Von Wolfgang Leyn

Zu den 14 Gartenvereinen (je vier in Gohlis-Nord und -Mitte, sechs in Gohlis-Süd) gehören über 2 000 Schrebergärten. Leipzig hat von allen deutschen Städten die größte Dichte an Kleingärten im Verhältnis zur Einwohnerzahl. 1865 wurden hier auf Anregung des Leipziger Reformpädagogen Ernst Innozenz Hauschild die ersten „Schreberplätze“ angelegt, Turn- und Spielplätze für Kinder von Fabrikarbeitern. Benannt waren sie nach dem 1861 verstorbenen Arzt Moritz Schreber. Der hatte für „systematische Heilgymnastik“ geworben und für die Ertüchtigung der Stadtjugend durch Arbeit im Grünen. Zu den „Schreberplätzen“ gehörten Kinderbeete, um die sich bald schon die Eltern zu kümmern begannen. So entstanden 1869 in Leipzig die Schrebergärten.

Als erster Kleingartenverein im Nordwesten wurde 1884 der „Schreberverein zu Gohlis, bei Leipzig“ gegründet. Seit der Verwaltungs-Neugliederung von 1992 gehört der heutige Kleingartenverein „Schreber-Hauschild“ zu Möckern. Der zweitälteste Verein namens „Naturheilkunde“ in Gohlis-Nord besteht seit 1887. Mit 476 Parzellen auf einer Fläche von 10,90 Hektar ist er zugleich der größte des Stadtteils. Etwa die Hälfte der Parzellen liegt jedoch jenseits der Nördlichen Rietzschke und damit in Wiederitzsch. Der kleinste und jüngste Gohliser Gartenverein ist mit 22 Parzellen auf 0,66 Hektar die „Grüne Hoffnung“ in Gohlis-Mitte, gegründet wurde er 1992.

Die Namen mehrerer Gartenkolonien geben einen Hinweis auf die Initiatoren: So gehen die Wurzeln der 1905 gegründeten „Volksgesundung“ zurück auf den „Allgemeinen Turnverein Leipzig-Gohlis 1848“. An die Lebensreformbewegung seit Mitte des 19. Jahrhunderts erinnert die „Naturheilkunde“. Die „Seilbahn“ wurde 1917 von der Firma Adolf Bleichert & Co. für ihre Beschäftigten angelegt. Kleingärten boten den oft beengt wohnenden Arbeitern und Angestellten ein „Luftbad“ mit Freizeit im Grünen, Gemeinschaftsarbeit, Geselligkeit beim Kinder- und Sommerfest. Sieben der insgesamt 14 Gohliser Anlagen verfügen über ein Vereinshaus mit Gartenkantine.

In den Notzeiten nach dem 1. und dem 2. Weltkrieg dienten die Schrebergärten vor allem der Versorgung mit Lebensmitteln. Anfang des 20. Jahrhunderts unterhielten Gartenvereine wie die „Naturheilkunde“ sogenannte „Milchkolonien“. Bedürftige Kinder erhielten dort in den großen Ferien früh und abends je einen halben Liter Milch und ein Weißbrötchen und konnten sich tagsüber unter Leitung eines Vereinsfreundes auf dem Spielplatz beschäftigen oder kleine Ausflüge unternehmen. 1932 wurde in Gohlis-Nord die Kleingartenanlage „Am Rietzschkestrand“ gegründet. Von deren ursprünglich 177 Gärten wurden fast 100 an Erwerbslose vergeben.

Die Pachtdauer in Kleingartenanlagen ist grundsätzlich nicht begrenzt. Und doch verloren auch in Gohlis im Lauf der Zeit viele Schrebergärtner ihre Parzelle, weil der Boden als Bauland benötigt wurde. So hatte der Verein „Neu-Gohlis“ 1930 eine Größe von rund zwölf Hektar und 424 Parzellen. Ab Mitte der 1950er-Jahre schrumpfte sie kontinuierlich aufgrund des kommunalen oder genossenschaftlichen Wohnungsbaus an Landsberger, Max-Liebermann-, Franz-Mehring-Straße und Viertelsweg. Heute hat die Anlage 65 Parzellen auf gerade noch 1,84 Hektar.

Die meisten Gartenkolonien wurden schon zu DDR-Zeiten staatlich anerkannte Naherholungsgebiete. Die „Seilbahn“ war sogar international erfolgreich: Nach mehreren Auszeichnungen als Sieger im Landeswettbewerb Sachsen und im Bundeswettbewerb erhielt die Anlage 2012 das Europäische Diplom des „Office International du Coin de Terre et des Jardins Familiaux“. Das ist der größte europäische nicht gewerbsmäßige Zusammenschluss von nationalen Kleingärtnerverbänden mit über 2 Millionen angeschlossenen Kleingärtnerfamilien.

In mehreren Anlagen gibt es noch freie Gärten (Stand 21.02.18):
Kleingartenverein / freie Gärten
Am Rietzschkestrand 20
Am Rosental 5
Goldene Höhe 7
Grüne Hoffnung 2
Naturheilkunde 21
Seilbahn 5
Volksgesundung 5