von Agnes Niemann

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Frühling ist nun endlich angekommen, wenngleich er uns bis in den Mai hinein ein typisches Aprilwetter bescherte – Regenschirm und Sonnenbrille waren unsere ständigen Begleiter. Der Regen tut der Tier- und Pflanzenwelt sichtlich gut, auch wenn die Bodentrockenheit in Deutschland größtenteils weiterhin sehr bedenklich ist. Das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung verfolgt mit dem Dürremonitor ein anschauliches Forschungsprojekt. Auf der Website können Karten eingesehen werden, die, deutschlandweit oder nach Bundesländern, den tagesaktuellen Dürrezustand unseres Bodens und das pflanzenverfügbare Wasser im Boden anzeigen. In den nächsten Wochen werden Sie das auch vor Ihrer Haustür oder beim Spaziergang feststellen können: selbst unsere Straßenbäume leiden unter der Hitze und lassen ihre Blätter hängen. Die Bäume nehmen regelmäßige Wasserspenden gerne an – vielleicht wird das Gießen einer Baumscheibe in Ihrer Nähe zur neuen Gewohnheit?

Passend zum nahenden Sommer können wir auch eine positive Entwicklung der Corona-Infektionszahlen beobachten: Die Inzidenz in Leipzig sinkt deutlich und es können wieder Lockerungen ermöglicht werden. Die Gastronomiebetriebe freut es und so stolpern wir plötzlich über Freisitze, wo doch gestern noch keiner gewesen ist. Mitte Mai mussten die Biergarten- und Café-LiebhaberInnen noch eine gewisse Robustheit an den Tag legen. Aber was erträgt man nicht alles für das erste frisch gezapfte Pils in Gesellschaft seit langer Zeit?

Leider geht es auch in unserem schönen Stadtteil nicht immer so friedlich zu, wie es zu wünschen wäre. Erst Anfang Mai gab es einen erschütternden Vorfall in einem Wohnhaus in Gohlis-Süd: eine junge Israelin wurde von ihrer Nachbarin im Hausflur massiv antisemitisch beschimpft, bedrängt und am Betreten des Hauses gehindert. Später setzte sich die Attacke durch Klingeln und Beleidigungen an der Wohnungstür fort. Erschütternd ist in diesem Fall auch, dass niemand aus der Hausgemeinschaft der jungen Frau zu Hilfe kam und dass die Polizei erst eine Stunde nach Anruf am Ort eintraf. Nicht nur die Attacke an sich – nein auch die mangelnde Zivilcourage der Nachbarn zeigen, wie wichtig demokratische Aufklärungsarbeit und Möglichkeiten der interkulturellen Begegnung heute in unserem Land noch sind! Der Bürgerverein unterstützt daher seit Jahren die Initiative Weltoffenes Gohlis und das Nordcafé. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten in den letzten beiden Jahren die vielfältigen Veranstaltungen, wie das Interkulturelle Fußballturnier, das interreligiöse Dankfest, Lesungen, Diskussionen und Feste, nicht stattfinden. Wir sind guter Hoffnung, dass wir bald wieder die kulturelle und religiöse Vielfalt in unserem Stadtteil erfahrbar und lebendig machen können. Wenn Sie sich in diesem Bereich engagieren möchten, kontaktieren Sie uns gerne.

Wir wünschen Ihnen einen erlebnisreichen und (noch maßvoll) geselligen Sommer!

Die vollständige Ausgabe kann hier im Archiv gelesen werden.