen Gohliser Geschäften finden Sie im Internet beim KIEZgeflüster.

Dennoch, die Corona-Krise hat vor allem die Situation der Kreativ- und Kulturschaffenden in der ganzen Stadt massiv beeinträchtigt. Maria Köhler stellt auf S. 4 die Initiative #DasistLeipzig vor – auf deren Onlineportal werden Kulturschaffende, Spielstätten und Konsument*innen zusammengeführt.

Auch wenn diese Ausgabe des GohlisForums inhaltlich von den besonderen Umständen rund um Corona geprägt ist, so finden Sie dennoch vertraute Rubriken, wie die Demokratieecke (S. 6) und das aktuelle Gohliser Baugeschehen (S. 16). Und es gab ja auch ein Leben vor Corona! Besonders die AG Stadtteilgeschichte war sehr aktiv: auf S. 8 und 9 berichten wir über das Zeitzeugenprojekt mit Schüler*innen der Schiller-Schule, das anlässlich des 30jährigen Jubiläums der Wiedervereinigung angestoßen wurde. Die Initiative zur Restaurierung der Handschwengelpumpe in der Fritz-Seger-Straße stellen wir auf S. 12 vor.

Wie immer wünschen wir Ihnen viel Freude beim Durchstöbern dieses Heftes. Bleiben Sie gesund!

Informationen zum Umgang mit dem neuartigen Coronavirus in Leipzig, Hinweise für den Verdachtsfall, Schutzmaßnahmen, aktuelle Meldungen und Infos zu Maßnahmen zur Eindämmung finden Sie unter www.leipzig.de/coronavirus.

Wenn Sie seelische oder psychosoziale Unterstützung brauchen, finden Sie hier Hilfsangebote.

Hilfsangebote für Frauen, Kinder und Jugendliche bei häuslicher und/oder sexualisierter Gewalt.

Corona-Hotline der Stadt Leipzig

0341 123-0 (täglich zwischen 8:00 und 20:00 Uhr, für medizinische Fragen von 8:00 bis 18:00 Uhr)

Telefon-Hotline Land Sachsen

0800 1000-214 (Montag bis Freitag zwischen 7 Uhr und 18 Uhr sowie am Wochenende von 12 Uhr bis 18 Uhr)

Ökumenische Telefonseelsorge: 0800 1110 111 oder 0800 1110 222;

E-Mailberatung: www.telefonseelsorge.de

Ökumenisches „Corona-Seelsorge-Telefon“: Telefoneinwahl 0351 / 89692890 (montags bis freitags von 9.00 bis 18.00 Uhr)

Beide Telefone sind anonym und für jedermann zugänglich.

Bitte nehmen Sie offizielle Empfehlungen und Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ernst!