von Ursula Hein

Das Dorf Gohlis lag nicht im Blickfeld der Archäologen. Erst nach Eingemeindung und Ausbau zu einem beliebten Stadtteil mit neuen Siedlungs- und Industriegebieten hätte es Arbeit für die Ausgräber gegeben. Doch hat man, um den Ausbau nicht zu verlangsamen, lieber archäologische Fundstellen zerstört. Erst in den 90er Jahren wurden die archäologischen Funde die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt .
Nur wenige Streufunde werfen Schlaglichter auf die ur- und frühgeschichtliche Situation von Gohlis.

Der Einzelfund eines Schuhleistenkeils (Dechsel oder Flachbeilen) aus einer Art Basalschiefer (Amphibolithschiefer) wurde schon 1896 gemeldet. 1906 wurde am Gohliser Exerzierplatz eine facettierte Axt aus Amphibolit gefunden, Rückschlüsse auf Zeit und Fundplatz lassen sich daraus nicht ziehen.
Ende Oktober 1937 untersuchte Kurt Braun eine Fundstelle im Gartenverein Erdsegen. „Herr Lehrer Laudel hatte beim Ausheben eines Baumloches eine Anzahl Scherben in 1m Tiefe gefunden und er ins Naturkundliche Museum der Stadt gebracht“.

Die Scherben stammen von verschiedenen jungbronzezeitlichen Gefäßen, darunter wenigstens ein großes, dickwandiges Gefäß. Weitere Scherben ließen nach Meinung Kurt Brauns auf eine jungbronzezeitliche Siedlung schließen.

Weitere Einzelfunde von wenigen Feuersteinartefakten bringen keine weiteren Erkenntnisse. Oberlehrer Moschkau, ein Vertrauensmann für Bodenaltertümer im Bezirk Groß-Leipzig, beschreibt ein kleines Steinbeil, das am 20.7.1944 aus dem Auswurf eines Bombentrichters in der Pariser Straße/heute Virchow-Straße geborgen wurde. Ein Fundzusammenhang war natürlich nicht zu klären. Während in Leipzig von der Bronzezeit bis ins Mittelalter zahlreiche Fundstellen belegt sind, scheint Gohlis fundleer zu sein. Nur eine wohl slawische Scherbe aus der Menckestraße (Grabung GQI-21) könnte zeitgleich mit der ersten urkundlichen Erwähnung von Gohlis einhergehen (1317 n Chr. Golzu bzw. 1359 n Chr., Golusch). Erst aus der Zeit der Völkerschlacht 1813 gibt es wieder Fundmaterial. 2011 fand sich bei der Verlegung einer neuen Trinkwasserleitung im Bereich des ehemaligen Kasernenareals – heute Kaisergärten- eine längliche Grube mit menschlichen Knochen. Die archäologischen Untersuchungen (GQI-18) identifizierten zehn ev. auch dreizehn 13 Einzelindividuen des Massengrabes.

Die Toten waren ohne erkennbare Regelmäßigkeit und äußerst spärlich bekleidet ins Grab „verbracht“ worden. Der Fund eines Uniformknopfes mit zwei Kanonen auf einem Anker weist die Bestatteten der französischen Armee, genauer dem 1.Regiment der französischen Marineartillerie zu. Es handelt sich wohl um französische Soldaten, die bei den Kämpfen um Möckern während der Völkerschlacht am 16.Oktober 1816 fielen und deren geplünderte Leichen im Massengrab verscharrt wurden. bekleidet ins Grab „verbracht“ worden. Der Fund eines Uniformknopfes mit zwei Kanonen auf einem Anker weist die Bestatteten der französischen Armee, genauer dem 1.Regiment der französischen Marineartillerie zu. Es handelt sich wohl um französische Soldaten, die bei den Kämpfen um Möckern während der Völkerschlacht am 16.Oktober 1816 fielen und deren geplünderte Leichen im Massengrab verscharrt wurden

Die jüngsten, archäologischen Untersuchungen erfolgten als Bauvorbereitung für den neuen REWE-Markt an der Breitenfelder Straße, Ecke Möckernsche Straße. Auf diesem unbebauten Areal standen zunächst eine DDR-Kaufhalle und nach 1990 ein kleiner REW-Markt.(Abb.3) Auf diesem „Knochenplatz“ genannten Areal war von 1851-1868 der Gohliser Friedhof, der dann an den heutigen Viertelsweg/ Franz-Mehring-Straße der neue Gohliser Friedhof verlegt wurde. Die Fundamente der Bebauung von 1949 hatte das Areal zwar stark gestört, jedoch fanden sich bei den neusten Bauarbeiten noch Gräber von 13 Personen in randlicher Lage zum parkähnlichen Eckgrundstück. Es erstaunt doch sehr, dass diese Toten bei der Auflassung des Friedhofs im 19. Jahrhundert nicht auf den neuen Friedhof umgebettete wurden.