von Ursula Hein

Der Haupt- und spätere Menckestraße
1317 erstmals urkundlich erwähnt, dürfte das Dorf Gohlis eine deutlich ältere slawische Gründung mit dem Namen Goluz sein. Die Lage des Ortes auf eine Anhöhe der Auenniederung entspricht dem Verlauf der heutigen Menckestraße. Entlang der Straße mit dem Anger gruppierten sich die Bauergehöfte.

Der Anger diente jahrhundertelang als Zentrum des Dorfes. Hier stand seit 1685 die Schule, ein kleines flaches Gebäude mit der Lehrerwohnung. 1774 wurde sie aufgestockt und erhielt einen tapezierten Betsaal mit Orgel, Kanzel und Gestühl, eine Stiftung des reichen Schlossbesitzers J. G. Böhme, der auch die Straße pflastern ließ.

Neben der Schule entstand ein Gebäude für die Feuerwehr mit Arrestzelle und dem außen angebrachten Pranger.

1818 wurde das Schulgebäude umgebaut, die Lehrerwohnung vergrößert und ein Garten angelegt. Im 1. Stock war nun die Gerichts- und Gemeindestube, im Erdgeschoss wurde der Leichenwagen neben die Feuerspritze gestellt. Der Anger beherbergte nun die wichtigsten öffentlichen Einrichtungen des Dorfes, was fehlte, war aber weiterhin eine Kirche. Im 19. Jahrhundert reichten die öffentlichen Bauten auf dem Anger nicht mehr aus, das Dorf vergrößerte sich. Eine neues Schulgebäude entstand am heutigen Kirchplatz, seit 1873 hatte das Dorf eine eigene Kirche, die heutige Friedenskirche. Die Gebäude auf dem Anger wurden schließlich 1887 abgerissen und der Platz zu einer Grünanlage umgestaltet. Aus dem Bauerndorf wurde durch den Bau mehrstöckige Wohn- und Mietshäuser, den sogenannten Bürgerhäuser, ein modernes Wohnviertel, das sich schließlich 1890 von Leipzig eingemeinden ließ.

In der Hauptstraße gab es seit den 1890er Jahre eine Pferdekutsche, die die Verbindung zu Leipzig herstellte. Seit 1873 finden sich Gleise für die Leipziger Pferdebahn, die bis zur Gaststätte Weintraube führte. Mit der die elektrische Straßenbahn hielt seit 1890 der Fortschritt seinen Einzug in den neuen Leipziger Stadtteil. Die Hauptstraße wurde dann 1900 in Menckestraße umbenannt

Der Haupt- und spätere Menckestraße
Um 1900 wurde die Hallesche Straße, die heutige Georg-Schumann-Straße, zur Hauptstraße von Gohlis, doch Mittelpunkt des Stadtteils, der jetzt auch über eine eigene Kirche verfügte, blieb weiterhin die Menckestraße mit dem Gohliser Schlösschen, dem Schillerhaus, der Gaststätte Kaiser Friedrich. Neue bürgerlich-repräsentativen Wohnbauten versammelten sich um den alten Ortskern. Die Oberschenke wurde für lange Zeit Treffpunkt für Einheimische und Ausflügler, 1908 musste sie wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Eine Gedenktafel erinnert heute noch an die Oberschenke.

In den 30er Jahren erbaute der Zeitungsverlag Edgar Herfurth & Co. hier ein Doppelwohnhaus für seine Beschäftigten.

Seit 1870 entstand im westlichen Teil der Menckestraße die Schokoladenfabrik Felsche, die sich in DDR-Zeiten zum VEB Goldeck wandelte. In den 60er Jahren arbeitete in diesen Werkhallen die Forschungsabteilung des DDR-Kombinates orsta hydraulik. Nach 2000 entstanden hier Wohnungen, die Gohliser Industrieecke war zum beliebten Wohngebiet geworden. Im Jugendstilhaus Nr. 19 entstand nach 1945 die Poliklinik Nord, seit 1992 ersetzt durch das Ärztehaus in der Nr. 17.

1992 feierte der neu gegründete Bürgerverein Gohlis das 675-jährige Jubiläum von Gohlis mit einem Straßenfest auf der Menckestraße und einer Festveranstaltung im Gohliser Schlösschen. Ein Wandbild mit Gohliser entstand an der Außenmauer des Grundstücks Nr. 32, noch heute erinnert es im Durchgang zum neuerbauten Wohnhaus Nr. 30 an die Ereignisse.

Literatur:
Ebert, Willy, Aus der Geschichte eines Leipziger Vorortes Leipzig 1926 Hötzel, Manfred, Der alte Ortskern von Gohlis In:700 Jahre Gohlis Leipzig 2017 S.31ff.